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Ratschläge und Lehren an meine Schüler.

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Von Emil Coué

Meine Ratschläge, um gute Autosuggestionen bei den Kranken zu erzielen, sind nur kurz, aber sie genügen, wenn sie richtig befolgt werden: Selbstsicher sein und das zeigen durch den Ton der Stimme; sehr einfach sein in Benehmen und Ausdrucksart, dabei sehr bestimmt sein, als befehle man dem Kranken.

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Meine Suggestionsformel, mit eintöniger Stimme gesprochen, bewirkt bei den Kranken eine leichte Schlaftrunkenheit, und gerade dadurch dringen meine Worte besser ein in das Unterbewusste.

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Eure Worte müssen den Kranken anregen zu einem Gefühl freundschaftlicher Verbindung, vollkommenen Vertrauens; er wird diese Behandlungsart lieben und wird euch all die Aufmerksamkeit schenken, die ihr braucht. Wenn ihr in ihm einen Seelenzustand erzeugt habt, durch den er sich zufrieden und gut gestimmt fühlt, und wenn ihr ihm bewiesen habt, dass ihr sein Freund seid, dann wird alles leicht glücken.

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Mit welcher Art Mensch ihr es auch zu tun habt, um etwas mit ihm zu erreichen, habt die unbedingte Überzeugung, dass ihr etwas erreichen werdet.

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Wenn man euch einen kalten Blick zuwirft oder unzufrieden ist, oder wenn ihr fühlt, dass ihr dem Patienten unsympathisch seid, lasst euch dadurch nicht stören, bleibt ruhig bei der gewohnten Methode, im Gegenteil, verdoppelt sie, verdreifacht sie, geratet in Erregung und sagt euch: „Diese Person, der ich nicht sympathisch bin, sie wird bald mich als Freund empfinden, ich werde ihr sympathisch sein.“ Andererseits aber: lasst jedes Zeichen der Feindschaft an euch abgleiten, kümmert euch nicht darum.

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Ich sage keine überflüssigen Worte und erlaube nicht, dass man solche sagt. Ihr seid neurasthenisch: ich weiß besser als ihr, was euch fehlt, ihr leidet viel (sie sind damit zufrieden, wenn man ihnen sagt, dass sie leiden): wir wollen euch jetzt von dieser Last befreien.

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Setzt es euch in den Kopf, dass ihr ein bestimmtes Ziel erreichen müsst, und ihr werdet die Mittel finden, die notwendig sind, um dahin zu gelangen, und zwar ohne zu suchen. Wenn ihr findet, dass es eure Pflicht ist, diese jungen Leute in die Sitzungen zu bringen, so werdet ihr auch die Worte finden, um sie zu bestimmen, ja, um ihnen Verlangen danach einzuflößen.

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Je weiter ich komme, umso mehr sehe ich ein, dass man nichts erzwingen darf, nicht einmal die Aufmerksamkeit. Ich suche die Natur nachzuahmen, indem ich sie beobachte. Je einfacher und kürzer eine Unterweisung ist, umso besser. Nicht nach verschiedenartigen Suggestionen suchen. „Alle Tage geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser“, dieser Satz passt immer.

Eine Person hatte seit zwei Jahren eine durch Krampf geschlossene Hand, trotz aller Ärztebehandlung. Dr. Vachet hat sie im Nu geöffnet, indem er den Gedanken in sie hineinlegte: Ich kann.

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Niemals einen Kranken bedauern! Man wird mir sagen: „Oh, welch hartes Herz haben Sie!“ Doch es ist im eigenen Interesse des Kranken; es verschlimmert sein Leiden, wenn ich ihn bedauere.

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Absichtlich verwende ich keine grob volkstümlichen Ausdrücke, wohl aber familiäre. Die haben mehr Kraft.

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Ich behaupte, unsere Stimme ist so, wie wir sie bilden. Sie kann gepflegt werden, und wir sollen sie pflegen, und jeder, der sich die Mühe geben will, kann sich eine gute Stimme erwerben.

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Man will eine bestimmte Sache tun, aber indem man sich einbildet, dass man dazu nicht fähig sei, tut man genau das Gegenteil von dem, was man will.

Der Schwindel ist dafür ein Beispiel. Jemand geht auf engem Pfad neben einem steilen Hang, er denkt zunächst an gar nichts. Plötzlich kommt ihm der Gedanke, er könnte vielleicht hinunterstürzen in den Abgrund. Wenn er nun unglücklicherweise nach der gefährlichen Seite hinsieht, so ist er verloren. Das Bild des Fallens setzt sich im Geiste fest, er fühlt sich von einer unsichtbaren Macht angezogen, die mit den Anstrengungen, ihr zu widerstehen, nur wächst. Er gibt nach und wird unten in der Schlucht zerschmettern. Das ist die Ursache der meisten „Unglücksfälle in den Bergen“.

Was so körperlich geschieht, geschieht auch seelisch: die ungesunden Gedanken sind wie eine Art Abgrund, der den Fall dessen bewirkt, der nicht weiß, wie man entkommt.

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Ich behaupte ja gar nicht, dass der Wille keine Kraft sei, er ist eine große Kraft; doch er wendet sich fast immer gegen uns. Man muss so denken: ich wünsche diese Sache und bin dabei, sie zu bekommen, und es wird glücken — wenn ich nicht krampfhafte Anstrengungen mache.

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Du erschaffst dir die Symptome, von denen du dir einbildest, dass sie zu der Krankheit gehören, die du zu haben glaubst. Sage zu deinem Leiden:

Du hast mich besessen, du wirst mich nicht mehr besitzen.

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Wiederhole zwanzigmal, morgens und abends: „Alle Tage geht es mir in jeder Hinsicht besser und besser.“ Dies gleiche Mittel hilft jedem und ist so einfach und leicht. Zu leicht, nicht wahr? Und doch, dies ist sehr wichtig: denkst du, dass du krank bist, wirst du es; denkst du, dass die Heilung kommt, so kommt sie.

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Durch Sicherheit kommen wir zum Erfolg, nicht durch Hoffnung.

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Es ist ganz leicht für Eltern, die Fehler der Kinder zu beseitigen und die entgegengesetzten Eigenschaften erscheinen zu lassen: während sie schlafen, spricht man ihnen zwanzig- bis fünfundzwanzigmal vor, was man von ihnen wünscht. Mütter und Väter sollten das als eine Pflicht gegen ihre Kinder betrachten, es ist das eine seelische Ernährung, ebenso nötig wie die körperliche; und man sorgt doch für ihr Essen.

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Lob wirkt anregend, doch es darf nicht übertrieben sein. Tadel wirkt anregend für den Menschen, oder besser: Tadel festigt. Ich gebrauche Umschreibungen, die nicht verletzen können, hülle den Tadel in eine Redensart; die Leute werden dann nicht argwöhnisch, da sie fühlen, dass ich ihnen keine Vorwürfe mache. Mach' dir selber Vorwürfe; machst du sie dem anderen, so reizt du ihn. Ich mache keine Vorwürfe, ich stelle Tatsachen fest.

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Am 27. Februar 1917. Ja, gestern habe ich die Sechzig überschritten und gehe nun los auf die Siebzig, doch wenn nicht eine Kugel oder Bombe mir unterwegs begegnet, werde ich auch dort nicht stehen bleiben, die Last der Jahre wird mir leicht erscheinen.

Diese Vorstellung bilde ich in mir und sie wird sich verwirklichen.

Selbstheilung und Seelenerziehung durch Autosuggestion

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