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Vorgeschichte und Vorgedanken

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„Hallo Elsbeth, hier ist Friedericke aus dem hohen Norden, du weißt schon wer? Ob du es glaubst oder nicht, wir kommen gerade von einer ganz tollen Reise durch Südostasien zurück und davon muß ich dir einfach erzählen. Mein guter Ehemann Rainer wird euch schon noch eine CD mit entsprechenden Aufnahmen schicken. Die müßt ihr euch sofort ansehen, damit ihr diese Reise auch schnellstmöglich bucht.“

Solch einen Anruf oder einfach eine CD mit entsprechend animierenden Aufnahmen und einem netten Begleitbrief bekomme ich in Abständen immer wieder von Friedericke und ihrem Ehemann. Beide haben wir auf einer Äthiopienreise kennengelernt und Kontakt gehalten.

Die beiden lieben es wie wir, das bedeutet mein Sohn Lausi und ich, viel zu reisen und zwar nicht nur in die allseits bekannten Gegenden der Welt, um dort am Strand zu liegen oder irgendwelche Events zu besuchen. Wir bevorzugen es, in uns unbekannten Ländern, wenn möglich abseits der üblichen Touristenströme, Land und Leute kennenzulernen.

Friedericke und Rainer haben uns gegenüber natürlich einige ganz wichtige Vorteile: Sie müssen auf niemand aus der Familie Rücksicht nehmen und sind bereits im absolut sorgenfreien, da sicher gut vorgesorgten, Nachberufsleben angekommen.

Das alles kann man von uns leider nicht so behaupten. Lausi, mein Sohn, ist in einem, wie man so landläufig sagt, wenig einträglichen, rechtsverdrehenden Beruf tätig. Ich selbst bin zwar im Ruhestand, aber ich, manchmal auch wir, habe bzw. haben eine Katzendame und einen Kater zu versorgen. Leider ist in naher und in weiterer Zukunft keine Erbschaft zu erwarten und ich bin auch nicht sehr kreditwürdig, wie mir neulich bei einem Interneteinkauf von Katzenfutter mitgeteilt wurde.

Ich bin eben nur eine ältere, meist mit meinem Sohn beschäftigte oder von ihm beschäftigte Rentnerin und wir wohnen in einem wenig vornehmen Ort in der Nähe einer Kreisstadt und dies auch noch im Einzugsbereich von Stuttgart. Also nahe bei einer Stadt, die bald mit der Realisierung von S 21 auch noch völlig den Bach runtergehen wird, sprich ebenfalls weder kreditwürdig noch überhaupt für irgend etwas würdig oder besser vertrauenswürdig ist oder dann sein wird!

Leider hat die Bahn derzeit, wenigstens recht pressewirksam in der Ferien-Sauregurkenzeit, in Mainz jetzt gezeigt, was zu leisten sie in der Lage ist. Nur leider versteht vermutlich wieder keiner, daß es hier in Stuttgart noch viel, viel schlimmer werden wird, wenn es das nicht schon ist. Nur die engagierte Presse und die Streiter dagegen sind schon etwas müde geworden, weil zu wenig Bevölkerung, kaum Politiker und erst recht die Medien die Sache ernst nehmen.

Nach einem recht bösen Brief an diese Katzenfutterfirma bekam ich zwar eine Entschuldigung oder etwas in der Art und einen so etwas wie recht ansehnlichen Gutschein.

Das bedeutet, „unsere“ Katzen, oder das doppelte Unikum, das sich bei uns eingenistet hat, bekommt von uns tagtäglich was es will. Ich muß nur, wenn Lausi und ich außer Haus oder im Urlaub sind, dafür sorgen, daß sich jemand um sie sorgt!

Ähnlich wie bei der Katzenfutterfirma und den Bonitätsauskünften sollte es auch generell bei uns im Lande vor sich gehen. Also zuerst überprüfen und dann weitersehen, nur wie machen wir das, wenn wir hier in Deutschland demnächst zur Wahl, egal wofür, gehen sollten?

Noch etwas enger oder wie der Schwabe sagt „päber“ betrachtet ist auch hier im Schwabenland, meiner früher so geschätzten Heimat, zwischenzeitlich alles, wie es so schön heißt:

„Blos no am Arsch!“

Bei uns im Ländle, egal ob bei Grün, Rot, Schwarz, Gelb oder bunt gemustert, gibt es nur noch Korruption, Lobbyismus oder einfach schwäbisch ausgedrückt, die gute und ach so praktische Vetterleswirtschaft mit dem uralten Motto:

Eine Hand wäscht die andere!

