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Kapitel 2

Auf dem Lichtenberg


Einige Tage später fuhr Fiona wieder mit dem Rad die Landstraße entlang. Sie warf einen Blick zur Koppel am See, doch das Maisfeld verstellte ihr die Sicht. Außerdem fuhr ihr Vater auf seinem Rennrad vor ihr her und hatte es eilig. Das machte Fiona aber gar nichts aus. Sie erwartete etwas noch viel Schöneres, als die Ponys auf der Koppel nur anzusehen und zu streicheln: eine echte Reitstunde!

Nach mehreren Besuchen beim Goldpony auf der Wiese am See hatte Fiona ihren ganzen Mut zusammengenommen und mit ihren Eltern geredet. Und es war ganz leicht gewesen! Mama und Papa entschuldigten sich sogar, dass sie nicht von selbst auf die Idee mit den Reitstunden gekommen waren. Nur eine Bedingung hatten sie gestellt: Fiona musste allein zum Hof und zurückfahren.Wegen der vielen Arbeit im Schwimmbad hatten ihre Eltern einfach keine Zeit, sie zu begleiten. Fiona hatte natürlich zugestimmt. Und dann hatte sich ihr Papa trotzdem auf sein Rennrad geschwungen. „Ich möchte meine neuen Nachbarn und deine Reitlehrerin doch gern persönlich kennenlernen“, hatte er erklärt.

Die Landstraße machte eine Kurve, aber Fiona und ihr Vater fuhren geradeaus weiter auf ein Hoftor zu. Hof Lichtenberg stand auf einem Schild. Fiona mochte den Namen, auch wenn es in der Gegend weit und breit keine Berge gab. Es gab nichts als Felder und Wiesen und neben dem Hof ein winziges Reetdachhaus mit einem Garten voller Blumen.

Fiona und ihr Vater rollten auf den Hof und stellten ihre Räder vor einem gemütlich aussehenden Fachwerkhaus ab. In Fionas Bauch kribbelte es. Hoffentlich war hier wirklich das Zuhause ihres Goldponys! Neugierig sah sie sich um. Neben dem Wohnhaus standen Ställe, Schuppen und Scheunen. Überall wuchsen Blumen und auf einem Stück Rasen vor dem Haus lag eine getigerte Katze in der Sonne. Ein ungefähr achtjähriges Mädchen saß im Schneidersitz daneben und streichelte ihr über den Rücken. Mit einem Krächzen flog eine Elster vom Dach auf und segelte dicht über Fionas Kopf hinweg.

„Willkommen!

Du bist sicher Fiona. Ich bin Leonore Lichtenberg.“ Eine Frau mit langen Haaren, in Reithosen und karierten Kniestrümpfen, kam über den Hof auf sie zu. Freundlich schüttelte sie erst Fiona, dann ihrem Vater die Hand. An ihrem Finger funkelte ein Ring mit einem schwarzen Stein, der gleichzeitig regenbogenbunt schimmerte.


„Hof Lichtenberg ist kein normaler Reiterhof mit tausend Reitschülern“, erzählte Leonore Lichtenberg. „Aber ich freue mich, wenn ab und zu ein paar nette Kinder kommen, um meine Ponys zu bewegen. Wir werden sehen, ob du zu uns passt, Fiona. Okay?“

„Okay“, flüsterte Fiona. Sie wurde immer aufgeregter und konnte es kaum abwarten, dass ihr Papa und Frau Lichtenberg ihr Erwachsenengespräch beendeten. Die Tigerkatze maunzte, stand auf, machte einen Katzenbuckel und stolzierte auf langen Beinen von dem Mädchen weg. Es hatte ein rundes Gesicht und eine Stupsnase und sah der Katze traurig hinterher. Doch die strich nun um Leonore Lichtenbergs Beine. Fiona kniete sich hin, um sie zu streicheln.

„Das ist Herr Elch“, sagte Leonore. „Er ist ein miserabler Mäusejäger, dafür aber ein sehr guter Spinnenfänger.“ Die Tigerkatze namens Herr Elch schnurrte wie zur Bestätigung.

