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3 Gezügelte Ungeduld

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Ein Blick auf die Uhr am Bahnhof Friedrichstraße. Zwei Minuten zu wenig, um pünktlich das Büro in der Chausseestraße zu erreichen. Liebknecht entschloss sich trotzdem zu laufen, sein leicht federnder Schritt wurde eiliger. Über die Weidendammer Brücke pfiff der Dezemberwind, feine Eiskristalle prickelten auf der Gesichtshaut. Instinktiv wollte die rechte Hand den Kragen des Paletots hochschlagen, doch er zwang sie tiefer in die Tasche. Der kalte Ozon lüftet durch. Zwischen der vielen Arbeit spürt man auf diese Art etwas vom Winter. Den Kopf windabgewandt, grübelte Liebknecht, jeder Winter hat sein Doppelgesicht. Dem weichen Flockenfall, dem Bratäpfelgeruch und den Rodelbahnfreuden stehen härtere Not und mehr Krankheiten gegenüber. Hoffentlich steckt sich Frau Manke nicht an. Eine so patente Haushälterin ist eigentlich schwer ersetzbar. Die Familie ihres Bruders Albert hat es übel erwischt. Die Frau und die beiden Jüngsten liegen an Influenza. Dass Sophie Frau Manke auf mehrere Tage nach Spandau geschickt hat, damit sie dort nach dem Rechten sieht, ist herzwärmend. Um so mehr, als Sophie selbst stark erkältet ist. Sonst hätte ich die Freunde viel lieber nach Hause eingeladen als ins Büro.

Von der Invalidenstraße her, aus der entgegengesetzten Richtung, kam jemand in warmer Winterjoppe, einen Wollschal um den Hals, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Liebknecht erkannte ihn. Wilhelm Pieck hatte ihn auch gesehen und wartete vor dem Hauseingang. Sie schüttelten sich die Hände. "Gratuliere, Genosse Liebknecht, Sie haben Glück gehabt mit dem Wetter in Potsdam. Friedenskundgebung unter freiem Himmel. Und das am ersten Dezember. Der Platz soll schwarz von Menschen gewesen sein."

Nebeneinander stiegen sie hinauf zum zweiten Stockwerk. Aufgeräumt erwiderte Liebknecht: "Die himmlischen Herren sind uns gewogener als die irdischen."

Piecks Stimme bekam einen ernsten Unterton: "Hinge es nur von den Erfolgen unserer Veranstaltungen ab, wir brauchten keinen Krieg zu fürchten."

Liebknecht blieb stehen. Während er seinen Paletot aufzuknöpfen begann, sprudelte er hervor: "Die Diskrepanz beunruhigt, Genosse Pieck. Wahlerfolge, Veranstaltungserfolge. Alles gut und nützlich, doch in vielem hinkt die Partei den Notwendigkeiten hinterher."

"Wir strampeln uns ab, und gewisse Genossen kassieren die Lorbeeren."

Liebknecht lachte kurz auf. Er mochte die zupackende Art des fünf Jahre jüngeren, dessen manchmal bissigen Humor. "Mit dem, was erst auf unser Drängen geschieht, brüsten sich dann die David & Co. und schläfern die Massen ein: Es geht überall voran! Zum Dank stellen uns die honorigen Genossen hinterher als ewige Störenfriede und Schreier hin."

"Trotzdem müssen wir noch ein Stockwerk höher", erinnerte Pieck trocken.

"Richtig, wir sind schon etwas zu spät!" Erschrocken nahm Liebknecht immer zwei Stufen auf einmal.

Im Vorraum kam ihnen Martha Nothnagel entgegen, eine der Angestellten des Anwaltsbüros. Beim Anblick Liebknechts aufatmend, sagte sie, das Wasser siede bereits, aber sie hätte vom Doktor gern gewusst, ob Kaffee oder Tee gewünscht werde. Liebknecht wies auf Pieck und sagte, darüber sollten die Gäste entscheiden.

Wohlgefällig betrachtete Pieck die schlanke junge Frau, deren mädchenhafte Zartheit von ihrer Zurückhaltung unterstrichen wurde. "Wenn Sie mich fragen, Genossin Nothnagel, dann bin ich für 'n Kaffee, aber nicht so dünn."

Während die beiden Männer ihre Überkleidung ablegten, bedauerte Pieck, nun müsse die arme Deern wieder Überstunden machen.

Das dürfe sie nicht hören, warnte Liebknecht, sie empfinde das nicht als Belastung. Um so weniger, als sie keine Kinder habe und ihr Mann an den meisten Abenden für die Parte unterwegs sei.

