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[REGELN DER TREMULATIONEN]

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Bevor etwas Unbekanntem oder Ungewöhnlichem Glauben geschenkt werden kann, ist es notwendig einige feste und unbestreitbare Regeln festzulegen, gemäß denen die Theorie zu überprüfen ist.

DIE ERSTE REGEL DER TREMULATIONEN

Jedwedes von fester oder harter Natur, wie Holz, Stein, Fels, Metall etc., unterliegt großen Tremulationen selbst durch die kleinste Berührung.

Dieses leuchtet ein bei Häusern und Städten: Häuser und Straßen erzittern und vibrieren, sobald ein Fuhrwerk vorbei fährt; ein ganzer Fels wird erschüttert durch einen Hammerschlag.

Eine Glocke vibriert und erzeugt sogar einen Ton allein durch die Berührung einer kleinen Nadel; eine Person am Ende einer langen Latte oder eines Mastes scheint zu wissen, was eine Person am anderen Ende schreibt oder zeichnet. Bei Masten, die auf die Länge von einer Meile miteinander verbunden werden, oder beim Gestänge einer Zugmaschine ist ein Schlag von einem Ende zum anderen wahrnehmbar. Berührt man nur das eine Ende eines Streichinstruments, die Vibration würde sofort an das andere Ende übertragen werden. Ein Kanonenschuss, ein Erdrutsch oder ein unterirdischer Einsturz kann zwanzig bis dreißig Meilen im Umkreis gehört werden und Häuser und Städte zum Beben bringen. So schließen wir daraus, dass eine kleine Ursache große Vibrationen zur Folge haben kann.

DIE ZWEITE REGEL

Eine gespannte Membran ist das beste Medium für Tremulationen.

Es ist allgemein bekannt, dass eine membranöse Saite das beste Medium für Töne, sprich Tremulationen, ist. Als Membran bezeichnet man etwas, was ganz oberflächig liegt bzw. die Oberfläche einer festen Substanz. Diese Oberfläche nimmt die Tremulationen auf bevor sie im Körper selbst empfangen werden. Ein Körper, bedeckt mit kontinuierlichen Membranen und Oberflächen, wie etwa bei den Quadratflächen eines Würfels.

DIE DRITTE REGEL

Neben der Membran sind hart-elastische Körper die besten Medien für Tremulationen; weiche Körper sind weniger geeignet.

Die sprödesten und härtesten Metalle, wie Eisen und Stahl oder Kupfer und Zinn, erzeugen einen klingenden Ton. Leichter formbare Metalle, wie Gold und Blei, geben einen schwächeren Ton von sich ab. Weiche Substanzen wie Sand, Lehm oder Federn klingen überhaupt nicht.

DIE VIERTE REGEL

Die Tremulationen einer Saite verursachen dieselben Vibrationen in einer anderen Saite; eine Membran beeinflusst eine andere Membran auf ähnliche Weise, vorausgesetzt, beide sind gleich gestimmt.

Wird die Saite einer Laute berührt, erzeugt dies eine Vibration in einer anderen Saite, die im gleichen Ton gestimmt ist. Ein äußerer Laut erzeugt oft eine Vibration im ganzen Musikinstrument. So wie auch ein ganzer Pfeifensatz durch den Ton einer einzigen Orgelpfeife in Vibration gerät, vorausgesetzt, sie ist im gleichen Ton gestimmt. Ebenso kann Glas durch den eigenen Ton zerspringen.

DIE FÜNFTE REGEL

Tremulationen der Luft erzeugen Ringe und Kreise und sind von allen Seiten rund um das Zentrum der Bewegung hörbar; vorausgesetzt, es wird nicht die ganze Masse bewegt.

Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, entstehen rundherum Ringe. So verhält es sich auch mit der Luft. Ein Schrei ist von allen Seiten her hörbar.

DIE SECHSTE REGEL

Je schwerer die Atmosphäre, umso langsamer ist die Tremulation. Je leichter die Luft, umso schneller ist die Bewegung.

