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Das Spiel – Macht, Krieg und Utopie

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Während der Titel des Romanzyklus die Betonung auf das Epische – A Song: im alten Verständnis von Dichtung, Epos, Saga – und dessen zentrale Komponenten Ice and Fire legt, nimmt der Serientitel Bezug auf das Spielerische, Kämpferische und Machtverliebte: GAME of Thrones. Im Zentrum des Geschehens stehen einige große Adelsfamilien, die entweder direkt um den Thron oder zumindest um Macht und Einfluss konkurrieren. Die ersten Züge sind gemacht, als König Robert Baratheon (Mark Addy) zu seinem alten Freund Eddard (»Ned«) Stark nach Winterfell reist, um ihn als seine neue Hand – Berater und Stellvertreter – an den Hof nach Königsmund zu berufen, da die vorherige Hand und beider Ziehvater, Jon Arryn (John Standing), gestorben ist. Hier sehen wir erst- und letztmals glückliche Bilder der Familie Stark, die außer aus Vater Ned noch aus Mutter Catelyn (»Cat«), den Söhnen Robb (Richard Madden), Bran (Isaac Hempstead-Wright) und Rickon (Art Parkinson), den Töchtern Sansa (Sophie Turner) und Arya sowie Neds – wie es eingangs scheint – unehelichem Sohn, dem »Bastard« Jon Schnee, besteht. Zudem lebt noch Theon Graufreud (Alfie Allen), Sohn von Balon Graufreud (Patrick Malahide), dem Herrscher über die Eiseninseln, als Mündel auf Winterfell.

Bei seinem Besuch wird schnell deutlich, dass Robert nur ungern König ist, viel lieber frönt er den Vergnügungen seiner Jugend: »saufen, jagen und huren«. Ein tiefer Schmerz nagt an ihm, liebt er doch immer noch Neds Schwester Lyanna (Aisling Franciosi), die siebzehn Jahre vor der Serienhandlung während eines von ihm angeführten Aufstandes gegen das Haus Targaryen starb. »Roberts Rebellion« war ein einschneidendes historisches Ereignis, das das Machtgefüge auf Westeros neu arrangiert hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt saßen die Targaryens auf dem Eisernen Thron, als letzter der unberechenbare, grausame und zunehmend dem Wahnsinn anheimfallende Aerys II. Targaryen (David Rintone), genannt der Irre König. Dann wurde Roberts Verlobte Lyanna Stark von Kronprinz Rhaegar Targaryen (Wilf Scolding) entführt (so der Wissensstand zu Serienbeginn; tatsächlich liebten sich beide und heirateten heimlich). Der darauffolgende, von Robert angeführte Aufstand führte zum Sturz des Hauses Targaryen: Aerys II. wurde von Jaime Lennister (Nikolaj Coster-Waldau), einem Mitglied seiner Königsgarde, getötet, der seither den wenig schmeichelhaften Beinamen »Königsmörder« trägt. Robert bestieg den Thron und ging aus politischen Gründen die Ehe mit der ebenso schönen wie intriganten Cersei (Lena Headey) aus dem mächtigen Hause Lennister ein.

Auch Cersei ist in dieser Ehe unglücklich, tief enttäuscht von Robert, der sie in der Hochzeitsnacht Lyanna nennt, unterhält sie eine inzestuöse Beziehung zu ihrem geliebten Zwillingsbruder Jaime. Beide sind goldblond, und das Ergebnis dieses Twincests sind drei goldblonde Kinder – Joffrey (Jack Gleeson), Myrcella (Aimee Richardson / Nell Tiger Free) und Tommen (Callum Wharry / Dean-Charles Chapman) –, während das einzige Kind von Robert und Cersei schwarzhaarig war und nach der Geburt starb: Ein deutlicheres Menetekel für diese Ehe konnte es kaum geben.

