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ОглавлениеBis zum nächsten Termin mit Elvira Bergström verging eine Woche. Diesmal hatte die Frau es nicht geschafft, sich früher in meinen Kalender zu mogeln.
Bei diesem dritten Termin trug sie ein exklusives Chanel Kostüm. Wollte sie mich mit dem materiellen Reichtum, indem sie lebte, etwa beeindrucken? Vielleicht war das auch ihre Art, mit der Unsicherheit, die in ihrem Leben herrschte, umzugehen.
Sie nahm vor meinem Schreibtisch Platz, goss sich ein Glas Mineralwasser ein und lächelte.
„Es tut mir gut.“
„Das Mineralwasser?“, hakte ich nach und spielte diesmal mit einer Goldmünze, die ich zwischen meinen Fingern rollte.
„Nein! Unsere Gespräche.“
„Sie reden, und ich höre zu.“
„Das ist gut so. Es scheint mir zu helfen.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ich habe schon lange nicht mehr so erholsam geschlafen, wie in den letzten Tagen. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?“
„Wir sollten weiter daran arbeiten. Ich vermute, wir sind auf dem richtigen Weg, Frau Bergström.“
„Wie geht es nun weiter?“
„Sie beginnen an dem Punkt Ihrer Geschichte, an dem Sie geendet haben.“
„Nach Bernd?“
„Ja.“
„Einverstanden.“
Und Elvira Bergström begann zu erzählen:
Seit jener Episode in Schwabing mit Bernd habe ich mit mir leben müssen, ohne die Wahrheit länger abstreiten zu können.
Zunächst hielt ich es für einfach. Ich brauchte ja nur heimzufahren und meinem Ehemann die Wahrheit zu sagen. Aber als ich die Wohnungstür öffnete und sein geliebtes Gesicht sah, konnte ich es einfach nicht.
Wie soll man seinem Mann anvertrauen, dass man gerade mit einem anderen Kerl gerade gefickt hat?
Wie soll man ihm einen sexuellen Zwang erklären, der einen nicht verlässt?
„Wo bist du gewesen? Es ist fast sieben Uhr!“
Er war wütend ... oh ja, er war ziemlich wütend!
„Ich bin aufgehalten worden.“
„Wie? Wo? Von wem?“
„Der Wagen ... ja, das blöde Auto. Ich hatte einen platten Reifen.“
Er wusste, dass ich log. Ich erkannte es an der Art, wie er die Augen zusammenkniff und wie seine Nasenflügel bebten. Ich konnte mir vorstellen, was in seinem Kopf vorging.
Anscheinend wollte er die Situation nicht dramatisieren. Vielleicht fürchtete er sich vor der Wahrheit. Seine Wut verrauchte, und er war nur noch enttäuscht.
Wir standen uns gegenüber und musterten uns mit forschenden Blicken. Jeder wartete auf ein gutes Wort des anderen, um eine Brücke zur Verständigung zu bauen.
Als das ausblieb, wandte ich mich um, ging ins Schlafzimmer und drückte die Tür hinter mir fest ins Schloss. Ich wollte allein sein, denn ich musste über so viele Dinge nachdenken.
Ich lag der Länge nach auf dem Bauch im Bett und stützte das Kinn in die Hände. Ich versuchte, mit der Realität fertig zu werden. Was, um alles in der Welt, konnte ich nur anfangen?
Ich hatte gerade meinen Ehemann betrogen. Aus freien Stücken. Niemand hatte mich verführt. Ich war auch nicht betrunken und demzufolge in meiner Widerstandskraft gelähmt gewesen. Ich hatte heute früh unsere Wohnung mit der Absicht verlassen, eine Männerbekanntschaft zu machen. Und ich hatte einen Kerl zum ficken gefunden.
Während des intimen Beisammenseins hatte ich dann die Wahrheit über mich selbst entdeckt. Diese Wahrheit sagte, dass ich auch weiterhin Ausschau nach Männern halten würde.
