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ОглавлениеKapitel 5
Der Sohn der Köchin
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Fidel Alejandro Castro Ruz wurde am 13. August des Jahres 1926 geboren – oder war es 1927?37 In Nachschlagewerken steht 1927, Castro behauptet 1926, schließlich ist die 26 für ihn symbolträchtig.
„Ich bin 1926 geboren. Ich war 26 Jahre alt, als ich den bewaffneten Kampf aufnahm. Und ich bin an einem 13. geboren. Das ist die Hälfte von 26.“38
Auch der Sturm auf die Moncada-Kaserne sollte an einem 26. stattfinden, dem 26. Juli 1953. Und die Rebellen mieteten 26 Limousinen, mit denen sie die Moncada-Kaserne stürmen wollten.
Fidel Castros Vater, Ángel Castro y Argiz, war spanischer Abstammung. Er wurde 1875 in Galizien geboren, damals eine der ärmsten Regionen der Iberischen Halbinsel.
Fidel und Raúl Castros Vater, Ángel Castro y Argiz als junger Mann. Foto aus Biran, Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Als Sohn armer Bauern war er schon im Alter von sechzehn oder siebzehn Jahren zum Militärdienst eingezogen worden39. Als 1895 der zweite kubanische Unabhängigkeitskrieg ausbrach und Spanien um den Erhalt seiner letzten kolonialen Besitzungen kämpfte, wurde Ángel Castro nach Kuba geschickt. Er war einer von vielen hunderttausend Soldaten, die gegen vierzigtausend kubanische Rebellen zu kämpfen hatten. Es war der Krieg, in dem José Martí – ewiges Vorbild Fidel Castros – an einem der ersten Kriegstage im Kampf gegen die Spanier gefallen war.
1898 war der Sieg für die Kubaner bereits zum Greifen nah, als in Havanna das US-Schlachtschiff Maine explodierte: 266 Mann starben. Die Nordamerikaner hatten es nach Kuba entsandt, mit dem Vorwand, US-Bürger zu beschützen. Die Amerikaner gaben den Spaniern die Schuld, die Spanier behaupteten, es sei ein Unfall gewesen. Die wahre Ursache ließ sich nie aufklären. Jedoch war der Untergang der Maine der Anlass für die militärische Intervention der USA. Der hochgerüsteten, modernen Flotte und den Landstreitkräften der Amerikaner hatten die Spanier nichts entgegen zu setzen.
Winslow Homer (1886-1910), Gemälde 1901, Öl auf Leinwand. Metropolitan Museum New York. Schlacht von Santiago de Cuba 1898. Suchscheinwerfer am Castillo de San Pedro de la Roca, genannt El Morro, während des zweiten kubanischen Unabhängigkeitskrieges 1898. Homer hielt in seinem Bild die Blockade der spanischen Flotte mittels eines elektrisch betriebenen Suchscheinwerfers fest, um damit die Überlegenheit der technisch modern ausgerüsteten Amerikaner gegenüber den Spaniern zu demonstrieren. Bildquelle: Elke Bader
Es war der spätere US-Präsident Theodore Roosevelt, der in einer Kavallerieattacke seiner Rough Riders40, seiner „rauen Reiter“, auf den Hügel von San Juan bei Santiago de Cuba die Wende des Krieges zu Gunsten der Amerikaner entschied.
Charles Schreyvogel (1861-1912), My Bunkie, 1899, Öl auf Leinwand. Metropolitan Museum New York. Das Gemälde ist eine Hommage an Theodore Roosevelts Rough Riders, die im Juli 1898 in der Schlacht von Santiago de Cuba auf dem Hügel San Juan die entscheidende Wendung im Spanisch-Amerikanischen Krieg herbeiführten. Bildquelle: Elke Bader
1899 zogen die Spanier ab. Doch nicht die kubanische Flagge wehte von nun an über Kuba, sondern das US-amerikanische Sternenbanner. Künftig unterstanden die Kubaner wirtschaftlich, politisch und militärisch den USA41. Damals wurde auch Guantánamo, jener berüchtigte Militärstützpunkt der US Navy, errichtet. Auf dem über einhundert Quadratkilometer großen Gebiet, das die USA sich bis heute, in einer Art Coup völkerrechtswidrig angeeignet haben42, wird auch jenes umstrittene Gefangenenlager aufrecht erhalten, das Präsident Obama bei seinem Amtsantritt 2009 eigentlich hatte schließen wollen.
