Читать книгу 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 3 - Erhard Heckmann - Страница 9
Nordatlantik und französischer Charme im Reiseland Ostkanada
ОглавлениеOstkanada, ja oder nein? Und wenn, müssen es dann nicht der Indian Summer mit seiner explodierenden Farbenpracht und die großen Metropolen der Millionenstädte sein, die wir schon kennen? Oder beides und die Niagarafälle? Oder hat das zweitgrößte Land der Erde auch im Osten, zwischen Atlantik, Hudson Bay, Manitoba und den großen Seen auch seine ganz besonderen Reize, die eine große Rundtour lohnen? Es hat sie. Ostkanada ist nur anders als der vielbesuchte Westen mit seinen Prärien, gigantischen Bergen, Touristenhochburgen und den unglaublichen Weiten, die sich Yukon oder North-West-Territories nennen. Auch Quebecs und Ontarios Norden sind fast unbewohnt, und wer mit der Fähre von St.Barbe nach Blanc-Sablon auf Labrador übersetzt wird feststellen, wie wenige Kilometer Straßen sich dort vorwärtstasten. Und so unterschiedlich die großen Städte sind – Toronto als amerikanisch geprägte Businessmetropole, Quebec eher eine charmante Lady und Montreal als französisch orientiert irgendwie mittendrin – so verschieden sind Sprache, Kultur und Natur. Vereint bieten sie aber ein Reiseland, das, wie generell in Kanada, einige Wochen „der schönsten Zeit des Jahres“ wert ist.
Jenseits von Quebec lockt ganz im Osten „Atlantic-Canada“ mit vier Provinzen und 2,4 Millionen Einwohnern, dem kleinen, rustikalen Charme versprühendem Prince Edward Island, New Brunswick mit Akadien-Dörfern und Nova Scotias Küste mit dem stürmischen Atlantik. Im Süden begeistert das Juwel „Bay of Fundy“, und im Norden sind die Panoramastraße auf Cape Breton Island und sein Highlands National Park Aushängeschilder. Das karge Neufundland bietet nicht nur seinen Vicking Trail, der hinauf in die Nachbarschaft Labradors zu den Vickinger Häusern von L’Anse-aux-Meadows und nach St.Anthony führt, wo Eisberge, Wale und Elche zu Hause sind, sondern auch sturmumtoste Klippen, Wälder und Einsamkeit. Sein Gros Morne National Park hält wunderschöne Touren zu Fuß oder per Schiff bereit, und hinter Namen wie Twillingate oder Bonavista verbergen sich typische Fischerorte, während im Süden das Cape St.Mary’s begeistert, auf dessen Felsen Millionen Seevögel brüten. In der Provinz Quebec, weiter innen im Lande, wo der gewaltige St.-Lorenz-Strom als Lebensader dieses Landstriches seine Bahn zieht und sich Flusslandschaften ausbreiten, schlägt das Herz „der Franzosen“. Und der Charme der lieblichen Gaspé Halbinsel steht ganz im Kontrast zu Niagaraon-the-Lake, das „very british“ wirkt. Ostkanada hat spiegelnde Wolkenkratzer aus Stahl und Beton, winzige Orte wie das felsige, bunte Peggys Cove oder das landschaftlich schöne Percé mit seinem felsigen Wahrzeichen „Rocher Percé“. Auch weite Felder, einsame Seen, reißende Flüsse und tiefe Wälder; strahlende Kathedralen, verträumte Kirchen und einsame Leuchttürme; alte Holzsägemühlen und historische Freilicht-Dörfer wie „Acadien“ an der „Baie des Chaleurs, National- und Provinzparks, wo Gezeiten den Flusslauf umkehren oder Wasserwanderer mit dem Kajak uneingeschränkte Möglichkeiten haben gehören ebenfalls zum Bild. Fisch, Krabben, Austern und Hummer gibt es in Hülle und Fülle, wie die Freundlichkeit der Menschen. Diese ist lediglich unterschiedlich in der Sprache und im Gemüt, britisch höflich oder französisch leger. Und in diesen Teil Kanadas flog uns – über Düsseldorf und Frankfurt – die Condor nach Halifax. Der Flug war angenehm, die Sitze eher nicht. Dafür geht auf dem kleinen Provinzflughafen alles sehr schnell, und nach einer reichlichen Stunde bestellen wir im sehr ansprechenden „Holiday Inn Selected“ schon unser Steak und können einen ziemlich langen Tag gegen 21 Uhr Ortszeit beenden.