Der Wellenkreis im Wasser bewegt sich langsam fort. Jener in der Luft wandert schneller. In den feinsten Lüften, welche wir Äther nennen, ist die Fortbewegung noch schneller. In der solaren Substanz wandert er augenblicklich von der Sonne zu uns. In der feinsten Atmosphäre gibt es möglicherweise überhaupt keine Zeiteinheit mehr, die mit der Undulation korrespondiert.

DIE SIEBTE REGEL

Eine Tremulation behindert keine andere, simultan ablaufende Tremulation.

Dies kann man am besten im Wasser beobachten, wo zehn bis zwanzig Kreise sich ausbreiten, einer um den anderen, ohne einander zu beeinträchtigen. Jeder setzt seinen Weg ohne Behinderung fort. Ähnlich verhält es sich in der Luft: Der Ton einer Saite eines Instrumentes behindert nicht den Ton einer anderen Saite, noch behindert ein Wort das andere. Der Grund dafür wird gesondert erläutert.

DIE ACHTE REGEL

In allen Tremulationen entspricht der Reflexionswinkel dem Einfallswinkel.

Die sich im Wasser ausbreitenden Kreise werden entsprechend ihres Einfallswinkels reflektiert. In einem mit Wasser gefüllten runden Gefäß kehren sie zum Zentrum zurück; in einem länglichen Kanal laufen sie vorwärts und wieder zurück; ein Seil, das in einem Minenschacht hängt, bewegt sich in spiralförmigen Windungen. Das Gleiche geschieht bei einer Musiksaite. Das Echo treibt einen Ton vorwärts und wieder zurück. Auf diese Weise bewegt die Substanz der Sonne die Partikel unseres Augenlichtes.

DIE NEUNTE REGEL

Tremulationen gibt es in millionenfacher Variation

Wie viele unterschiedliche Töne werden von einem gut gestimmten Klavier nicht erzeugt? An wie vielen mangelt es noch immer in einer Oktave? Ein Ton unterscheidet sich vom anderen, ist fließender, weiter, dumpfer oder greller. Klang und Aussprache der Menschen sind so unterschiedlich wie ihre Gesichter. Jeder Vokal hat seinen eigenen gesonderten Laut. Verdoppelt man diese Variationen, so wird man sehen, dass es Millionen unterschiedlichster Arten von Tremulationen gibt.

UNSERE LEBENSKRAFT BESTEHT ÜBERWIEGEND AUS TREMULATIONEN.

