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WOHIN DES WEGES, KANADA?

Ich kann mich noch glasklar an jenen Moment erinnern, in dem mir klar wurde, dass die Pythons berühmt geworden waren. Durch die britische Tournee war klar, dass wir Promi-Status erreicht hatten, aber zum Zeitpunkt der kanadischen Tour hatte sich dieser Ruhm zum Fanatismus gewandelt. Ich kann diesen Augenblick präzise auf jenen Junitag 1973 datieren, als wir für Monty Python’s First Farewell Tour of Canada (Monty Pythons erste kanadische Abschiedstour) auf dem Flughafen von Toronto landeten. Kaum liefen wir in der Ankunftshalle auf, da ertönte ein gewaltiges Kreischen. Instinktiv drehte sich jeder von uns um und schaute nach hinten, wer da eintraf. Sicher war da eine berühmte Rockband angekommen, oder? Dann wurde uns plötzlich klar: Das galt uns. Kreischende Fans warteten am Flughafen auf uns. Sie hielten Banner und Schilder hoch und spielten total verrückt. Wir reagierten überrascht und ein wenig peinlich berührt. Bei Terry Gilliam führte es dazu, dass er sich auf das Gepäckband legte und ein wenig Karussell fuhr – sehr zu Johns sichtbarem Fremdschämen. Um ehrlich zu sein, waren wir nicht ganz nüchtern. Dabei hatte der Flug eigentlich recht besonnen begonnen; wir waren über die ganze First-Class-Lounge der Air Canada verstreut. Aber als die Stewardess bat, Passagier Cohen möge sich bitte bemerkbar machen, legte Neil Innes los. Er sprang auf und sagte: „Ich bin Passagier Cohen.“

„Nein, ich bin Passagier Cohen“, meinte ich und hob meine Hand.

„Ich bin Passagier Cohen“, meldete sich Gilliam und brachte seinen Spartacus-Gag.

„Nein, ich bin Passagier Cohen“, fiel Carol Cleveland ein.

Die Stewardess war total verwirrt, als nun acht verschiedene Leute darauf bestanden, Passagier Cohen zu sein, über die komplette First-Class-Lounge hinweg. Tja, und dann öffnete die Bar …


So sahen wir uns dann also von Angesicht zu Angesicht mit der Vergötterung kanadischer Art konfrontiert. Die Organisatoren packten uns auf das Oberdeck eines offenen Doppeldecker-Busses, worauf uns hupende Autos und johlende Fans in die City von Toronto folgten.

Die Kanadier waren verrückt nach Python. Sie hatten unsere Fernsehshow seit den frühen Folgen verfolgt, und als die CBC (die Canadian Broadcasting Corporation) sie aus dem Programm nehmen wollte, hatte es Massenproteste gegeben. Diese Fans waren wahnsinnig.

„Haltet die Klappe“, brüllte John oft in die kreischende Menge, sobald wir auf die Bühne kamen. „Wir haben doch noch gar nichts Witziges gemacht.“ Aber das brachte sie nur noch mehr zum Lachen. Sie waren gekommen, um sich zu amüsieren, und nichts würde sie aufhalten. Bei einer Vorstellung in Winnipeg öffnete sich der Vorhang und gab preis, dass die komplette erste Reihe sich als eine Raupe verkleidet hatte. Bei solch einem Publikum kann man überhaupt nichts falsch machen.

Graham machte sich gutgelaunt auf den Weg durch jene Bars, die ihm in seinem sehr nützlichen Gay Guide to Canada (Schwuler Führer durch Kanada) empfohlen wurden. Er litt nur unter den Sonntagen, da er dann nicht legal trinken konnte, außer in seinem Hotelzimmer – und dann auch nur, wenn er was zu essen dazubestellte. Nancy Lewis, eine US-Plattenmanagerin sowie in den Anfangszeiten unsere glühendste Verehrerin, kann sich erinnern, dass sie zu ihm wollte und stapelweise Tabletts nicht angerührter Caesar’s Salads neben seiner Tür vorfand. Die hatte er zu jeder Runde mitbestellt.