Das Problem bis heute ist nur, dass weder die USA noch andere Länder Bereitschaft zeigten, aufgrund des Sicherheitsrisikos auch die schwierigen Fälle bei sich aufzunehmen.43
Mit den geschlagenen Spaniern musste damals auch Ángel Castro zurückkehren in seine Heimat, wo ihn außer Elend nichts erwartete. Darum wollte er, wie viele seiner Kameraden, zurück nach Kuba. Auch wenn Kuba durch den Krieg schwer gelitten hatte, die Toten in die Tausende gingen und große Landstriche der Insel verwüstet und abgebrannt waren: Diese grüne Antilleninsel mit ihrer Wärme, ihrer Lebensfreude, den tropischen Wäldern, dem türkisfarbenen Meer war allemal verlockender als das windumtoste, feuchtkalte Galicien mit seiner rauen Landschaft und den verfallenden Dörfern. Auf Kuba sprossen riesige amerikanische Plantagen wie Pilze aus dem Boden. Die Insel versprach eine einträgliche Zukunft, Spanien dagegen hatte ihm keine zu bieten. Darum kehrte der Kavallerie-Quartiermeister a.D. zurück nach Havanna, sobald er als Tagelöhner das Geld für die teure Seereise zusammengekratzt hatte.
Der Analphabet Ángel Castro, der sich später Lesen und Schreiben selbst beibrachte, war ein Mann von starker Willenskraft, Disziplin, „enormem Tatendrang und er war ein geborenes Organisationstalent“44, wie sein Sohn Fidel ihn später beschrieb. Den Verlockungen Havannas widerstand er bald und zog weiter in Kubas wilden Osten, die Provinz Oriente. Sie galt als rückständig, aber nun legten U.S.-amerikanische Investoren riesige Plantagen an und holzten ganze Regenwälder ab, um das Tropenholz als Brennstoff in ihren Zuckerfabriken zu verheizen. Bald fand er Arbeit, erst in einer Nickelmine, dann bei der berüchtigten United Fruit Company – heute besser bekannt unter dem Namen „Chiquita“ - jenem Bostoner Riesenkonzern, der sich wie eine Krake über Lateinamerika ausdehnte und ganze Landstriche rodete, um Zuckerraffinerien, Eisenbahnstrecken und Straßen zu bauen. Erfüllungsgehilfe der multinationalen Interessen war der U.S.-amerikanische Staat45. Noch heute rumpeln, quietschen und pfeifen Dampfeisenbahnen quer durch das Land. Vor allem in der Zeit der Zuckerrohrernte, zwischen Januar und Juni, haben diese von Technikern sorgfältig gewarteten stählernen Veteranen Hochbetrieb.
Eine der Dampfeisenbahnen, die für die Zuckerrohrernte eingesetzt wurde. Heute ein Museumsstück in Havanna. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Ángel Castro arbeitete hart. Die politischen Hintergründe tangierten ihn wenig. Er musste Geld verdienen. Neben seiner Arbeit als Angestellter der Eisenbahngesellschaft, die zur United Fruit Company gehörte, verkaufte er als fliegender Händler Getränke und unterhielt einen kleinen Laden. Schließlich hatte er so viel Geld gespart, dass er von seinem Arbeitgeber ein kleines Stück Wald kaufen konnte. Wald und Gestrüpp rodete er eigenhändig und baute seine Farm auf, die „Hacienda Mañacas“. Nach und nach pachtete und erwarb er mehr Land, bis die Farm schließlich auf stolze 800 Hektar eigenes und 10.000 Hektar gepachtetes Land angewachsen war, für die er zur Erntezeit des Zuckerrohrs bis zu 1000 Landarbeiter aus der Region beschäftigte46. „Endlos und eintönig“47 erstreckten sich die Zuckerrohrfelder über den Horizont hinaus.