Fiona grinste, unsicher, ob das alles ein Scherz war. „Heißt er in echt so?“, fragte sie. „Und fängt er wirklich Spinnen, Frau Lichtenberg?“

„Aber natürlich. Und nenn mich ruhig Leo. Wollen wir jetzt zu den Ponys?“, fragte die Hofbesitzerin.

Fiona konnte nur nicken. Sie verabschiedete sich von ihrem Vater und rannte Frau Lichtenberg hinterher.

„Wir haben vier Ponys“, erklärte Leonore auf dem Weg zum Stall. „Luna, Tiger, Opal und Sunny. Meine fleißigen Helferinnen haben sie schon von der Koppel geholt. Nachher ist Reitstunde, aber vorher nehme ich dich an die Longe. Ich möchte erst einmal sehen, ob du überhaupt zu Sunny passt. Sie ist nicht immer ganz einfach.“

Bevor Fiona fragen konnte, was Leonore damit meinte, fuhr die Reitlehrerin fort: „Und diese beiden Schönheiten sind übrigens Lise und Lotte.“

Fiona bemerkte einen Auslauf neben dem Stall. Darin standen zwei grauschwarze Schweine mit sehr dicken Bäuchen. Als Leo näher trat, wackelten sie grunzend zum Zaun.


„Hängebauchschweine“, erklärte Leonore weiter. „Na, Hunger, Liselotte?“ Sie streichelte den Tieren nacheinander über die borstigen Rücken. „Es gibt erst heute Abend wieder etwas zu futtern, sonst werdet ihr zu dick.“

Fiona betrachtete grinsend Lises und Lottes Bäuche, die fast auf dem Boden schleiften. Na, hoffentlich sahen die Ponys besser aus! Schnell folgte sie Leonore in den Stall.

Alles im Pferdestall war groß, luftig und sauber, von der gefegten Stallgasse bis zu den Sattelböcken und Boxengattern. Auf einer Seite befanden sich mehrere Pferdeboxen, auf der anderen Seite waren vier Ponys angebunden. Im hellen Sonnenlicht, das durch das Tor am anderen Ende des Stalls fiel, konnte Fiona zuerst nur ihre Umrisse erkennen. Endlich ließ das Blenden nach.

Fionas Herz machte einen Satz. Ein Rappe, ein Fuchs, eine Schimmelstute und ein Pony mit goldfarbenem Fell: Auf Hof Lichtenberg lebten tatsächlich ihre Ponyfreunde von der Koppel am See!

„Goldpony!“, rief Fiona und lief, ohne nachzudenken, zu ihrem Liebling hin. Glücklich streichelte sie seinen Nasenrücken.

„Nanu, kennt ihr euch?“, fragte Leonore.

Fiona wurde rot. „Ich habe sie auf der Koppel gesehen“, sagte sie.

Leonore lächelte. „Mehr als gesehen, scheint mir“, sagte sie. „Angefreundet habt ihr euch! Umso besser. Schließlich sollst du heute auf Sunny reiten.“

„Sunny?“ Fiona wusste nicht, wovon Leonore sprach.

„Sunny“, wiederholte die und zeigte auf das goldfarbene Pony. „Dieses Pony hier.“

„Ach so. Klar, gerne!“ Fiona hätte daran denken müssen, dass das Pony einen richtigen Namen hatte. Und dabei hatte sie sich schon so an Goldpony gewöhnt! Aber Sunny klang auch nicht schlecht: sonnig und hell und fröhlich. „Der Name passt einfach super zu dir, Goldpony … Ich meine, Sunny“, flüsterte sie dem Tier zu.

Leonore gab Sunny einen Klaps auf die Schulter. „Sunny ist genau die Richtige für eine Longenstunde. Sie ist lebhaft, aber nicht wild. Sehr lieb, aber nichts Besonderes“, sagte sie. Fiona runzelte die Stirn. Für sie war Sunny schon jetzt etwas ganz Besonderes!

