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Busch und Großstadt – Kitimat Mountains und Montreal

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Das Khutzeymateen, 45.000 Hektar groß, ist Kanadas erstes und einziges „Grizzly-Bear-Sanctuary“, das 1994 zum Schutz dieser Vierbeiner 45 Kilometer nördlich von Prince Ruppert in der gleichnamigen Bucht gegründet worden ist. In der Sprache der Tsimshian Nation, die an der Gebietsverwaltung beteiligt ist, bedeutet der Name „ein Ort der Bären und Lachse“. Die Besucherzahlen sind strikt limitiert und der Zutritt nur mit professionellen Guides per Boot erlaubt. Unser Skipper ist ein von vielen Sommersprossen geprägter Mittdreißiger, äußerst lustig und hier aufgewachsen. Sein Boot steuert er durch ein Gewirr von Inseln und erreicht nach zwei Stunden Fahrt das auch von Elchen, Wölfen, Wasservögeln, Orcas und Buckelwalen bewohnte Khutzeymateen Tal, in dem sich Berge, Wald, Inseln, viele saftig-grüne „Pockets“ und Wiesenränder finden, die den etwa 50 Grizzlys genügend Futter anbieten. Fünf von ihnen können wir auf der sechsstündigen Tour, die für die Rückfahrt eine andere Route benutzt, auch aus der Nähe beobachten, denn der Mann am Steuer stellt dann stets den Motor ab und lässt sich ganz sanft bis auf etwa 20 Meter ans Ufer treiben. Ob diese Tour ihr Geld wert war? Ich denke schon, denn der Tag war sonnig, die Fahrt durch diese Landschaft sehr schön und die Grizzlys eine nette Zugabe. Wer hier mehr möchte, kann auch das haben, allerdings ganz exklusiv und zu ganz anderen Preisen. Zwischen 1.700 und 3.600 Dollar bietet das Familienunternehmen „Ocean Light II Adventures“ mit Skipper Chris Tulloch und seiner Segeljacht Touren zwischen vier und zwölf Tagen an, wobei das Non Plus Ultra die geführte „Great Bear Tour“ sein dürfte, die in 8 bis 11 Tagen die Regenwaldregion der B.C.-Küste vom Skeena River bis zum Rives Inlet erkundet. Dieser größte intakte temporale Küstenregenwald der Erde ist mit seiner Vielfalt und seinem Leben – alte Hemlock- und Zedernwälder, Grasregionen, Wasserfälle, wilde Bäche, achtzig Flüsse voller Lachse, Küstengebirge, Wölfen, Grizzly und Kermode Bären – auf einem Segler ganz gewiss ein großartiges Erlebnis.

Wieder zurück in Prince Ruppert steuern wir unseren Sechszylinder „Full Size“, dessen Kofferraum unsere zwei Hartschalenkoffer und die Reisetaschen bequem schluckt, nach einem kurzen Imbiss auf dem Yellowhead Highway entlang des Skeena Rivers. Unser Ziel ist das 150 Kilometer entfernte Terrace, wo wir gegen 18 Uhr 30 mit Harry McCowan im Hotel verabredet sind. Zusammen mit Straße und Fluss zwängt sich hier auch die Eisenbahn durch den schmalen Spalt, den die Gletscher einst durch das Küstengestein schabten, und der auf beiden Seiten von steilen, bewaldeten Hängen gesäumt wird. Es ist eine schöne Fahrt, auf der sich auch Angler, Brücken und Wasserfälle ins Blickfeld drängen. Terrace, ein überaus nettes, sauberes und größeres Städtchen als erwartet, ist eine der am längsten dauerhaft besiedelten Gegenden der Welt und war, lange bevor die Europäer kamen, eine der am dichtesten besiedelten Region nördlich von Mexiko. Der Skeena River bot den hier lebenden Tsimshian Nahrung, Schutz und diente ihnen als Transport- und Kommunikationsstraße. Ihre Kanus, die 4.000 Pfund tragen konnten und fünf Ruderer verlangten, mussten sie „kaufen“, denn auf den Bau dieser Boote waren die Haidas auf den Queen Charlotte Islands spezialisiert. Terrace hat aber nicht nur das Skeena River Tal als Pluspunkt, sondern mit schneebedeckten Bergzügen, Wäldern, dem grünen Sleeping Beauty und dem felsigen Thornhill Mountain oder dem von sandigen Ufern gesäumten Lakelse Lake auch eine nahezu perfekte Umgebung, die Outdoor Fans begeistert. Mit der Shames Mountain Ski Area und dem Onion Lake Ski Trail für Langläufer und Snowmobile muss sich der Winter vor dem Sommer aber auch nicht verstecken. Hinzu kommt die nördliche Lebensart mit gemäßigtem Tempo, Freundlichkeit und Sicherheit, und der nahe Ozean und die Küstenberge garantieren warme Sommer und schneereiche, milde Winter. Und die Fahrt oder der Flug nach hier stimmen bereits auf Urlaub ein.