Mit Hilfe der oben genannten Regeln lässt sich zeigen, dass unser von Bewegung gekennzeichnetes Leben, unsere Natur, aus kleinen Vibrationen, sprich Tremulationen, besteht. Anhand der ersten Regel scheint es offensichtlich, dass ein winziges Teilchen augenscheinlich seine Bewegung auf sämtliche Teile des Körpers übertragen kann. Es kann Membranen, Sehnen, das Blut, das Leben und den Geist sowie alle davon weiterlaufenden Membranen, Fasern und Nerven in die gleiche Bewegung versetzen wie sich selbst. Sprache ist nichts anderes als Tremulationen, entsprechend dem Klang einer Saite. Hören ist nur eine konzentrierte Sammlung dieser Tremulationen. Sie fließen durch gewundene Membranen, treiben über Hammer und Amboss hinauf zur Dura und Pia mater, die dann gleichsinnig vibrieren. Alle Fasern und Nerven, der animalische Geist und das Blut werden auf diese Weise berührt und gemäß den vorher genannten Regeln in Bewegung versetzt. Wird eine Tremulation durch Membranen aufgrund von Vibrationen der Zähne oder Schädelknochen aufgefangen, kann die Sinneswahrnehmung11 des Hörens auch unabhängig vom Mechanismus des Ohres erfolgen. Riechen und Schmecken erfolgen durch Kontakt mit unterschiedlichen Arten von Partikeln – rund, eckig oder scharf – auf ähnliche Weise. Es wird an den Fasern und Nerven gezogen und gezerrt, so dass die Tremulationen zur Dura und Pia mater weitergetragen werden.12 Ähnlich verhält es sich mit dem Sehen, dem feinsten unserer Sinne. Schon wenn das Geringste an Farbe oder Licht die feinen Fasern berührt, übertragen die lang gezogenen optischen Nerven es zur Hirnrinde und lösen rundherum Sinnesreize und Tremulationen aus. Nicht anders entstehen die Bewegungen des Gemütes, welche durch Stechen oder Beißen der Galle in den inneren Organen hervorgerufen werden.13 Das gilt auch für alle anderen äußeren Gefühle und Sinnesreizungen, denn alle Dinge sind über Fasern und Sehnen miteinander verbunden. Berührt man eine Stelle, so wird es an der anderen wahrgenommen. Insbesondere gilt dies für die Membranen des Gehirns, in welche sämtliche Fasern und Nerven endigen. Hier wird alles aus dem gesamten Körper gesammelt. Daraus folgt, werden Tremulationen zuerst von den Membranen aufgenommen, so finden sie umgehend Mittel und Wege, um sich über den gesamten Körper auszubreiten. Hängt nun eine Membran durch oder ist sie ihrer Hitze, ihres Blutes oder ihrer Lebendigkeit beraubt, dann wird der ganze Mensch dumpf, schwer und wie tot. Des Weiteren: Der Schlaf übermannt uns, wenn eine Entspannung in den Nerven der fünf Sinne eintritt, nachdem sie den ganzen Tag über im Zustand erhöhter Anspannung standen. Und dennoch, während des Schlafes erfahren wir etwas dem Sehen und Hören etc. Ähnliches. Diese Sachverhalte beweisen, dass all die äußerlichen Sinnesreize in inneren Tremulationen bewahrt sind. Häufiger kommt es vor, dass eine Person in Gedanken bei jemand anderem ist und wahrnimmt, was derjenige tut oder denkt. Seine Membranen erzittern durch die Tremulationen der zerebralen Membranen der anderen Person, so wie es sich verhält, wenn eine Saite die andere beeinflusst, insofern beide im gleichen Ton gestimmt sind. Es ist nicht vermessen anzunehmen, dass die Gedanken der nichtrationalen Tiere Tremulationen entsprechen, ausgehend von den Sinnesorganen und deren inneren und äußeren Reizungen. Die Erfahrung hat sie gelehrt, was die eine Art der Tremulation im Gegensatz zu einer anderen bedeutet, so wie wir Wörter und ihre Bedeutung anhand unterschiedlicher Tremulationen an ihrem Klang erkennen.

Kein Teil des Körpers kann berührt werden, ohne dass diese Berührung an die Dura und Pia mater, d. h. an die Membranen des Gehirns kommuniziert wird. Und jegliche Berührung dieser Membranen wird seinerseits an den ganzen Körper kommuniziert. Dies bewirken offensichtlich alle Fasern, die mit den Sehnen verbunden sind und jene 20 - 30 Nerven die in der zerebralen Membran enden und von ihr umhüllt werden. Werden die genannten Membranen verletzt, ist ein Mensch unmittelbar seiner Sinne beraubt. Er fällt, wird ohnmächtig, verliert sein Bewusstsein und seinen Verstand. Erschlaffen Fasern oder Nerven, ist ein Mensch in ähnlicher Weise seiner Sinne beraubt, wie z. B. bei Erkältungen, Blutstau oder im Schlaf. Nimmt infolge von Vergiftungen oder Zorn der tierische Geist überhand, dann sind die Membranen überhitzt und allzu sehr gespannt. Es kommt zu mannigfaltigen und wilden Tremulationen. Aus all dem folgt, dass aufgrund vieler Kontakte oder Eindrücke es – entsprechend der vorher genannten Regeln – in uns, im Kleinsten wie im Größten, eine kontinuierliche, bewegende, tremulatorische und lebendige Kraft gibt.

Über Tremulationen

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