Читать книгу Die nymphomane Ermittlerin - Emma Gold - Страница 5

2

Оглавление

München, Arnulfstraße

Samstagnacht



Anna Boves entdeckte den Fernfahrer gegen Mitternacht in einer Bar.

Kurz überlegte sie, ob sie Dr. Emma Gold, ihre Psychiaterin, anrufen sollte, bevor sie erneut diesen Weg beschritt. Bei der letzten Sitzung hatte die Psychiaterin ihr geraten, nicht ihren Trieben nachzugeben. Sie wäre jederzeit für ihre Patienten telefonisch erreichbar. Ach was! Pah. Was wusste schon die blöde Psychiaterin von Trieben? Die Frau saß in ihrer Praxis am Englischen Garten und hielt kluge Vorträge. Nein. Ein Telefonat brauchte sie jetzt nicht, sondern einen harten Schwanz im Arsch. Ja, genau! Nun das konnte helfen, diese Bilder aus dem Kopf zu verjagen.

Nachdem Anna ein gewinnendes Lächeln aufgesetzt hatte, bat sie den Fernfahrer um eine Zigarette. Als er ihr Feuer geben wollte, rieb sie ihre Brust gegen seinen Arm. Er hatte ein eckiges Gesicht mit kleinen grauen Augen und lud sie zu einem Drink ein. Sie ließ es zu, dass er seine Hand auf ihr Knie legte. Während er aus seinem langweiligen Leben erzählte, ließ er seine Finger zwischen ihre Schenkel gleiten.

Er sagte, dass sein Name Rainer sei, dass er aus Hamburg komme und bei der Spedition Kühne + Nagel als Fernfahrer arbeitet. Er verbrachte seinen Ruhetag in München und würde morgen weiter in Richtung Spanien fahren. Zwischen den einzelnen Informationen pfiff er mit demonstrativer Lässigkeit zwischen den Zähnen.

Mittlerweile hatte er seine Hand komplett unter ihren Rock geschoben und strich mit den Fingerkuppen über ihren Slip. Er spürte, wie der Stoff bereits feucht auf den Lippen ihrer Vagina klebte. Anna wusste, dass er kurz vor der Explosion stand. Sie brauchte ihre Hand nur auf seinen Schenkel zu legen, und schon wäre die weit geschnittene Jeans innerlich mit Sperma verschmiert.

Die Bar, in der sie ihn aufgabelte, war eine Nullachtfünfzehn Pinte in der Arnulfstraße, weit genug vom noblen Münchner Innenstadtbezirk entfernt um schäbige Kundschaft anzulocken.

Anna Boves allerdings war alles andere als schäbig. Sie war äußerlich ein prachtvolles Weibsbild mit feuerrotem Haar. Sie hatte üppige Brüste und pralle Gesäßbacken; trug teure Kleidung, die in Material und Schnitt kunstvoll darauf abgestellt waren, die Vorzüge ihrer Figur voll zur Geltung zu bringen. Annas Probleme lagen nicht in ihrem Äußeren, sondern tief in ihrem Kopf verborgen. Das wusste sie, und dass wusste auch Dr. Emma Gold, die Psychiaterin.

Als Anna die Bar betrat, hatten sich alle Blicke gierig auf sie geheftet. Sie setzte sich neben den Fernfahrer, weil er ihr unter allen Gästen der hartgesottenste Bursche schien.

„Wohnst du hier in der Gegend, Puppe?“, fragte der Fernfahrer.

„Nein.“

Sie saßen auf ausgefransten, mit schwarzem Isolier-Klebeband geflickten Barhockern. Unter den herabgeblätterten Farbkrusten war die Decke blank wie eine Glatze. An der Wand über dem unvermeidlichen Barspiegel ging das unvermeidliche Bargemälde: die Kopie eines Renaissancegemäldes, eine üppige Jungfrau, die von einem muskulösen Krieger auf einem schnaubenden Ross entführt wurde. Die Holzregale hinter dem Barkeeper füllten billige Spirituosenflaschen mit den exotischsten Etiketten.

Rainer, der hartgesottene Bursche, sagte: „Ich habe um die Ecke ein Hotelzimmer für diese Nacht angemietet. Wie wär´s?“

Er drückte seinen Mittelfinger gegen den Stoff ihres Slips, genau auf die Stelle, unter der er ihre Klitoris vermutete. Der Stoff schien mittlerweile noch feuchter geworden sein.

„Warum nicht“, antwortete Anna.

