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Zwei

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Jolie ging vom Arbeitszimmer hinaus in den Garten. Das tägliche Füttern der Vögel bereitete ihr große Freude. Sogar wenn sie in der Stadt war, nahm sie sich dafür Zeit. Sie ergriff eine Handvoll Krumen und setzte sich auf eine Bank. Die Vögel begannen zu picken, sobald sie ihnen das Futter auf den Weg warf.

Ihr Cousin Easton folgte ihr nach draußen und lehnte sich an eine Balustrade in der Nähe.

„Vergib mir, falls ich unhöflich war. Habe ich überreagiert?“, fragte Jolie ihren Cousin, ohne aufzublicken.

Easton haderte einen Moment mit der Antwort.

„Nein. Wenn er um Erlaubnis gefragt hätte, um dir seine Aufwartung zu machen, vielleicht. Aber einen Heiratsantrag durch einen Anwalt überbringen zu lassen ist sehr antiquiert und zeugt von schlechtem Geschmack, auch wenn er ein Duke ist.“

Jolie räusperte sich zufrieden. Sie hatte sich wegen ihrer dramatischen Ablehnung vor den beiden Anwälten geschämt. Das hatte sie nicht gut gehandhabt.

„Die Sache ist, ich kenne Yardley seit Eton und ich bin erstaunt“, bemerkte Easton.

„Du kennst diesen einsiedlerischen Duke?“ Jolie sah ihren Cousin an, ohne die Bewunderung in ihrer Stimme zu verbergen.

Easton lächelte. „Sogar sehr gut.“

Jolie war trotzdem beeindruckt. „Stimmt es denn, was man über ihn sagt? Ich muss gestehen, ich weiß nur wenig über ihn, nur das eine oder andere, was ich gehört habe, von einer Scheidung und einem Duell. Ich war ziemlich jung damals und Maman wollte mir nicht alles erzählen. In der Stadt wird er kaum erwähnt außer als der einsiedlerische Duke.“

„Wie oft sind Gerüchte zutreffend?“, antwortete Easton mit einer Gegenfrage.

„Etwas davon entspricht sehr oft der Wahrheit“, entgegnete sie.

„Er ist geschieden, aber seine Frau starb. Es ist nicht alles so, wie die Gesellschaft es dargestellt hat.“

„Habe ich einen Fehler gemacht?“ Jolies Laune sank.

„Nein. Würdest du in einer solchen Beziehung glücklich sein?“ Er hielt seine Hände hoch. „Trotz deiner Proteste?“

Jolie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. „Nein, vermutlich nicht. Aber ich habe auch nie gedacht, dass ich aus Liebe heiraten würde.“

Easton lachte in sich hinein. „Von allen drei Schwestern bist du diejenige, die ich am meisten für eine Liebesheirat geeignet finde. Wenn du dir nur selbst zusehen könntest, wie du mit Tieren umgehst und dabei dein sanftes Herz sehen, dann würdest du vielleicht anders darüber denken.“

„Gut möglich“, sagte sie zweifelnd. „Ich war immer davon ausgegangen, einmal eine gute Ehe zu führen und meinen Ehemann zu respektieren. Ich denke, das reicht mir.“

„Würdest du Yardley nicht als passenden Partner in Erwägung ziehen?“, fragte Easton mit erhobenen Augenbrauen. „Es würde schwierig sein, eine noch bessere Position in der Gesellschaft zu erhalten.“

„Du überraschst mich, Cousin. Gerade dir sind Status und Gesellschaft unwichtig. Ich habe den Mann noch nicht einmal getroffen.“

„Durchaus zutreffend. Allerdings, dein Vater ist nicht hier und ich versuche mein Bestes, weise Ratschläge zu erteilen.“

Sie lachte. „Du hast recht. Meine Schwestern würden nicht glauben, dass ich einen Duke abgelehnt habe.“

„Man hat dich verspottet und ich glaube, du weißt, dass du ein Minimum an Respekt verdienst. Selbst der Titel einer Duchess wäre es nicht wert, sich selbst zu erniedrigen.“

„Danke, Easton“, sagte Jolie leise, dankbar, dass ihr Cousin sie unterstützte.