Ich spielte mit dem Gedanken, einfach zu Philipp zu gehen und ihm die Scheidung vorzuschlagen. Ich wusste, welche Qualen er erleiden musste, und ich konnte ihm das nicht länger zumuten.
Ich sonnte mich in dem Gedanken, wie tapfer das von mir wäre, doch im Grunde meines Herzens wusste ich nur zu gut, dass ich mir etwas vorgaukelte. Den Gedanken, allein zu sein, konnte ich einfach nicht ertragen. Ich konnte mich nicht in die Rolle einer geschiedenen Frau hineindenken.
Aber was sollte ich ihm sagen?
Wie sollte ich mich verhalten?
Was sollte ich machen?
Ich wandte den Kopf, als ich ihn leise die Tür öffnen und wieder schließen hörte. Er lehnte mit dem Rücken am Türpfosten, und sein Gesicht war ausdruckslos. Er wartete auf ein Wort von mir, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich zermarterte mir den Kopf nach ein paar passenden Worten, um zwischen uns wieder alles in Ordnung zu bringen.
Doch ich brachte keinen Ton hervor. Nach einer ganzen Weile kam er seufzend ans Bett, setzte sich auf die Kante und blickte auf mich herunter.
„Du hast wirklich ein hübsches Hinterteil“, sagte er beiläufig, und ich spürte, wie sich meine Muskeln spannten.
Als hätte er mit dieser Feststellung eine überaus wichtige Entdeckung gemacht, legte er die Hand unvermittelt auf meinen Hintern. Um meine sofortige Reaktion vor ihm zu verbergen, drückte ich das Gesicht ins Kopfkissen. Ich hielt den Atem an und fragte mich unwillkürlich, ob es wohl so mit mir bleiben würde. Die bloße Berührung einer Männerhand, und schon war ich bereit, die Beine breit zu machen und mich ficken zu lassen.
Er saß eine Weile regungslos da. Dann machte er mit der Hand leise, kreisende Bewegungen. Meine Sinne waren entflammt, und ich drückte den Körper fester an die Matratze. Unter der Berührung seiner Hand begannen meine Schenkel zu beben.
Plötzlich hielt er inne. Ich drehte mich auf den Rücken und konnte mich nicht länger beherrschen.
„Bitte fick mich, Schatz. Du musst ihn sofort tief in mich hineinstoßen!“
Während ich ihn anflehte mich zu befriedigen, fragte ich mich, ob ich denn schon so tief gesunken war, und ob dies der Anfang eines langen Weges wäre, der früher oder später im Nichts enden musste.
Er blickte auf mich herab, und ich sah den ungläubigen Ausdruck in seinen Augen. Er verstand mich nicht, aber wie sollte er auch?
Es war mir egal, ob er mich verstand, ob er meine obszönen Worte akzeptierte. Mein Körper bebte vor fieberhafter Erwartung. Meine Brustwarzen waren hart und aufgerichtet. Meine Vagina zuckte, als wollte sie zerspringen. Alles in mir sehnte sich nach einem harten Penis, der mich befriedigte. Oh, Gott, wie sehr ich Sex brauchte!
Endlich konnte ich nicht länger warten. Ich wusste nicht, was in seinem Kopf vorging, und es interessierte mich auch gar nicht. Ein Verhungernder fragt nicht lange, woher die rettenden Lebensmittel kommen, wenn sie vor seinen Augen auftauchen. Mein Körper verzehrte sich in einer wilden Glut, die nur seine steife Männlichkeit zu löschen vermochte.
Da ich einfach nicht länger warten konnte, streckte ich mit einem verzweifelten Aufschrei die Hand nach seiner Hose aus, öffnete den Reißverschluss und ergriff seinen Penis. Die bloße Berührung seiner Männlichkeit jagte einen Schauer durch meinen ganzen Körper.
