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Kapitel 3

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Ich parkte meinen Wagen vor der Kneipe, die aussah, wie ein ganz normales Lokal, doch in Wahrheit war es ein Treffpunkt der übernatürlichen Gemeinde. Rasch stiegen Violetta und ich aus und betraten die Spelunke. Der typische Kneipengeruch aus Alkohol, Zigarettenrauch, Schweiß stach mir in die Nase. Aus der Seitenstraße kam der Geruch von mehr oder weniger alter Kotze. Angewidert verzog ich das Gesicht. Trotz all der Jahre konnte ich mich an den Mief einfach nicht gewöhnen. Das Innere der Kneipe war eher düster. Vierertische standen im Raum verteilt herum und an den Wänden gab es kleine bequeme Sitznischen. Die Kneipe war, wie immer eigentlich, gut besucht. Die Gäste musterten mich verstohlen und manche rutschten auf ihren Sitzen herum. Jemand mit meiner Reputation musste leider damit rechnen so beäugt zu werden. Violetta hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Anfangs hatte sie sich dabei unwohl gefühlt. Nach einem kurzem Blick in die Runde steuerte ich geradewegs auf den Bartresen zu. Dahinter stand nämlich der Grund meines Besuches. Jovana, meiner Vampirfreundin, gehörte die Kneipe und sie arbeitete regelmäßig als Barfrau. Vor Jahren hatten wir uns kennengelernt. Damals war ich noch ein jugendlicher werwölfischer Ausreißer. Bei einer Konfrontation mit einem anderen Werwolf war ich schwer verletzt worden. Jovana half mir, gab mir was zu essen, ein Dach über dem Kopf und versorgte meine Wunden. Seitdem waren wir Freunde. Lächelnd lief ich zu ihr. Sie kam hinter der Bar hervor. Allerdings machte sie ein todernstes Gesicht. Ihr Mund war zu einer harten Linie zusammengepresst. Sie trug ein schönes buntes Mittelalter-Kleid mit flauschigen Ärmeln und langem bauschigen Saum, der fast über den Boden streifte. Die Absätze ihrer Stiefeletten klackerten auf dem Boden. Wie immer waren ihre rostbraunen Locken zu kunstvollen Locken geflochten. Meine gut 250 Jahre alte Zigeuner-Vampirfreundin packte mich ohne Begrüßung am Arm und zog mich zu einer der Sitznischen. Mit gerunzelter Stirn musterte ich sie. Was ist denn mit ihr los? Verwundert nahm ich auf der Bank platz und wartete auf eine Erklärung. Violetta setzte sich neben mich, während Jovana uns gegenüber saß. Sie seufzte. “Augustin ist verschwunden!“ “Du tust ja so, als wüsste ich um wen es geht“, sagte ich verdutzt. “Hilf mir bitte auf die Sprünge. Wer soll dieser >Augustin< sein? “ Sie kniff die Augen zusammen. “Augustin ist ein uralter Freund von mir. Ebenfalls von der blutsaugenden Sorte. Wir kennen uns schon seit über 100 Jahren. Er war seit neustem in der Stadt, aber jetzt hat er sich schon seit über einer Woche nicht mehr gemeldet! Heute war ich in seiner Wohnung, weil ich mir Sorgen gemacht habe! Niemand war da!“ Ich kratzte mich am Hinterkopf und dachte nach. “Nö, tut mir leid. Der Name sagt mir nichts. Habe ich den wirklich mal kennengelernt?“ Genervt grummelte sie. “Ja, das letzte mal vor fünf Jahren oder so. Damals war er auch eine Weile zu Besuch bei mir. Erinnerst du dich ehrlich nicht mehr? Großer Mann, breit wie ein Baum, lange dunkle Haare und unheimlich attraktiv.“ Ich zuckte mit den Schultern. “Die Beschreibung sagt mir nicht viel, aber es kann sein, dass es mir so langsam dämmert. Ich glaube, ich weiß jetzt von wem du redest. Ist ja auch egal. Der ist also verschwunden?“ “Ja!“, sagte sie. “Bestimmt ist ihm irgendwas passiert! Du musst rauskriegen, wo er ist und was da geschehen ist!“ Ich faltete meine Hände auf dem Tisch. “Ganz, wie du wünscht. Aber was ist, wenn er einfach weitergezogen ist? Nicht hinter jedem Verschwinden steckt eine Tragödie, manchmal brechen die Leute einfach auf und gehen weg.“ Mit leiser Stimme und gesenktem Blick sagte sie: “Er würde nicht einfach gehen ohne sich zu verabschieden! Irgendwas ist da passiert!“ “Na gut“, erwiderte ich. “Selbstverständlich kann ich der Sache nachgehen, wenn du möchtest. Gib mir seine Adresse, Namen von Bekannten und ähnlichem, dann lege ich los.