Die Rothaarige zeigte keinerlei Regung, als der Finger des Mannes das Höschen in ihre Spalte drückte. Sie schloss kurz die Augen und genoss die Blitze, die durch ihren Körper schossen und ihre sexuelle Lust anhob. Ja, es war soweit, sie brauchte jetzt dringend einen harten Schwanz im Arsch. Hoffentlich hatte der blöde Fernfahrer einen ordentlichen Riemen in der Hose. Sie hasste nichts mehr als kurze Schwänze. Der bescheuerte Satz: Auf die Länge kommt es nicht an, war die größte Lüge der Menschheitsgeschichte. Natürlich kam es auf die Länge und die Dicke an! Nur ein ordentliches Teil konnte ihre Triebe einigermaßen befriedigen.

Der Fernfahrer winkte den Barkeeper heran und tuschelte mit ihm. Der Mann nickte, verschwand und kehrte kurz darauf mit einer Plastiktüte zurück, die sechs Flaschen Bier enthielt. Er gab dem Barkeeper eine gefaltete Banknote und zwinkerte ihm zu.

Dann verließen er und Anna das Lokal. Er wohnte in einem Hotel, das ebenso trostlos war wie die Bar. Das Linoleum in der Eingangshalle war so abgetreten, dass das Muster kaum noch erkennbar war. Ein alter Mann in einer zerknitterten Hose saß in einem verschlissenen Sessel und schnarchte. Ein Nachtportier mit einem übermüdeten Gesicht fummelte hinter einem baufälligen Tresen an einem uralten Radiogerät herum.

Das ungleiche Paar betrat einen Fahrstuhl, der quietschte und ratterte. Der Fernfahrer führte das Mädchen zu einer Tür, die sich mittels einer Schlüsselkarte öffnete. Gemeinsam betraten sie ein schäbiges Zimmer mit einem Eisengestell-Bett, auf dem eine zerbeulte Matratze mit einer verknautschten Decke und zwei Kissen lagen.

Das Zimmer roch nach Schweiß und nach alten, nassen Schuhen...

Fragte man Anna Boves, wer sie eigentlich war, so antwortete sie gewöhnlich wahrheitsgemäß: »Nobody« – niemand.

No body. Kein Körper.

Der Körper war nicht Anna.

Der Körper war ein dicker Handschuh, eine Hülse, ein Panzer aus Knochen und Fleisch, aus Sehnen und Muskeln, der Anna Boves wahres »Ich« schützte. Wie sie es sah, war sie selbst eine Sache, und ihr Körper – eine völlig andere, völlig fremde Sache.

Anna Boves nannte ihren Körper: »Das Ding«.

Das Ding war ein vergänglicher Gegenstand in Raum und Zeit. Sie konnte es zum Lächeln bewegen, indem sie gewisse Gesichtsmuskeln zusammenzog. Sie konnte es von einem Ort zum anderen bewegen. Anna hasste den Körper, hasste ihn, wie eine alternde Frau eifersüchtig junge Mädchen hasst. Sie wusste, dass der Körper sie gegen die prüfenden Blicke ihrer Mitmenschen absicherte. Gleichzeitig fand sie sich in diesem Körper jedoch gefangen. Es hatte Anna viel Mühe gekostet, die nötigen Gegenmaßnahmen gegen die Gefahr zu erlernen, dass sie von ihrem Körper überwältigt wurde. Eine dieser Maßnahmen bestand darin, das Ding regelmäßig von fremden, schäbigen Männern ficken zu lassen. Das war eine gerechte Strafe für das Ding!

Ließ Anna das Ding nicht ficken, dann passierte etwas!

Ihr Körper wurde verspannt und nervös wie ein Parasit, der nicht genug zu fressen bekam. Als nächstes wurde er gewöhnlich zornig, und Zorn war eine Art Kraft, eine Anatomie, die Annas Bewegungsfreiheit bedrohte. Folglich ließ sie ihren Körper ficken und sorgte dafür, dass auch seine übrigen Bedürfnisse befriedigt wurden. Sie gab ihm das Fleisch, das er brauchte, sowohl frisches als auch gekochtes. Das Menu jedoch stellte Anna zusammen.

Das hatte sie versucht, der Psychiaterin zu erklären. Aber Dr. Gold wollte nichts von einem Ding wissen, das gefickt werden wollte. Vielleicht sollte sie bei der nächsten Sitzung von ihrer Lust auf analen Sex erzählen? Mal schauen, was die verklemmte Psychiaterin dazu sagen würde. Hm.

„Fick mich in den Arsch!“, wies sie mit schwerer, sexgeräucherter Stimme den Fernfahrer an.

Die gerechte Strafe für das Ding war harter Analsex, am besten so brutal, dass sie einige Tage nicht mehr schmerzfrei sitzen konnte. Ja, so stellte sich Anna die Bestrafung für das Ding vor.