Ich glaube, in diesem Augenblick hasste ich jeden einzelnen Mann auf der Welt, weil er ein Organ hatte, das mich befriedigen konnte.
Er reagierte sofort, denn es blieb ihm gar nichts anderes übrig. Mein hungriger Mund und meine suchenden Lippen gaben ihn nicht mehr frei. Erst als er die volle Erektion erreicht hatte, ließ ich ihn auf mich hinauf. Erst dann ließ ich den Kopf wieder ins Kissen sinken und spreizte in unverhohlener Einladung die Beine.
Ich glaube, er fürchtete sich ein wenig vor meinem ungestümen Vorgehen. Es war diesmal so ganz anders als bisher. Sonst waren immer liebevolle und zärtliche Gefühle im Spiel gewesen. Doch diesmal war es ganz anders. Es ging einzig und allein um die Wollust. Nur das Lustgefühl zählte und sonst gar nichts ... irgendwie war es animalisch ...
Als ich sein Zögern bemerkte, schlug ich den Rock bis zu den Hüften hoch, streifte das Höschen ab und warf es achtlos zu Boden. Ich schob mir ein Kissen unters Hinterteil und legte seine Hand auf mein blondes Schamhaardreieck.
Meine Augen zeigten ihm, dass er sich nicht lange mit einem zärtlichen Vorspiel aufzuhalten brauchte, denn ich wollte unverzüglich hart gefickt werden. Er brauchte sich nur auf mich zu werfen und in mich hineinzustoßen.
Ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, stand er langsam auf und ließ die Hose fallen. Dann zog er Schuhe und Strümpfe aus und streifte die Unterhose ab. Seine langsamen, betulichen Bewegungen zerrten an meinen Nerven.
„Verdammt!“, herrschte ich ihn an. „Worauf wartest du denn noch? Du sollst mich endlich ficken!“
Meine eigenen Worte brachten mich zur Besinnung, und ich fürchtete, alles falsch gemacht zu haben. Er nagte nervös an der Unterlippe und wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte.
Er hatte mich noch nie in einem solchen Zustand gesehen, und das verwirrte ihn. Doch sein natürliches Begehren gewann die Oberhand.
Inzwischen habe ich durch Erfahrung gelernt, dass es bei einem Mann große Willenskraft bedarf, sich einer Frau zu verweigern, aber das wusste ich damals noch nicht. Ich dachte, in sexueller Beziehung wäre es bei Männern nicht viel anders als bei Frauen.
Jedenfalls bin ich nie einem Mann begegnet, der dem verlockenden Anblick einer entblößten Vagina widerstehen konnte.
Philipp ließ sich lieblos zwischen meine Schenkel fallen. Oh, Gott ... tat das gut! Endlich hatte ich wieder einen Schwanz in meiner zuckenden Vagina. Dann noch sein Mund, seine Lippen, seine Zunge.
Ich war bereit, alles von ihm in mir aufzunehmen. Er sollte ein Teil von mir werden. Als seine Hand sich dann unter mein Hinterteil stahl und ich die kitzelnden Finger spürte, fürchtete ich vor lauter Wollust zu sterben.
Mein Körper schien zu explodieren, und ich erlebte den Höhepunkt an seinem Gesicht. Er krallte die Hände in meine Oberschenkel und drückte mich auf die Matratze hinunter. Ich versuchte, seinen Griff zu lockern.
„Lass los! Lass mich los! Genug! Genug!“
So war es zwischen uns noch nie gewesen. Ich meine, nicht so schnell und auch nicht so durchdringend intensiv. Die Art, wie ich diesmal reagierte, war ein Schock für ihn. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
Ich merkte, wie er den Kopf anhob, und ich starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen ängstlich an.
„Geh nicht weg!“, wimmerte ich. „Geh nicht weg!“
Er konnte meine Verzweiflung nicht verstehen. Wie sollte er auch?