Unser Promoter Tony Smith war noch nie in Kanada gewesen und hatte keine Vorstellung von den riesigen Entfernungen zwischen den Städten dort. Also wurde der Trip zu einer Art Dartscheiben-Tour, bei der wir wie beim Pingpong zwischen den Seen und Prärien hin und her fuhren. Was die Sache noch verschlimmerte, war ein Streik der Air Canada. Nach der ersten Show in Toronto sahen wir unser Bühnenbild nicht wieder; wir waren stets eine Vorstellung voraus. Zum Glück hatten wir unsere Filmrolle und unsere Kostüme bei uns. Dadurch mussten wir, wohin wir auch kamen, lediglich Tische und Stühle auftreiben sowie eine tote Ente – für einen ekligen Sketch über Cocktails. Ein Scheibchen Lemon für den Herrn wurde bei uns zu „Ein Scheibchen Lemming, Sir?“ In Regina, dem Hauptstützpunkt der Royal Canadian Mounted Police (der berittenen Polizei) sangen wir voller Freude den „Lumberjack Song“, unser Holzfällerlied, natürlich als Mounties kostümiert. Klar, dass Graham danach auch noch einen schwulen Mountie auftrieb. Das ist ja gerade der Sinn dieses Songs.

Auf unsere frisch erworbene Berühmtheit reagierte jeder von uns völlig unterschiedlich. John beschloss, auszusteigen. In meinem Falle wanderte die Prominenz eindeutig in die Hodengegend. Gar keine Reaktion zu zeigen wäre schier unmöglich gewesen, besonders nicht in Kalifornien, wo die Sechziger Jahre noch immer grassierten. Die holde nordamerikanische Weiblichkeit erwies sich als sehr dankbar. Die kanadischen Jungs nahmen an, dass wir alle unter Drogen stünden, und lieferten entsprechend umsichtig. Ich war der englische Internatsschüler, der im Süßwarenladen losgelassen wird. Entwickelte ich mich zum Arschloch? Ich fürchte ja. Zuhause hatte ich eine wundervolle Frau und ein neugeborenes Baby. Was hatte ich mir dabei gedacht? Klar, gar nichts. Männer haben ein Gehirn und einen Penis, aber ihr Blut reicht nur zur Steuerung von einem der beiden. Tatsache ist, dass sie bis zu einem späten Zeitpunkt ihres Lebens mit ihren Schwänzen denken. Das ist schade, das ist beklagenswert, und das ist bedauerlich. Ich sage dies ohne Stolz, aber es ist wahr. Der unvermeidliche Niedergang stand bevor.

Die BBC hatte uns eine vierte Staffel angeboten, und John konnte sich definitiv nicht für die Idee erwärmen. Für ihn brachte die Kanada-Tour das Fass zum Überlaufen. Er hasste sie. Er hatte sich angewöhnt, im selben Restaurant wie wir, aber an einem separaten Tisch zu essen. Er las ein Buch und ignorierte uns demonstrativ, während wir immer wilder und ekstatischer wurden. Er hatte einen albernen Einfall zu einer Sitcom, die er entwickeln wollte – über einen frustrierten Hotelier. Sie sollte in einem Ferienhotel in Torquay spielen … na ja, viel Glück damit. Er beschloss, eine weitere Python-Serie abzulehnen. Graham überbrachte uns die Nachricht auf dem Flug zu unserem letzten Auftritt in Vancouver. Für diejenigen von uns, die sich in der frisch erworbenen Prominenz sonnten, schien Johns Entscheidung verrückt. Für Graham, der schlicht das Geld brauchte, war sie eine Katastrophe. Er überredete uns, die vierte Staffel ohne John zu drehen.