„Du solltest dir dennoch alle Möglichkeiten offenhalten. Wenn Yardley eine Frau braucht, wird er über kurz oder lang in Erscheinung treten. Wenn er dich will, dann sorge dafür, dass er dich anständig fragt.“

„Er hat vermutlich seinen Anwalt schon zu der nächsten, glücklichen Lady auf der Liste geschickt.“

„Vielleicht hat er das. Aber ich denke, du solltest dich darauf vorbereiten, ihn zu treffen. Vielleicht änderst du dann deine Meinung.“

„Niemals.“

Jolie entschuldigte sich, da sie ihre Reitsachen ausziehen wollte. Easton sah auf den Kanal in der Ferne und überlegte, wie er mit dieser unerwarteten Entwicklung umgehen sollte. Und auch, ob er sich auf der Seite seiner Cousine oder der seines Freundes einbringen sollte. Solange ihre Eltern in Schottland weilten, war er für Jolie verantwortlich.

„Bedrückt dich etwas, Liebling?“, fragte Lady Easton, die von ihren engen Freunden Elly genannt wurde, als sie sich zu ihrem Ehemann gesellte und sich auf die Balustrade stützte.

Easton lächelte sie an und beugte sich zu ihr, um sie auf den Kopf zu küssen. „Ich überlege, ob ich Jolie sagen soll, dass Yardley zu Besuch kommen wird oder nicht.“

„Weil er ein Duke ist?“, fragte Elly mit schelmischem Gesichtsausdruck. Sie wusste von Jolies angeblichem Wunsch, eine Duchess zu werden.

„Ja und nein.“ Easton erzählte Elly, auf welche Art und Weise Yardley einen Heiratsantrag über seinen Anwalt geschickt hatte.

„Kennen sie sich überhaupt nicht?“

„Nein. Jolie kennt nur seinen Ruf. Ich habe keine Ahnung, was ihn dazu veranlasst hat, ihr das anzubieten.“

„Ich kann nicht glauben, dass er das getan hat“, sagte Elly mit gerunzelter Stirn.

„Ich muss gestehen, ich bin auch sehr überrascht. Allerdings, du bist eine der wenigen Frauen, die er toleriert. Er ist einfach nicht mehr derselbe in Gesellschaftskreisen seit seiner ersten Ehe.“

„Ist das der Grund, warum er seinen Anwalt geschickt hat? Ich kann kaum glauben, dass er sich so verhält, nach allem, was ich von ihm kenne. Ich hätte gedacht, dass er und Jolie gut zusammenpassen.“

„Er ist immer noch verbittert und hat eine schlechte Meinung von den meisten Frauen.“

„Aber Jolie ist eine erstklassige Reiterin und liebt Tiere. Von ihrer Schönheit ganz zu schweigen. Er könnte gar nicht anders, als sie lieben. Wenn er sich die Zeit nehmen würde, um sie kennen zu lernen, natürlich.“

„Ich frage mich, warum er Jolie ausgewählt hatte. Eigentlich frage ich mich, warum er sich überhaupt dazu entschieden hat, wieder zu heiraten. Das passt so gar nicht zu ihm.“ Easton schüttelte den Kopf. „Wie dem auch sei. Er wird bald hier sein und kann diese Fragen beantworten. Soll ich ihn darum bitten, bei seiner Mutter unterzukommen? Ihr Landsitz ist nicht weit entfernt.“

„Lass mich darüber nachdenken“, sagte Elly. „Ich möchte erst mit Jolie darüber sprechen. Ich habe allerdings eine Idee.“

„Sollte ich Angst haben?“, neckte Easton sie.

„Natürlich nicht!“ Elly stieß ihn spielerisch mit dem Ellbogen an, wie sie es bei ihrem Bruder tun würde. „Ich werde dir Bescheid sagen, sobald ich sehe, wie aufgebracht sie ist und dann entscheiden, wie wir am besten mit der Situation umgehen.“

„Sehr wohl. Benedict ist einer meiner ältesten Freunde und ich würde ihn gerne wieder glücklich sehen. Jemanden zu verkuppeln ist wiederum eine vollkommen andere Sache.“

„Wir werden niemanden verkuppeln. Wir werden lediglich eine Gelegenheit anbieten.“

Easton schüttelte den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass ich das bereuen werde.“

Elly antwortete mit einem Lachen.