„Nein, nein“, beruhigte er mich. „Ich bleibe ja hier bei dir.“
Mir war, als läge ich in einem Fieberwahn, dem ich nicht entrinnen konnte. Mein ganzer Körper war in Schweiß gebadet. Durch den Nebelschleier meines Begehrens hörte ich seine Stimme an mein Ohr dringen.
„Was ist denn?“, fragte er besorgt. „Was ist mit dir los?“
„Schieb ihn mir ganz tief rein! Fick mich, besorg es mir hart!“
Der Bann war erst gebrochen, als er meine Bitte erfüllte. Ich spürte sein hartes Glied immer tiefer eindringen und gab mich dem wohligen Gefühl hin. Meine Beine spannten sich um seine Hüften, und ich rutschte an dem steifen Penis hinauf, bis ich sein Schamhaar am Venushügel spürte.
Ich merkte es seinen Bewegungen an, dass er noch immer viel zu besorgt um mich war, um an seine eigene Befriedigung zu denken. Er stimmte seine Stöße genau auf den Rhythmus ab, den ich von unten vorlegte. Sobald er den Penis der ganzen Länge nach hineingestoßen hatte, verharrte er in dieser Stellung, bis ich wieder hinunterglitt. Dann holte er zu einem neuen, kräftigen Stoß aus und versetzte mich auf diese Weise von einer Ekstase in die andere.
So war es am Anfang. Aber es blieb nicht so!
Zu irgendeinem Zeitpunkt gingen die so lange unterdrückten Gefühle mit mir durch. Ich merkte ihm die plötzliche Änderung natürlich an. Zwar war er noch immer um mich besorgt, doch jetzt geriet er mehr und mehr in den unwiderstehlichen Strudel seiner eigenen Empfindungen.
Als ich das spürte, an seinen härteren Stößen, an dem wilden Klatschen seines Hodensacks an meinem Hinterteil, an der Art, wie er in mir rumorte, da brach mein eigenes Begehren, das schon unmittelbar an der Schwelle der Erfüllung gestanden hatte, wieder in sich zusammen.
Das alles lässt sich nur sehr schwer erklären. Ich weiß nur, dass ich in dem Augenblick, wo der Mann unmittelbar vor dem Orgasmus steht, das Interesse an meiner eigenen Befriedigung verliere. Dann wird es ein rein physischer Akt wie alle anderen ... etwa das Atmen, Gehen, Lachen oder Weinen.
Ich konzentrierte mich auf seinen bevorstehenden Orgasmus. Sein Körper wurde plötzlich steif, und er verzerrte das Gesicht. Im nächsten Augenblick kam sein Abschuss, und er spritzte seinen heißen Saft tief in mich hinein.
Und es bedeutete mir gar nichts!
Auch dann nicht, als er völlig ausgepumpt und erschöpft auf mir zusammenbrach. Ich empfand überhaupt nichts für ihn. Näher kann ich das beim besten Willen nicht erklären.
Alles in mir sehnte sich nach Erfüllung. Der sexuelle Hunger zerrte an meinen Nerven und drohte mich um den Verstand zu bringen.
Irgendwie fürchtete ich mich vor mir selbst. Mit einem erstickten Schluchzen wand ich mich unter Philipps Körper hervor. Als ich die Beine über die Bettkante schwang, hielt er mich am Ellbogen fest. Die Berührung seiner Hand jagte mir einen Schauer über den Rücken.
„Was ist denn los, Elvira?“
„Ich ... ich weiß es nicht.“
„Irgendetwas ist doch nicht in Ordnung, nicht wahr?“
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Die Wahrheit konnte ich ihm nicht sagen, was also sonst?
„Ich werde schon darüber hinwegkommen.“
„Aber du könntest mir doch dein Herz ausschütten. Dafür ist der Ehemann nun mal da.“
„Unter anderem.“
Er sah mich skeptisch an. Dann wurde er sich plötzlich seiner Nacktheit bewusst und kroch hastig unter die Bettdecke.
„Unter anderem“, wiederholte er, und ich schämte mich plötzlich.