Währenddessen lag Kalifornien auf unserem Kurs. Nancy Lewis hatte dem L.A.-Plattenmanager Neil Bogart eingeflüstert, dass wir die kommende Sensation würden, und Buddah Records überredet, ein Monty-Python-Album herauszubringen. Sie flogen uns nach San Francisco, um das Ding zu promoten, und dann nach L.A., wo wir im legendären „Riot House“ am Sunset Strip eincheckten. Dieses Hyatt House Hotel verdiente sich seinen Spitznamen „Haus der Randale“ durch die Verwüstungen, die durchreisende englische Rockstars wie Keith Moon anrichteten. Der warf Fernseher durch die Fenster und fuhr Autos in dessen Pool. Schon bald führten wir unter dem Sonnenschein Kaliforniens ein Leben sorgloser Hingabe. Unvergesslich, wie Graham sich eine Limo nahm, nur um in das Restaurant gleich gegenüber zu kommen. Ihm war gar nicht klargewesen, wie nah das war. Wir anderen genossen einfach unseren ersten Eindruck von Amerika.

Unsere Promotions-Einsätze fanden meistens im Radio statt. Dort machten wir den verwirrten DJs klar, dass es sich bei uns nicht um einen Zirkus handle. Der Höhepunkt war unser Fernsehauftritt bei der Tonight Show, leider ohne Johnny Carson. David Brenner sprang für ihn ein und lieferte uns eine warmherzige Ankündigung:

„Von diesen Typen habe ich noch nie was gehört. Die Leute sagen, sie seien witzig. Herzlich willkommen, Monty Python.“

Wir sollten eine halbe Stunde unseres besten Materials bringen. Der Vorhang ging hoch und zeigte Graham und Terry J. als Pfefferstreuer verkleidet – sie kreischten schrill mit britischem Akzent. Wir nannten diese lauten, übermäßig geschminkten Ladys „Pfefferstreuer“, weil ihr äußeres Erscheinungsbild den echten Pfefferstreuern so ähnelte.

„Oh, hallo, meine Liebe. Wie geht es dir?“

„Ich war die ganze Nacht auf, um meine Katze zu begraben.“

„Ist die tot?“

„Nein, aber sie ist gar keine gesunde Katze. Also dachte ich, es sei das Beste, sie zu begraben – dann ist sie auf der sicheren Seite.“

Nun, zu behaupten, dass die Reaktion wenig berauschend ausfiel, wäre eine Untertreibung. Das Publikum starrte uns mit offenem Mund an. Genau dasselbe Material hatte uns voller Lachsalven durch Kanada gebracht – und traf hier auf totale Stille. Zwei Briten in Fummeln, die sich gegenseitig wegen einer toten Katze anschreien? Wir schienen von einem anderen Planeten zu kommen. Der Sketch war kurz, er war schnell, und er war verdammt noch mal saukomisch. Wir ratterten die halbe Stunde unseres Materials in zwanzig Minuten durch und rannten dann nach draußen, wo wir brüllend vor Lachen ins Gras fielen. Es war total witzig. Ich glaube, dass dies eine der besten Lachsalven war, die ich je erlebt habe. Es gibt nichts Lustigeres, als wenn keiner lacht.


Terry Jones und ich kamen etwas besser an, als wir „Knuff Knuff“ bei The Midnight Special brachten, einer Late-Night Musikshow. Das war für George Schlatter und Ed Friendly, den Produzenten von Rowan & Martin’s Laugh-In. Viele Jahre lang wurde das fröhlich wiederholt, so dass der Sketch in Amerika total bekannt wurde. Elvis nannte deswegen jeden „Squire“ – „Knappe“ …

In der Zwischenzeit verbrachten wir viel Zeit im Hollywood Bowl, wo wir Gladys Knight & The Pips sahen. Wir freuten uns über Little Richard im Rainbow Bar & Grill und tobten wie Jo-Jos den Strip rauf und runter. Also mehr wie Dildos eigentlich. Zu jener Zeit dachten die Leute, dass wir nur Platten machten, wie etwa die Jungs von The Firesign Theatre. Sie hatten keine Ahnung, dass dieses Material aus Fernsehshows stammte. Für die waren wir nur „Recording Artists“.

Bei unserer Rückkehr nach London waren sie bei der BBC überhaupt nicht begeistert, als sie herausfanden, dass ihnen John abhandengekommen war. Sie bestraften uns nach typischer BBC-Manier. Wir wurden zur BBC2 versetzt, und es war uns nicht gestattet, die Worte „Flying Circus“ im Titel zu verwenden. Also erschienen wir für die vierte Staffel einfach als Monty Python.