Gemeinsam betraten sie das große Zimmer. Es war still hier. Franz Mehring saß hinter einer Zeitung im Klubsessel neben dem Tischchen mit der Stehlampe. Rosa Luxemburg hatte am langen Tisch Platz genommen, ein Päckchen Fahnenabzüge vor sich, die sie korrigierte. Liebknecht fragte lachend, ob die beiden Genossen unter die Trappisten gegangen seien. Wie abwesend blickte Rosa Luxemburg auf, strich sich über die Augen und sagte, sie sei Genossen Mehring dankbar, dass er ihr - Kavalier wie immer - kostbare Minuten für die drängende Arbeit gelassen habe.

Mehring faltete die Zeitung. "Wer die aufregenden Tage vor der Geburt eines Geisteskindes nicht respektiert, ist ein Barbar." Gelassen blickte er auf seine Taschenuhr. "Hoffentlich dauert es nicht bis Mitternacht. Mein Schreibtisch wartet mit einem angefangenen Manuskript auf mich."

Liebknecht seufzte. Ihm gehe es ähnlich. Deshalb wisse er zu schätzen, dass Genosse Mehring trotzdem gekommen sei. Er hoffe, es werde nicht über Gebühr dauern. Ein Gespräch unter Freunden sei ja keine Parteikonferenz. Genosse Ledebour könne übrigens nicht kommen, er habe sich telefonisch entschuldigt.

Mehring ließ ein Lachen hören, das an einen trockenen Husten erinnerte, die Enden seines weißen Bartes zitterten dabei. "Mit dem Ritter ohne Furcht und Tadel streite ich gern, doch ohne den dickschädligen Prinzipienreiter werden wir Zeit sparen."

Es handele sich nur um die eine Frage, fuhr Liebknecht fort, aber sie sei ihm so wichtig, dass er dazu die Meinung der Freunde brauche.

Wilhelm Pieck fragte, wer noch zu erwarten sei.

Rosa Luxemburg unterbrach ihre Korrekturarbeit. "Genossin Zetkin ist aus Stuttgart gekommen. Wir haben telefoniert. Bei der Gelegenheit habe ich sie eingeladen. Ich befürchte, Karl, Sie werden über meine Eigenmächtigkeit sehr ärgerlich sein."

Liebknecht ging auf den launigen Ton ein. "Ich wüsste keine Nachricht, die in meinen Ohren besser klänge."

"Da noch Zeit war", berichtete Rosa Luxemburg weiter, "hoffte Clara eine flinke Friseuse zu finden."

Pieck witzelte, es sehe beinahe danach aus, als könnte man bei der Genossin Zetkin eine winzige Achillesferse der Eitelkeit entdecken.

Die dunklen Augen Rosa Luxemburgs, von denen es hieß, sie könnten Blitze schleudern, nahmen den Spötter ins Visier. "Wenn eine Frau adrett auszusehen wünscht, lässt dies nicht unbedingt auf Eitelkeit schließen."

Hände hebend trat Pieck den Rückzug an. "Ich habe gar nichts gegen ein bisschen frauliche Eitelkeit."

Schmunzelnd hatte Liebknecht die Plänkelei mit angehört. Rosas leicht schrille Stimme lässt manches Wort strenger erscheinen, als es gemeint ist, fand er. Ihr scharfer Verstand weiß den geschliffenen Witz zu gebrauchen, der derbe Humor liegt ihr weniger. Der ist mehr die Stärke Wilhelms, lebendiges Beispiel für viele der Besten in der Partei, die zielbewusst den schweren Weg des Autodidakten gingen. Vom Tischlerlehrling zum Sekretär der Zentralen Parteischule. Kein Zufall, dass man ihn 1910 in den Zentralen Bildungsausschuss nach Berlin berief. Als Bremer Parteivorsitzender war er durch seine vorbildliche Arbeit aufgefallen. Sozusagen an Dienstjahren wie auch an Lebensjahren ist er der Jüngste hier.

Die Tür öffnete sich, und Clara Zetkin trat ins Zimmer. Die bräunliche Herbheit ihres Gesichts erinnerte an die italienischen Vorfahren, ihre kleinen Fältchen, von einem harten Leben hineingestichelt, vergaß man vor den alles beherrschenden blauen Augen. Sie ging zu Rosa Luxemburg, die beiden Frauen umarmten sich wie Schwestern. Mit Charme entschuldigte sich Clara Zetkin für ihr Späterkommen, alle setzten sich an den Tisch.

Liebknecht nahm das Material aus der Aktentasche. "Außer Ihnen, Clara, sind alle Anwesenden von mir unterrichtet, um was es geht." Seine Fingerknöchel klopften auf den Hefter. "Derart brisante Details über einige Oberhelden der Alldeutschen weht einem der Wind vielleicht in fünfzig Jahren nicht mehr auf den Tisch. Über die Wichtigkeit des Materials dürfte Einigkeit herrschen. Es geht im Grunde nur darum, zu überlegen, was ratsamer ist: gleich damit zuschlagen oder vorsichtig prüfen, ob die Echtheit garantiert ist."

