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Das Innenleben eines Machtmenschen

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Der Einstellung, das Menschenbild und die Haltung des Machtmenschen werden in erster Linie davon bestimmt, dass er auf Macht aus ist. Er kennt nichts Schöneres, als zu herrschen. Machtmenschen haben den unbändigen Drang, die Herzen und Gedanken anderer zu lenken. Christliche Gemeinden und Kreise sind Bereiche, wo sie diesem Bedürfnis meist ungehindert nachgehen können.

Machtmenschen sind in der Regel intelligent und gewinnend; ihren ganzen Einfluss und ihre ganze Energie stecken sie in den Machtkampf. Sie suchen von früh bis spät nach Methoden und Argumenten, die ihnen helfen, ihre Position auszubauen.

Sind diese Menschen krank? Ich bin mir nicht ganz sicher. Es ist möglich, dass ihre Seele einem Auto mit verbogenem Rahmen gleicht. Meiner Ansicht nach geht es aber in erster Linie um eine eingefahrene Handlungsorientierung, eine „Kontinuierlichkeit der Sünde“ (Kierkegaard). In Jakobus 1,14 - 16 ist von der „Versuchung zur Sünde“ die Rede. Da heißt es:

„Wer versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Wenn die Begierde geschwängert ist, gebiert sie die Sünde; wenn aber die Sünde reif ist, gebiert sie den Tod“ (Vers 15).

Um welche Art von Sünde geht es bei Machtmenschen? Wenn wir Jakobus 3,16 und 4,1 - 2 nachlesen, werden dort Neid, Selbstbehauptung und Machtlüsternheit genannt; ihre Folge sind Streit und Unfriede. Hier sind wir am Kern der Sache. Gewisse Menschen sind zur Machtbegierde disponiert, so wie andere Menschen für andere Sünden besonders anfällig sind. Alle Menschen sind solchen Neigungen ausgesetzt. Deswegen steht im 1. Petrusbrief: „Haltet euch frei von selbstsüchtigen Begierden, die gegen die Seele streiten!“ (1. Petr. 2,11.) Hat jemand eine latente Machtbegierde und gibt er ihr in seiner Phantasie und in seinen Gefühlen Raum, wird die Begierde „geschwängert“ und gebiert die Sünde. In diesem Fall bedeutet das, dass sich ein Mensch dem schlimmsten aller Rauschzustände ausliefert: dem Machtrausch. Wer dem Machtrausch fortgesetzt nachgibt, wird nach und nach sein Sklave, „denn von wem jemand überwunden ist, dessen Sklave ist er geworden“ (2. Petr. 2,19). Soweit ich es als Christ und Seelsorger beurteilen kann, wird ein Mensch gewöhnlich auf diese Weise zum Machtmenschen.

Kann solch ein Mensch Christ sein? Ich will mich mit meinem Urteil zurückhalten, zumal es Menschen gibt, die keine Vollblut-Machtmenschen sind, aber machtlüsterne Tendenzen erkennen lassen. Ihre Lebensführung und ihre Haltung weisen eine Reihe von Zügen auf, die zum Gesamtbild des Machtmenschen passen.

Dennoch ist es sehr ernst zu nehmen, wenn Jakobus den zitierten Worten hinzufügt: „Wenn die Sünde reif ist, gebiert sie den Tod.“ Das entspricht dem, was in 1. Johannes 5,16 - 17 steht: „Es gibt Sünde, die zum Tode führt …

Alles Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tode führt.“ In 2. Petrus 2,12 ist von Menschen die Rede, die an ihrer eigenen Verdorbenheit zugrunde gehen.

Es kann geschehen, dass sich der Machtmensch so lange dem Machtrausch hingibt, bis dieser die Steuerung seiner gesamten Persönlichkeit übernimmt. Dann besteht die Gefahr, dass es zum geistlichen Tod kommt.

Wölfe im Schafspelz

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