Nach einer Weile stand er auf und verschwand im Badezimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ließ ich den zurückgehaltenen Tränen freien Lauf.
Was bedeuteten diese Tränen?
Wut?
Scham?
Frustration?
Verzweiflung?
Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich war von allem ein wenig dabei.
An diesem Abend redeten wir kaum miteinander. Es war wie ein Waffenstillstandsabkommen. Wir saßen im Wohnzimmer und gaben uns den Anschein, so sehr in das Fernsehprogramm vertieft zu sein, dass wir gar nicht an Unterhaltung dachten.
Doch wir spürten es beide, das wusste ich genau. Alle unausgesprochenen Worte standen zwischen uns.
Während ich da in meinem Sessel saß und kaum auf die flimmernde Mattscheibe achtete, spürte ich das Verlangen in mir. Ich wusste nur zu gut, was jetzt kommen würde ... wusste, dass ich wieder ziellos durch die Münchner Innenstadt wandern würde. Immer auf der Suche und mit der Hoffnung auf eine neue Erfüllung.
Dann war ich wieder für jeden Mann zu haben.
Dabei hätte sich mir an jenem Abend die beste Gelegenheit geboten, mich Philipp anzuvertrauen und ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Von meinen Gefühlen und Sehnsüchten zu sprechen. Ihm zu erklären, dass ich zu allem bereit war, um nur die ersehnte Befriedigung zu finden. Doch dazu fehlte mir der Mut.
Mitunter wurde mein sexuelles Verlangen so übermächtig, dass ich nicht mal den Druck der Unterwäsche an meinem Körper vertragen konnte. Dann floh ich auf die Straßen und wanderte planlos herum. Ich sah mir jeden Mann an, dem ich begegnete, und wartete auf ein geheimes Zeichen, das mir zeigen würde, bei ihm könnte ich die erhoffte sexuelle Erfüllung finden.
Natürlich fehlte es nicht an Gelegenheit. München war ein Single Stadt. Hier war eine Vielzahl von Männern verfügbar. Irgendwie sehen die Männer es einer Frau an, wenn sie sexuell ausgehungert ist. Ich weiß nicht, woran sie es erkennen, vielleicht an meinem Blick oder an einem Ausdruck meines Körpers. Jedenfalls scheinen manche Männer einer Frau die Gier nach sexueller Befriedigung anzusehen.
Wenn sie es richtig angefangen hätten, wäre ich vermutlich mit diesem oder jenem mitgegangen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich innerlich noch immer davor zurückschreckte. Ich wollte nicht so tief sinken, dass ich schon auf den leisesten Wink eines Mannes hin die Beine breitmachte.
Als mir diese Spaziergänge durch Schwabing immer mehr zum Hals heraushingen, suchte ich nach einem anderen Ausweg und begann ins Kino zu gehen. Hier konnte ich mich einerseits vom Film ablenken lassen und anderseits unter den vielen Zuschauern sicher fühlen.
Manchmal schloss ich im verdunkelten Raum die Augen und gab mich meinen eigenen Vorstellungen hin. Dabei malte ich mir alles lebhaft aus, von romantischen Abenteuern bis zu den gewagtesten sexuellen Szenen.
Ich betrat den dunklen Zuschauerraum jedes Mal mit der geheimen Vorstellung, dass ich hier mit einem Mann verabredet wäre, der alle Voraussetzungen mitbrachte, um mir endlich die langersehnte Erfüllung zu bringen.
Die Wirklichkeit sah natürlich ganz anders aus.
Aber es verlieh mir ein Gefühl der Sicherheit, und deshalb ging ich immer wieder in ein Kino. Zuerst setzte ich mich auf einen möglichst abgelegenen Platz. Doch das änderte sich recht schnell, und bald setzte ich mich direkt neben andere Menschen.
Mittlerweile war ich so frustriert, dass ich mir zum fünften Mal den gleichen Film ansah. Ich war wirklich sehr verzweifelt.