“ Sie schaute auf. “Da ist noch was... Ich habe mich ungehört. Er ist nicht der Einzige, der verschwunden ist. 10 bis 15 Übernatürliche aus der Gegend werden vermisst. Ich habe schon eine Liste erstellt.“ “Tatsächlich?!“, fragte ich. “Okay, das verändert die Lage. Das ist wirklich verdächtig... Ich gehe der Sache nach.“ “Danke, Oskar“, sagte sie und reichte mir die Namensliste plus einen Umschlag voller Geld. Ich öffnete die Umschlag und begutachtete die Moneten. Sofort verschloss ich den Umschlag wieder und gab ihn ihr zurück. “Du weißt, dass ich kein Geld von dir nehme. Wenn du meine Hilfe brauchst, helfe ich dir einfach. Dafür will ich kein Honorar. Ich kümmere mich auch so darum.“ “Danke“, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. “Das weiß ich sehr zu schätzen!“ Unbehaglich tätschelte ich ihre zarte Hand. “Mache ich doch gerne. Freut mich, wenn ich helfen kann. Kann ich sonst noch was für dich tun?“ Sie schüttelte den Kopf. “Nein. Finde einfach nur Augustin wieder!“ “Ich tue, was ich kann“, versicherte ich ihr. “Ehe ich es vergesse, hast du irgendein Foto oder eine Zeichnung von ihm, damit ich ihn auch erkenne, wenn ich ihn sehe.“ “Natürlich! Moment“, sagte sie und kramte aus den Untiefen ihres Kleides ein altes Schwarz-Weiß-Foto hervor. Darauf war Jovana mit einem Mann abgebildet. Sie steckten in der damals üblichen Kluft und schauten einander lächelnd an. Die Legenden darüber, dass Vampire nicht fotografiert werden können waren allesamt unwahr. Ich nahm das Foto und begutachtete den Mann. Er war groß und breit gebaut. Seine Haare waren, wie für die Zeit üblich, halblang und glatt nach hinten geschmiert. Er trug einen schicken Anzug und legte einen Arm um Jovanas Hüften. Ich reichte das Bild an Violetta weiter, die bis hierhin stumm neben uns gesessen hatte. Voller Tatendrang klatschte ich in die Hände. “Wunderbar. Jetzt habe ich, glaube ich, alles was ich brauche. Wenn doch noch was ist, melde dich bei mir. Ich bin rund um die Uhr für dich erreichbar, so wie immer.“ Sie nickte. “Passt auf euch auf.“ Ich lächelte. “Du kennst mich doch. Vorsicht ist mein zweiter Vorname.“ Kurz verabschiedeten wir uns voneinander, dann gingen Violetta und ich wieder. Wo fangen wir am besten an zu suchen?, überlegte ich. Sollen wir nochmal die Wohnung absuchen? Meine Nase ist wesentlich besser, als die von Jovana. Vielleicht hat sie etwas übersehen. Draußen am Wagen bemerkte ich, dass Violetta mich von der Seite beäugte. Ich runzelte die Stirn. “Ist was?“ “Fandest du das Verhalten von Jovana nicht auch ungewöhnlich?“, fragte sie. “Dieser Augustin muss ihr wirklich sehr wichtig sein, wenn du verstehst, was ich meine.“ “Was willst du mir damit sagen?“, fragte ich irritiert. “Ich verstehe dich nicht.“ Violetta verdrehte die Augen. “Das kann doch nicht dein ernst sein? Siehst du das wirklich nicht?“ “Was soll ich sehen?“ Sie seufzte gespielt und hielt mir das Schwarz-Weiß-Foto hin. “Das Bild hier zum Beispiel. Er legt den Arm um sie und sie schauen sich verliebt in die Augen. Zwischen den beiden läuft doch irgendwas, oder ist zumindest in der Vergangenheit gelaufen!“ “Ach soooo jetzt verstehe ich worauf du hinauswillst“, sagte ich. Kurz herrschte Stille, dann zuckte ich mit den Schultern. “Keine Ahnung. Kann schon sein. Darüber weiß ich nichts.“ Sie kicherte. “Das sieht doch ein blinder mit Krückstock!“ “Dann bin ich wohl blind auf dem Auge“, erwiderte ich. Violetta schaute mich forschend an. Verwundert starrte ich zurück. “Willst du noch irgendwas loswerden?“ Sie schüttelte den Kopf. “Nein. Schon gut. Was machen wir jetzt als nächstes?“ Ich atmete tief durch. “Gute Frage. Eigentlich würde ich gerne schlafen, aber das geht ja leider nicht. Am besten sehen wir uns die Wohnung des Vermissten an. Vielleicht hat Jovana etwas übersehen.“ “Klingt vernünftig“, erwiderte Violetta. “Dann mal los.“ Wir stiegen in meinen Mercedes und fuhren los.

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