Terrace ist auch ein Platz der roten Fische und weißen Bären. Bei den Schwimmern sind es vornehmlich Chinook-Lachse, die jedes Jahr aus dem Ozean in die von Gletschern gespeisten Flüsse, Bäche und Seen zurückkehren, um hier zu laichen und, wenn der Nachwuchs gesichert ist, auch zu sterben. Vierzig bis sechzig Pfund schwere Lachse sind im Skeena- oder Kitimat River keine Seltenheit, doch kam der hiesige Rekordfisch aus den The Remo Flats und wog stolze 92 Pfund. Liliputaner sind dagegen die Eulachons, ein fingergroßer Fisch, der nach der Eisschmelze ebenfalls zum Laichen in die Flüsse Skeena und Naas kommt, und dem, wie den großen Brüdern, auch die Räuber folgen: Seelöwen, Robben, Adler und Möwen, der Mensch sowieso. Jahrtausende lang stellten die Indianer dem Winzling nach, um aus ihm Fischöl für ihren Handel zu gewinnen. Dass er den Beinamen „Candle-Fish“ erhielt lag an seiner Eigenschaft, im getrockneten Zustand wie eine Kerze zu brennen.

Der Skeena Fluss, den die Ureinwohner „K’shian“ – Wasser aus den Wolken – nannten, und an dessen Ufern zur Laichzeit Angler neben Angler seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, ist jedoch ein Gewässer, das Respekt verlangt. Sein Pegel kann sich an einem einzigen Tag um fünf Meter steigern und insgesamt um mehr als 18 Meter schwanken. Er riss auch schon Löcher in die Planken der Flussdampfer, deren Kapitäne sich schon damals darüber einig waren, dass er wohl der raueste Fluss in Nordamerika ist. Mit 152 Zentimeter Gefälle pro Meile, Stromschnellen, Whirlpools, unbekannten Kanälen, Canyons und sich stetig verändernden Sandbänke sorgten er dafür, dass die Dampfer, die ihn einst befuhren, für unsere heutige gemächliche Neunzig-Minutenfahrt 35 Stunden brauchten, um den gleichen Abschnitt zu bewältigen. Diese „Riverboats“ operierten auf dem 180 Meilen langen Gebirgsstrom aber nur für 22 Jahre, und als Letzter stellte der Sternwheeler „Inländer“ seinen Dampfkessel ab, als im September 1912 die Eisenbahn die Geschäfte übernahm.

Eine der großen Segeltouren mit der Ocean Light II Adventures hätte mich schon gereizt, aber um die Schönheiten eines Landes kennen zu lernen, dazu braucht man keinen Luxus, das geht auch rustikal und ist dann oft viel schöner. Und eine solche Alternative fanden wir mit „Harry“, bei dem die Anzahl der Tage in seinem Buschcamp, als auch die Unternehmungen mit ihm, ausschließlich von unseren Wünschen abhingen. Und Harry, groß, hager, Mitte vierzig und sehr kühl wirkend, erschien, wie verabredet, in der Hotel-Lobby des Terrace-Inn auf die Minute pünktlich. „Kühl“ war der Mann aber keinesfalls, nur absolut korrekt, und auf die kurze Begrüßung folgt wie in einem Satz: „Die Übernachtung hier könnt ihr vergessen, alles schon geregelt. Bei diesem Superwetter fliegen wir sofort zu meinem Camp. Mein Truck steht draußen, fahrt mir einfach nach.“ Dann dreht er sich schon wieder zur Tür, marschiert raus, und wenige Minuten später folgen wir schon seinem roten Pickup, der nach einigen Kilometern den Yellowhead Highway verlässt und auf die „37“ Richtung Kitimat einbiegt. Am Lakelse Lake Provincial Park biegt Harry erneut ab, und über einen von hohen Fichten gesäumten Schotterweg erreichen wir sein Seegrundstück. Dort scheint er sofort zu merken, dass ich beeindruckt bin und meint, dass er das (sehr schöne) Blockhaus erst kürzlich fertiggestellt hätte, ich die Hälfte des Grundstücks kaufen und „mein“ Haus darauf bauen könnte. Zwanzig Jahre jünger hätte ich den Kaufvertrag für die Hälfte dieser traumhaften zweitausend Quadratmeter mit gewaltigen Zedern, Fichten und Tannen wohl sofort unterschrieben, zumal die umgerechneten 180.000 Euro, die Harry für Haus und Grund bezahlen musste, für deutsche Verhältnisse ein geschenkter Preis sind. Dazu den See, das nette Städtchen Terrace und die majestätische Umgebung, zu der auch die Lyton Hot Springs gehören, die volumenmäßig zu den größten heißen Quellen der Welt zählen. Die Natur hat hier aber noch mehr zu bieten. So den 90 Kilometer langen, von Fels und Regenwald gesäumte Douglas Channel mit Seelöwen, Orcas, riesigen Heilbutts, Lachsen, Grabben und Adlern, Gribbell Island mit seinen Kermote Bären oder die, im traditionellen Haisla Territorium liegende Kitlope Heritage Conservancy mit ihren bis zu 800 Jahre alten Bäumen. In unmittelbarer Nähe verläuft auch die Inside Passage und etwas entfernter, aber immer noch vor der erweiterten Haustür, der Yukon und Alaska. Mehr Natur kann man nicht erwarten. Zu schön, um davon zu träumen, für einen Neuanfang ist das aber zu spät.