Neben diesem schönen Zwillingpaar gibt es noch den dritten und jüngsten Lennister-Spross: Tyrion, ein in den Augen seiner Mitmenschen missgestalteter Zwerg. Seinen ersten Auftritt in der Serie hat er während des königlichen Besuches in einem Bordell bei Winterfell, wo er sich mit Prostituierten vergnügt. Gastgeberin Catelyn lässt derweil viele Kerzen in sein Gemach schaffen, da es heißt, er lese die ganze Nacht. Maester Luwin (Donald Sumpter), der Gelehrte und Berater des Hauses Stark, hingegen meint, es heiße, Tyrion trinke die ganze Nacht. Beides trifft zu. In Tyrions eigenen Worten: »Das sind meine Eigenarten. Ich trinke und ich weiß Dinge.«

Bereits in der ersten Folge nimmt das Unheil seinen Lauf: Bran beobachtet durch ein Turmfenster Cersei und Jaime beim Sex, wird bemerkt und von Jaime hinabgestoßen. Er stürzt tief und fällt ins Koma. Catelyn erhält eine Nachricht ihrer Schwester Lysa (Kate Dickie), der Ehefrau des verstorbenen Jon Arryn, in der diese die Lennisters als Mörder ihres Mannes bezeichnet, auch der König sei in Gefahr. Nun wird die Familie Stark geteilt, Cat bleibt mit den Jungen in Winterfell, Ned zieht als Hand des Königs widerwillig mit den Töchtern nach Königsmund. Jon Schnee reist mit seinem Onkel Benjen Stark (Joseph Mawle / Matteo Elezi) zur Mauer, um der Nachtwache beizutreten. Begleitet werden sie von Tyrion, der sich das berühmte Bauwerk ansehen will.

In Königsmund beginnt Ned Nachforschungen zum Tod seines Vorgängers anzustellen – und bekommt heraus, dass Cerseis Kinder unehelich sind. Er konfrontiert sie mit seinem Wissen und bietet ihr den Gang ins Exil an, bevor er König Robert informieren will. Hier sieht man Ned als den Fair Player und aufrechten Menschen, der er nun einmal ist, und man ahnt, dass er es in der Schlangengrube Königsmund nicht leicht haben wird. Doch es kommt noch viel schlimmer: Robert wird auf einer Jagd schwer verletzt und ernennt Ned zum Protektor des Reiches – was Cersei, die ihren Sohn Joffrey als König etablieren will, natürlich nicht gefällt.

Auf den gelähmten Bran wird ein Attentat verübt und Cat bekommt den Dolch von Tyrion Lennister zugespielt, der ihn als Täter ausweisen soll – Petyr Baelish identifiziert ihn fälschlich als Besitz des »Gnoms« und verschärft damit die bereits schwelenden Konflikte. Als sie ihm auf dessen Rückreise von der Mauer begegnet, nimmt sie ihn gefangen. Um seinen Sohn zu befreien, zieht daraufhin Tywin Lennister (Charles Dance) in den Krieg gegen die Starks. Catelyn handelt mit Lord Walder Frey (David Bradley) aus, dass Robb den Fluss seines Herrschaftsgebietes an einer strategisch günstigen Stelle überqueren darf, im Gegenzug soll er später eine von Freys Töchtern heiraten. (Der Bruch dieses Versprechens wird zu einer der grausamsten Szenen – der »Red Wedding« – führen.) Tywin Lennister schlägt eine Armee der Starks, fällt dabei aber auf Robbs Finte rein, der zwischenzeitlich mit seinem Hauptheer Jaime Lennister besiegt und gefangen nimmt.

Nachdem Robert seinen Verletzungen erlegen ist, sitzt nun Joffrey in Königsmund auf dem Thron; Ned wird mit dem Wohlergehen seiner Töchter erpresst, ein falsches Geständnis als Verräter abzulegen. Danach soll er als verurteilter Verbrecher lebenslang Dienst in der Nachtwache leisten. Ned legt ein öffentliches Geständnis ab – aber Joffrey bricht die Abmachung und lässt Ned vor aller Augen, auch denen seiner Verlobten, Ned Starks Tochter Sansa, köpfen. Als Reaktion rufen die Lords des Nordens Robb zu ihrem König aus. Roberts Brüder Stannis (Stephen Dillane) und Renly Baratheon (Gethin Anthony) erheben nun auch Ansprüche auf den Eisernen Thron, während Balon Graufreud kurze Zeit später, in der zweiten Staffel, ebenfalls die Wirren nutzt, um sich zum souveränen Herrscher der Eiseninseln auszurufen – »an jeder Ecke ein König«, wie Cat treffend formuliert. Und da hat sie die Rechnung noch ohne die im Osten, auf dem Kontinent Essos im Exil lebende Targaryen-Tochter Daenerys gemacht.