Aber der Mann war bereits seit einer Woche auf den Straßen unterwegs und musste die gesammelte Samenproduktion loswerden. Er hatte nicht die Ruhe, sich so kurz vor dem Ziel mit einer rückwärtigen Ouvertüre noch groß aufzuhalten. Er hatte sich kaum die Kleidung vom Leib gerissen, da zog er Anna, die in BH, Nylons und Slip vor ihm stand, auch schon das Höschen runter und drückte sie rücklings aufs Bett, um ihr seinen Ständer in die feuchte Vagina zu schieben.

Annas Körper drehte und krümmte sich. Das Ding bekam seine Strafe!

Der Fernfahrer kam unverzüglich. Annas Körper hatte seine erste Klimax schon hinter sich, als der Samenerguss des Fernfahrers ihre Vagina überschwemmte, und wollte schon wieder kommen, ja, konnte es kaum abwarten, einem neuerlichen Orgasmus entgegenzusteuern.

Das Ding war ungeduldig, ersehnte die Bestrafung. Nicht so der Kopf.

Stoisch und gefasst wartete der Kopf in aller Seelenruhe ab, bis der schmuddelige Bursche erneut zu Kräfte gekommen war, bis sich sein Glied wieder mit Blut füllte uns sich aufrichtete. Dann wies der Kopf das Ding an, auf den Bauch zu rollen und sich rektal anzubieten.

„Fick mich endlich in den Arsch! Ich brauche deinen harten Schwanz in meinem Darm. Du kannst mich richtig hart rannehmen, das habe ich verdient. Schieb den Riemen ordentlich tief rein.“

Der Fernfahrer packte ihre Hüften und versuchte, seinen Pint in ihre enge, rosarote Afteröffnung zu stoßen. Er konnte seinen Ständer nicht gleich unterbringen. Aber eine schmale Hand langte zurück und platzierte seinen Schwanz mit geübtem Griff an die goldrichtige Stelle des geringsten Widerstands. Noch schlüpfrig von seinem ersten Streifzug und mit unverminderter Spannkraft zwängte sein Pint sich den schmalen Kanal hoch, bis er auf halber Strecke stecken blieb.

Aus Annas Kehle stieg ein tiefes Stöhnen. Das Geräusch veranlasste den Mann, sich mit einem langgezogenen Grunzlaut noch tiefer zu bohren. Annas Körper erbebte lustvoll, das Ding erhielt seine Strafe!

„Fester. Reiß mir den Arsch auf. Fester! Ich fühl dich nicht. Hast du überhaupt einen Pint?“

Der Fernfahrer donnerte mit seinem Becken gegen ihre Gesäßbacken. Sein Hodensack schlug gegen ihre Oberschenkel.

Unter den aufgewühlten Wellen ihres feuerroten Haars war Annas Gesicht ausdruckslos. Ihr Blick verriet nichts. Nur ihre Lippen zeigten eine gewisse Teilnahme an den Zuckungen ihres Körpers. Sie hatten zu zittern begonnen und verzogen sich zu einem lasziven Lächeln. Aber der Kopf, der glaubte, das Ding zu beherrschen, erwischte das Lächeln und sonderte es aus, um das Gesicht erneut zu einer gefühllosen Maske zu glätten.

„Fester. Schieb deinen Schwanz tiefer rein. Was ist denn mit dir los? Ich kann dich nicht fühlen!“

„Halts Maul, du Kröte.“

„Stopf mir das Maul, du schwanzloses Weichei.“

Wäre der Fernfahrer auf der Höhe gewesen, dann hätte er begriffen, dass sie mit ihren Worten weder Wut noch Enttäuschung zum Ausdruck brachte. Die Worte waren lediglich Instrumente zu dem Zweck, im Ablauf ihres Ficks eine gewisse Veränderung zu bewirken. Und sie wirkten!

Er packte einige der roten Haare, zog ihren Kopf zurück, nutzte seinen Griff als Anker und rammte seinen Pint bis zum Anschlag in ihren heißen Darm. Ihre Analmuskeln kontrahierten, worauf er prompt ejakulierte. Sein Samen strömte in ihren Hintern.

Das Ding erschauderte, zuckte und bebte. Anna war mit der Strafe zufrieden.


Sie kehrte um kurz nach zwei Uhr morgens in ihre Wohnung zurück. Marvin, der Sicherheitsmann der exklusiven Wohnanlage, hatte sie mit einem Taxi vorfahren sehen und war ihr beim Aussteigen behilflich. Anna bedankte sich mit einem Lächeln und schritt durch eine mit Teppich ausgelegte Eingangshalle zum Fahrstuhl.