Vor Ort geht dann alles sehr flott. Ob wir die Koffer ins Haus bringen, oder im Auto lassen möchten, sei völlig egal. „Hier kommt nichts weg, du brauchst auch gar nicht abschließen“. Also Reisepapiere, Pass und Travellers Schecks (um die Fuhre zu bezahlen), Jacken, Pullover, Wanderschuhe … und ein kleines Gastgeschenkt in den Rucksack, Koffer wieder zu, Auto abschließen und ab zum Flieger am Bootssteg, denn der war schon startklar. Sabine nach hinten (sie braucht Rundumsicht für die Kamera), ich neben Harry, Kopfhörer auf, anschnallen, Fenster zu und ab geht’s. Das Ding flitzt wie auf Schienen über das glatte Wasser, ist am Seeende schon weit mehr als 100 Meter in die Lüfte geklettert, und vor uns liegen etwa fünfzig großartige Minuten. Auf Englisch würde man sagen “jaw-dropping scenery awaits you around every turn“. Und genauso ist es auch. Was unter uns liegt, ist eine ganz andere Welt. Berge, grün bewachsen bis zur Spitze, recken sich 2.000 Meter vom Seelevel fast bis zu uns herauf oder grüßen seitlich von höherer Warte mit Gletschern und steilen Felswänden , deren Granitmassen sich unüberwindlich kreuz und quer stellen. An ihrer Basis ungezählte Seen und Täler, die Gletscher über Jahrmillionen geformt und den Fels geschliffen haben, und in denen sich Wälder ausbreiten und an die Hänge klammern, soweit das Auge reicht. Zahllose Bäche stürzen hier zu Tal und springen den, sich wie glänzende Bänder durch die Täler windenden Flüssen oder smaragdgrün schillernden Seen entgegen. Was wir hier sehen ist eine grandiose Wildnis, unwahrscheinlich schön, aber auch absolut menschenleer, ohne Wege, abweisend, unzugänglich und Fehler nicht verzeihend. Und das da unter uns ist die Kitimat Range, eine der drei Küstensubregionen Kanadas, die vom Naas River im Norden bis Bella Coola im Süden reicht und im Osten an die Hazelton Mountains grenzt. Sie ist zwar niedriger als der südliche Nachbar, die Pazifik Region, aber wesentlich rauer und mit zahlreichen Küsteneinschnitten und fjordartigen Seetälern auf der Interiorseite des Gebirgszuges versehen. Bedenkt man, dass allein die 58.000 Hektar große Gitnadoix River Recreation Area, wo sich ähnlich wie im kalifornischen Yosemite Valley die Szenerie vom Talgrund bis hinauf in die Granitspitzen durch alle Vegetationszonen ausdehnt, nur ein kleiner Flecken in den Kitimat Bergzügen darstellt, begreift man ihre Weite.

Die Chesna fliegt hier über ähnliches Gebiet, und meist eng an den Hängen entlang. Wegen der Thermik, nehme ich an. Und wenn Harry Bergziegen entdeckt, dreht er eine Extrarunde um oder über den Berg, um uns die schwer auszumachenden, und von weitem mit Schneeflecken zu verwechselnden Tiere aus der Nähe zu zeigen. Das führt auch unweigerlich zum „Luftanhalten“ weil man glaubt, der Viersitzer könnte die Bergspitze streifen. Der schnelle Blick auf das entsprechende Instrument lässt zwar sofort wieder durchatmen, doch kommt die eigentliche Gänsehaut erst nach dem Gipfel, denn dort stürzen Fels und Blick mindestens 2.000 Meter in die Tiefe. Auch wenn das nur für einen Moment gilt bis sich der nächste Klotz wieder aufrichtet, über den es hinweg oder vorbei geht, es ist gewöhnungsbedürftig. Auf vielen dieser Bergplateaus glitzern kleine, in vielen Nuancen schimmernde Seen oder große Pfützen. Anderswo hängen Schneebretter am Granit oder füllt Eis eine Senke. Für Sabine heißt das „Arbeit“, denn bei so viel Anmut hat sie alle Hände voll zu tun und rutscht vom linken zum rechten Fenster und wieder zurück, um ja nichts zu versäumen.