Rosa Luxemburg hatte den Hefter genommen, darin geblättert und gelesen. Ohne von den interessanten Details aufzublicken, sagte sie: "Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, Karl, dass Sie dafür sind, gleich loszuschlagen."

"Es war mein erster Impuls", gestand Liebknecht. "Sie wissen um mein Vorhaben mit dem Buch 'Die Internationale des Rüstungskapitals'. Wer nur einigermaßen in dem Gebiet zu Hause ist, spürt bis in die Fingerspitzen, was da enthüllt wird, trägt den Stempel der Echtheit."

Sachlich wiederholte Rosa Luxemburg: "Ich gehe wohl auch nicht fehl, wenn ich annehme, dass Sophie Ihnen geraten hat, sich mit einigen Freunden zu beraten."

Liebknecht lachte jungenhaft. "So ist's, verehrte Freundin. Sie kennen mich, und Sie kennen Sophie sehr gut."

"Ich bin auf jeden Fall für überprüfen." Clara Zetkin sagte es mit ruhiger Bestimmtheit.

Liebknecht war verblüfft. Diese Anwandlung von Ängstlichkeit, wie er es empfand, hätte er bei Clara Zetkin am wenigsten erwartet. Temperamentvoll erwiderte er: "Wissen Sie, Clara, was das bedeuten kann? Eine glänzende Waffe unbenutzt lassen, bis sie verrostet ist. - Gestatten Sie, Rosa?" Er nahm den Hefter und schob ihn Clara Zetkin zu. "Schauen Sie hinein, und Sie werden Ihre eben geäußerte Meinung wahrscheinlich revidieren."

Gutmütig spöttelte Rosa Luxemburg: "Haben Sie uns hergebeten, Karl, um zu beraten, oder um uns von Ihrer Auffassung zu überzeugen?"

Liebknecht versuchte zu lächeln. "Verzeihen Sie, Rosa. Aber wer sich so intensiv mit den Machenschaften dieser - dieser europäischen Mörderfilialen befasst, bekommt ein Gespür für taugliche und untaugliche Waffen gegen das Gesindel."

"Ich kann Genossen Liebknecht verstehen." Wilhelm Pieck hob den Kopf, gemeinsam mit Clara Zetkin hatte er den Inhalt des Hefters durchgesehen. "Auch mir bereitet die Vorstellung Unbehagen, solche kostbaren Beweisstücke ungenutzt schmoren zu lassen."

"Falls es Beweisstücke sind", gab Mehring zu bedenken. Clara Zetkin hatte ihm den Hefter zugeschoben, und er begann sich ebenfalls den Inhalt anzusehen.

"Je echter sie ausschauen, desto sorgfältiger müssen wir sie prüfen."

Clara Zetkins eindringliche Worte klangen Liebknecht wie Verstocktheit. "Heißt also, das beste Pulver ins Arsenal, auf dass es dort verschimmele."

"Das ist besser als Pulver, das Dynamit ist. Ich bin für losschlagen. Noch dazu, da uns der Gegner selbst die Waffen liefert", unterstützte Pieck Karl Liebknecht.

"Und was geschieht", Rosa Luxemburg fragte es akzentuiert, "wenn dieser Gegner nachweist, das Ganze war eine gezielte Infamie?"

"Der Gegner wird auf jeden Fall abstreiten", widersprach Pieck, "darüber dürfte es doch in diesem Kreis keine Illusionen geben."

"Ein schwaches Argument, um auf eine hieb- und stichfeste Überprüfung zu verzichten. Es gibt ja nicht nur uns und unsere Gegner. Da sind die Partei, das Volk, die internationale Öffentlichkeit", erinnerte Clara Zetkin.

"Genau das", setzte Rosa Luxemburg den Gedankengang fort. "Wir können es uns nicht erlauben, dass bei der Affäre zum Schluss herauskommt, der exponierteste Sozialdemokrat auf diesem Gebiet, Genosse Liebknecht, manipuliere mit unseriösen Mitteln. Ich bin ebenfalls dafür, zu prüfen."

"Aber wie?" Liebknecht rief es fast verzweifelt. "Ich habe schon Sophie gefragt, ob ich etwa ein Inserat aufgeben soll, der verehrte Anonymus möge sich bitte ..."

"Überlegen Sie, Karl", unterbrach ihn Clara Zetkin, "wie viel fester und überzeugender Ihre Position ist, wenn Sie selbst genau wissen, dass jedes Detail in diesem Hefter stimmt."

"Ich bin gespannt, wie sich die Genossen eine Überprüfung vorstellen", provozierte Pieck, "denn ich befürchte, schon bald dürfte das großartige Material nicht mehr aktuell sein."