Das Abendessen war eine kleinere Angelegenheit als gewöhnlich, da der alte Earl sein Essen in seinen Zimmern einnahm und der Rest der Familie Ashbury abreiste. Die einzigen Gäste beim Abendessen waren Lady Eastons Bruder Andrew und seine Frau Gwen, die nicht als Gäste angesehen wurden, da sie jetzt auf dem Grundstück lebten. Einige Jahre zuvor hatte Lord Easton eine Schule eröffnet, um Waisenkinder in Medizin auszubilden, und sein Cousin Nathaniel, Lord Fairmont, hatte nach Waterloo ein Veteranenheim hinzugefügt. Fairmont hatte in der grauenvollen Schlacht ein Auge und einen Arm verloren.

Sie züchteten ebenfalls Pferde auf dem Anwesen, und es war zu einer Familienangelegenheit für die Familien Loring, Abbott und Trowbridge geworden.

Gwen erwartete im nächsten Monat ein weiteres gesegnetes Ereignis, und sie zog es vor, dass Elly bei ihrer Entbindung bei ihr war. Sie war nicht nur ihre Schwägerin, sondern verfügte auch über medizinisches Wissen.

Aus diesem Grund würde sich Jolies Rückkehr nach London verzögern. Da das Abendessen eine intime Familienangelegenheit war, fühlte sich niemand dazu angehalten, auf seine Wortwahl zu achten. Speziell Elly und Andrew warfen spielerisch mit ihren Wortwitzen um sich und nahmen sich gegenseitig auf den Arm.

„Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, so schrecklich lange warten zu müssen, um nach London zurückzukehren", sagte Gwen zu Jolie. „Ich versichere Ihnen, ich bin genauso ungeduldig wie Sie, dass sich der kleine Abbott der Welt vorstellt."

„Es macht mir nichts aus", beruhigte Jolie sie. „Ich genieße diesen Aufschub eher. Ich bin mir nicht sicher, wie unterhaltsam die Ballsaison ohne meine Schwestern sein wird.“

„Ah. Sie müssen sich der Gesellschaft als Einzelne präsentieren“, scherzte Andrew. „Es ist nicht so einfach, wenn man sich nicht hinter jemandem verstecken kann.“

„Und woher wollen Sie das wissen? Für Männer ist es wohl kaum das Gleiche wie für Frauen. Von uns erwartet man, dass wir still an der Seite stehen, bis wir zum Tanz aufgefordert werden. Bitte versuchen Sie sich daran zu erinnern, wann Sie sich jemals verstecken mussten“, beharrte Elly.

„Ich kann mich an einige Male erinnern, bei denen ich mich vor Müttern auf der Jagd verstecken musste, oder vor Großmutter. Meistens vor Großmutter“, sagte Andrew grinsend.

„Also haben Sie niemanden, zu dem sie ungeduldig zurückkehren wollen?“, fragte Gwen höflich.

Jolie, Easton und Elly sahen zur gleichen Zeit hoch. Andrew entging nicht der Blick, den sie untereinander wechselten.

„Sie können es uns ruhig sagen“, fügte Andrew hinzu. „Früher oder später wird es doch ans Licht kommen.“

„Es tut mir leid, wenn ich ein unpassendes Thema gewählt haben sollte“, sagte Gwen entschuldigend. „Ich bin davon ausgegangen, dass es Jolie nicht an Anwärtern mangelt.“

„Nur dumme oder unerträgliche”, murmelte Jolie.

„Ich glaube, die Neugierde sollte befriedigt werden“, sagte Andrew interessiert.

„Jolie hatte heute einen Antrag von Yardley“, sagte Easton.

Andrew sah überrascht aus.

„Nicht von Yardley persönlich, genau genommen - von seinem Anwalt“, erklärte Elly.

„Wann ist die Hochzeit?“ Andrew lächelte.

„Andrew! Jolie hat den Duke noch nicht einmal gesehen“, tadelte Elly ihren Bruder.

„Was hat das damit zu tun? Sie will eine Duchess sein, er ist ein Duke, er hat einen Antrag gemacht. So hat das schon über Jahrhunderte funktioniert. Es gibt nicht viele Dukes, unter denen sie auswählen kann, wenn man es genau nimmt. Davon abgesehen, wir können eine Vorstellung organisieren. Ich meine, ist er nicht ...“

Andrew spürte, wie ihn seine Schwester vors Schienenbein trat und sie ihren Kopf schüttelte.

„Ist er nicht ... charmant?“, fragte Andrew unbeholfen und fragte sich, warum Elly nicht wollte, dass er Yardleys Besuch ansprach.

„Ich will nicht vorgestellt werden, Andrew, trotz meinem Wunsch, eine Duchess zu werden.“ Jolie machte ein missbilligendes Gesicht. „Ich würde einen Ehemann vorziehen, der selbst für sich spricht.“

„Das würdest du nicht“, neckte Elly mit einem Zwinkern zu ihrem Ehemann.

