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Kapitel 5

Auf der Funkelwiese


Fiona verabschiedete sich von Leonore und fuhr zurück ins Dorf. Zum Abendessen erwarteten ihre Eltern sie im Schwimmbad. An der Eingangskasse winkte sie ihrer Mutter. „Geh schon mal zu Fabio, ich komme gleich!“, rief diese. „Ich will alles über deine Reitstunde wissen.“

Das Naturschwimmbad hatte sich inzwischen geleert. Nur ein paar Stammgäste saßen noch in der Abendsonne und der Gartenzwerg jätete Unkraut. Es war natürlich kein echter Zwerg, sondern ein älterer Herr namens Walter Wildt. Nur Fiona nannte ihn heimlich so, weil er so klein war und die Liegewiese und die Büsche drum herum perfekt in Schuss hielt.

„Nikodeeeemus!“, flötete eine Stimme. Fiona wusste, ohne hinzusehen, dass es Frau Braun war, die zu den Stammgästen des Lichtersee-Bads gehörte. Sie rief nach ihrem Dackel, der im Wasser planschte, obwohl das hier nicht erlaubt war. Ächzend wackelte sie von ihrem Liegestuhl zum Ufer. Dort leinte sie ihren tropfnassen Hund an und kraulte ihn. Dann wandte sie sich schnaufend an Fiona: „Schätzelchen, was tust du hier so alleine? Hast du niemanden zum Spielen?“

Fiona zuckte mit den Schultern. „Ich kenne doch noch keine anderen Kinder“, antwortete sie. Als sie das sagte, fiel ihr ein, dass das seit heute gar nicht mehr stimmte: Sie kannte ja jetzt Leni, Jana und Aurelia. Vielleicht würden sie sogar Freundinnen werden! Und dann war da ja auch noch Sunny, ihr Goldpony.

Frau Brauns freundliches Gesicht wurde ernst. Fiona entdeckte weiße Streifen zwischen ihren braun gebrannten Lachfalten. „Du Armes! Na, ich gebe dir ein Eis aus. Hopp, hopp!“ Ohne Fionas Antwort abzuwarten, wackelte sie mit Nikodemus zum Kiosk.

„Aber es gibt gleich Abendessen“, widersprach Fiona halbherzig. Sie sah sich um. Ihre Eltern waren noch beschäftigt, da konnte sie getrost eine kleine Vorspeise genießen.

Fiona wählte ihr Lieblingseis: Vanille mit Schokoüberzug und Lakritzstreuseln. Fabio, der im Kiosk verkaufte, schenkte ihr außerdem noch eine Tüte mit Gummifrüchten. „Für ma bella mit den schönsten Lächeln der Welt!“, sagte er und klang dabei fast so wie ein echter Italiener – auch wenn er das gar nicht war. Als Frau Braun gegangen war, sagte er mit breiter, norddeutscher Stimme: „Dreimal Pommes rot-weiß für die Feldbaums?“

Fiona nickte. „Mama und Papa kommen gleich“, sagte sie. „Hast du noch Salat? Wenn wir nur Pommes essen, flippt Papa aus.“

Fabio kramte eine Weile im Kühlschrank und zauberte einen Salatkopf sowie einige Tomaten hervor. Während er schnitt und zupfte, fragte er Fiona: „Dann sage ich Mama und Papa wohl auch nichts von dem Eis und den Gummifrüchten, nech?“

„Äh, ja, bitte“, erwiderte Fiona. Fabio antwortete nicht, er zwinkerte ihr nur zu.

Fionas Blick glitt über den See und ihr Herz machte einen Hüpfer. Sunny war wieder auf der Koppel! Zusammen mit Luna, Opal und Tiger fraß sie von dem zartgrünen Flüstergras. Leonore musste die Ponys in der Zwischenzeit auf die Weide gebracht haben.


„Hallo, Goldpony“, wisperte Fiona. Sie blickte zu Sunny hinüber und dachte ganz fest an sie. Und da geschah es: Das Pony hob den Kopf und sah Fiona an. Natürlich konnte Fiona auf diese Entfernung nicht sicher sein, ob Sunny nicht nur zufällig den Kopf in Richtung Lichtersee-Bad wendete. Aber sie hatte das Gefühl, dass das Pony genau wusste, dass sie da war. Fiona wurde es plötzlich sehr warm ums Herz.

