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Das Missverständnis

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Ich bin der Jupp, wohn’ auf dem Land

und hatt’ ’ne Freundin in der Stadt.

Sie war zu mir äußerst charmant

und reden konnt’se wie vom Blatt.

Ich kenne mich in vielen Fällen

und manchen Dingen recht gut aus.

So weiß ich viel von Schweineställen

und wie man renoviert ein Haus.

Die Lisa, so ihr Name ist,

die wußt’ sehr viel und las auch Bücher.

Sie niemals rührt’ nur an den Mist,

weil viel zu edel ihre Tücher!

Und wenn sie mit mir reden tat,

dann sprach nur sie – ich nickte bloß.

Erst kürzlich, es war schon recht spat,

da hockte sie auf meinem Schoß

und sagte zärtlich: „Lieber Bub, …“

– so sprach sie jedes Mal mich an –

„gehst du mit mir zum Swinger-Club?

Du wärst dafür der rechte Mann!“

Ich nickte nur, war hocherfreut,

denn „Ringer“ hatte ich verstanden.

Auch hatte ich es nicht bereut,

da sich bei mir Muskeln befanden!

So konnt’ ich zeigen meine Stärke

als Ausgleich all der vielen Werke,

die sie daheim von Goethen las.

Dagegen war mein Wissen blaß!

Dann kam der Tag, wir fuhren los

mitten ins Industriegebiet.

Die Gegend war nicht sehr famos,

drum sang ich auch kein fröhlich’ Lied.

Dann parkten wir vor ’nem Gebäude,

vor dem schon viele Autos standen.

Lisas Augen glänzten vor Freude.

Wo wir uns eigentlich befanden,

davon ich hatte keinen Schimmer,

denn an der Tür, da war kein Schild.

Kurz drauf standen wir in ’nem Zimmer

und Lisas Augen glänzten wild.

Das Zimmer war wohl mehr ’ne Bar.

Dort war ein dunkel rötlich’ Licht.

Das alles fand ich sonderbar,

zumal aus meiner ländlich’ Sicht

hier auch die Kleidung war sehr rar.

„Die machen hier wohl grad ’ne Pause

vom vielen Ringen auf der Matte!“,

dacht ich, trank eine kühle Brause.

Der Herr neben mir, ohne Krawatte,

der auch ansonsten wenig an,

sprach: „Trinke schnell noch Cafe mit Latte*,

denn ich bin gleich schon wieder dran!“

Die Lisa war derweil verschwunden,

was ich recht sonderbar empfand.

Wollt’ sie so ihre Lieb’ bekunden?

Ich wußt’ es nicht, bin ja vom Land.

So schlich ich tastend durch die dunklen Gänge,

gelangte in ’nen großen Raum.

Dort sah ich eine wilde Menschenmenge,

auch einen Kerl, so groß wie’n Baum,

der lag mit Lisa auf der Matte

und wenn ich’s richtig konnte seh’n,

hatte der ’ne Riesen-…… <= *) siehe oben!

Das aber fand ich gar nicht schön

und riß ihn von der Lisa runter.

Doch diese hatte nichts mehr an

und sprach zu mir nun gar nicht munter:

„Laß doch zufrieden diesen Mann,

der wollt’ mich grad so richtig minnen!“

Dann spürte ich ’nen derben Stoß,

danach entschwand sie meinen Sinnen.

Als ich aufwacht’, ganz ohne Hos’,

befand auch ich mich auf dem Boden.

’ne fremde Frau lag neben mir

und fummelte an meinen H_den. <= Silberfischchen

Sie hatte daran ihr Plaisir.

„Ich muß Sie doch wohl ganz arg bitten …!“

Hier missverstand sie meine Wort’

und spielte nun mit ihren Titten. <= blindes Silberfischchen

Mir war’s zuviel, ich wollt’ schnell fort.

Die Lisa, die ließ ich zurück

und such’ seit dem ein neues Glück!

Heiner der Reimer (2) - Eine Anthologie

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