Die Farm lag in der Nähe des Dorfes Birán, dreißig Kilometer landeinwärts von der nördlichen Küste Kubas, hundert Kilometer entfernt von Santiago de Cuba.
Das Elternhaus der Castros in Birán. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Das Wohnhaus war auf für Galicien typischen, hohen Holzpfählen errichtet worden. Unter ihm tummelten sich Kühe, Hühner, Schafe, Enten und Truthähne.
„Ich wurde auf einem Gutshof geboren. Im nördlichen Zentrum der alten Provinz Oriente, nicht weit entfernt von der Nipe-Bucht, nahe der Zuckerfabrik von Marcané. Der Ort hieß Birán. Es war kein Dorf, nicht einmal ein kleines Dorf, nur ein paar vereinzelte Häuser standen dort. Das Haus meiner Familie lag am Rand des alten Camino Real. So nannten sie den Pfad aus Schlamm und Erde, der vom Hauptort der Gemeinde in den Süden führte“48, erinnert sich Fidel Castro.
Das Wohnzimmer der Castros in Birán. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
In unmittelbarer Nähe des Wohnhauses entstand auch eine Poststation, ein Laden, eine Molkerei, ein Schlachthof, eine Bäckerei, ja sogar ein Hahnenkampfplatz. Dies alles gehörte Ángel Castro. Er hatte es zu beachtlichem Reichtum gebracht.
Der Hahnenkampfplatz der Familie Castro in Birán. Fidel Castro verbot später Hahnenkämpfe. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Die Castros besitzen eine eigene Begräbnisstätte in Birán. In der Mitte sind die Urnen der Eltern, links Ángel Castro Ruz, rechts Lina Ruz González, beigesetzt, im Hintergrund, die der Großeltern und Geschwister. Wer noch nicht verstorben ist, hat dennoch bereits seinen Platz. Für Raúl und Fidel Castro jedoch ist im Familiengrab kein Platz vorgesehen. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
„Wenn Sie alles zusammennehmen, die eigenen und die gepachteten Flächen, dann hatte mein Vater nicht weniger als 11000 Hektar Land. ..... Ich gehörte unter diesen Umständen zu einer Familie, die mehr als nur leicht vermögend war. Sie war nach damaligen Maßstäben ziemlich reich.“49
Ángel Castro herrschte wie ein Häuptling über seine Angestellten. Der kräftige und baumlange Mann war die unumstößliche Autorität des Hauses, ein stattlicher galicischer Patron. Fidel Castro erbte nicht nur seine Statur, sondern auch seinen Jähzorn, seine gefürchteten Wutanfälle und seine Reizbarkeit. Doch auch dessen zähe Willenskraft, seine Durchsetzungsfähigkeit und Unbeirrbarkeit. 1911 hatte der Patron die einundzwanzigjährige kubanische Grundschullehrerin María Luisa Argota Reyes geheiratet und fünf Kinder mit ihr gezeugt. Nur zwei davon überlebten, Pedro Emilio und Lidia.
Eine Schwachstelle in Ángel Castros Gefühlsleben war wohl seine Vorliebe für jenes junge, schöne Mädchen, das eines Tages für eine Arbeitsstelle auf der Finca anheuerte. Sie war mit ihrer Familie vor einigen Jahren aus dem Westen Kubas gekommen, aus der Provinz Pinar del Río, in der Hoffnung, das Leben ließe sich im Osten leichter bewerkstelligen.