Das Gebäude, in dem sie wohnte, war ein typisches Luxus-Wohnhaus im Münchner Stadtteil Herzogpark. Es hatte eine reich ausgestattete Eingangshalle mit Designmöbel von Jacques-Émile Ruhlmann. Eine Reihe großer Spiegelglasfenster ließen den Blick auf einen Innenhof fallen, in dessen Mitte sich ein niedriges mit Kieseln gefülltes und von farbigen Scheinwerfern angestrahltes Zierbecken befand und der von drei Seiten mit künstlichen Büschen und Gipsstatuen im griechischen Stil eingefasst war.

Der Fahrstuhl war mit einer Holz/Granit Mischung eingefasst, die Beschläge aus blankem Messing. Anna ließ sich in das oberste Stockwerk fahren. Ihre Wohnung war mit der gleichen peinlichen Sorgfalt ausgestattet, die sie auf die Wahl ihrer Kleidung zu verwenden pflegte. Da gab es exklusive Designer Möbel, einen Esstisch aus Aluminium und Glas. Da gab es zu beiden Seiten eines dicken, weißen Teppichs zwei große, lederne Sessel.

An der Wand hinter der Couch hing das Gemälde »Akt mit grünen Blättern und Büste« von Pablo Picasso. Jeder nahm natürlich an, dass es sich um einen perfekten Nachdruck handelte. Wer konnte schon ahnen, dass sich ein Original Picasso in der Münchner Wohnung einer kleinen Angestellten befand? Aber Anna war reich, sehr reich sogar. Sie stammte in direkter Linie aus dem Rothschild Clan, hatte von den verstorbenen Eltern einen Betrag geerbt, mit dem sie Problemlos einen ganzen Straßenzug in München kaufen könnte. Aber daran hatte sie kein Interesse! Das Ding sollte bestraft werden. Und am besten gelang das mit einem einfachen Angestellten Job und mit hartem Analsex. Keiner sollte je erfahren, wie vermögend sie wirklich war. Daher konnte auch niemand ahnen, dass Anna Boves, geborene Rothschild, am 4. Mai 2010 im Auktionshaus „Christie’s“ das Gemälde »Akt mit grünen Blättern und Büste« von Pablo Picasso für 106,5 Millionen US Dollar erworben hatte. Es war nur eine langweilige Transaktion mit dem Handy gewesen.

Der Raum, an dessen Wand das Gemälde hing, war so geometrisch, so sauber und so ausgewogen wie eine technische Zeichnung. Es gab weder unglückliche Ecken noch lose Enden. Kein schmutziges Geschirr im Spülbecken. Keine abgelegten Kleider oder Strümpfe über den Sessellehnen. Ein Raum, und nur dieser eine, zeigte Spuren von Unordnung: das Bad. Und auch in seiner sonst makellosen Sinfonie nützlicher Gegenstand fand sich nur ein einziger Missklang: die Badewanne. Sie war bis an den Rand mit alten Zeitungen, Illustrierten und Werbebroschüren gefüllt.

Anna benutzte die Badewanne nie!

Sie duschte in einer separaten Kabine, einem geräumigen Brauseraum mit drei verschiedenen, individuell nach Druck und Temperatur einstellbaren Wasserquellen.

Anna nahm nie ein Bad und ging nie schwimmen. Einmal hatte das Ding versucht, sie zu ersäufen. Soweit sollte es nicht ein zweites Mal kommen. Nicht im Wasser. Wenn das Ding sie umbringen wollte, und Anna wusste, dass es das vorhatte, dann würde es jedenfalls kein Tod durch Ertrinken sein. Anna hatte vor dem Tod keine Angst – notfalls würde sie zu ihrem eigenen Tod sogar ihren Anteil beitragen -, aber sie hatte eine entsetzliche Angst davor, zu ertrinken.

Das weiße iPhone 7 läutete. Sie nahm das Gespräch an.

„Hallo? Wer ist da? Oh ... Hallo, Dennis ... Was? Erschossen? Wo?... Möchtest du, dass ich komme? Okay, ich kann in zwanzig Minuten da sein, gib mir die Adresse.“

Der einfache Job als Angestellte hatte sie eingeholt. Sie arbeitete als Ermittlerin für eine Privat-Detektei. Es war ein schlechtbezahlter Job mit katastrophalen Arbeitszeiten, einem bescheuerten Chef und dämlichen Kollegen. Genau richtig, um das Ding zu bestrafen!


Die nymphomane Ermittlerin

Подняться наверх