Als Harry nach 50 Minuten irgendwo zwischen den Bergen zur Landung auf einem See ansetzt, an dem es nur ihn und sein Camp gibt und Nachbarn sowieso nicht, waren wir eigentlich schon restlos zufrieden, denn es war eine wunderbare Welt, die er uns gezeigt hatte. Der See hat keinen Namen und keine Fische, ist eiskalt und kristallklar, und der Pilot nennt ihn „Europe Lake“. Warum er diesen Namen wählte, weiß er auch nicht mehr, einfach so. Ist ja auch egal. Ringsum Natur pur, das reicht. Ehefrau Carol und Guide Wayne winken uns zu, und ziehen die Maschine rückwärts an ihren Liegeplatz damit wir trockenen Fußes über „Schwimmballons“ ans Ufer gelangen können, wo auf einer Holztafel die Hausnummer 44 vermerkt ist. Gebaut hat das unser Gastgeber alles selbst. Mit der Chesna den Platz gefunden, Boot und Säge eingeflogen, Bäume gefällt, Bretter und Rundhölzer geschnitten und zu Blockhütten zusammengefügt. Betten, Tische, Regale und die Kücheneinrichtung entstanden auf die gleiche Art, in Handarbeit der McCowan-Familie. Nur der Gasherd, sein Betriebsstoff und der Benzinvorrat kamen wie wir auch, per Wasserflugzeug. „Schön“ im europäischen Sinne ist das alles sicherlich nicht, aber perfekt praktisch, wie die Weinlagerung in der Hundehütte lustig, funktionell und blitzsauber. Die Küche dient gleichzeitig als Aufenthaltsraum und hat an der hinteren Wand zwei Doppelstockbetten für die Familie. Eins der beiden untersten ist besonders lang, und daran steht „Koch & Pilot“, Harrys Doppelfunktion. In den Gästehütten mit je zwei Doppelstockbetten, Waschbecken, Dusche, Regalen, Schuhbank, Kleiderhaken, Gasofen und elektrischem Licht ist Notwendiges vorhanden, denn das Wichtigste ist hier die Natur, nicht der Wohnkomfort. Bleiben noch zwei Dinge: Strom erzeugt ein Generator, und die Wasseraufbereitungsanlage bedient sich aus dem See. Der überdachte Boardwalk nach dort ist mit Lichtsensoren ausgestattet, wie auch der dreißig Meter lange Weg zum WC. Das „Häuschen“ hat allerdings nur zwei Wände, eine im Rücken, die andere links als Tür, die gleichzeitig auch die Frei- oder Besetztfunktion übernimmt, und eine offene „frei“ signalisiert. Die beiden anderen Seiten sind natürlicher Art, tiefster, dichter Busch. Aber was soll’s, die Hygiene stimmt, und unterwegs ist hier ohnehin niemand, denn hinter der Hauswand beginnt die Wildnis. Mit Jahrhunderte altem Wald, Vogelgezwitscher, Adlern und Bären. Selbst Forststraßen fehlen hier, und in weite Teile dieser Gegend hat bisher noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt, weder Harry noch Wayne. Und als abends die Steaks auf dem Grill liegen und wir mit einem Glas Rotwein mit unseren Gastgebern auf die neue Freundschaft und ein paar schöne Tage anstoßen, hätte es die Welt mit uns kaum besser meinen können.

Gekommen waren wir wegen der Natur und des besonderen Erlebnisses. Das Programm überließen wir zwar dem Hausherrn und die Führung Wayne, doch unsere ganz speziellen Wünsche für die kommenden Tage, die wollten sie aber schon hören: Bären, Elche, Schneeziegen, Gletscher, einsame Seen, Hochtäler, Wasserfälle, Fjorde, Lachszüge, Wale und Kermode-Bären. Auf unseren Streifzügen zeigten sich diese weißen „Spirit-Bären“ allerdings nicht, und ein zusätzlicher Ausflug nach Gribbell – oder Princess Royal Island, wo sie verstärkt auftreten und man einen ortskundigen Führer braucht, hätte nicht nur unser Budget überstrapaziert, sondern auch den Zeitplan gesprengt. Alles andere wurde aber erfüllt. In wasserdichten Neopren-Latzhosen mit angeschweißten Gummistiefeln standen wir im Fluss und sahen die Lachse um uns herum vorbeiziehen; marschierten durch taufrisches, mannshohes Gras, um Elchen zuzusehen, wie ihnen Wasserpflanzen schmeckten; standen auf namenlosen Gletschern, saßen inmitten blühender alpiner Wiesen und genossen das mitgebrachte Vesper; kletterten auf Bergrücken, suchten den Weg durch dichten Regenwald über umgestürzte, von dickem Moos bewachsene Baumriesen, zwängten uns an gewaltigen Felsbrocken vorbei und durch dichten Bewuchs; lehnten an uralten Zedern oder ließen uns die köstlichen Salmon-Berries munden. Wir sahen mächtige Weißkopfseeadler von der Thermik getragen ihr Reich inspizieren, Bergziegen spielerisch leicht an Felswänden nach oben verschwinden und Bären mit und ohne Nachwuchs. Und wir genossen auch die stillen Stunden, in denen das Kajak fast lautlos über den See glitt, und die Chesna erlaubte Blicke, die sich gegenseitig an Schönheit überschlugen. Wir holten mit Harry die Krabben-Reuse ein und flogen zum „Carol-See“, der sich am Fuße eines namenlosen Gletschers befindet und seine eigene Story hat: Vor Jahren haben unsere Gastgeber diese Gegend erkundet und mussten wegen eines Motorschadens dort landen, übernachten und warten, bis ein anderer Pilot das benötigte Ersatzteil brachte. In jener Nacht hat Harrys Frau so erbärmlich gefroren, dass er diesen See nach ihr benannte. Auf alle Fälle hatten wir „hier im Busch“ eine großartige Zeit, die ihr Geld wert, und viel zu schnell vorbei war. Carols Kaffee war erstklassig wie alles andere im Detail auch. Dass Kombination oder Reihenfolge beim Frühstück in Europa ganz anders geordnet wären, was soll’s. Mich störten auch süßes Rosinenbrot mit Grillwürstchen, oder Honig-Eierkuchen mit Eier und Speck nicht. Man muss nur seine eigene Reihenfolge finden, erst das Süße, danach die herzhaften Dinge, oder umgekehrt. Absolut einig waren wir uns aber bei den 27 fangfrischen Krabben, die waren absolut köstlich. Auf dem Weg zurück zum Auto fliegt Harry eine ganz andere Route. Und wieder leuchten Flüsse wie silberne Bänder zu uns herauf, glitzern Seen grün und blau, huschen Berge, Gletscher und verschneite Kämme vorbei, und die Landschaft zieht wie ein wundervolles Gemälde vorüber. Und als die rot-weiße Maschine auf dem Lakelse See wieder aufsetzt, gehen für uns ganz besondere Tage zu Ende, die wir sicherlich nie vergessen werden. Ehe wir uns jedoch verabschieden und einen kurzen Trip nach Kitimat unternehmen, ist Harry gleich wieder der absolut Korrekte: Vor dem Abflug hatte er sofort die offene Hand ausgestreckt und bemerkt, dass ich die Tour bisher nur angezahlt hätte. Jetzt kam er unaufgefordert auf mich zu und hielt mir die 50 Dollar entgegen, die ihm vor einigen Tagen als Wechselgeld gefehlt hatten …