"Erstens bleibt derartiges Material so lange aktuell, wie Kriegsschürer versuchen Kriege anzuzetteln, zweitens muss die Überprüfung nicht Jahre dauern. Es kommt auf die Methode an." Mehring sagte es keineswegs gereizt. Das Ungestüm der beiden Jüngsten in diesem Kreis war ihm nicht unsympathisch.

"Wenn wir nur schon eine Methode hätten." Die Blicke Liebknechts trafen sich mit denen Wilhelm Piecks. Beide waren nicht unbedingt gegen eine Prüfung, sie befürchteten nur das Abschieben auf die berüchtigte lange Bank.

"Nehmen wir einmal an", Mehring legte den Finger an die Nase, eine Geste beim Nachdenken, die seine Freunde kannten, "wir wüssten bereits, das dort im Hefter ist kein Bluff. Was müsste dann geschehen?"

"Bei der erstbesten Gelegenheit vor den Reichstag damit." Wilhelm Pieck begeisterte sich an dem Gedanken.

"Bei der erstbesten?" Rosa Luxemburg bekam ein steiles Fältchen über der Nasenwurzel. "Ein guter Jäger schießt nicht, um zu schießen. Meines Wissens drückt er erst ab, wenn er das Objekt gut im Visier hat."

"Einverstanden", begütigte Mehring. "Aber mir geht es erst einmal um den Verfahrensweg. Bei solch eklatanten Delikten muss man doch wohl erst mit dem Material zum obersten Zuständigen des infrage kommenden Bereichs gehen. Das ist der Kriegsminister. Oder nicht, Genosse Liebknecht? In derlei Dingen sind Sie der Experte."

Gespannt hatte Liebknecht zugehört, er lehnte sich zurück, schaute gegen die Zimmerdecke und überlegte laut: "Es wäre wohl das Ordnungsgemäße und Klügste. Andernfalls könnte mir der ehrenwerte Josias von Heeringen den Vorwurf machen, ich wäre mit derart schwerwiegenden Anklagen vor das Hohe Haus getreten, ohne dass er das Material geprüft habe. Und dann würde - es wäre nicht das erste Mal - eine großartige Gelegenheit für unsere Agitation mit endlosen Debatten über Verfahrensfragen zugedeckt werden."

"Na also." Voller Genugtuung fuhr Mehring mit seinen hageren Händen durch den weißen Bart. "Was steht dem entgegen, Genosse Liebknecht, dass Sie mit diesem Material zum Kriegsminister gehen, gerade weil wir nicht wissen, ob es echt ist? Dann muss er es für uns prüfen."

Wilhelm Pieck lachte ungläubig, beinahe mitleidig. "Ausgerechnet der? Josias von Heeringen wird so lange prüfen, bis uns alle der grüne Rasen deckt."

Energisch schüttelte Liebknecht den Kopf. "So einfach ist es nun wieder nicht, Genosse Pieck. Schließlich käme ich ja nicht als Privatmann, sondern als Reichstagsabgeordneter. Der Kriegsminister weiß genau, welche Möglichkeiten mir zur Verfügung stehen, auf strenge Untersuchung zu drängen."

"Zugegeben." Pieck war noch immer nicht überzeugt. "Aber eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus. Je echter das Material, desto eifriger wird er seine Clique warnen. Und wenn dann wirklich die kaiserhörige, brave Kriminalpolizei anmarschieren sollte, ist alles so tief verbuddelt, dass niemand nichts beweisen kann."

Nachsinnend fixierte Liebknecht einen unsichtbaren Punkt. "Das ist der Pferdefuß, der mir Kopfzerbrechen macht. Sonst wäre der Vorschlag Genossen Mehrings annehmbar."

"Wir werden kaum einen Besseren finden." Rosa Luxemburg bezog sich auf die Bemerkung Liebknechts, als sie fortfuhr: "Denn schließlich kämen Sie zum Kriegsminister nicht nur als Reichstagsabgeordneter, sondern auch als Anwalt, der alle jene vom Genossen Pieck nicht zu Unrecht befürchteten Tricks kennt, sie durchschauen und notfalls durchkreuzen würde."

Liebknecht hüstelte verlegen. "Danke, Rosa, für Ihre unbegrenzte Wertschätzung meiner Anwaltsfähigkeiten. Bitte, seien Sie nicht böse, wenn ich dazu feststelle: Auch dem erfahrensten Anwalt sind in solchen Fällen Grenzen gesetzt."

Rosa Luxemburg blieb hartnäckig. "Zumindest dürfte von Heeringen vor Ihnen mehr Respekt haben als vor irgendeinem anderen sozialdemokratischen Abgeordneten. Und dieser Respekt gibt die Chance, das vom Genossen Pieck Befürchtete abzuwenden."

"Außerdem wird sich der Kriegsminister darüber klar sein", unterstrich Clara Zetkin, "dass alles mit der Reichstagsfraktion unserer Partei abgesprochen ist, wenn Sie mit diesen Anklagen zu ihm kommen."

