Читать книгу Mein Leben für Virginia - Eppa Hunton II. - Страница 6
Kapitel 01: Mein Leben vor dem Ausbruch des Krieges
ОглавлениеIch wurde am 22. September des Jahres 1822 auf der zwischen New Baltimore und Thoroughfare gelegenen väterlichen Farm "Springfield" in Fauquier County, Virginia geboren. Mein Vater Eppa Hunton, gebürtig am 30. Januar 1789, war der Sohn von James Hunton und der Enkel von William Hunton, beide ebenfalls aus Fauquier County.
Der Virginia-Zweig der Huntons kam dereinst aus England und siedelte sich um das Jahr 1700 in Lancaster County in der Kolonie Virginia an. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verließen William Hunton und zwei seiner Brüder Lancaster County. Einer der Brüder ließ sich in Albermarle County nieder, der andere in Madison County und William machte das Anwesen "Fairview" unweit New Baltimore in Fauquier County zu seiner Heimat. Dort ehelichte er Judith Kirk und ihre kinderreiche Ehe bescherte dem County etliche neue Einwohner. "Fairview" blieb im Laufe der Generationen stets in Familienbesitz und ist heute das Heim von Williams Enkel Joseph G. Hunton, einem alten Junggesellen von 80 Jahren. Mein Großvater James Hunton war der älteste Sohn von William und Judith und lebte in dem Anwesen "The Valley" unweit von "Fairview".
James Hunton ehelichte Hannah Logan Brown aus King George County und sie schenkte ihm vier Söhne und drei Töchter. Mein Vater Eppa war der zweitälteste Sohn. Er unterrichtete mehrere Jahre lang in einer Schule unweit der Old Broad Run Church in Fauquier County, erwarb schließlich "Springfield" und ehelichte Elizabeth Marye Brent.
Mein Vater war ein überaus tüchtiger Geschäftsmann, gesegnet mit einer raschen Auffassungsgabe und großer Tatkraft. Er war ausgesprochen beliebt und wurde zweimal in das Abgeordnetenhaus von Virginia gewählt. Im Laufe seines Lebens brachte er es zu einigem Wohlstand und zum Zeitpunkt seines Todes besaß er drei einträgliche Plantagen: "Springfield", "Mount Hope" und eine Farm in Prince William County. Neben seinem ausgeprägten Geschäftssinn verfügte er auch über beträchtliche militärische Fähigkeiten und diente als Offizier im Krieg von 1812. (Laut den Aufzeichnungen des Generaladjutanten der U.S.-Armee diente er als 1st Lieutenant in Captain William R. Smiths Kavallerietrupp aus Fauquier County, welcher dem Kommando von Major Thomas Hunton der Virginia-Miliz angegliedert war.) Er focht bei Bladensburg und Craney Island und fungierte als Brigadeinspekteur der Virginia-Miliz. "Mount Hope" erwarb er, um ein wenig näher bei New Baltimore zu leben, da der Ort über eine vorzügliche Lehranstalt für Knaben und Mädchen verfügte. Mein Vater verstarb am 08. April 1830 im Alter von 41 Jahren.
Die Huntons aus Virginia waren geachtet für ihre Intelligenz, Gastfreundschaft, Charakterstärke und Rechtschaffenheit. In den Gerichtsakten des Staates findet sich kein einziges Verfahren, das wegen eines Gesetzesverstoßes gegen einen Hunton geführt worden wäre.
Meine Mutter war die Tochter von William Brent. Dieser lebte in Dumfries, wo er Hannah Neal ehelichte. Bald nach der Hochzeit brach der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg aus. William finanzierte die Aufstellung einer Kompanie und wurde deren Captain. Da ihn die Vorstöße der Briten den Potomac River hinauf um seine Familie fürchten ließen, erstand er eine Farm nahe Bealeton in Fauquier County und siedelte seine Lieben dorthin um. Auf jener Farm wurde meine Mutter geboren und verheiratet.
