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Zwei

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William

»Eine persönliche Assistentin? Ich benötige keine Assistentin? Die letzte hat sich von Alexander ficken lassen. Und sie war 15 Jahre älter als er«, fahre ich meine Mutter an, als sie nervös auf die Uhr blickt. Sie zögert den Start unseres Flugzeugs jetzt schon seit zehn Minuten heraus, weil sie noch auf diese neue Assistentin warten möchte. »Sie schafft es ja nicht einmal, pünktlich zu erscheinen.«

»Das ist nicht ihre, sondern meine Schuld. Sie wusste bis vor ein paar Minuten noch nichts von ihrer neuen Stelle«, erklärt meine Mutter. »Ich habe Johann erst vorhin zu ihr geschickt. Und Johann hat mir eben geschrieben, dass sie zugesagt hat.«

»Eine Amerikanerin?«, will ich wissen und rümpfe die Nase. Amerikanerinnen sind gut für einen schnellen Fick, aber nicht für eine Anstellung im Palast. Aber wahrscheinlich ist sie auch nicht zu alt, um gut für einen schnellen Fick zu sein.

»Um genau zu sein, scheint sie mir Mexikanerin zu sein.«

Ich schnaube. »Sie kann noch nicht einmal englisch?«

Meine Mutter lacht und schüttelt den Kopf. »Sie kann viel mehr als das, habe ich den Eindruck.« Sie mustert mich abfällig. Diesen enttäuschten Blick in ihrem Gesicht kenne ich. Etwas anderes als das hat sie für meinen Bruder und mich nicht mehr übrig. Schon eine Weile nicht mehr. Seit Vaters Tod nicht mehr. Egal, was wir tun, wie sehr wir uns bemühen, es ist nie genug. Also haben wir aufgegeben, uns zu bemühen und tun, wonach uns ist. Auf diesem Weg können wir zumindest eine Spur von dem schmecken, was Freiheit bedeutet. Denn Freiheit haben wir nie besessen. Wir gehören der Krone und nicht die Krone uns.

»Wie alt ist sie? 70?«, fahre ich sie an, denn ich ahne Schlimmes.

»Johanns Recherchen nach ist sie 25.«

»25? Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Alexander wird sie in spätestens einer Woche verbraucht haben.« Ich lache düster auf. Ich habe keine Lust auf eine neue Assistentin, aber natürlich weiß ich, dass ich eine brauche, wenn ich Mutter Johann nicht weiter abtrünnig machen will. Ich habe den Eindruck, dass Johann mich in letzter Zeit immer weniger leiden kann. Weil ich es ihm zugegebenermaßen nicht gerade einfach mache.

Als ich nach draußen sehe, fährt gerade eine Limousine vor. Johann steigt hinten aus, läuft humpelnd um das Auto herum und öffnet die Tür auf der anderen Seite. Johann war früher einmal Chef der Security gewesen, bis eine Kugel, die für meinen Vater bestimmt war, seinen Oberschenkelmuskel zerrissen hat. Seither humpelt er und arbeitet als persönlicher Assistent und Bodyguard meiner Mutter. Aber in den letzten Jahren ist er viel mehr Assistent als Bodyguard, was wohl an seinem Alter liegt. Johann ist alt genug, um längst Rentner zu sein. Aber er weigert sich stetig, in Rente zu gehen.

Die Frau, die aus dem Auto steigt und das kleine Flugzeug flüchtig mustert, hat glänzendes, langes schwarzes Haar und einen Milchkaffeeteint. Dass ihre Augen fast schwarz sind, erkenne ich sogar von hier oben, als ihr Blick über die runden Fenster huscht. Sie folgt Johann zum Kofferraum und nimmt ihm ihren Rollkoffer ab. Kurz scheinen die beiden zu diskutieren, wer den Koffer ziehen soll. Am Ende setzt sie sich durch und folgt Johann und einem unserer Männer von der Security zum Flugzeug. Ich hefte meinen Blick gespannt auf den Eingang. Zuerst betritt Johann das Flugzeug, sein Blick sucht meine Mutter, er verbeugt sich vor ihr, dann findet sein Blick Alexander, der ganz hinten sitzt und in der Times liest, und dann mich. Er verzieht das Gesicht und sieht mich deutlich warnend an. Ich grinse ihn nur breit an.

Dann betritt sie das Flugzeug, in eine enge Röhrenjeans und eine bunte Bluse gekleidet, als hätte sie sich schnell etwas übergeworfen. Ihr Blick ist nervös und wechselt zu überrascht, als sie meine Mutter entdeckt.

»Euer Majestät«, stößt sie aus und ihr Akzent beschert mir fast sofort einen Orgasmus.

»Fuck«, stöhne ich leise. Diese Frau ist heiß. Sie ist der Wahnsinn. Diese Kurven. Diese Augen, groß, rund und dunkel! Und hatte ich die Kurven schon erwähnt?

Ich werfe einen Blick über die Schulter zurück und sehe das breite Grinsen meines Bruders, der es tatsächlich geschafft hat, seine Zeitung aus der Hand zu legen. Er verschlingt meine Assistentin mit den Augen. Ich hatte es geahnt.