Beim Abendessen erzählte sie ihren Eltern und Fabio alles vom Hof Lichtenberg: wie lieb Sunny war, wie gut es an der Longe geklappt und welchen Spaß sie in der Reitstunde mit Leni, Jana und Aurelia gehabt hatte. Sie erzählte von Lise und Lotte, den Hängebauchschweinen, vom Hofkater Herrn Elch und der schüchternen Mila. Nur von dem Stein in Sunnys Stirnlocke und den Funkelponys erzählte sie nichts. Auch wenn sie vielleicht nicht dazugehörte, durfte sie ihr Versprechen nicht brechen: Die Funkelponys sollten ein Geheimnis bleiben.

Als alle aufgegessen hatten, räumte Fabio den Kiosk auf und verriegelte ihn für die Nacht. Fionas Eltern mussten noch einiges im Schwimmbad erledigen. „Hilfst du mir, die Liegestühle umzudrehen, die Umkleiden zu kontrollieren und die Waschräume abzuschließen?“, fragte Fionas Vater.

„Oder willst du schon nach Hause?“, fiel ihre Mutter ein. „Du siehst müde aus!“

Fiona lächelte ihre Mutter dankbar an. Sie war tatsächlich ganz schön erschöpft. Aber das war nicht der Grund, warum sie so abwesend guckte. Nein, sie hatte eben wieder versucht, einen heimlichen Blick auf Sunny zu erhaschen. Sie hatte solche Sehnsucht nach dem Pony! Sie musste es unbedingt noch kurz auf der Koppel besuchen.

Wenige Minuten später radelte Fiona aus dem Dorf hinaus und zur Pferdekoppel am See. Sie rannte den Feldweg am Maisfeld entlang und rief Sunny schon von Weitem: „Sunny! Komm her, mein Goldpony!“

Sunny warf den Kopf in den Nacken und galoppierte auf den Koppelzaun zu. Davor bremste sie scharf ab, aber sie hatte noch genug Schwung, um Fiona das Maul in den Bauch zu stupsen. Fiona musste lachen. Sie schlüpfte durch das Gatter und schlang dem Pony die Arme um den Hals. Sunny war so weich und warm und duftete so wunderbar! Fiona kuschelte sich fest an sie. Dabei spürte sie den goldenen Funkelstein in Sunnys Mähne. Sie löste sich von Sunny und blickte sie an.

„Ach, Sunny“, sagte sie. „Ich verstehe das alles nicht. Bist du nun ein Funkelpony? Oder nicht? Und dürfen wirklich nur Funkelponys und ihre Reiterinnen auf Lichtenberg sein? Hat Leonore das ernst gemeint? Nein, das kann nicht sein, schließlich bezahlen meine Eltern für die Reitstunden.“

Sunny schnaubte leise. Fiona spürte ihren warmen Atem auf der Haut. Bildete sie es sich ein oder klang Sunny ebenfalls ein wenig traurig?

„Weißt du, was?“, sagte Fiona. „Eigentlich ist es ganz egal. Funkelpony oder kein Funkelpony, das macht mir überhaupt nichts aus. Die Hauptsache ist, dass wir zusammen sind. Bald komme ich zur nächsten Reitstunde. Ich freue mich schon so!“ Sie klopfte Sunnys kräftigen Hals und lächelte sie an.

Sunny atmete tief ein und sagte: „Ich mich auch, Fiona.“

Fiona hörte ihr Herz schlagen und ihre Gedanken träge durch ihren Kopf rattern. Hatte Sunny gerade gesprochen? Nein, das konnte nicht sein! Einige Augenblicke lang starrte Fiona das Pony einfach nur an. Es schaute freundlich zurück.

„Habe ich das gerade wirklich gehört?“, fragte Fiona schließlich.

„Natürlich hast du das!“, wieherte Sunny. „Funkelponys können sprechen. Haben dir die anderen das nicht gesagt?“

„Nein“, meinte Fiona matt. „Haben sie nicht.“

Sunny schnaubte vergnügt. „Und? Gefällt dir diese kleine Überraschung?“

Fiona konnte nur nicken. „Ich … ja … natürlich! Das ist ja super!“, rief sie glücklich.

Sunny machte einen kleinen Freudensprung.

„Aber wie kann das alles sein?“, fragte Fiona. „Bist du doch ein Funkelpony? Ich verstehe das nicht.“

Sunny gab ihr einen kleinen Schubser. „Steig auf“, sagte sie. „Ich bringe dich auf die Funkelwiese. Dort ist das Gras viel süßer! Und wir können in Ruhe reden.“

„Reiten? Jetzt? Einfach so?“, fragte Fiona. „Ich bin aber noch nie ohne Sattel geritten.“ Doch Sunny sah sie so lieb und freundlich an, dass sie alle Angst verlor. Sie kletterte auf den Koppelzaun und von dort auf Sunnys Rücken. Langsam ging die Stute los. Fiona schaukelte sanft hin und her. Sunnys Fell war ein wenig rutschig, aber auch wundervoll glatt und warm. Sunny trug Fiona über die Koppel bis zu einer Stelle, wo eine einzelne mächtige Buche mit dunkelroten Blättern stand. Ihre meterlangen Äste bildeten ein natürliches Dach. Dahinter ging die Koppel weiter, doch vom Zaun, vom Maisfeld, vom Weg und vom Lichtersee war nichts mehr zu sehen. Ein Funkeln wie ein warmer Windhauch fegte über Fiona hinweg, als sie unter dem mächtigen Baum hindurchritt.