Es kann einem nur schlecht werden, wenn man alleine die tendenziellen Zeitungen hier aufschlägt, denn andere gibt es auch kaum mehr und sich auch nur deren Überschriften ansieht. Dann erkennt man glasklar, daß die meisten Zeitungen eigentlich nur dazu dienen, wozu man sie sogar noch vor gut sechzig Jahren in vielen Haushalten kleingeschnitten und dann auf der Toilette oder besser dem „Abort oder Aabee“ verwendet hat.

Natürlich warte ich trotz Friederickes Aufforderung nach Beeilung zuerst etwas ab. Ich sehe mir zum Mekong und zu Indochina oder Südostasien dann so einige Sendungen, die gerade im „Intelligenzfernsehen“ laufen an und informiere mich sogar im Internet mal wieder genauer über das Wichtigste. Nach eben doch längst vergangener Schulzeit und dem damals aktuellen Wissen und den damals bekannten Tatsachen kann das schließlich nicht schaden, sogar mir Besserwisserin nicht!

Bei meinen Recherchen erinnere ich mich plötzlich doch tatsächlich an meinen, seit Kindertagen verdrängten Wunsch, einmal nach Angkor Wat zu reisen, um mich dort in dieser riesigen Anlage umzusehen und mich einfach an Ort und Stelle von den sicher gewaltigen Eindrücken überwältigen zu lassen. Schon immer wollte ich einfach alles dort live erleben und genießen!

Als ich Lausi auf Indochina anspreche, kommt zuerst natürlich sein übliches: ja, ja, heraus! Dies bringt er seit einiger Zeit immer dann, wenn er angeblich mit Arbeit mehr als nur vollgeladen ist, mit welcher auch immer!

Aber da Männer kaum oder eigentlich gar nicht multitaskingfähig sind, ist es auch kein Wunder, daß mein Sohn von meinen neuen, gerade noch unterschwellig vorhandenen Reisewünschen gar nichts mitbekommt. Seine Arbeit nimmt einfach alles da oben, im etwas festeren Teil des inneren Kopfes ein!

Sein Vater hat eh nichts mit Kultur oder „so was“ am Hut, was daran liegt, daß er zwischenzeitlich wohl vor allem altersbedingt, familiengeschädigt und natürlich fremd-, freunde- und medienbeeinflußt ist und es zunehmend noch mehr wird. Er braucht derzeit den sogenannten Sport-, Aktiv- und Abenteuerurlaub, also etwas für hyperaktive, unzufriedene und sich selbst darstellende Alte!

Auch als die CD von Rainer eintrifft und Lausi und ich uns diese sogar gemeinsam ansehen, ist Lausi immer noch weit von irgendeinem Reisegedanken entfernt. Erst als ich durch einen reinen Zufall, in einer nicht regionalen Zeitung, einen sehr außergewöhnlichen Reisebericht über den Mekong finde und feststelle, daß er von Caro, unserer Journalistin, die wir auf der Antarktisreise kennengelernt haben stammt, von der wir jedoch seit Wochen nichts gehört haben, da endlich entwickelt Lausi dann doch tatsächlich Initiative.

Zuerst einmal informiert er sich in einem mehr als nur langen Telefongespräch bei Caro, vermutlich sogar unter anderem auch über die Mekongreise. Verständlicherweise ist, wie gesagt, vieles andere aber sicher bei diesem Telefonat noch viel wichtiger, denn Lausi schätzt Caro sehr, vielleicht aber doch auch mehr!

Deshalb muß ich mich anschließend nochmals bei Friedericke nach dem Reiseveranstalter ihrer Reise erkundigen, etwas das Lausi natürlich wieder vergessen hat. Verständlich bei einem so langen Telefongespräch mit Caro!

Natürlich bleibt es auch wieder mir überlassen, Infos zu den anderen unterschiedlichen Reiseveranstaltern aus dem Internet zu organisieren, die Reisen auf dem Mekong und in den angrenzenden Ländern anbieten.

Nachdem ich festgestellt habe, daß wirklich der Veranstalter von Friedericke und Rainers Reise genau das anbietet, was ich mir so vorstelle, begebe ich mich zu unserem Lieblingsreisebüro in der nahen Kreisstadt. Dort ist unser treuer Berater Herr Mahr, der jetzt der neue Besitzer ist, in ein noch stilvolleres Haus in der absoluten Altstadt, in eine der Fußgängerzonen, umgezogen.

