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Kapitel 4.

Da Mathéo sein neues Anwesen nochmals in Ruhe in Augenschein nehmen wollte, machten sich der Arzt und sein Sohn alleine auf den Rückweg ins Dorf. Pierre versprach, am Nachmittag mit seinem Gepäck wiederzukommen.

Gedankenverloren sah er zu, wie die beiden Karren am Fuße des Hügels im Wald verschwanden, und schlenderte dann über den Hof zum Haupthaus. Jetzt wollte er sich erst einmal ein Zimmer aussuchen, in dem er wohnen würde. Mathéo spielte ernsthaft mit dem Gedanken, dauerhaft hier zu leben. Vielleicht konnte er eine Rechtsanwaltskanzlei eröffnen? Allerdings sollte es schwer sein, in dieser ländlichen Umgebung ausreichend Klienten zu finden. Da müsste er täglich nach Bastogne pendeln.

Die Wohnräume des Schlosses befanden sich im ersten Stock. Mathéo erklomm die ausladende Treppe in der Eingangshalle. Oben führte je ein Flur in einen der beiden Flügel des Gebäudes. Er wandte sich nach rechts und wählte gleich das erste Zimmer.

Perfekt! Der Raum war ausreichend geräumig, enthielt ein Bett, einen Schrank, der für sich alleine schon so groß war, wie ein Zimmer, eine ebenso große Kommode, ein mit Samt bespanntes Sofa mit zwei dazugehörigen Sesseln und einem teuer wirkenden Mahagoni-Tischchen. Das Ganze stand auf einem flauschigen Plüschteppich, in dem er fast versank. In der Ecke wartete ein massiver Kamin mit aufgestapelten Holzscheiten nur darauf, entzündet zu werden. Alles war tadellos gepflegt, nicht ein Staubkörnchen war zu sehen. Das Bett war mit einem Leinentuch abgedeckt. Als Mathéo es prüfend anhob, stellte er fest, dass es frisch bezogen und makellos sauber war. Wunderbar, neben dem Gärtner verstand also auch das Hausmädchen ihren Job.

Ziellos streifte er weiter durch den Flur. Pierres Vater hatte die oberen Stockwerke bei seiner Führung nur flüchtig behandelt. Im Erdgeschoss lagen Speisesaal, Küche, Bad, Bibliothek, Wohn- und Gesellschaftszimmer und ein großer Wintergarten hinter dem Haus. Dazu ein Tanzsaal und sogar ein eigenes Theater mit 100 Plätzen und geräumiger Bühne. Im ersten Stock befanden sich überwiegend Wohnräume für die Bewohner des Schlosses und eventuelle Gäste. Auch das Hausmädchen und der Butler bewohnten hier ein Zimmer. Außerdem gab es oben nochmals zwei Badezimmer mit Toilette. Echter Luxus!

Im zweiten Stock schließlich fand er zahlreiche Räume, die vor allem zu Aufbewahrungszwecken dienten. Der Arzt hatte das nicht näher erläutert und sie hatten nur in eines hineingesehen, welches bis in den letzten Winkel mit Büchern vollgestopft gewesen war.

Im Gegensatz zu der ausladenden Treppe mit ihren Marmorstufen, die von der Eingangshalle in den ersten Stock führte und durch die Glaskuppel in der Decke einigermaßen beleuchtet war, wirkten die beiden Stiegen ins oberste Stockwerk relativ schmal und bestanden aus knarrenden Holzstufen. Der zweite Stock war in zwei separate Flügel aufgeteilt, die nicht miteinander verbunden waren. Deshalb hatte jeder seine eigene Treppe. Das jeweils zugehörige Treppenhaus war dunkel und etwas muffig. An den mit blauer Seidentapete versehenen Wänden hingen verblasste Gemälde.

Da er keine Lust hatte, erst eine Öllampe und Streichhölzer zu suchen, tastete sich Mathéo im Halbdunkel die Stufen in den rechten Flügel hinauf. Wenn ihn seine Geografiekenntnisse nicht ganz verlassen hatten, konnte er ihn als Ostflügel bezeichnen.

Ein Knall hallte durch die Eingangshalle unter ihm. Mathéo zuckte zusammen und sein Herz schien ein paar Schläge auszusetzen, bevor es stolpernd seinen alten Takt wiederfand.

Jetzt wurde ihm erst einmal bewusst, was für eine Totenstille herrschte, seitdem der Arzt und Pierre abgefahren waren.

Ein erneuter lauter Knall wummerte durch das Gebäude und kam als Echo von den Fluren zurück.

Der Türklopfer! Jemand stand draußen und benutzte diesen gusseisernen Türklopfer in Form eines Wolfskopfes! Wer war das nur, hier mitten in der Einöde?

Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen schlich er die Treppe hinunter bis in die Eingangshalle.

Sollte er sich eine Waffe schnappen? Vielleicht ein Schwert von einer der Ritterrüstungen? Obwohl, das wäre wahrscheinlich albern. Nicht auszudenken, wenn möglicherweise der Notar draußen stand, weil er ein Blatt Papier oder eine Unterschrift vergessen hatte und er öffnete die Tür mit erhobenem Schwert ... Wobei das Gesicht des hutzeligen Männchens unbezahlbar wäre. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde es sofort einem Herzinfarkt erliegen.

Mit einem entschlossenen Blick riss er die Eingangstür auf.

Der Fluch der Wölfe

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