"Ausgezeichnet", Mehring war bester Laune. "Von dem Augenblick an sitzt er sozusagen im Glashaus, will sagen, unter der Beobachtung von über hundert Augenpaaren."

"Hätten wir es mit einem skrupellosen Profiteur zu tun", erwiderte Liebknecht, "ich wäre pessimistischer. Aber man muss auch die Person des alten Haudegen Heeringen sehen. In der Beziehung gehe ich konform mit Fontane: Diese Leute sind differenziert zu betrachten. Und wenn mich nicht alles täuscht, gehört der General zu jenen preußischen Offizieren, denen es mit Ehrenhaftigkeit und Sauberkeit im Amt Ernst ist. Meines Wissens wird er deshalb auch von Krupp und seinen Reptilien bespöttelt."

Mehring lächelte Liebknecht zu wie ein zufriedener Vater. "Ich glaube, unsere Unterhaltung war nicht umsonst. Wir haben die Methode: Absprache mit der Fraktion und dann zum Kriegsminister."

Wilhelm Pieck wiegte den Kopf. "Das mit dem Kriegsminister leuchtet mir jetzt ein. Doch wird die Absprache mit der Fraktion so glatt laufen? Davids Reichstagsrede am dritten Dezember spricht Bände. Was bedeutet sein Treppenwitz: Die deutsche Sozialdemokratie betrachtet sich als Stütze des Dreierbundes, sofern er ein Defensivbündnis darstellt. Wissen diese Taschenspieler nicht genau, dass die Imperialisten das Wort Verteidigung nur als Nebel benutzen, hinter dem um so energischer der Angriff vorbereitet wird? Die Opportunisten lassen mehr und mehr die Masken fallen. Ist das Material echt, dürfte es ihnen kaum weniger unbequem sein als den Krupp und Kumpanei. Was liegt also näher, als dass sie versuchen werden, es unter den Tisch zu fegen."

"Wahrlich, sie werden es versuchen. "Liebknecht war sich nicht bewusst, dass sich um seinen Mund ein ähnlich bitterer Zug einkerbte wie bei Pieck. "Aber wir werden es ihnen nicht gestatten."

Wilhelm Pieck wurde nicht zum ersten Mal erregt an diesem Abend. "Hut ab vor Ihren Fähigkeiten in juristischen und Verfahrensfragen, Genosse Liebknecht, doch deren uralte Taktik heißt verschleppen."

"Temperament ist mir immer sympathisch." Alle lachten über das heiter gesagte Bekenntnis Liebknechts, der fortfuhr: "Sie selbst, Genosse Pieck, waren dafür, das Material gehört vor den Reichstag. Das ist ohne Absprache mit der Fraktion nicht möglich. Andernfalls hätte ich wegen eines solchen Alleingangs wohl alle Fraktionsmitglieder gegen mich."

"Ich überlege immer noch, ob der blaublütige von Heeringen so reagieren wird, wie Genosse Liebknecht es erhofft." Clara Zetkin sagte es leise, als frage sie vor allem sich selbst.

"Das macht mir weniger Sorgen", wandte sich Pieck an sie, "dieser pedantische Beamte ist unserem Genossen Liebknecht nicht gewachsen. Hauptsache, wir bekommen die Angelegenheit zügig durch die Schleuse der Fraktionszustimmung."

"Immerhin gibt es das Basler Manifest zur gegenwärtigen Lage, das die internationalen Beschlüsse von Stuttgart 1907 und von Kopenhagen 1910, alle wirksamen Mittel zur Verhinderung eines Krieges einzusetzen, bekräftigt." Liebknechts Zuversicht war nicht gespielt. "Wir wissen zwar, dass die um Ebert, Noske, Südekum, in der Praxis darauf pfeifen, doch ableugnen können sie diese Beschlüsse nicht. Notfalls werde ich mit einer Intervention bei Bebel drohen. Kein Geringerer als er hat in Basel das Schlusswort gesprochen."

"Wenn es nur gesundheitlich besser mit ihm stände." In Clara Zetkins Stimme war Besorgnis. "Basel hat ihn sehr angestrengt." Nachdenklich, fast versonnen fügte sie hinzu: "Irgendwann müssen alle zahlen für ein doppelt oder dreifach gelebtes Leben."

"Apropos Basel", nahm Pieck den Gedanken auf, "da wir kaum wieder so eine günstige Gelegenheit haben werden, hätte ich von den Genossinnen gern einige Interna aus Basel erfahren. Mir sind nur die recht allgemein gehaltenen Berichte bekannt."