Die Brents kamen mit Lord Baltimore nach Amerika und ließen sich in Maryland nieder – angeblich waren sie Vettern des Lords. Zwei von ihnen überquerten den Fluss und siedelten in Stafford County, Virginia. Einer von ihnen erwarb "Richland", der andere "Woodstock" am Potomac River, beide sehr fruchtbare Farmen. Meine Mutter entstammte den "Woodstock-Brents". Die Familie Brent ist eine der zahlreichsten in den Vereinigten Staaten. Ihre Mitglieder finden sich in Virginia, Maryland, Kentucky, Ohio, Missouri und etlichen weiteren Staaten. Die Brents sind bekannt für ihre Intelligenz und ihren Patriotismus.
Mein Vater hatte elf Kinder: Virginia Freedonia, Hannah Neale, John Heath, Judith Ann, Silas Brown, James Innis, meine Wenigkeit, Elizabeth Marye, George William, Mary Brent sowie Charles Arthur. Sowohl das älteste als auch das jüngste Kind starben bereits sehr früh, doch die übrigen von uns erreichten das Erwachsenenalter (einige von uns haben sich als mit enormer Lebenskraft gesegnet erwiesen) und wurden zu ehrbaren und geschätzten Bürgern. Meine Schwester Mary Brent (die Witwe von Thomas R. Foster) und meine Wenigkeit sind die letzten beiden Überlebenden der Geschwisterschar. Der Nachlass meines Vaters erwies sich als finanziell erheblich belastet und es bedurfte des Verkaufs sämtlicher beweglichen Güter sowie der Farm in Prince William County, um seine Schulden zu begleichen.
Der Tod meines Vaters ließ meine Mutter im Alter von 38 Jahren mit neun Kindern, keines von ihnen volljährig, sowie in recht bescheidenen finanziellen Verhältnissen zurück. Sie war die fürsorglichste und aufopferungsvollste Mutter, die ein Kind sich nur wünschen konnte und sie widmete sich unserer Erziehung und Bildung mit unübertroffener Entschlossenheit und Hingabe. Sie war das Musterbeispiel einer vollkommenen Mutter, erreichte ein gesegnetes Alter und sah all ihre Kinder (mit Ausnahme der beiden früh verstorbenen) zu ehrbaren und geachteten Herren und Damen heranwachsen.
Ich erhielt meine Schulbildung nahezu ausschließlich in der Lehranstalt von New Baltimore. Diese war damals unter der Leitung des ehrwürdigen Reverend John Ogilvie eine vorzügliche Einrichtung. Seit meiner frühen Kindheit hegte ich den innigen Wunsch, den Beruf des Rechtsanwalts zu ergreifen und hierfür war eine sehr gute Bildung in Latein und Englisch vonnöten. In meinem letzten Schuljahr gingen meine finanziellen Mittel zur Neige und so musste ich mir Geld borgen, um meine Ausbildung vollenden zu können. Ich beendete meine Englischkurse, begann am 01. September 1838 mein Lateinstudium und schloss dieses gegen Ende des Jahres 1839 ab.
Im Folgejahr unterrichtete ich in der Schule der Herren Richard Rixey und Sylvester Welsh, die aus einem kleinen Blockhaus bestand, das am Rande der Straße von Warrenton zu dem Örtchen The Plains lag. Meine Freizeit widmete ich dem Studium der Geschichte, wobei mein Interesse besonders der Geschichte Englands und dessen Feudalsystem galt, von dem sich das großartige Rechtssystem des Gewohnheitsrechts, das "Common Law", ableitet. Im Jahre 1841 eröffnete ich eine öffentliche Schule in Buckland, Prince William County, Virginia. John Webb Tyler, der spätere Richter des örtlichen Bezirksgerichts, lebte in jener Gegend. Ich unterrichtete fünf seiner Söhne und er war so gütig, mich in den Feinheiten des Rechtswesens zu unterweisen und mir die nötige Literatur zu beschaffen. Zwei Jahre lang, 1841 bis 1842, lehrte ich an jener Schule, ehe ich im Juni 1843 meine Zulassung als Rechtsanwalt erhielt. In der Zeit meines Aufenthaltes in Buckland logierte ich im Hause meines Bruders Silas B. Hunton, dessen Gattin Margaret (gebürtige Rixey) mich mit der herzlichen Zuneigung einer Schwester aufnahm. Beide scheuten keine Mühe, mir meinen Aufenthalt so behaglich als möglich zu machen und wir blieben einander bis zu ihrem Tode in inniger Liebe zugetan.