Nachdem ich die Handlung bereits kannte, achtete ich stets auf die Zuschauer in meiner Nähe. Nach einiger Zeit malte ich mir aus, irgendwie mit diesen Menschen in Beziehung zu stehen. Es war ja dunkel, so dass sie nur undeutlich und schemenhaft auszumachen waren. Diese Dunkelheit machte alles noch geheimnisvoller und erregender. In meiner Vorstellung war jeder dieser Männer groß, hübsch und ungemein vital. Alles in allem also ein Liebhaber, der keine Wünsche unerfüllt ließ.
Alle diese eingebildeten Vorstellungen waren so stark und nahmen mich so mit, dass ich dann mit butterweichen Knien aus dem Kino wankte, völlig aufgelöst.
Ich wusste, dass ich mich selbst damit quälte. Aber ich konnte es nicht ändern. Obwohl ich mir kaum etwas von diesen Kinobesuchen versprach, ging ich immer wieder hin. In der Dunkelheit konnte ich zumindest meinen wilden, erotischen Träumen freien Lauf lassen.
Ich hatte mich also längst damit abgefunden, dass meine Träume unerfüllt bleiben würden. Sollte ich die Technik der Selbstbefriedigung verbessern? Vielleicht würden übergroße Dildos mir die ersehnte Erfüllung bescheren.
Als ich mir gerade vorstellte, einen dicken fleischfarbigen Vibrator einzuführen, geschah doch etwas.
Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, als er sich neben mich setzte. Ich spürte nur instinktiv, dass er noch jung war, vielleicht knapp zwanzig. Aufgrund der Nähe zur Universität könnte es ein Student sein. Im ersten Augenblick fragte ich mich, was er um diese Zeit im Kino suchen mochte und warum er gerade den Platz neben mir ausgewählt hatte, obwohl der Raum nur schwach besucht war.
Ich wagte nicht zu glauben, dass ein junger Mann es ausgerechnet auf mich abgesehen haben mochte. So saßen wir denn eine ganze Weile Schulter an Schulter. Ich spürte den Druck seines Armes auf der Lehne zwischen beiden Sitzen und wartete gespannt auf die weitere Entwicklung der Dinge. Ich wollte, dass er irgendetwas unternahm, wusste jedoch nicht, was ich erwartete. Seine körperliche Nähe war so erregend, dass ich völlig vergaß, wo ich mich gerade befand.
Um ein Haar hätte ich einen Schrei ausgestoßen, als er unvermittelt meine Hand ergriff und sie auf seinen Schoß drückte. Mein erster Impuls war, die Hand hastig zurückzuziehen und um Hilfe zu rufen.
Aber das ließ ich schön bleiben.
Als er merkte, dass ich mich nicht zur Wehr setzte, gab er meine Hand auf seinem Schoß frei. Vor lauter Verwirrung wusste ich nicht recht, was ich anfangen sollte. Erst als er tiefer ins Polster rutschte, erkannte ich seinen Wunsch.
Dann spürte ich den harten Druck seines erigierten Penis, und da konnte ich die Hand überhaupt nicht mehr wegziehen.
„Nur zu!“, flüsterte der junge Mann. „Hol ihn doch raus.“
Wie in einem willenlosen Dämmerzustand zog ich den Reißverschluss seiner Hose herunter und schob meine Hand in die Öffnung. Er trug keine Unterhose. Meine Hand ertastete sein steifes Glied, und er hielt hörbar den Atem an.
Je fester mein Griff wurde, desto stärker stemmte er sich dagegen. Erst in diesem Augenblick kam mir voll zu Bewusstsein, was ich da eigentlich anstellte.
Ich masturbierte für ihn!