Herr Mahr, zwar weltweit und reisetechnisch sehr gut informiert, kann mir dieses Mal aber über den von mir genannten Reiseveranstalter zuerst einmal nicht gar so viel sagen, da dieser vermutlich in unseren südlichen Gegenden nicht so sehr bekannt ist.

Recht schnell bekommen wir aber dann schon ein Angebot für die gewünschte Reise und als wir beide am Spätnachmittag noch bei Lausi im Büro sitzen, um dieses noch einmal, mit so allem rundherum, genauer durchzusehen, klingelt es und vor der Türe steht unser zwischenzeitlich sehr guter Freund, Kommissar Hans Köberle von der Stuttgarter Kripo.

Ihn hatten wir vor ein paar Jahren nach einem recht üblen und tödlichen Segeltauchurlaub kennengelernt und seit damals haben wir immer wieder sowohl privat wie auch „mördermäßig“, also beruflich, mit ihm zu tun. Den Kontakt haben wir einfach aufrechterhalten, weil er ein ausgesprochen netter, sympathischer und normaler Zeitgenosse ist, der außerdem auch unser immer mal wieder ganz gutes schwäbisches „Gekoche“ schätzt. Die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt und stimmt weiterhin!

Er braucht beim Hereinkommen in Lausis gute Stube, also in das Büro oder die Kanzlei, nur einen kurzen Blick, um in den Blättern und Prospekten auf dem Schreibtisch das zu erkennen, was Sache und damit wichtig ist. Deshalb kommt dann auch sofort:

„Nein, das haut mich ja um. Mensch Elli, Lausi, das ist genau das, was ich schon lange will, der Mekong, Angkor Wat und das ganze alte „Zeugs“ so rundherum. Wobei eine romantische Dschunkenfahrt in der Halong Bucht dann auch nicht von schlechten Eltern wäre!“

Lausi und ich starren ihn nur an und dann können wir eigentlich nur breit grinsend dem zuletzt Gesagten unseres werten Kommissars zustimmen.

„Hans wo du recht hast, hast du recht! Die Dschunkenfahrt dort in dieser berühmten und beeindruckenden Bucht darf man wirklich nicht auslassen, wenn man schon in diesen Gebieten herumreist. Ob du es glaubst oder nicht, die ist tatsächlich auch in dem Reiseverlauf, den uns der gute Herr Mahr zusammengestellt hat, mit enthalten.

Hans, wir haben eigentlich bereits alles vorgeplant, du mußt nur noch zusagen und schnell schauen, ob noch ein Platz in der Reisegruppe frei ist!

Du weißt, daß wir uns sehr freuen würden, wenn du mit dabei wärst. Lausi sicher schon deshalb, damit er mich nicht ständig alleine ertragen muß und natürlich auch, damit ihr zwei euch endlos über so vieles im rechtlich ach so beeinträchtigten Alltag auslassen könnt. Tut ihr doch so gerne!“

Wir besprechen noch einiges Weitere, wie über die Zimmer, die Preise, die zusätzlichen extra Ausflüge und natürlich sehen wir uns auch nochmals das Mekong - Schiff genauer im Internet an und suchen uns die passenden Kabinen heraus.

Hans Köberle will nun unbedingt ebenfalls an dieser Reise mit uns zusammen teilnehmen. Laut Angebot soll sie uns von Kambodscha, Laos über Thailand nach Vietnam führen und dabei sowohl eine achttägige Mekongflußfahrt beinhalten, wie auch diverse Busfahrten und Inlandflüge. Diese, von Herrn Mahr zusammengestellte Reise soll in einer Kleingruppe stattfinden, was hierbei bedeutet, daß nicht mehr als zwölf bis vierzehn Leute daran teilnehmen werden. Klingt gut, aber man weiß dabei natürlich im Voraus nie, ob man auch einen Draht zu diesen wenigen Mitreisenden finden wird. Egal aber alles besser als ganz alleine zu reisen, das ist meist viel anstrengender und viel langweiliger!

Einige Tage des Wartens vergehen und dann steht unsere Reise. Alles hat genau so funktioniert wie wir es gewünscht hatten und wir freuen uns, daß es dann Mitte-Ende Dezember losgehen soll. Lausis Vater will sich während unseres Urlaubs um unsere beiden Chaotenkatzen kümmern!

Tatort Mekong

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