„Oh du liebe Zeit, das macht uns ja solche Angst.“

In diesen sechs Shows tauchten zahlreiche witzige Sachen auf – „Die schrecklichste Familie von Großbritannien“, „Queen Victoria Handicap“, „Woody and Tinny Words“ („Hölzerne und blecherne Worte“), „RAF Banter“ („Royal-­Air-Force-Geplauder“) – aber meiner Meinung nach fehlte da was. John natürlich. Nicht mal seine Beiträge als Autor, denn er steuerte eine Menge von all dem Material bei, das wir bei Die Ritter der Kokosnuss rausgeschnitten hatten. Auch seine Darbietung fehlte gar nicht einmal so sehr, weil wir alle in den drei Staffeln eine Menge gelernt hatten. Aber ganz entscheidend war, dass die Balance verloren gegangen war. John hatte Terry J.s explosive walisische Entschiedenheit in Schach gehalten, und ohne ihn funktionierte das nicht. Als uns die BBC dann schließlich sieben weitere Shows anbot, war ich derjenige, der nein sagte – auf einem langen Spaziergang durch Hampstead Heath mit Michael.

Das stellte sich aber als gute Entscheidung heraus, denn John wollte zwar kein Fernsehen mehr machen, war aber heiß drauf, Kinofilme zu drehen. Bald sahen wir uns alle glücklich mit dem Drehbuch eines neuen Films beschäftigt. Wir waren fest entschlossen, bei diesem Projekt Regie zu führen und die volle Kontrolle zu behalten. Bei der zweiten Schreib-Session für den Film, aus dem dann Monty Python and the Holy Grail – Die Ritter der Kokosnuss werden sollte, stand fest: Es sollte nur um König Arthur und seine Ritter gehen, ohne diese ganzen modernen, ablenkenden Sketche, die in der Perücken-Abteilung des Harrods-Kaufhauses spielten (die hatten wir in der vierten Staffel verwendet). John trat auch wieder mit uns auf der Bühne auf: vier Wochen lang im März 1973 im Theatre Royal, Drury Lane in London. Diesmal konnte man unmöglich übersehen, dass wir das ziemlich große Ding geworden waren. Fast jeder einzelne britische Rockstar saß in den Logen, von David Bowie über Elton John zu Mick Jagger. Einige dieser Rockstars traten nun großzügig hervor und finanzierten unseren nächsten Kinofilm, den wir mit dem winzigen Budget von zweihunderttausend Pfund realisierten. Fünf Wochen lang drehten wir an Originalschauplätzen in Schottland. Diese ursprünglichen Investoren für Die Ritter der Kokosnuss waren Robert Plant und Jimmy Page von Led Zeppelin, Pink Floyd, Tim Rice, Jethro Tull, Island Records, Chrysalis Records, Charisma Records und Michael White. Seid gesegnet dafür. Die wollten sich nicht einmischen oder kontrollieren, die wollten uns nur helfen, unseren Film zu machen. Ich glaube Tony Stratton-Smith, Grahams großer Saufkumpan und Boss von Charisma, unserem Plattenlabel, war hauptsächlich dafür verantwortlich, sie alle einzubeziehen. Er besaß sogar ein Pferd namens Monty Python.

Carol Cleveland stand für das Album Monty Python Live at Drury Lane nicht zur Verfügung, also spielte meine Frau Lyn Ashley ihre Rollen. Lyn war bereits in einigen Python-Shows aufgetreten, einschließlich einer der beiden, die wir für Deutschland gemacht hatten. Die Deutschen waren auf uns zugekommen und meinten: „Wir sind Deutsche, und wir haben keinen Sinn für Humor. Deshalb möchten wir, dass ihr nach Deutschland rüberkommt und eine Python-Comedy speziell für Bavaria-TV macht.“ Ausschlaggebend war, dass sie uns Autoren für eine Vor-Ort-Recherche rüberholen wollten, um uns einige Schauplätze zu zeigen, für die wir Sketche verfassen könnten. Keiner hatte je von einer Vor-Ort-Recherche für Autoren gehört – für uns hörte sich das nach einem Gratis-Besäufnis an. Also flogen wir nach München, wo wir am Flughafen von einer bayerischen Band, riesigen Bierkrügen und einem überdimensionalen Schild begrüßt wurden: WELCOME PYTHONS. Dann packten sie uns in Autos und chauffierten uns nach Dachau.

Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?

Auf dem Weg dahin verfuhren wir uns, und die Passanten taten so, als hätten sie keine Ahnung, wo sich das Lager befand. Wir kamen schließlich bei Einbruch der Dunkelheit an, und sie meinten, sie würden gerade schließen.

„Sag ihnen, wir seien jüdisch“, schlug Graham vor.

Wahrscheinlich sein genialster Moment. Auf jeden Fall ließen sie uns rein. Glücklicherweise ließen sie uns auch wieder raus.

Wir rätselten, warum sie uns wohl dahin verfrachtet hatten. Die erwarteten doch wohl nicht, dass wir Sketche schrieben, die dort spielen sollten. Sollten wir etwa Dancing in Dachau drehen? Die grausame Realität des Lagers schloss jeglichen Humor aus. Schließlich einigten wir uns auf die Schlussfolgerung, sie wollten wohl erst das Schlimmste hinter sich bringen. Danach entspannte sich auch alles. Unsere Gastgeber fuhren uns nach Salzburg und zu dem außergewöhnlichen Schloss des wahnsinnigen König Ludwig in Bayern, Neuschwanstein. Dort drehten wir für beide Shows, einmal sogar nachts mit heulenden Wölfen.

Die erste Show machten wir komplett auf Deutsch. Wir schrieben das Drehbuch auf Englisch, sie übersetzten das ins Deutsche, und wir lernten das akribisch durch papageienhaftes Nachplappern. Das bedeutete, dass wir eine Menge visuellen Humor einbrachten, etwa „Silly Olympics“ und „Philosophers’ Football“, das auf dem alten Platz von Bayern München gedreht wurde. Wir wurden in einem kleinen, aber freundlichen Gasthaus untergebracht, wo sich die Zimmerwirtin eines Morgens schockiert zeigte, als Graham mit vier jungen Männern im Schlepptau zum Frühstück auftauchte. Peinlich berührt erzählte sie ihm, dass es entlang der Straße ein spezielles Hotel „für Ihre Sorte“ gebe, wo er willkommen sei. Er zog dorthin und genoss es in vollen Zügen. Es war gerade Oktoberfest, und wir mussten beim Drehen zwei Tage lang komplett ohne Graham auskommen, weil er sich derart amüsierte. Als er wieder auftauchte, flog er nach London zurück, um stellvertretend für Monty Python den Sun Award überreicht zu bekommen. Er nahm die Figur von Finanzminister Reginald Maudling entgegen, steckte sie in den Mund, fiel auf die Knie und krabbelte sodann von der Bühne durch das Publikum hindurch. Dabei bellte er wie ein Hund. Er schaffte es auf die Titelseite.

Eines Tages schrieben John und ich auf halbem Wege beim Berganstieg den Song „Eric the Half a Bee“ – „Erik, die Bienenhälfte“, während er als Rotkäppchen verkleidet war. Für mich ist das noch immer der Favorit unter seinen Sketchen. Wir waren mit dem Drehen einer Szene für Fliegender ­Zirkus durch und fanden uns zum Lunch in einem dieser typischen Kuckucks­uhr-Restaurants bayerischer Art wieder. John schlenderte in seiner vollen Dirndl-und-Rock-Kostümierung in die Herrentoilette, sehr zum Schrecken eines korpulenten deutschen Landsmanns in Lederhosen. Da es in den Alpen schon kalt war, bestellten wir eine köstliche Flasche Schnaps. Daher waren wir nicht mehr komplett nüchtern, als ich meine Gitarre rausholte und einen sehr albernen Song schrieb:

Half a bee

Philosophically

Must ipso facto half not be

But can a bee

Be said to be

Or not to be

An entire bee

When half the bee is not a bee

Due to some ancient injury?