Mehring schaute abermals auf seine Taschenuhr. Auch wenn er jetzt ginge, würde er sich wohl kaum noch an den Schreibtisch setzen, gestand er sich ein. Freundschaftlich drohte er Pieck mit dem Zeigefinger. "Es sollte zwar nur über einen Punkt gesprochen werden, doch ehrlich gesagt, Genossen Piecks Wunsch hat mich gespannt gemacht."

Rosa Luxemburg nickte Clara Zetkin zu. Die sann einen Augenblick nach. "Pauschal betrachtet, werte ich Basel als Erfolg. Selbst die internationale Bourgeoispresse hat daran nicht vorbeigehen können. Daran ändert auch ihre teilweise hämische Berichterstattung wenig. Das Völkerkonzert gegen die Kriegsmacher hat den Arbeitermassen Mut gegeben. Es hülfe nur dem Gegner, würde man jeden dissonanten Ton, jeden unakkuraten Geigenstrich öffentlich vermerken. Doch die Pflicht anspruchsvoller Musikanten ist es, genau hinzuhören. Meines Wissens ist es ein Novum in der Geschichte, dass eine Stadt und eine Kantonalregierung einen Sozialistenkongress nicht nur eben so dulden, sondern ihn offiziell begrüßen, dass ein Bischof den Dom für die Eröffnungsveranstaltung zur Verfügung stellt. Natürlich gebietet es die Höflichkeit, dass man für Hilfe Dank sagt. Aber ideologische Kotaus? Es war, als habe die sakrale Stimmung des Doms viele verwirrt, sie entdeckten die großen, lieben, friedlichen Seiten des Christentums. Selbst Haase bastelte ein Gleichnis von den Basler Domglocken. Wenigstens zog sich Bebel humorvoll aus der Affäre, er behauptete schlankweg, käme Christus wieder auf die Erde, er schlösse sich den Sozialdemokraten an. Der alte Schweizer Sozialistenbarde Hermann Greulich sah in den sozialdemokratischen Wahlsiegen die Garantie für den Weltfrieden."

"Das haut genau in die Kerbe der Scheidemänner." Pieck sagte es mit ärgerlich hängenden Mundwinkeln.

Liebknecht, der gewohnheitsgemäß Notizen gekritzelt hatte, warf den Bleistift auf den Tisch. "Wäre es nicht sträflich, man könnte fast Angst vor jedem unserer Wahlsiege bekommen."

Leise lächelnd erinnerte Rosa Luxemburg: "Trotz allem hat Genossin Zetkins Appell an die Arbeitermütter und -frauen Eindruck gemacht. Er war kompromisslos, klar und einfach."

Clara Zetkin machte das Lob der Freundin verlegen. "Ich finde, man müsste alles immer noch aufwühlender und zwingender sagen. Gelänge es, den Frauen so viel Hass gegen die Kriegshyänen einzuhämmern, wie sie Liebe zu ihren Kindern haben, der halbe Krieg gegen den Krieg wäre gewonnen."

Rosa Luxemburg nahm den Faden über die Kompromisslerei wieder auf. "Man kann nicht hellhörig genug sein, wenn offizielle Friedensschalmeien vom offiziellen Bürgertum geblasen werden. Das ist und bleibt Heuchelei, weil der Kapitalist nicht vom Kapitalismus lässt, der Rüstungsfabrikant nicht vom Extraprofit. Dagegen meinen es ohne Zweifel eine Reihe bürgerlicher Pazifisten subjektiv ehrlich."

Mehring unterstrich, Bertha von Suttner sei ein lebender Beweis dafür.

Rosa Luxemburg wandte sich an Liebknecht. "Sie kennen wohl den Briefwechsel Ihres Vaters mit der mutigen Bürgerin am besten, Karl. Bertha von Suttner schätzt die Sozialdemokraten wegen ihres Friedenskampfes. Doch beim Nervus rerum, beim Wie, hakt es auch bei ihr aus. Vom revolutionären Massenkampf als Hauptmittel gegen den imperialistischen Krieg will sie nichts wissen. Den Sprung über den eigenen Schatten schaffen die wenigsten aus diesen Kreisen."

Ein wenig wie aus der Ferne kommend, als erlebe sie die Situation noch einmal, sagte Clara Zetkin, ihrer Meinung nach sei Jean Jaures der überragendste Redner des Kongresses gewesen. "Der Südfranzose schien mir der Einzige zu sein, den die Stimmung im Dom hinaufgetragen hat, über sich selbst hinaus. Da ist nichts von Höflichkeit und Demut gewesen, sondern alles war mitreißende Kampfansage. Wenn die Herrschenden einen Krieg heraufbeschwören wollten, sollten sie vorher bedenken, wie leicht die Völker sich ausrechnen können, dass ihre Revolution sie weniger Opfer kosten würde als der Krieg der anderen. Das ist keine revolutionäre Phrase mit eingebettetem Alibi, das ist Herausforderung. Dieser Philosophieprofessor glüht von echtem Zorn gegen die Feinde der Menschheit. Gegen Scheidemann zum Beispiel, gewiss ein enger politischer Verwandter des Begründers der Humanite, ist Jaures beinahe ein Phänomen. In Scheidemanns Rededispositionen sehe ich förmlich die angestrichenen Stellen, wo er dem Affen Zucker zu geben gedenkt, um den Schauspielerjargon zu gebrauchen. Jaures gibt sich selbst, Scheidemann spielt es." Clara Zetkin sagte abschließend, das habe ihr viele Gedanken verursacht. Sie sei gespannt auf die Meinung des Genossen Liebknecht, der ja mit dem Pariser Volkstribun einst die Klingen gekreuzt habe.