Nach dem Erhalt meiner Anwaltslizenz ließ ich mich auf Anraten von John Webb Tyler in dem kleinen Städtchen Brentsville, dem Verwaltungssitz von Prince William County, nieder. Für die Gerichte dieses ruhigen, friedlichen Countys fiel nur wenig Arbeit an, aber dementsprechend hatten sich auch nur sehr wenige Anwälte dort niedergelassen und Mr. Tyler hatte mir geraten, meine ersten praktischen Erfahrungen in einer Gegend mit überschaubarer Konkurrenz zu sammeln, um mich anschließend mit einiger Berufserfahrung in einem einträglicheren Landstrich anzusiedeln. Im gesamten County gab es lediglich drei oder vier Rechtsanwälte und nur einer von ihnen, ein gewisser Daniel Jasper, war in Brentsville ansässig. Die Gerichte wurden größtenteils von Anwälten aus Warrenton unterstützt. Meine Geschäfte in Prince William County verliefen ausgesprochen schleppend. Daniel Jasper praktizierte bereits seit fast einem Jahr als Anwalt und da er ein außerordentlich geschäftiger Mann mit einem munteren und gewitzten Wesen war, konnte er für die nächsten beiden Jahre den Großteil der potentiellen Kundschaft davon überzeugen, seine Dienste in Anspruch zu nehmen.
Im Winter 1847-48 wurde John Webb Tyler zum Richter des Bezirksgerichts gewählt. Mr. Jasper und ich waren die Kandidaten für den Posten des Staatsanwalts des Staates Virginia, der mit Mr. Tylers Wahl vakant geworden war. Das Landgericht verfügte zu jener Zeit über 20 bis 30 richterliche Beamte, welchen die Wahl der Staatsanwälte oblag. Das Ergebnis ihrer Wahl fiel sehr knapp aus, aber ich ging als Sieger daraus hervor.
Am 14. Juni 1848 ehelichte ich Lucy Caroline Weir. Sie war die Tochter von Robert und Clara Boothe Weir, den Besitzern der "Hartford"-Farm in Prince William County, Virginia. Lucys Vater entstammte einer höchst angesehenen schottischen Familie. Er hatte jahrelang als Kaufmann in Tappahannock, Virginia gearbeitet und schließlich "Hartford" erworben. Er verstarb schließlich im Jahre 1840 und hinterließ seine Witwe sowie drei Töchter und zwei Söhne. Die Mutter meiner Frau war eine gebürtige Smith aus Williamsburg und eine Enkelin von Richter Benjamin Waller, dem Großvater von Littleton Waller Tazwell, einem der fähigsten und beliebtesten Gouverneure in der Geschichte des Staates Virginia. Die Großeltern mütterlicherseits meiner Frau hießen John Smith und Sarah Waller.
Unsere Ehe war über alle Maßen glücklich. Meine Frau war mir eine in jeder Hinsicht liebevolle und treue Gefährtin. Wir verlebten den Rest des Jahres 1848 im Hause ihrer Mutter. Die "Hartford"-Farm wurde im Laufe des Jahres verkauft und sollte am 01. April 1849 in den Besitz des Käufers übergehen. Ich erwarb ein wohnliches Heim in Brentsville, welches ich am 01. Januar 1849 gemeinsam mit meiner Frau bezog. Als "Hartford" am 01. April schließlich den Besitzer wechselte, zog Mrs. Weir mit ihren beiden Töchtern Bettie und Martha bei uns ein und wir lebten als eine glückliche Familie. Ich ließ unser Heim um einige Anbauten erweitern und es war ein ebenso prächtiges wie wohnliches Gebäude. Leider wurde es im Jahre 1862 von Unionssoldaten zerstört.