Zwar fristet Daenerys mit ihrem Bruder Viserys (Harry Lloyd) ein armseliges Dasein, doch hat der »Bettlerkönig« seine Thronansprüche mitnichten aufgegeben. Er verheiratet seine Schwester mit dem mächtigen Reiterlord Khal Drogo (Jason Momoa), der ihm dafür eine Dothraki-Armee zur Rückeroberung des Eisernen Throns verspricht. Während Daenerys langsam das Herz ihres wilden Gatten erobert, schaut Viserys ins Leere, wird ungeduldiger und arroganter, bis er endlich seine Krone erhält: Khal Drogo schüttet ihm bei einer Feier flüssiges Gold über den Kopf.

Nun sieht sich Daenerys als legitime Thronerbin von Westeros, doch Khal Drogo schenkt Eroberungswünschen kein Gehör, da die Dothraki die Meerenge zwischen den Kontinenten als natürliche Grenze nehmen. Erst als ein – noch von König Robert angeordnetes – Attentat auf Daenerys verübt wird, schwört Drogo seiner schwangeren Frau, Westeros zu erobern. Schnell werden mal wieder die friedfertigen Lhazareen, ein Hirtenvolk, überfallen und versklavt, um Geldmittel zu akquirieren. Dabei wird Drogo verletzt. Eine von Daenerys vor der Vergewaltigung gerettete Heilerin (Mia Soteriou) behandelt ihn und wendet auf ihren Befehl auch Blutmagie an. Bei diesem Ritual wird Daenerys verletzt, ihre Wehen setzen vorzeitig ein. Um Drogos Leben zu retten, opfert die Heilerin Daenerys ungeborenen Sohn. Drogos Leben wird gerettet, er vegetiert aber nur noch vor sich hin, auch sein Khalasar zerfällt. Schließlich erlöst Daenerys ihren Mann und verbrennt ihn abends mit ihrem Hochzeitsgeschenk, den versteinerten Dracheneiern und der Heilerin.

Daenerys – als Targaryen mit Drachenblut ausgestattet – steigt ebenfalls in die Flammen und tritt morgens unverletzt und mit drei neugeborenen Drachen aus der Asche hervor. Mit den auf Befehl – »Dracarys!« – feuerspeienden Wunderwaffen Drogon, Rhaegal und Viserion kann ihr Eroberungszug beginnen.

Bis zum Ende der ersten Staffel werden (teils falsche) Spuren gelegt, Andeutungen gemacht und Figuren vorgestellt. Zunächst scheinen sich mit den aufrechten Starks und den intriganten Lennisters zwei Familien antagonistisch gegenüberzustehen, doch wird sich diese Konstellation im Verlauf der Serie noch erheblich erweitern. Nicht nur kommen mit den Graufreuds, die auf den Eiseninseln immer ihr eigenes Machtsüppchen kochen, den mächtigen Tyrells aus Rosengarten, deren heiratsfähiger Spross, die ebenso reizende wie raffinierte Margaery (Natalie Dormer), drei Könige nacheinander ehelicht, und den Martells aus Dorne, die noch eine eigene Rechnung mit den Lennisters offen haben, neue Handlungsmomente ins Spiel. Es gewinnen auch Figuren, die nicht durch Abstammung der Loyalität eines Hauses verpflichtet sind, an Gewicht, so Petyr Baelish (Aidan Gillen), der Meister der Münze, oder auch Varys (Conleth Hill), der Meister der Flüsterer, beide eingangs am Hofe in Königsmund tätig.

Auch Religion und Magie sind starke Einflussfaktoren: So wird eine fanatische religiöse Gruppierung unter Führung des Hohen Spatzen die Hauptstadt unter ihre Herrschaft bringen, während die R’hllor, dem Gott des Lichts, dienende Priesterin Melisandre (Carice van Houten) nicht nur einen Dämon gebären, sondern auch Stannis Baratheon dazu bringen wird, seine eigene Tochter als Gottesopfer zu verbrennen. Die zahlreichen Hauptfiguren werden ergänzt durch zahllose Nebenfiguren und neue Player, die der Handlung plötzlich eine unerwartete Richtung geben.

Game of Thrones. 100 Seiten

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