Gelöster nach der anfänglichen Nervosität des Abends hatte Liebknecht aufmerksam zugehört. Er sah in Clara Zetkin einen jener Menschen in der Partei, die nicht zehren, sondern geben. Wenn sie fordert, dann geistige Anstrengung. Urtyp des Mütterlichen, verhindert ihre intellektuelle Überlegenheit, dass ihre guten Gefühle zur Rührseligkeit werden. Ein Leben für die Frauen, wie platt das klingt. Und doch drückt dieser einfache Satz ihren geraden, harten Weg aus. Das andere Leben für die Familie. Der kranke Ossip, jahrelang ans Bett gefesselt, hinsiechend; zwei unmündige Kinder. Denke ich an diese russisch-deutsche Ehe dieser Emigranten in Paris, verflüchtigt sich immer etwas von meiner Selbstsicherheit. Fällt der Name Zetkin, gibt es kaum jemand in der Partei, der nicht an die "Gleichheit" denkt. Unsere einzige Frauenzeitschrift von internationalem Niveau. Ohne Clara wäre es ein Mitteilungsblättchen geblieben. Ich kenne kaum eine andere Zeitschrift der Sozialdemokratie, in der Kultur und Wissenschaftlichkeit, anspruchsvolle Unterhaltung und aktuelle Information so harmonisch verschmelzen. Die Persönlichkeit Claras und ihre Redaktionstätigkeit sind wie eine lebendige Institution. Immer wieder erwarten wir Neues, Besonderes von ihr. Man muss mit ihr gehen oder gegen sie sein.

Als Clara Zetkin ihn angesprochen hatte, war Liebknecht sich seiner abirrenden Gedanken bewusst geworden. Um Zeit für die Antwort auf ihre Frage zu gewinnen, putzte er die Gläser seines Kneifers. "Gerade das geistige Niveau einiger bedeutender Pazifisten gestaltet unter anderm den Kampf gegen den Krieg so schwierig. Wenn schon Demagogen wie Scheidemann solchen Masseneinfluss besitzen, wie erst Männer vom Format Jaures' dessen persönliche Integrität in Bezug auf seine ehrlichen Friedensbemühungen außer Frage steht. Zu bedenken ist aber zumindest: Jaures' Unbeirrbarkeit im Friedenskampf nährt sich unzweifelhaft auch aus seiner felsenfesten Überzeugung, die stärkste Sektion der Internationale, die deutsche Sozialdemokratie, wird im Falle eines Krieges wie ein Mann dagegen aufstehen."

"Ohne diese Überzeugung wäre er wohl nicht der französische Rocher de bronce des Friedenskampfes", bestätigte Rosa Luxemburg.

Liebknecht machte einige heftige Züge, da seine Zigarre auszugehen drohte. "Die antimilitaristische Propaganda befindet sich längst in einer neuen Phase, im direkten Abwehrkampf gegen den drohenden Krieg. Der Gegner ist weder blind noch taub, weiß genau um die Friedenssehnsucht der Völker. Deshalb das immer stärker werdende propagandistische Trommelfeuer der Chauvinisten in der Presse, in den Schulen und Fortbildungsschulen, in den nationalistischen Jugendverbänden. Darum heißt es vor allem: dagegentrommeln. Kongresse - ausgezeichnet; Demonstrationen - richtig; Versammlungen - gut; Stärkung des moralischen Widerstandswillens - in Ordnung; Berufung auf die Ethik - selbstverständlich. Man muss das eine tun und das andere nicht lassen. Jaures hat recht: Kostenrechnungen aufmachen, beweisen, was die Rüstungsfabrikanten am Frieden verlieren und am Krieg verdienen. Beweisen, wie sie den Krieg schüren. Beweisen, wie sie spionieren im In- und Ausland, um die Konkurrenz übers Ohr zu hauen. Beweisen, dass die lautesten Hurra-Patrioten vaterlandslose Gauner sind, die jeden mit Waffen beliefern, der gut zahlt. Die Massen wünschen den Frieden, deshalb glauben sie nur zu leicht den Friedensheucheleien. Diesen Glauben müssen wir zerstören mit dem Dynamit der Beweise." Er wies auf den Hefter. "Ich bin sicher, das hier ist solch ein Sprengstoff."