Plötzlich befand sie sich in einer anderen Welt. Ein zartes Glitzern lag über dem Gras. Die Luft schmeckte süß und frisch. Quer über die Wiese verlief ein kleiner Bach, dessen schimmerndes Wasser Richtung See plätscherte.

„Willkommen auf der Funkelwiese, der schönsten Koppel der Welt!“, sagte Sunny. Sie neigte den Kopf und rupfte ein Büschel Gras. „Hier ist die Magie der Funkelponys zu Hause. Schön, oder?“

Fiona glitt von Sunnys Rücken und schritt andächtig durch das weiche, zart schimmernde Gras. „Wunderschön!“, sagte sie. „Kannst du nur hier sprechen?“

„Und was war dann das vorne am Gatter?“, fragte Sunny. Sie schüttelte ausgelassen den Kopf. Auch Fiona musste grinsen. „Sprechen können Funkelponys überall“, erklärte Sunny. „Sie dürfen es aber nicht, denn sie müssen ein Geheimnis bleiben. Meist redet ein Funkelpony nur mit seiner Funkelfreundin, sonst mit niemandem. Andere Menschenfreunde als dich brauche ich aber auch gar nicht.“

Fiona sah das Pony groß an. „Soll das heißen, du bist tatsächlich ein Funkelpony? Und ich deine Funkelfreundin?“

Sunnys gute Laune verschwand. Sie ließ den Kopf hängen. „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Es ist alles so verwirrend! Ich kann auf die Funkelwiese gehen und mit dir sprechen. Aber ich habe es noch nie geschafft, jemandem zu helfen. Eher im Gegenteil, ich habe …“ Sie brach ab und schnaubte verlegen.

„Ja?“ Fiona war ungeheuer neugierig, was Sunny zu erzählen hatte. Aber das Pony wechselte schnell das Thema. „Ich weiß nur eins, Fiona.“ Sunny hob den Kopf und sah das Mädchen an. „Ich habe noch nie eine Reiterin gehabt, die ich so gern hatte wie dich. Du bist so lieb! Und du hängst nicht auf meinem Rücken wie ein Sack voller Hafer.“

Fiona kicherte.

„Du kraulst mich auch immer an der richtigen Stelle, dahinten, am Mähnenkamm.“

„Hier?“, fragte Fiona und begann, das Pony mit den Fingern zu bearbeiten.

Sunny brummelte genießerisch. „Oh, das tut gut“, schnaubte sie. „Ich habe dich sofort gemocht, als ich dich zum ersten Mal am Lichtersee gesehen habe, Fiona. Aber jetzt bin ich mir ganz sicher, dass du die Beste für mich bist.“

„Warum?“, fragte Fiona.

„Das ist doch klar wie der Bach da drüben!“ Sunny tänzelte um Fiona herum. „Weil es dir egal ist, ob ich ein Funkelpony bin oder nicht. Das ist so schön!“

In Fionas Kopf drehte es sich. Funkelponys, eine verborgene Funkelwiese und ein sprechendes Pony … Das war einfach zu viel, zu traumhaft! Doch ein Gedanke strahlte warm und hell durch alles andere hindurch: Sunny mochte sie.

Zärtlich legte Fiona Sunny eine Hand auf die Wange. „Ich habe dich auch von Anfang an gemocht“, sagte sie. „Ich will nie wieder ein anderes Pony reiten als dich!“

Sunny scharrte aufgeregt mit einem Vorderhuf im Gras. „Dann fangen wir doch gleich damit an“, schlug sie vor. „Steigst du auf?“

Das ließ Fiona sich nicht zweimal sagen. Es war ein bisschen mühsam, auf Sunnys Rücken zu klettern. Aber als sie oben saß, fühlte sie sich schon viel sicherer als beim ersten Mal. Sunny schritt durch das funkelnde Gras und entlang des plätschernden Baches. Fiona schlang dem Pony die Arme um den Hals und war einfach nur glücklich.

Funkelpony Bundle. Bände 1

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