„Aurelia!“, rief die Reitlehrerin nun. „Hilfst du Fiona dabei, Sunny fertig zu machen?“

Fiona sah sich neugierig um. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie und Leonore nicht allein im Stall waren. Drei Mädchen kümmerten sich um die anderen Ponys. Ein großes mit glattem schwarzem Haar tauchte hinter der Schimmelstute auf. Aurelia warf Fiona nur einen kurzen Blick zu und sagte dann: „Ich bin aber mit Luna noch nicht fertig.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich wieder ihrem Pony zu.


Leonore seufzte. „Na gut. Hat sonst jemand Zeit? Ich muss noch die Longe einfetten, das hat sie nötig.“

„Ich mach’s!“ Ein zierliches Mädchen mit langen, wilden Locken trat von dem Fuchs weg.

„Hi, ich bin Leni“, sagte das Mädchen zu Fiona. „Da drüben hängt Sunnys Trense. Die mit dem grünen Stirnriemen. Holst du sie? Danke. Ich löse schon mal das Halfter.“

Fiona kam kaum hinterher, so fix war Leni mit allem. Sie legte Sunny die Trense an und sattelte sie. Dabei redete sie sehr schnell auf Fiona ein. Sie zeigte ihr die einzelnen Riemen und Schnallen des Zaumzeugs, erzählte von Ausritten und Prüfungen auf dem Fuchswallach Tiger und von den anderen Reiterinnen auf Hof Lichtenberg. Nach einer Viertelstunde wusste Fiona, dass Leni wie sie selbst zehn Jahre alt war, außerdem sehr schlau und sehr nett. Fiona erfuhr auch alles über Aurelia mit den schwarzen Haaren, die schon elf war, und ihr Lieblingspony, die Schimmelstute Luna. Die dritte Reiterin war die zehnjährige Jana. Sie hatte ihre braunen Haare zum Zopf geflochten und putzte schweigend den Rappen Opal. Als Fiona zu ihr guckte, lächelte sie schüchtern. Ob eins oder sogar alle Mädchen vielleicht nach den Sommerferien mit Fiona in eine Klasse gehen würden? Aber das konnte sie jetzt nicht herausfinden. Stattdessen erfuhr sie von Leni, dass alle drei schon lange auf Hof Lichtenberg ritten und oft herkamen, um bei der Stallarbeit zu helfen. Dafür durften sie ihre Lieblinge auch mal extra reiten.

Leonore kam mit einer langen Leine über der Schulter und holte Fiona und Sunny für ihre erste gemeinsame Reitstunde ab. Auf dem Sandplatz hinter dem Stall half sie Fiona beim Aufsitzen.

Vorsichtig ließ Fiona sich auf Sunnys Rücken gleiten, setzte sich zurecht und nahm die Zügel auf. Endlich wieder Sattel, Steigbügel und den starken Pferdekörper spüren – das fühlte sich einfach wundervoll an! Leonore gab ein Kommando, Sunny ging los und Fiona wurde im Takt der Schritte sanft hin und her geschaukelt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.


„Oh, ist das toll, Gol… Sunny“, flüsterte sie dem Pony zu.

Fiona brauchte nur wenige Minuten, um sich wieder ans Reiten zu gewöhnen. Leonore ließ Sunny im Schritt, Trab und Galopp gehen und war mit allem sehr zufrieden. „Dein Sitz ist gut, Fiona. Die Hilfen stimmen. Perfekt!“, lobte sie. „Du kannst nachher ohne Probleme bei der Reitstunde mitmachen.“

Fiona lächelte stolz. Schließlich wickelte Leonore die Longe auf und ließ Fiona absitzen. „Möchtest du auch mal, Mila? Du hast doch gesehen, wie brav Sunny dabei ist!“, rief sie über ihre Schulter.

Überrascht bemerkte Fiona, dass das kleine Mädchen, das vorhin Herrn Elch gestreichelt hatte, am Rand des Sandplatzes saß. Wie lange es wohl schon zusah? Doch Reiten wollte es anscheinend nicht, denn es schüttelte den Kopf, sprang auf und rannte davon.