„Heißt das, dass Yardley aus seiner Einsamkeit herauskommt?“, fragte Andrew.

„Er hat mich nicht über seine Absichten informiert. Ich bin genau wie der Rest von Euch über sein Angebot verblüfft. Ich würde nicht sagen, dass er ein Einsiedler war, aber er hielt sich gewiss nicht in der Gesellschaft auf.“

„Ich werde versuchen, höflich zu sein, wenn wir einander vorgestellt werden. Ich möchte nicht, dass Du dich in Gegenwart deines Freundes unbehaglich fühlst“, fügte Jolie anmutig hinzu.

„Die Gefahr besteht nicht. Genau genommen kannst du ihm gerne geradeaus sagen, was du von seinem Angebot hältst“, sagte Easton mit amüsiertem Lächeln.

„Bitte sorgt dafür, dass ich dabei bin, um zuzusehen“, bat Andrew.

Elly warf ihrem Bruder einen verärgerten Blick zu, legte ihre Serviette auf den Tisch und stand auf. „Sollen wir, meine Damen?“

Die Ladys zogen sich in den Drawing Room zurück und machten es sich bequem, während sie auf die Männer warteten.

„Darf ich offen sprechen, Jolie?“, fragte Elly in ihrer geraden Art.

„Natürlich“, versicherte ihr Jolie.

„Warum hast du Yardley direkt abgewiesen? Du hättest doch über eine Vorstellung verhandeln können.“

Jolie sah auf ihre Hände hinab. „Ja, vermutlich, aber es hat mich so wütend gemacht. Ich weiß, dass es dumm aussieht, aber es fühlte sich nicht richtig an.“

„Ich finde es überhaupt nicht dumm“, sagte Gwen. „Ich würde immer nach meinem Gefühl gehen.“

Jolie lächelte sie an.

„Hast du so viele Gerüchte in der Stadt gehört?“, fragte Elly.

„Ich muss gestehen, das hat bestimmt zu meiner Reaktion beigetragen. Man sagt, dass er kaltherzig sei und seine erste Frau sehr schlecht behandelt hatte.“

Gwen stieß einen mitfühlenden Seufzer aus. Elly dachte einen Moment nach.

„Man sagt sogar, dass er einen Mann im Duell getötet hat, obwohl natürlich niemand etwas davon weiß.“

„Ich bitte dich nur um eines.“ Elly ergriff Jolies Hand und drückte sie. „Bilde dir dein eigenes Urteil, wenn du ihm begegnest, und lass dich nicht von Gerüchten beeinflussen. Das würdest du auch nicht für dich wollen.“


Benedikt ritt mit seiner Stute durch die Tore, die zum Anwesen seiner Mutter führten, das hoch über dem Kanal lag. Er hatte versucht, sich auf sie und seine Schwester vorzubereiten, aber kurz nachdem er von Yardley nach Süden abbog, hatte er den Gedanken bereits wieder verworfen. Sein Geist war durch die bevorstehenden Beinfesseln, die er erwerben wollte, abgelenkt worden, und durch die Tatsache, dass die Nachricht von seinem Anwalt über die Siedlungen auf ihn warten würden. Er freute sich auf seinen Freund Easton, wenn ihn auch sonst nichts anderes auf dieser Reise begeisterte.

Er hatte sich entschieden, allein zu reisen, nachdem er sein Gepäck und seinen Kammerdiener vorausgeschickt hatte. Er könnte nie in einer Kutsche reisen, wenn er die Wahl hatte zu reiten. Pferde hatten ihn gerettet, nachdem seine Ehe in einer Katastrophe endete, und er zog sie definitiv den Menschen vor. Benedikt lachte, als er sah, wie seine Mutter aus der Haustür kam und ihm wild zuwinkte, mit einer recht uncharakteristischen Übertreibung. Sie war eine einzigartige Duchess, ein bisschen eigenartig und träge, aber sie war trotzdem eine Duchess. Benedikt konnte nie aufhören, sich für seine Einsiedelei schuldig zu fühlen, da er wusste, wie sehr seine Mutter seine Gegenwart schätzte.

Er zügelte sein Pferd und überreichte dem wartenden Stallburschen die Zügel.

„Mutter“, sagte Benedict, als er die von ihr angebotene Hand küsste.