Mrs. Weir war eine der nettesten und charmantesten alten Damen, die ich jemals getroffen habe. Ich bin überzeugt, dass kein Mann je eine bessere Mutter und Schwiegermutter hatte als ich. Sie liebte mich wie ihr eigen Fleisch und Blut und als sie 1870 in Warrenton verstarb, hielt ich sie in meinen Armen. Ihre Tochter Martha verstarb 1882 in meinem Haus. Bettie blieb bei mir bis zum Tode meiner Frau und lebt heute bei ihren Nichten in Clarke County, Virginia.
Im Jahre 1852 wurde im Staate Virginia eine neue Verfassung verabschiedet, gemäß welcher sämtliche Ämter, darunter auch jenes des Staatsanwalts, fürderhin von der Bevölkerung gewählt werden sollten. Erneut waren Jasper und ich die Kandidaten für das Amt und nach einem langen und sehr anstrengenden Wahlkampf wurde ich schließlich mit überwältigender Mehrheit gewählt, wobei ich jeden Bezirk des Countys für mich gewinnen konnte. Mein Amt übte ich aus, bis ich im Jahre 1861 in die Konföderierte Armee eintrat.
Im Jahre 1848 wurde ich zum Colonel des Miliz-Regiments von Prince William County gewählt und 1857 ernannte mich die Legislative des Staates Virginia zum Brigadier-General der Miliz. Am 20. Juni 1853 erblickte meine Tochter Elizabeth Boothe das Licht der Welt. Sie war so wunderhübsch und liebenswert, wie ein kleines Töchterchen nur sein kann, doch in ihrem zweiten Lebensjahr, welches für Kleinkinder generell sehr gefährlich ist, verstarb sie. Auf die ersten Anzeichen ihrer angeschlagenen Gesundheit hin brachten wir sie nach "Mount Hope" in das Heim meiner Mutter. Die Luftveränderung war Elizabeths Gesundheit sehr zuträglich. Hierauf kehrten wir im September nach Brentsville zurück, doch bereits am 30. des Monats holte der Allmächtige sie zu sich. Sie hatte in ihrer kurzen Zeit auf Erden unser Heim mit Freude erfüllt und unsere liebevolle Ehe noch weiter gefestigt. Sie trug die Namen ihrer beiden Großmütter und beide hatten sie abgöttisch geliebt. Wir betrauerten ihren Tod bitterlich. Sie war unsere einzige Tochter.
Am 14. April 1855 wurde mein Sohn Eppa geboren. Seine Geburt vermochte unseren Schmerz über den Verlust unserer geliebten, kleinen Lizzie ein wenig zu lindern. Mein Sohn war nach meinem Vater und mir benannt. Er lebt noch und war mir und seiner Mutter stets eine treue und liebevolle Stütze. Er hat mir niemals Kummer oder Sorge verursacht, mit Ausnahme seines Lasters des Zigarettenrauchens, welches er sich leider angewöhnt hat. Er hat sich zu einem angesehenen Rechtsanwalt entwickelt und ist bei allen Leuten, die ihn kennen, ausgesprochen beliebt. Die Freude, die er mir stets bereitet hat, stellt ein Geschenk dar, für welches ich mich niemals adäquat werde erkenntlich zeigen können. Er war mir zeitlebens in innigster Zuneigung zugetan und seine Liebe zu seiner Mutter war wahrhaft anrührend.
Ich war seit meiner frühen Jugend ein überzeugter Demokrat. Auch mein Vater war ein Demokrat gewesen und generell machten die Huntons keinen Hehl aus ihrer demokratischen Gesinnung. Mit Erreichen des Erwachsenenalters nahm ich aktiv an der Parteipolitik teil und warb ab 1840 in jedem Präsidentschaftswahlkampf mit Wahlreden um Stimmen für die Demokraten.