»Maya, willkommen. Es freut mich, dass Sie zugesagt haben.«

Sie bleibt neben der Nische meiner Mutter stehen. »Entschuldigen Sie. Ich hatte … Also Johann hat nicht erwähnt, dass er für Sie arbeitet.«

Meine Mutter lächelt. »Ich weiß, ich habe ihm ans Herz gelegt, nicht zu sagen, für wen Sie arbeiten werden.«

Sie drückt eine Hand auf ihre Brust, was meinen Blick dorthin lenkt. Ihre Bluse ist gerade weit genug, um nicht zu eng zu sein. Sie kann nicht verbergen, dass sich unter dem geblümten Stoff ein paar volle, runde Brüste verstecken. Mehr als in eine Hand passen würde. »Sie möchten, dass ich Ihre …«

Meine Mutter schüttelt den Kopf, dann sieht sie mich an. »Mein ältester Sohn hat die Assistentin meines jüngeren leider verjagt, weswegen William eine neue Assistentin benötigt. Sie sind mit Ihrem Bruder klargekommen, ich denke, Sie kommen auch mit ihm klar.« Sie sieht Alexander warnend an, was wohl bedeutet, dass er die Finger von ihr lassen soll. Was definitiv nicht passieren wird. Nach diesem Blick wird er sie nur noch mehr wollen. So wie ich.

Ich stehe aus meiner Nische auf, gehe auf sie zu und reiche ihr meine Hand, obwohl das gegen das Protokoll verstößt. Aber scheiß auf das Protokoll. Ich muss der Erste sein, den sie sieht. Ich muss derjenige sein, der sich in ihr Gedächtnis brennt. Und am besten sofort in ihr Höschen. Denn dieses Mal gewinne ich diesen Wettkampf. »William«, stelle ich mich vor.

Verwirrt sieht sie meine Hand an, nimmt sie dann aber, senkt den Blick und knickst vor mir. »Euer Hoheit.«

»William«, wiederhole ich. »Wir werden so eng zusammenarbeiten, da ist dieser ganze Kram doch nur hinderlich und nervenaufreibend.« Als ich das Wort eng erwähne, sehe ich Alexander tief in die Augen, das Funkeln in seinen zeigt mir, dass er die Herausforderung angenommen hat.

»Das ist das Protokoll«, erinnert meine Mutter mich.

»Natürlich, Euer Majestät«, entgegne ich. »Aber Ihr wisst so gut wie ich, dass wir im privaten Rahmen gern darauf verzichten.«

»Maya«, sagt sie und ihre dunklen Augen sehen in meine, was mir fast die Luft zum Atmen raubt. Sie sieht wirklich aus wie eine Mayagöttin. Und ich halte noch immer ihre kühle Hand in meiner. Ich streichle mit meinem Daumen über ihre Knöchel, bevor ich sie loslasse.

»Dann nutzen wir doch den Flug, um uns kennenzulernen und Ihre Aufgaben durchzugehen.« Ich weise mit einer Hand in die runde Sitznische. Johann nimmt ihr den Koffer ab und verstaut ihn über unseren Köpfen.

Ihr Blick ist nervös, als sie sich mir gegenüber setzt. Sie zieht einen Notizblock aus ihrer kleinen Handtasche und nimmt einen Stift aus dem Umschlag, dessen Ende stark zerkaut aussieht. Ich muss lächeln, als sie den Kuli sofort zwischen ihre vollen roten Lippen führt und anfängt, darauf herumzukauen. In meinem Unterleib explodiert eine mittlere Hitzewelle. »Heiß«, flüstere ich leise.

Sie hebt den Blick. »Wie bitte?«

»Nichts«, sage ich grinsend. »Ich frage mich nur, ob Sie immer so perfekt organisiert sind.«

»Was? Oh, nein. Eh ja.« Sie rutscht auf den weißen Ledersitzen herum, dann schlägt sie die Beine übereinander, zieht ein blutrotes Band von ihrem Handgelenk und windet es um ihr Haar, so dass es jetzt als langer Zopf über ihren Rücken fällt. »Eigentlich bin ich besser vorbereitet. Ich hatte nur nicht viel Zeit. Ich werde mir einen Großteil meiner Sachen nachschicken lassen müssen.« Sie reißt die Augen noch weiter auf. »Das ist doch möglich, oder? Ich hab nicht viel einpacken können.« Sie schlägt eine Hand erschrocken vor ihren Mund. Und ob man es glauben mag oder nicht, aber ihre Augen werden sogar noch größer. »Wo werde ich denn wohnen?«

Ich kann mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. »Im Palast, direkt neben meinen Zimmern.« Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Sie sind meine persönliche Assistentin, also rund um die Uhr für mich erreichbar. Und Sie bekommen natürlich alles, was Sie benötigen.« Ich runzle die Stirn. »Wer sollte Ihnen denn Ihre Sachen nachschicken?«

»Mein Bruder Emilio«, sagt sie und blickt über meine Schulter nach oben. Neben mir schiebt mein Bruder sich in unsere Nische und setzt sich. Ich stöhne laut auf und verdrehe die Augen.

»Musst du nicht dafür sorgen, dein Chaos von gestern Nacht zu beseitigen?«, will ich genervt wissen.

»Welches Chaos?« Alexander grinst selbstzufrieden.

Er weiß genau, welches Chaos ich meine. Die beiden völlig zugedröhnten Frauen in seinem Hotelzimmer, die bezeugen könnten, dass der zukünftige König von England mit ihnen zusammen ein paar Lines durch die Nase gezogen hat.

»Also, Maya, verraten Sie uns doch, was Sie gerne machen, wenn Sie nicht gerade als Assistentin arbeiten«, will mein Bruder wissen und verschränkt die Arme vor der Brust.

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