Sie atmete tief durch und lächelte ihn an. „Jetzt kann ich wieder glücklich sein.“

„Du bist immer glücklich, Liebste“, versicherte er ihr, als sie seinen Arm nahm und begann, ins Haus zu gehen.

„Es ist meine Pflicht, das zu sein. Es ist jedoch nicht dasselbe, wenn du fort bist und in diesem schrecklichen, kalten Haus ganz allein.“

„Ich bin wohl kaum allein, Mutter.“

„Ich weiß nicht, wo deine Schwester ist“, murmelte die Herzogin und schaute sich um. „Vermutlich steckt sie wieder irgendwo mit der Nase in einem Buch.“

„Das wird wohl kaum schaden. Ich werde sie beim Abendessen sehen“, sagte er unbesorgt.

„Sie interessiert sich mehr für ihre Bücher als für mögliche Ehepartner. Vielleicht kannst du sie dazu überreden, nach London zu gehen. Sie hat sich geweigert, dieses Jahr dorthin gebracht zu werden“, erklärte die Duchess, als ob er das nicht schon durch ihre wöchentlichen Briefe wüsste.

„Ich fange an zu glauben, dass meine Schwester mehr Verstand hat, als ich ihr zugestehen wollte“, bemerkte er.

„Du sollst dich nicht mit ihr verbünden! Sie wird achtzehn diesen Sommer“, gab seine Mutter zu bedenken.

„Hallo, Walters“, sagte Benedict, als er dem Butler seinen Hut und den Mantel gab.

„Willkommen, Eure Gnaden. Mr. Norton ist schon seit einiger Zeit hier. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn ins Arbeitszimmer zu geleiten und ihm einen Imbiss zu reichen.“

„An ihn habe ich nicht mehr gedacht. Ich wünschte, du würdest dich nicht den ganzen Tag in deinem Arbeitszimmer verstecken, wenn ich dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe!“, sagte seine Mutter enttäuscht.

„Ich glaube, diese Art von Geschäften würde auf deine Zustimmung treffen“, erwiderte er vage.

Benedict wandte sich dem Arbeitszimmer zu, als seine Mutter protestierte. „Es zeugt von schlechten Manieren, jemanden zu necken!“ Aber sie würde ihn nicht länger ausfragen.

Er lachte in sich hinein und betrat das Arbeitszimmer mit relativ guter Laune, obwohl er wusste, dass sein Schicksal auf ihn warten würde.

„Eure Gnaden!“ Mr. Norton sprang aus dem Lehnstuhl hoch, in dem er geschlafen hatte.

„Setzen Sie sich, Mr. Norton. Ich nehme an, Sie haben Neuigkeiten?“

Der Mann druckste nervös herum und Benedict hatte nur wenig Geduld für Schüchternheit.

„Nun denn, lassen Sie hören. Ich beiße nicht“, sagte Benedict ungeduldig.

„Sehr wohl. Die Lady hat Ihr Angebot abgelehnt, Eure Gnaden“, stieß der Anwalt aus, als ob er von einer schweren Last befreit worden wäre.

„Ich verstehe.“ Benedict brauchte einen Moment, um diese unerwartete Wendung der Ereignisse zu verarbeiten. Als er wieder hochsah, druckste der Anwalt erneut. „Möchten Sie noch etwas sagen?“

„Ich möchte es nicht unbedingt sagen, Eure Gnaden. Aber die Lady gab mir eine Nachricht für Sie mit.“

Benedict hob die Augenbrauen. „Und was für eine Nachricht war das?“

„Dass sie lieber in der Hölle schmoren würde, als Euer Angebot anzunehmen“, murmelte der Anwalt.“

„Und darf ich fragen, welche Lady dieses wunderbare Vokabular benutzte?“, fragte er spöttisch.

„Lord Ashburys Tochter, Eure Gnaden. Soll ich zu dem nächsten Namen auf der Liste gehen?“

„Hat sie genauer gesagt warum?“ Benedict war seltsamerweise interessiert.

„Sie hat es nicht weiter erläutert“, antwortete der Anwalt.

„Das wäre alles für jetzt, Mr. Norton. Ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn ich fortfahren möchte.“

Ein Ausdruck der Überraschung flog über das Gesicht des Anwaltes, bevor er sich verbeugte und das Zimmer verließ.

Benedict saß, starrte aus dem Fenster und überlegte, was er als Nächste tun wollte.

Schmelzendes Eis

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