"Alsdann", Mehring erhob sich, drückte Liebknecht die Hand, "Glück bei der Durchschleusung, um beim Bild des Genossen Pieck zu bleiben. Kommt es zu Stauungen, müssen wir umgehend Gegenmaßnahmen treffen."

Nachdem er und Pieck sich von den anderen verabschiedet hatten, gingen beide.

Rosa Luxemburg hatte bereits wieder die Fahnenabzüge vor sich liegen. Sie bat Clara Zetkin und Liebknecht um fünf Minuten Geduld, sie wolle gern einige Fragen ihres Buches mit ihnen besprechen.

In der Stadtbahn - Liebknecht hatte sich am Bahnhof Friedrichstraße von Clara Zetkin und Rosa Luxemburg verabschiedet - dachte er über den Abend nach. Sophie hatte recht gehabt. Was manchmal umständlich aussieht, kann trotzdem das Bessere sein. Der Weg zur Revolution ist keine gerade, asphaltierte Straße. Wie oft habe ich es schon Jüngeren gesagt, aber vor so erfahrenen älteren Genossen wie Clara und Mehring entdecke ich dann plötzlich die Eierschalen jugendlicher Draufgängerei hinter den eigenen Ohren.

Es war angenehm warm im Abteil. In der Ecke ihm schräg gegenüber schlief eine ältliche Blumenfrau, den Korb auf dem Schoß, wahrscheinlich auf dem Weg in die westlichen Nachtlokale. Was mochte sie im Korb haben, Nelken, Veilchen, Rosen? Sollte er sie ansprechen wegen eines Straußes für Sophie? Es hätte bedeutet, sie aus dem Schlaf zu reißen, und er unterließ es.

Wieder beschäftigten sich seine Gedanken mit dem Erlebnis der letzten Stunden. Solche Aussprachen sind zu selten, wir sollten sie öfter haben. Andererseits setzen wir uns der Gefahr aus, der Fraktionsmacherei beschuldigt zu werden. Schon der Vorwurf würde die Einheit der Partei gefährden. - Was bewog Clara, Rosa und Mehring heute Abend zu ihren Vorschlägen? Revolutionäre Umsicht - zweifellos. Wie bringt man immer und in jedem Fall beides unter einen Hut, Angriffslust und weise Voraussicht? Hätte ich bei ruhiger Überlegung nicht selbst auf das Ergebnis kommen müssen? Wahrscheinlich geschah es deshalb nicht, weil ich zu oft Vorwürfen und Beschuldigungen derer entgegentreten muss, die wirklich keine Revolutionäre sind. Sie werden es mir beweisen, sowie ich das Krupp-Material der Fraktion vorlege. Liebknecht lächelte über sich selbst. Entschuldigung mit Tatsachen, die mich trotzdem nicht entlasten. Auch Clara, Rosa und Mehring stehen ständig im Zweifrontenkampf, sind dennoch ausgeglichener. Es ist wohl auch eine Frage des Charakters. Also, alter Junge, nimm diesen Ungebärdigen künftig fester an die Hand.

Der Zug verlangsamte die Fahrt, Liebknecht stand auf und knöpfte den Paletot zu. Die Blumenfrau fuhr aus ihrem Schlummer und versuchte etwas in der Dunkelheit draußen zu erkennen.

"Wir halten gleich Lehrter Stadtbahnhof", gab ihr Liebknecht Auskunft.

"Denn is ja noch 'ne Weile hin bis Zoo", sagte sie dankbar und kuschelte sich wieder in ihre Ecke.

"Darf ich fragen, was für Blumen Sie im Korb haben?", erkundigte sich Liebknecht.

"Veilchen, mein Herr, allet Veilchen, der Strauß'n Groschen. Man darf die Pochtmonehs der Kavaliere nich zu sehr anstrengen, sonst koofense nich."

"Würden Sie mir ein Sträußchen verkaufen?"

"Aber jerne, mein Herr, wenn's sin muss ooch zwee." Sie lupfte das Tuch des Korbs, hielt Liebknecht die Veilchen hin und sah seinen Trauring, als er bezahlte. Mütterlich blinzelte sie ihm zu: "Finde ick immer janz besonders nett, wenn verheiratete Männer ..."

"Guten Abend!", rief Liebknecht lachend und sprang rasch auf den Bahnsteig.

Auf dem Weg nach Hause wurden ihm die Finger kalt, und er merkte, dass er noch immer den Strauß in der unbehandschuhten Hand trug. Ehe er ihn sorgfältig in der Aktentasche unterbrachte, roch er noch einmal daran und meditierte fröhlich, selbst ein rauer Winterabend kann zarte Veilchen bereithalten.

Der anonyme Brief

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