Lina Ruz González als junge Frau, Birán. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Das Mädchen, Lina Ruz González, wurde als Köchin im Haushalt von Ángel Castro angestellt. Die Liebe muss durch den Magen gegangen sein, denn bald wurde die Neunzehnjährige Lina schwanger von ihrem achtundzwanzig Jahre älteren Patron. Ángela Maria war das erste Kind, das sie ihm unehelich gebar. Es folgten sechs weitere: Ramón, Fidel, Raúl, Juanita, Enma und schließlich, 1938, Augustina.
Zwar trennte sich Ángels erste Ehefrau María Luisa von ihm, doch verweigerte sie viele Jahre lang die Scheidung. Ángel Castro und Lina Ruz González konnten darum erst 1943 heiraten, als María Luisa50 endlich doch noch in die Scheidung einwilligte. Seine Kinder aus der Beziehung mit Lina erkannte er als legitim an.
Fidel Castros Mutter Lina wird als einfache Bäuerin ohne Schulbildung beschrieben, die sich aber sehr fürsorglich und beflissen um ihre Kinder sorgte, sich mit eisernem Willen für deren Bildung einsetzte und den Haushalt zusammen hielt. Wie der Vater, brachte auch sie selbst sich Lesen und Schreiben bei. Fidel Castro erinnert sich an seine Mutter: „Sie war eine außergewöhnliche Arbeiterin, und kein Detail entging ihrer Beobachtung. Sie war Köchin, Ärztin, Beschützerin von uns allen und kümmerte sich um jede Sache, die wir brauchten. Es gab kein Problem, das sie nicht zu meistern wusste. Sie hat uns nicht verzogen; sie hat Ordnung, Sparsamkeit und Hygiene von uns gefordert, und sie hatte sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Hauses alles im Griff. Sie war die Wirtschaftsexpertin der Familie. Niemand weiß, woher sie die Zeit und Kraft nahm für all diese Aktivitäten; man sah sie nie sitzen oder sich ausruhen, den ganzen Tag war sie in Bewegung.“51
Kinderbett und Geburtsstätte Fidel Castros in Birán. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Mutter Lina war der religiöse Mittelpunkt der Familie, eine gottesfürchtige Katholikin, deren fromme Vorstellungswelt durchwandert war vom Glauben an Magie, an böse Geister, Hexen oder an eine unheimliche Gottheit, die sich an Straßenecken verstecken und Züge entgleisen, Autos ineinander rasen lassen oder Menschen verwirren konnte. Ebenso gab es in ihrem Götterhimmel auch wundertätige Heilige, die zwar unsichtbar, doch unter den Menschen lebten. Sie konnten sich durch einen Stein, den Wind, in Bäumen, in einer Meereswelle offenbaren. Und wehe, man riss diesen Göttern ihre Tarnkappen vom Kopf, dann ritten sie auf einem oder schlüpften in den Körper und sprachen wirr durch den geliehenen Mund. In einem solchen Moment wurde der Besessene selbst zum Ort von Orícha, zum Gott. Auf Kuba ist heute noch der afrokubanische Volksglauben, die Santería allgegenwärtig. Es sind religiöse Bräuche und Riten einst versklavter Afro-Kubaner, die sich vor allem auf dem Land mit der katholischen Heiligenverehrung vermengt haben.
Santería Gottheiten und Geistwesen (Oríchas)52:
Olofi – ist der oberste und einzige Gott in der Santería, Schöpfer des Lebens und aller Energie. Für Menschen ist er unerreichbar, auch wird er nicht direkt angebetet. Es sind Geistwesen, Oríchas, die zwischen den Menschen und ihm vermitteln.
Elegguá - ist der Erste Krieger, Herr aller Wege und Kreuzungen. Elegguá vermittelt zwischen den Menschen und den Oríchas. Er kann Glück oder Unglück bringen, Krieg oder Frieden. Bei allen Santería-Ritualen muss er als Erster begrüßt werden und die Opfergaben erhalten. Da er kein Kostverächter ist, gelingt es einem bisweilen, ihn mit Wein milde zu stimmen. Zumeist wird er durch einen Stein oder Holz präsentiert, die Augen bilden zwei Muscheln.
