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Vom Strand zur Düne
ОглавлениеIrgendwann gelingt es mir dann doch, meiner Retterin klar zu machen, dass sie mich unbesorgt aus ihrer Fürsorge entlassen kann. Schließlich wird es für mich Zeit, meinen Strandspaziergang fortzusetzen. Wenn ich jetzt irgendetwas ganz dringend brauche, dann ist das Erholung von dem Schreck, den ich gerade erlebt habe. Aus dem Tief muss ich jetzt ganz schnell wieder rauskommen. Dazu brauche ich unbedingt meine Ruhe. Ansonsten wird es nichts werden mit der Eingebung und auch nichts mit einer lustigen und schönen Geschichte. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch und kein Algorithmus, der seine Ergebnisse auf Knopfdruck abrufen kann. Ich bin ein sensibles Wesen, das für seine Arbeit eine kreative Atmosphäre braucht. Und dazu muss ich mich konzentrieren können. Konzentrieren kann ich mich aber nur, wenn ich allein bin. Also verabschiede ich mich von der Samariterin nicht ohne ihr meine Karte zugesteckt zu haben, die ich gewohnheitsmäßig immer mit mir führe. Schließlich kann man ja nie wissen, wozu das gut sein kann. Das jetzt, das ist eine solche Situation. Was soll ich sagen. Es ist nicht gerade so, dass wir uns unter Tränen voneinander verabschieden. Dafür kennen wir uns denn doch zu wenig. Aber ein wenig Wehmut ist schon dabei. Wer weiß, ob wir uns jemals wiedersehen. Immerhin hat die gute Frau mir vermutlich das Leben gerettet, als sie mich mit ihrem beherzten Auftreten aus den Fängen dieses Verrückten befreit hat. Das hätte nicht jede getan. Und ganz nett ist sie schließlich auch noch und total unattraktiv nun auch wieder nicht. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, diese Frau mit dem Mut einer Löwin sei mir unsympathisch. Aber ich kann solche Gefühlsduselei jetzt nun einmal nicht gebrauchen. Das lenkt nur ab. Schweren Herzens lässt mich die herzensgute und echt attraktive Frau schließlich meines Weges ziehen. Wir suchen den Blickkontakt, reichen uns wortlos die Hände. Dann wende ich mich ab und eile so schnell, wie es einem Mann meines Alters nun einmal noch möglich ist, hinauf auf die Dünung. Wie nicht anders zu erwarten, rutsche ich bereits nach wenigen Schritten auf dem losen Sand aus und gleich darauf ein wenig ab, so dass ich mich mit den Händen abstützen muss. Die Dünung zu erklimmen gelingt mir dann schließlich doch noch. Allerdings auf allen Vieren. Als ich noch einmal zurück schaue zu meiner Retterin meine ich in ihren Augen so etwas wie eine ganz kleine Belustigung mit einem leichten Touch zum Spott ablesen zu können. Aber das war es dann auch schon. Ich winke ihr zum Abschied. Sie winkt fröhlich zurück. So etwas Blödes wird mir jedenfalls nicht wieder passieren. Von jetzt ab achte ich ganz genau darauf, wo ich hintrete. Aber hier oben ist ja zum Glück ohnehin nicht damit zu rechnen, dass irgendwelche Kinder ihre Sandburgen bauen oder sonnenhungrige Frauen ihre Hunde nicht im Griff haben. Jetzt kann es also losgehen, denke ich mir gerade noch, als mich auch schon wieder so ein unerwarteter Vorfall daran hindert, mein Vorhaben umzusetzen.