Читать книгу Heiner der Reimer (1) - Eine Anthologie - Eklow Nelees - Страница 27

Tagebuch einer Eintagsfliege

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Ich sitze hier und redigiere

ein Tagebuch, das ich studiere.

Von einer Eintagsflieg’ es ist,

die schon lang liegt in der Kist’.

Obzwar sie lebte fast zwei Tage,

war ihr Leben nur eine Plage.

Es währte wohl so 40 Stunden,

nun hat sie es ja überwunden

und friedlich sie entschlafen ist.

Ihr Grab ist dorten auf dem Mist.

Das Fliegen lernt’ sie in Sekunden

und als sie flog nur ein paar Runden,

da musste sie sich tüchtig sputen,

die Kindheit währte nur Minuten!

Wollt’ sie sich dabei nicht verletzen

oder landen in Spinnennetzen,

so mußt’ sie geben Acht gar sehr.

Ja, ihr Leben war schon schwer!

So zu Anfang einer Stunde

flog sie wieder in die Runde,

schaute wohl nach Futter aus

und ob ein Partner wär’ im Haus,

der sie könnt’ geschwind begatten,

damit beid’ sie Nachwuchs hatten.

Zum Studier’n war keine Zeit,

wenn man hatte jung gefreit!

Was sollt’ auch ’ne Flieg’ studieren,

wenn sogar beim Kopulieren

durft’ sie keine Zeit verlieren?!

Denn ihre Zeit, die war ja knapp,

bald schon wartete das Grab!

Deshalb legt’ sie fleißig Eier,

dieses war ihr Lebensziel.

Wieviel sind’s? Das weiß der Geier!

Auf jeden Fall waren es viel!

Bald schon dräute ihre Stunde

(oder war’s wohl die Sekunde?),

als ihr Leben ging zu End’,

schnell noch faltet’ sie die Händ’,

summt’ dann leise noch ein Lied

und mit Sanftmut sie verschied.

Ja, so war ihr Lebenslauf,

und wir regen uns schon auf,

wenn wir hocken im Wartezimmer,

nur für ’ne Stunde, nicht für immer!

Heiner der Reimer (1) - Eine Anthologie

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