Ich wurde von Ekel gepackt und wäre um ein Haar von meinem Platz aufgesprungen, um das Kino zu verlassen. Doch er schien diesen Fluchtinstinkt von mir zu spüren, und umklammerte mein Handgelenk. Sein Phallus wuchs weiter an, und entwickelte eine prächtige Größe und Härte. Schon nach wenigen Sekunden brauchte er mich nicht mehr festzuhalten.
Seine Hand tastete sich unter mein Kleid und glitt an meinen Schenkeln entlang. Jetzt war ich an der Reihe, tiefer auf den Sitz herunterzurutschen, und jetzt merkte ich auch, warum er das zuvorgetan hatte. Auf diese Weise war der Zugang zu den Genitalien wesentlich einfacher. Mit einer geschickten Bewegung streifte er meinen Slip hinunter und legte die Hand auf meinen nackten Unterkörper.
Ich schloss die Augen und stellte mir unser Treiben in der Dunkelheit des Raumes vor. Mit den Fingern versetzten wir uns gegenseitig in Ekstase.
So etwas hatte ich noch nie getan!
Ich hatte nicht mal in meinen kühnsten Träumen damit gerechnet, dass ich mal so etwas tun würde. War die bloße Vorstellung schon erregend, um wie viel mehr dann erst die Wirklichkeit.
Während seine Finger unablässig mit meinen bereits sehr feuchten Schamlippen spielten, strebte ich mehr und mehr dem Höhepunkt zu. Meine Brüste mit den harten Knospen sehnten sich nach zärtlichen Berührungen, aber daran war hier im Zuschauerraum natürlich nicht zu denken.
Als dann die Wellen des Orgasmus über meinem Kopf zusammenschlugen, musste ich an mich halten, um mich nicht durch einen wilden Aufschrei zu verraten. Ich legte den Kopf an seine Schulter und kostete das wollüstige Gefühl bis zur Neige aus. Meine Zehen zogen sich in den Schuhen zusammen, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Mein Körper streckte sich in die Länge, als wollte er sich irgendwo anhängen.
Erst in diesem Augenblick wurde mir wieder bewusst, dass ich ja etwas in der Hand hielt. Etwas, an dem ich mich anhängen konnte.
Ich fragte mich, wie lange er sich wohl noch zurückhalten könnte. Wie lange er den Orgasmus unterdrücken konnte, denn an seiner Erregung konnte nicht der geringste Zweifel bestehen. Doch gleich darauf verlor ich schon wieder alles weitere Interesse an seinen Reaktionen, denn ich geriet selbst wieder in Ekstase.
Er hatte sehr flinke Finger und beherrschte meinen Körper, wie ein Musiker sein Instrument. Er penetrierte mich mit zwei Fingern, sodass ich bereits wenige Augenblicke später nur noch Sterne sah. In schneller Reihenfolge erlebte ich einen Höhepunkt nach dem anderen, und das brachte mich völlig außer Atem.
Um keinen Preis wollte ich mir diese wollüstigen Empfindungen entgehen lassen. Seine spielenden, suchenden und stoßenden Finger sollten unablässig weitermachen.
Während ich immer wieder an einem Höhepunkt erschauerte, wichste ich sein steifes Glied immer weiter. Ich wollte in der Explosion seiner Empfindungen untergehen und mich davon mitreißen lassen.
Irgendwie spürte ich in der Dunkelheit, dass die Manipulationen meiner Hand ihn nicht befriedigen konnten. Kurzentschlossen beugte ich mich über die gepolsterte Armlehne zwischen unseren Sitzen und machte mich mit dem Mund an die Arbeit.
Er legte mir die Hand in den Nacken und drückte mein Gesicht fest gegen seinen Unterkörper. Gleichzeitig drückte er seinen harten Penis soweit es ging in meine Mundhöhle. Meine Hände umfassten seinen Hodensack, und ich führte die Lippen in rhythmischen Bewegungen an dem Glied hin und her.
Doch er kam noch immer nicht zum Höhepunkt!
Ich gab mir die größte Mühe und versuchte es mit allen möglichen Raffinessen. Endlich konnte ich nicht länger und hob den Kopf.