Kitimat ist zwar auch ein „Tor zur Wildnis“, und in seinem Radley Park steht mit der „Giants Spruce“ die älteste Fichte des Tales, doch gilt sein 1950 bis 1954 gebauter „Alcan Kitimat Works Aluminium Smelter“ (geführte Touren) als die eigentliche Attraktion. Diese Schmelzanlage ließ damals die Stadt, den Kenny Damm im Nechako River Canyon und das Kemano Kraftwerk mit diversen Nachfolgeeinrichtungen mitten in der Wildnis entstehen und sorgte für schnellen Aufwärtstrend des neuen Ortes. Seine berühmte Sitka-Fichte, die 1983 als größter Baum British Columbias gesetzlich unter Schutz gestellt wurde, stand auch längst an ihrem Platz, als die weißen Newcomer auftauchten und dieses Land mit den Indianern teilten. Inzwischen gelten für den Baum mit den zwei bis drei Zentimeter langen, harten und scharf zugespitzten Nadeln mehr als 500 Jahre Vergangenheit und, in Metern ausgedrückt, 50.32 Höhe, 11.2 Umfang und 3.35 Durchmesser als Fakten. Die Sitka Spruce, eine Fichtenart, die sich an das feuchte Küstenklima angepasst hat, wächst entlang der pazifischen Nordwestküste und auf den angrenzenden Inseln. „Sitka“ entstammt der Tlingitsprache und bedeutet „am Meer“. Wegen ihrer starken und elastischen Fasern wird sie von der Flugzeugindustrie bevorzugt, als auch zum Bau von Segelmasten und Gitarren verwendet, während die Indianer aus ihren Wurzelfasern Körbe flochten. Für diese Fichten gibt es aber auch noch einen anderen Namen, den der Haisla Indianer im Kitimat Village, die sie Su-su-kaas nennen. Das 9.000-Seelen-Städtchen hat aber nicht nur diesen alten Baum zu bieten, sondern auch Outdoor-Möglichkeiten: So die Lachszüge im Kitimat River, die von Juli bis September in der Folge Chinook, Chum und Coho eintreffen, Wanderwege wie den Pine Creek Trail, die Mount Layton Hot Springs nördlich an der Nr. 37, die Kitlope Heritage Conservancy Protected Area oder das Indianerdorf Kitamaat auf der Ostseite des Douglas Channels, dessen Schule sich in der Form eines Fisches präsentiert. Während die Haisla-Indianer im Kitimat Valley schon seit Jahrhunderten lebten und das Tal der „People of the Snow“ nennen, führt heute, neben individuellen Ausflügen per Wasserflugzeug, auch eine fünftägige Tour in das mehr als 320.000 Hektar große Schutzgebiet, auf dessen mehrstündiger Anreise (Gardener Kanal-Kitlope River-Kitlope Lake) auch Wale, Robben, Bergziegen oder Bären zufällige Begleiter sein können. Entgegengesetzt und nördlich von Terrace etabliert, bietet sich für einen Ausflug noch das Dorf New Aiyansh der Nisga’a Indianer an, denn die nach dort führende Straße zieht durch schöne Natur, und im „Nisga’a Memorial Lava Bed Park“ steht man dort, wo im Herbst 1750 ein Vulkan explodierte, der im Tal mehr als 2.000 Indianer und ihre Dörfer begrub.