Leonore seufzte und drehte an ihrem funkelnden Ring. „Das war Mila, die Tochter von Freunden“, erklärte sie. „Sie macht hier für ein paar Wochen Ferien, aber ich fürchte, sie hat Heimweh. Wenn du mal mit ihr spielen magst, Fiona … gerne!“

Fiona sah Mila hinterher. Wenn Mila sich auf Hof Lichtenberg ähnlich fremd fühlte wie Fiona nach dem Umzug im neuen Haus, dann tat die Kleine ihr leid. Sie selbst hatte wenigstens Mama und Papa gehabt und jetzt Sunny! Das Pony schnaubte und vertrieb alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf. Es rieb seinen Nasenrücken an ihrem Bauch und sie stolperte rückwärts.

„He!“ Fiona musste lachen. „Ist dir langweilig, Sunny? Dann warte mal ab, wie unsere erste Reitstunde wird.“

Doch bis dahin war noch etwas Zeit. Leonore band Sunny vor dem Stall fest.

„Gut gemacht“, sagte sie zu dem Pony und klopfte ihm dankbar den Hals. „Du bist eben das perfekte Reitschulpony, wenn auch nicht mehr.“

Fiona verstand nicht, was Leonore damit meinte. Für sie war Sunny das schönste und liebste Pony der Welt! Sie streichelte das weiche Fell zwischen ihren Nüstern und sah ihr tief in die Augen. „Mein Goldpony“, flüsterte sie. „Das Reiten war einfach wundervoll! Ich kann kaum fassen, dass es gleich noch weitergeht!“

Aurelia, Jana und Leni brachten die anderen Ponys aufgezäumt und gesattelt nach draußen und banden sie fest. Leni lief sofort zu Fiona, Jana folgte ihr langsam.


„Na, wie war es?“, fragte sie. „Wenn ich dein Gesicht so sehe: sehr gut. Stimmt’s oder habe ich recht?“

Fiona merkte erst jetzt, dass sie ein glückliches Dauergrinsen auf den Lippen hatte. Es wurde sogar noch breiter, als Leni sie so nett ansprach.

„Es war himmlisch!“, sagte sie. „Sunny ist so lieb! Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie …“, sie suchte nach Worten, „… dass sie mich genau versteht. Egal, ob ich etwas sage, Hilfen gebe oder nur an sie denke.“ Glücklich schmiegte Fiona sich an das Pony. Sunny schnaubte sanft und hielt ganz still.

Als Fiona aus Sunnys Goldmähne auftauchte, sah sie, dass Leni und Jana miteinander flüsterten. Dann winkte Leni Aurelia zu. „Komm mal schnell her, Lia!“, rief sie. Wenn Fiona sich nicht täuschte, zwinkerte Leni dabei ganz merkwürdig. Aber Aurelia blickte Fiona wieder so abschätzig an wie vorhin im Stall, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.

Jana wurde rot und sogar Leni war ein bisschen verlegen. „Wir müssen kurz mit Aurelia sprechen. Warte hier auf uns“, sagte sie.

Die drei Mädchen traten ein Stück von Fiona und Sunny weg und unterhielten sich miteinander. Fiona sah ihnen neugierig zu. Wie gern hätte sie sich mit Leni und Jana angefreundet! Aber wenn es nach der hochnäsigen Aurelia ging, würde daraus wohl nichts werden.

„Immerhin habe ich dich“, flüsterte sie und sah Sunny an. Das Pony blickte aus seinen dunklen Augen freundlich zurück.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Fiona plötzlich ein Glitzern bei den drei Mädchen. Sie sah genauer hin und entdeckte ein Schmuckstück um Aurelias Hals: einen schimmernden weißen Edelstein an einer langen Silberkette. Er war ganz ähnlich geformt wie der goldene Stein, den sie vor ein paar Tagen in Sunnys Mähne entdeckt hatte.

Anscheinend hatte Aurelia Fionas Blick bemerkt. Sie ließ den Anhänger unter ihrem T-Shirt verschwinden, drehte sich mit fliegenden Haaren um und marschierte davon. Über Fionas Kopf krächzte es. Eine Elster flatterte vom Dachfirst auf und verschwand in Richtung See.

Funkelpony Bundle. Bände 1

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