„Was ist denn?“, fragte ich flüsternd. „Warum kommst du nicht? Du kannst mir gerne in den Mund spritzen, ich schlucke alles.“
Ich spürte, wie er die Schultern zuckte.
„Ich weiß es nicht ... ich kann einfach nicht ... das ist alles ... ich kann nicht ...“
Ich sah ihn mitleidig an, denn ich konnte mir gut vorstellen, was der arme Junge durchmachen musste. Litt er nicht an den gleichen Symptomen wie ich? Blieb ihm, genau wie mir, die letzte Erfüllung versagt?
„Hey, ihr beiden! Was, zum Teufel, treibt ihr denn hier?“
Die Stimme schmetterte wie eine Fanfare in meinen Ohren. Ich sah auf und blickte in das wütende Gesicht des Platzanweisers. Sein Blick streifte meinen nackten Unterleib und richtete sich auf das steife Glied, das ich noch immer in der Hand hielt.
„Ich sollte euch auf der Stelle wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigen! Verschwindet hier, ehe ich die Polizei hole!“
Der Schreck fuhr mir so in die Glieder, dass ich mir nicht mal Zeit nahm, meinen Slip hochzustreifen. Ich zog mein Höschen komplett aus und stopfte es in die Handtasche.
Mit hängendem Kopf strebte ich dem Ausgang zu. Mir war, als würde ich durch ein Kreuzfeuer empörter Blicke der anderen Zuschauer Spießruten laufen.
Draußen im hellen Sonnenschein hastete ich blindlings über die Straße. Oh, Gott, was war nur los mit mir? Wie tief war ich gesunken?
Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Scham und Angst zerrten an meinen ohnehin angeknackten Nerven. Ich weiß nicht, wie lange ich so gelaufen bin. Als ich völlig außer Atem war, lehnte ich mich keuchend an eine Hauswand.
Ich fürchtete mich entsetzlich. Erst jetzt kam mir zu Bewusstsein, wie sehr ich mich auf der Suche nach sexueller Erfüllung hatte hinreißen lassen. Ich war zu allem bereit gewesen, und das in der Öffentlichkeit!
Als ich mich etwas ruhiger auf den Heimweg machte, schwor ich mir, dass sich so etwas nie wiederholen sollte.
Ich wusste zwar noch immer nicht, wie ich meinen sexuellen Hunger stillen könnte, aber ich wollte mich nie wieder auf eine solche Weise gehen lassen.
Blindlings eilte ich durch die Münchner Innenstadt. Tränen der Scham und Frustration trübten meinen Blick. Ich konnte mich kaum zu einem klaren Gedanken durchringen.
Denn wenn ich es auch nicht vor mir selbst eingestehen wollte, so war ich trotz allem bereit, jedes Risiko einzugehen, um die ersehnte Befriedigung zu finden.
Allmählich begann ich zu begreifen, dass es für mich nie eine vollkommene und tiefe Befriedigung geben würde.
Aber ich konnte es wenigstens versuchen!
„Und Sie haben es versucht, Frau Bergström, richtig?“, fragte ich, als meine Patientin eine kurze Pause einlegte.
„Ja. Es wurde immer schlimmer und wilder. Ich versuchte es mit Frauen, mit Gruppensex und SM Praktiken.“
„Auch das gehört zu Ihrem Leben.“
„Ich weiß.“
„Davon werden Sie mir bei unserem nächsten Termin erzählen.“
„Oh. Ist die Zeit bereits wieder vorbei?“
„Ja. Die Stunde ist um.“
„Wie geht es weiter?“
„Sie erzählen mir von den Frauen und dem Gruppensex. Wir müssen zu den Wurzeln vordringen, um das Problem zu erkennen.“
Sie nickte, ergriff ihre Handtasche und verließ meine Praxis. Ich war neugierig, was ich bei den nächsten Terminen noch alles erfahren sollte.
Ende Teil 1