So schön der Flug von Prince Ruppert, mit Anschluss nach Montreal, über die Küstengebirge nach Vancouver auch war, mit der „Travel Lodge“ am Rene-Levesque-Boulevard im Zentrum der Großstadt und in der Nähe von China Town hatten wir einen absoluten Fehlgriff gelandet. Das Hotel liegt nicht nur in einer unschönen Ecke, sondern der „gesamte Laden“ schien so unprofessionell zu sein, wie das Personal unfreundlich. Es bedurfte jedenfalls einiger Energie, die uns zugedachte Bleibe gegen ein Zimmer zu tauschen, dass die Bezeichnung „Standard“ wenigstens in Ansätzen erfüllte. Damit war der Start in der Millionenmetropole zwar ein ärgerlicher, doch für den Rest unserer vier Tage konnten wir der werbenden Überschrift des Stadtplanes uneingeschränkt zustimmen: Beautiful, exciting, friendly…

Die zweitgrößte französischsprachige Stadt liegt, mit 4,3 Millionen Einwohnern in der Provinz Quebec auf einer Insel im mächtigen St.Lorenz Strom dort, wo der Ottawa River in ihn einmündet. Die Stadt ist, acht Flugstunden von Paris entfernt und dazwischen der Atlantik, die Schnittstelle der beiden Gründervölker. Kulturell und kulinarisch gesehen, befindet sich der markante Höhenzug Mount (Mont) Royal auf der Ile de Montreal aber direkt neben dem Mountmatre. Die Abbruchorgie überlebten nur ein paar alte Gebäude, die heute den Lebensraum mit Glaspalästen amerikanischen Ursprungs teilen. Die Weltausstellung 1967 und die Olympischen Spiele neun Jahre später waren Triebfedern des Fortschritts, dessen eigentlicher Start 350 Jahre früher erfolgte, als der Franzose Samuel de Champlain 1611 unterhalb der Lachine-Stromschnellen des St.Lorenz Stromes einen Handelsposten errichtete. Die ersten Wege in dieses Gebiet hatte allerdings sein Landsmann Jacques Cartier schon 1535 geebnet, als er diesen Fluss mit seinem Segler befuhr und auf ein Indianerdorf namens Hochelaga traf, das damals auf der Höhe der heutigen Millionenstadt lag, für die inzwischen auch Hochseeschiffe längst zum Alltag geworden sind. Bis zur Stadtgründung sollte aber ein weiteres halbes Menschenleben vergehen, denn erst 1642 legte Paul de Chomedey Sieur de Maisonneuve mit seinen Siedlern und Soldaten dort an, wo sich heute die Altstadt präsentiert, am Pointe-a-Calliere. Lange konnten sich die Franzosen ihrer „kanadischen Kolonie“ aber nicht erfreuen, denn beim „Frieden von Paris 1763“ fiel das drei Jahre früher eroberte Land an die Briten. 1825 und 1836 gingen ebenfalls in die Geschichte der jungen Stadt ein: Zunächst mit dem Bau des „Canal de Lachine“, der die gefährlichen Stromschnellen umging und den St.Lawrence River auf seinem Weg vom Lake Ontario zum Atlantischen Ozean nach Norden weiter schiffbar machte. Danach war es die Eisenbahn, die ihrerseits für weiteren Aufschwung in der kommenden Metropole sorgte.