Kettenfarbe: rot-schwarz
Hausaltar für Elegguá mit Opfergaben. Trinidad. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Ogún (Oggún) - ist der Zweite Krieger, Herr des Eisens, der Mineralien, Schlüssel, Werkzeuge und Gefängnisse. Er ist einerseits Beschützer der Handwerker, doch repräsentiert er auch den Krieg. Sinnbild urtümlicher Kraft.
Kettenfarbe: grün-schwarz
Yemayá - ist die Patronin der Seeleute, der Bucht von Havanna (ihre Bedeutung verschmilzt mit der Virgen de Regla in Havanna) und Schutzherrin des Meeres. Sie kann lieblich sein, sich jedoch auch in eine rasende Furie verwandeln.
Kettenfarbe: blau- weiß, oder kristallfarben
Ochún - ist die Göttin der Liebe und der Schönheit und die Schutzpatronin Kubas. Sie synkretisiert mit der Virgen de la Caridad del Cobre, der barmherzigen Jungfrau von Cobre, der Nationalheiigen Kubas in der Wallfahrtskirche El Cobre bei Santiago de Cuba.
Kettenfarbe: gelb, goldgelb
Die Jungfrau von Cobre rettet Seeleute aus der Not. Gemälde, Wallfahrtskirche El Cobre. Santiago de Cuba. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Changó (Shangó) - ist der virilste unter den Gottheiten, der zugleich Stärke aber auch männliche Schönheit repräsentiert. Er ist ein Krieger, der Gott des Donners und des Blitzes, doch liebt er auch Musik und Tanz. Er zeichnet sich durch Fleiß, Mut und Ehrgeiz aus, hat aber auch seine Schwächen: Er ist eitel und gilt als Frauenheld und Herzensbrecher. Rotwein konsumiert er in beachtlichen Mengen. Sein Gedenktag fällt auf den der Heiligen Barbara.
Kettenfarbe: rot-weiß
Als Fidel Castros Mutter mit ihm schwanger ging, bat sie einen Santero, einen Priester der Santería, um ein Ritual. Der erkannte, dass das noch ungeborene Kind ein Schützling Aggayús war, des uralten Gottes der Wüste, der Vulkane und des Firmaments. Das Kind nun ausgerechnet diesem Gott zu weihen, erwies sich als unmöglich, denn alle alten Priester, die um das geheimnisvolle Ritual wussten, waren längst verstorben. Darum wählte man für die Weihe den nächstgelegenen Heiligen, nämlich den Sohn Aggayús, den Kriegsgott Changó, auch Hüter des Feuers und des Donners. Lina muss beseelt nach Hause gewankt sein, als ihr der Priester zum Klang der entfesselten Batá-Trommeln offenbarte, nun sei das Kind in ihrem Bauch der Auserwählte dieses Kriegers.
„Changó galt als unermüdlicher Don Juan, streitsüchtig, mutig, waghalsig, besessen von seiner männlichen Kraft und Schönheit“,53 beschreibt der Kuba-Kenner Ulli Langenbrinck den Gott. Und erkennt man in dieser Beschreibung nicht auch Eigenschaften Fidel Castros wieder?
Fidel Castro im Alter von drei Jahren. Birán. Bildquelle: Christa Schmalzried und Elke Bader
Doch damit nicht genug, sein Götterhimmel erstreckt sich sogar bis Baden-Württemberg, an den südlichen Rand der schwäbischen Alb, denn man nannte ihn Fidel, nach dem Heiligen Fidel von Sigmaringen54, wie er amüsiert zum Besten gab. Fidel Castros Zahlenmystik um seinen Geburtstag wurde damit noch durch seine Heiligengeburt gekrönt – eine Legende, die so manchem sein wundersames Überleben von sage und schreibe 638 Mordanschlägen erklären mag. Die Tatsache, dass er weltweit der Einzige war, der so viele Attentatsversuche überlebte, bescherte ihm im Übrigen auch einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde55.