Im Jahre 1856 war ich einer der Abgeordneten des Parteitages der Demokraten in Cincinnati. Franklin Pierce war der amtierende Präsident und ich sprach mich für seine Wiederwahl aus, entschied mich jedoch letztlich unter den favorisierten Kandidaten für R. M. T. Hunter aus Virginia. Schließlich war es jedoch James Buchanan aus Pennsylvania, der von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat aufgestellt wurde und die Wahl auch für sich entscheiden konnte.
Ich arbeitete zu jener Zeit, bis in das Jahr 1860, als Rechtsanwalt in Brentsville und war dabei recht erfolgreich. Meiner Kanzlei mangelte es nicht an Kunden und ich konnte allmählich meinen Landbesitz erweitern. Es herrschten bereits seit einiger Zeit beträchtliche Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes und die Sklavenfrage war die grundlegende Ursache dieser Uneinigkeit. Der Norden erstreckte sich über ein weitaus größeres Territorium und verfügte über eine weitaus größere Bevölkerung und seine Haltung hinsichtlich der Institution der Sklaverei wurde zunehmend feindseliger. William H. Seward, einer der führenden Staatsmänner des Nordens, verkündete, die Union könne nicht länger bestehen, solange eine Hälfte des Landes frei und die andere unfrei sei. In beiden Kammern des Kongresses kam es zu Tumulten und gewalttätigen Auseinandersetzungen und ein jeder friedliebender Mann musste der Zukunft des Landes mit Sorge und Furcht entgegenblicken.
Im Jahre 1860 spaltete sich die Demokratische Partei, der es zuvor stets gelungen war, ihre Flügel hinter der gemeinsamen Sache zu einen, über der Frage der Ausbreitung der Sklaverei in den neuen Bundesstaaten westlich des Mississippi. Am 23. April 1860 hielt die Partei eine Versammlung in Charleston, South Carolina ab und erwies sich bezüglich der Nominierung von Stephen A. Douglas oder John C. Breckinridge als hoffnungslos zerstritten. Douglas repräsentierte den dem Norden freundlicher gesonnenen, sogenannten "Free-Soil"-Flügel, welcher die Entscheidung über eine eventuelle Einführung der Sklaverei den Bevölkerungen der neuen Bundestaaten überlassen wollte, wohingegen Breckinridge den sehr stark südstaatlich geprägten Flügel vertrat, welcher zuvörderst auf die Rechte der Einzelstaaten pochte. Auf dieser Versammlung ereigneten sich gewalttätige Szenen und sie musste schließlich vorzeitig aufgelöst werden. Hierauf fanden zwei getrennte demokratische Parteitage statt, einer in Baltimore, dessen Teilnehmer Stephen A. Douglas aus Illinois als Präsidentschaftskandidaten aufstellten und ein anderer in Richmond, wo John C. Breckinridge aus Kentucky nominiert wurde. Die alte Whig-Partei nominierte auf ihrem Parteitag John Bell aus Tennessee und die Republikanische Partei stellte Abraham Lincoln aus Illinois auf. All diese Kandidaten waren zweifellos fähige Männer. Lincoln war ein ungeschlachter Mann aus einfachsten Verhältnissen und wurde der "Holzhacker von Illinois" genannt. Er war wohl einer der ungeschliffensten Männer, die jemals ein hohes Amt in den Vereinigten Staaten bekleideten.
Es wurde schon bald offensichtlich, dass die reale Gefahr eines Wahlsieges der Republikaner bestand, besonders, nachdem die Demokraten sich gespalten hatten. Die Feindseligkeit zwischen den Parteien wuchs stetig weiter und in vielen der Südstaaten wurden Stimmen laut, die sich offen für Sezession aussprachen, falls ein Mann zum Präsidenten gewählt werden sollte, der ungeniert nur die Interessen des Nordens vertrat. Ich selbst hatte für die Nominierung von Breckinridge gestimmt und betrieb nun einen aktiven Wahlkampf in Virginia, um den Flügel meines Kandidaten zu stärken.