Von historischer Bedeutung, und wiederbelebt durch Restauration und Tourismus, ist in Montreal nur das Altstadtviertel Vieux-Montreal mit dem Place Jacques-Cartier und seinem Nelson Denkmal unten am Fluss. Mit Kutschfahrten auf Kopfsteinpflaster, Pubs, Clubs, Restaurants, Straßencafés, Souvenirläden und Blumenbeeten ist es Anziehungspunkt wie der Vieux-Port mit dem 1922 erbauten Uhrturm, vor dessen oberstem Aussichtsdeck 192 Stufen liegen. Der Blick auf das Stadtviertel an der alten Hafenfront, die vom Meer etwa 1.600 Kilometer entfernt ist und als Freizeitzentrum eine neue Bedeutung erlangte, lohnt sich aber doch. Unten auf der Promenade fährt die Jugend wie in Kalifornien auf Rollerplates entlang der alten Dogs und Lagerschuppen. Schattige Gassen der Altstadt mit traditionell französischem Charme laden zur Besinnlichkeit ebenso ein, wie die Basilique Notre-Dame-de-Montreal. Diese Meisterleistung der Baukunst, die im Herzen von Vieux-Montreal auch äußerlich prachtvoll in den kanadischen Himmel ragt, Gläubige und Touristen mit elf Tonnen schwingendem Metall – der gewaltigsten Glocke Nordamerikas – zur Andacht in ihr Inneres ruft, bietet 3.500 Menschen Platz und hat vom Eingang bis zum Altar auf der gegenüberliegenden Seite ein Gefälle von vier Metern. Ein blauer, mit Sternen übersäter künstlicher Himmel bewacht einen herrlichen Altar mit Holzschnitzereien und ähnlich gearbeiteten Kanzeln und Emporen. Sakrale Skulpturen, elf bunte Glasfenster, Gemälde und Goldverzierungen setzen weitere Höhepunkte, und gemeinsam mit einer großartigen Akustik schaffen sie eine märchenhafte Pracht und vereinigen sich mit neugotischer Architektur zu einer faszinierenden Komposition. Diese Schönheit betört, die handwerkliche Kunst lässt staunen, und die Atmosphäre zwingt förmlich zur Ruhe, Einkehr und zum Nachdenken. Und wenn die Casavant-Orgel, mit 6.772 Pfeifen eine der größten des Kontinents, ertönt, fühlt man sich klein, winzig klein. Als das Gotteshaus 1829 von dem New Yorker Architekten James O’Donnel gebaut wurde, war es die größte Kirche Nordamerikas, während heute die der Basilika angeschlossene Chapelle du Sacre Coeur mit ihrem bronzenem Altar ganz besonders bei Hochzeitsgesellschaften Anklang findet. Unweit dieser Basilika, an der Nordostecke des 1657 angelegten Place Royal, erhebt sich mit dem Museum für Archäologie und Geschichte ein architektonisch extravaganter Bau, der über die Ursprünge der Stadt informiert, und dessen Turm einen sehr schöne Blick auf den Hafen gewährt.

Unsere nächsten Schritte führen zum Rathaus, dem Hotel de Ville, das mit seinem grünen Dach und Turm 1967 für Aufsehen sorgte, als Charles de Gaulle anlässlich der EXPO der versammelten Menge ein „freies Quebec“ zurief, und damit die Frage nach der Staatszugehörigkeit der Provinz anheizte. Weiter geht es zur Chapelle de Notre Dame, dem Marche Bousecours mit seiner silbernen Kuppel, und danach zum Chateau de Ramezey. Das unmittelbar neben dem bunten Obst- und Gemüsemarkt liegende älteste Gotteshaus der Stadt, die Kirche der Matrosen, ist nach ihrem Bau 1657 mehrfach abgebrannt, als Holz- und auch als Steinkonstruktion. Die heutige, von deren Decke von Seefahrern gespendete Schiffsmodelle herabhängen, die sie nach ihren Gebeten zurückließen, in denen sie um eine glückliche Heimkehr baten, stammt von 1885. Der „Marche“ bietet zwar immer noch Obst und Gemüse an, aber seine ganz große Geschäftigkeit verlor er schon 1964, als diese in das moderne Stadtzentrum abwanderte, und sich auch das „Chateau“, das für den 11.Governeur Montreals errichtet worden war, zum Museum gewandelt hatte. Vorbei am Vieux Palais de Justice von 1856 und, gleich nebenan und an der Ecke zum Boulevard St.Laurent, wo – am Place d‘Armes – Alt und Neu zusammentreffen und sich auch modernste Hochhäuser nach oben recken, lohnt noch ein Blick auf das Denkmal des Stadtgründers.

Das Chinesenviertel mit kleinen Läden, Ständen und Restaurants, das sich in der Nähe der Altstadt um die Rue de La Gouchetiere ausbreitet, ist eher wenig aufregend, sodass wir schon recht bald über den Boulevard Rene Levesque in das moderne Geschäftszentrum marschieren, dass sich völlig anders als die Altstadt zeigt. Es ist der Business Distrikt der Wolkenkratzer, der großen Hotels und Einkaufszentren mit dem unverwechselbarem Place Ville Marie, wo sich auf einem kreuzförmigen Grundriss ein verspiegelter Hochhauskomplex erhebt, für den der chinesisch-amerikanische Stararchitekt Ieoh Ming Pei verantwortlich zeichnete, der auch Hongkongs Bank of China und die Louvre-Pyramide in Paris entworfen hat. Hochmodern ist auch der Glaspalast, der mit einer öffentlichen Eislaufbahn im Voyeure empfängt, an der Rue de la Gouchetiere 1000 – seine Hausnummer – dessen Stockwerke beim Bau 1992 auf 50 begrenzt werden mussten, weil kein Bau in der Stadt den Mount Royal übertreffen darf.

