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Zuallererst

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München ist eine tolle Stadt, das weiß jeder. Und es ist eine teure Stadt, wie mein Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont. „Das macht aber nichts, denn wir können es uns leisten“, fügt er meistens selbstzufrieden hinzu. Wir können uns nicht nur eine teure Stadt, sondern auch den teuersten Vorort der Stadt leisten. Wir wohnen in Grünwald, in einem modernen, todschicken Betonblock, dunkelgrau meliert. Von der Straße führt ein genau 70 cm breiter Kiesweg zur Haustür. Ich weiß das so genau, weil ich mich damals, als der Weg angelegt worden ist, für Maße und Gewichte interessiert habe und den Bauarbeitern mit meinem Zollstock nicht von der Seite gewichen bin. Neben dem Weg gibt es schwarze Marmorplatten, die sich mit kleinen, quadratischen Beeten abwechseln. In den Beeten wächst Farnkraut. Alles hat seine Symmetrie und Ordnung. Wildwuchs gibt es bei uns nicht. Und wenn doch, wird es ausgerupft, in der Biotonne versenkt, zu Erde und kann wieder von vorne anfangen. Der Lieblingssatz meiner Mutter ist: „Wir sind eine ganz normale Familie.“ In der Schule, bei Festen, egal wo, sie lächelt, wirft ihre Haare zurück und flötet: „Wir sind eine ganz normale Familie.“ Nur ich bin nicht normal. Das ist mir erst mal nicht aufgefallen. Aber irgendwann ist es nicht mehr übersehbar gewesen.

Was soll's!

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