Zu jener Zeit erkrankte meine Frau schwer. Sie schien unter einer Leberneuralgie zu leiden, die sich in wiederkehrenden, schier unerträglichen Schmerzschüben äußerte. Diese Anfälle dauerten mehr oder minder heftig bis in das Jahr 1862 an. Ihr Leiden beeinträchtigte meine politische Tätigkeit sehr, denn wir waren einander über alle Maßen zugetan. Wenn sie starke Schmerzen litt, wollte ich nach Möglichkeit bei ihr sein und auch sie sehnte sich nach meiner Gegenwart.
Am 06. November 1860 wurde Abraham Lincoln zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Obgleich er nur eine Minderheit der Stimmen der wählenden Bevölkerung zu erringen vermochte, konnte er die Mehrheit der wahlentscheidenden Wahlmänner gewinnen. Seine Wahl wurde im gesamten Lande vom Potomac bis zum Rio Grande lebhaft bis hitzig diskutiert. Mehrere der sogenannten "Baumwollstaaten" trafen Vorkehrungen zum Austritt aus dem Staatenbund. Bis zu Lincolns Amtsantritt war James Buchanan noch immer Präsident, doch obwohl er ein guter Mann war, erwies er sich als zu zaghaft, um den Lauf der Dinge beeinflussen zu können. Nach der Sezession aller Baumwollstaaten ließ sich die Regierung der neuen Konföderierten Staaten in Montgomery, Alabama nieder. Jefferson Davis wurde zum Präsidenten gewählt und er entsandte sogleich Unterhändler nach Washington, um die Anerkennung der jungen Nation durch Präsident Buchanan zu erreichen. Mr. Buchanan versprach mehrmals, die Konföderierten Staaten offiziell anzuerkennen, doch letztlich vermochte er seine Zaghaftigkeit nicht zu überwinden und erfüllte seine Zusagen bis zum Ende seiner Amtszeit nicht.
In der Zwischenzeit verfolgte Virginia die Geschehnisse, ohne eindeutig für eine der beiden Seiten Stellung zu beziehen. Bis zum 01. Januar des Jahres 1861 wurden keine Schritte für eine eventuelle Sezession des Staates unternommen. Kurz darauf verabschiedete die Legislative des Staates jedoch in einer außerordentlichen Sitzung den Beschluss, eine Tagung samt Wahl zwecks Bestimmung der politischen Zukunft Virginias abzuhalten. Diese Tagung sollte am 04. Februar 1861 stattfinden. Ich bewarb mich um den Posten des Abgeordneten und Wahlmannes von Prince William County. Mr. Allen Howison, ein geachteter Einwohner des Countys und Anhänger der Whig-Partei, war mein Konkurrent. Ich sprach mich offen für Virginias sofortige Sezession aus, während Mr. Howison der Union die unbedingte Treue halten wollte. Ich veröffentlichte eine Denkschrift, in welcher ich darlegte, dass ich für eine sofortige Sezession eintrat, da dieser Weg auch für die Union die beste Lösung darstellte. Ein unverzüglicher Austritt Virginias aus dem Staatenbund, gefolgt von der Sezession der Grenzstaaten im Westen, würde, so meine weitere Argumentation, einen starken und geeinten Süden präsentieren, gegen den die Regierung der Vereinigten Staaten keinen Krieg führen würde. Stattdessen würde selbst die Lincoln-Regierung in diesem Falle „den irregeleiteten Bruder in Frieden seiner Wege ziehen lassen“, wie es einige Kreise der nordstaatlichen Bevölkerung bereits wünschten. Ließe sich ein Krieg vermeiden, so würden sich Nord und Süd im Laufe der Zeit einander wieder annähern und als gleichberechtigte Partner auf dem Verhandlungswege die Union zur beiderseitigen Zufriedenheit wiederherstellen. Diese Sicht der Dinge war natürlich letztlich nur eine Theorie, aber ich bin noch heute davon überzeugt, dass eine frühe und geschlossene Sezession der Südstaaten bei Vermeidung eines Krieges schließlich zu einer friedlichen und für beide Seiten akzeptablen Wiederherstellung des Staatenbundes geführt hätte. Wie dem auch sei, ich konnte mich mit einer großen Mehrheit gegen Mr. Howison durchsetzen und wurde zum Abgeordneten für die Tagung gewählt.