Trotz aller Modernität wurde, in der Nähe des Eaton Centers, auch Altes wunderbar integriert. Hier steht, vor moderner Spiegelglasarchitektur, die kleine, gotisch inspirierte Christ Church Cathedral, der man aus Gewichtsgründen 1927 eine Turmspitze aus Aluminium spendierte, um das Problem des nachgebenden Bodens zu lösen. 1987 fand man eine intelligentere Idee und setzte die „Promenades de la Cathedral“ unter das Gotteshaus, womit die Kirche nun sicher auf dem Dach diese Shopping Mall steht. Spätestens hier, im modernen Geschäftszentrum, wird man auch daran erinnert, dass es im kanadischen Winter bitterkalt wird und stellt fest, dass das Labyrinth unterirdischer Shopping-Center zwischen den Plätzen Ville-Marie, Canada und Bonaventure auch aus dieser Sicht eine geniale Idee war. Dreißig Kilometer sollen es insgesamt sein, verflochten, quer verbindend, verwirrend und unendlich erscheinend, ihre Wege in der Tiefe suchend. Das „Ville Souterraine“ ist eine gewaltige Maulwurfsburg der modernen Konsumgesellschaft, und sie verbindet Kaufhäuser, Bürotürme, Metrostationen, Modeläden, Gemüsestände, Restaurants, Drogerien, Hotels oder Kinos miteinander. Der Sommer jedoch gehört der Lebensfreude, und die Großstadt zeigt sich von einer ganz anderen Seite, ziemlich französisch und leger, mit Segeln, Golf, Jazz- und Filmfestivals, Straßencafés, großen Sportveranstaltungen, Feuerwerk oder auch nur durch Ausgelassenheit. Im Sommer wird in vollen Zügen genossen, denn das Leben findet draußen statt, in zahllosen Parks oder dem bewaldeten Mount Royal, der majestätisch über der Stadt thront und einen grandiosen Rundblick über das Häusermeer und den St.Lorenz Strom gewährt. Eingeschlossen sind dann auch die „Bank von Montreal“ mit ihrem protzigem Portal und die „Banque Nationale de Paris“ mit der Menschengruppe „Illuminated Crowd“ vor dem Wolkenkratzer aus Glas und Beton, dessen Türme Macht verkünden. Die Blicke streichen dann auch über zahllose Museen für Geschichte, Kunst und Architektur, Kinos, Theater, das Studentenviertel „Quartier Latin“, die berühmten Einkaufstempel „Centre Eaton“ – eine fünfstöckige Galerie mit Restaurants, Geschäften und dem gleichnamigen Kaufhaus nebenan – und seinen Konkurrent La Baie, dessen Wurzeln zur berühmten Hudson‘s Bay Company zurückführen, und auf die McGill Universität. Ins Blickfeld rücken dabei auch Kirchen wie die „Cathedrale Marie-Reine-du Monde“, die sich an Roms Petersdom anlehnte und Sitz des Erzbischofs von Montreal ist, oder, am Place du Canada, die „Eglise anglicaine St.-George“ mit sehenswerten Holzarbeiten und Wandteppichen aus der Londoner Westminster Abbey.

Nach einer Bootsfahrt und dem erstaunten Blick auf ein ziemlich hässliches Wohnprojekt aus verschachtelten Betonkästen, errichtet zur Weltausstellung und „Habitat 67“ genannt, bleiben noch ein Bummel zur Rue St. Catherine, wo Montreals altes Einkaufsviertel pulsiert, und zum Place de Arts, an dem ein Ensemble aus Theatern, Konzertsälen und Ausstellungsräumen mit Treppen und Springbrunnen zum Innehalten animiert. Danach heißt unser Restprogramm Biotom, Botanischer Garten – die 1931 eröffnete Anlage, auf der eine kleine Bahn den Rundgang erleichtert, ist die größte ihrer Art in Nordamerika und präsentiert auf 70 Hektar mehr als 25.000 Pflanzenarten – und Olympiastadion, dessen 190 Meter hoher, geneigter Turm der Konstruktion eine kühne Architektur verleiht.

Insgesamt waren unsere Tage in der Stadt mit den zwei Gesichtern – amerikanische Hochhausarchitektur und französische Lebensart – voller Aktivitäten. Um hier und dort auch verweilen und den Moment genießen zu können, nutzten wir neben der große Stadtrundfahrt auch Ausflugsboot, Bus und Fähre, vor allem aber „Schusters Rappen“, um die Mischung aus Alt und Neu in diesem pulsierenden Zentrum der Province Quebec zu erleben. Wer des Französischen nicht mächtig ist, dem wird innerhalb der Stadt auch auf Englisch weitergeholfen. In der Provinz ist das aber nicht immer so, zumal man dort unbedingt „Franzose“ sein will und noch nicht vergessen hat, dass die Briten Montreal einst eroberten, und die Franzosen, die den Grundstein des späteren Pelzhandelszentrums gelegt hatten, vor rund 250 Jahren die Macht an die Sieger abgeben mussten.

Heute Abend werden wir uns in der Altstadt ein schönes Straßenrestaurant suchen, die französische Atmosphäre noch einmal genießen und in aller Ruhe Abschied nehmen. Nicht nur von Montreal, sondern auch von wunderschönen Wochen, die wir in diesem großartigen Land wieder erleben durften. Und wenn wir morgen in den Flieger nach Düsseldorf steigen, dann mit der Gewissheit „wir kommen wieder, ganz bestimmt“.

100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 3

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