La di dee

One two three

Eric the half a bee

A, B, C, D, E, F, G

Eric the half a bee

Is this wretched demi-bee

Half asleep upon my knee

Some freak from a menagerie?

No, it’s Eric, the half a bee.

Eine halbe Biene

muss philosophisch gesehen

nicht als Hälfte durchgehen.

Aber kann man von einer Biene

sagen, ein Sein

oder Nichtsein sei die Maxime

einer kompletten Biene?

Ist die halbe Biene gar kein Summer

Macht eine alte Verletzung Kummer?

(…)

Ist die halbe Bienenportion

Im Halbschlaf auf meinem Knie

ein Irrer aus einer Menagerie?

Nein, Erik, halber Bienensohn.

Der Rest des Teams machte sich auf, um Michael bei der Darstellung von Buzz Aldrin zu filmen. Wir leerten die Flasche. Es war ein vergnüglicher Nachmittag. Ich habe keine Ahnung, welchen Reim sich die Deutschen darauf machten, dass wir in der TV-Show Deutsch sprachen. Jedenfalls luden sie uns wieder ein. Dieses Mal sprachen wir vernünftigerweise Englisch, und sie synchronisierten uns.

Terry Jones erlebte ebenfalls seine besten Momente in München. Er war mit mir während eines kalten Februars dorthingeflogen, um alles für die zweite Show vorzubereiten. Es war gerade Karneval, und die Münchner feiern das mit einem Fest namens Nockherberg, für das sie Starkbier brauen: Ein spezielles schwarzes Bier, das dermaßen stark ist, dass sie um zehn die Bierkeller schließen, damit sich die Leute nicht gegenseitig umbringen. Das Fest wird seit 1891 in einem riesigen Saal, dem Paulaner Salvatorkeller, abgehalten, wo alle auf Bänken an langen Tischen sitzen. Der war so weitläufig, dass gleich zwei deutsche Kapellen spielten, eine an jedem Ende. Die auf der Hauptbühne wurde von einem Mann dirigiert, der den Taktstock mit einer Metallkralle anstelle seiner fehlenden Hand führte. Für zehn Mark konnte jeder auf die Bühne gehen, sich den Stab ausborgen und die Rummtata-Band dirigieren. Ich war schockiert, als ich in einer Ecke an der Bühne einen Tisch mit älteren Männern entdeckte, die Nazi-Symbole trugen.

Der Abend nahm mit Bier und Würstchen seinen Lauf, und nach ein paar Stunden erregte Terry Jones meine Aufmerksamkeit, als er auf der Bühne erschien. Er nahm den Taktstock aus der Kralle des Dirigenten und näherte sich dem Publikum. Dabei hatte er ein Glitzern in den Augen, das ich sehr wohl kannte. Oh nein. Er begann einen Striptease vorzuführen, wedelte sein Jackett wie eine Stripperin über seinen Körper, zog es dann provozierend aus und wirbelte es über seinen Kopf, bevor er es wegschleuderte. Dann nahm er seine Krawatte ab, rieb sie lüstern zwischen seinen Beinen hin und her und warf sie dann aufreizend in die Menge. Die Leute im Saal merkten langsam, was da ablief – halb fasziniert, halb entsetzt. Er fing an, sein Hemd aufzuknöpfen; dabei stampfte er und bog sich zum Takt der Band. Schon drehte er sich um und zog sich langsam aus. Er wirbelte zurück nach vorn, reckte die Arme in die Höhe und präsentierte seine nackte Brust, verlangte Applaus. Nun streckte er seine Zunge raus und begann, mit seinen Brustwarzen zu spielen. Er bewegte seine Hände unvermeidlich in Richtung Hose. Scheiße, er wird seine Buchse ausziehen, dachte ich. Sie werden uns abschlachten. Langsam und durchaus ermutigt entledigte er sich seines Gürtels und zog seinen Reißverschluss runter. Als er gerade seine Hose aufknöpfte und die Hosenbeine runterfallen ließ, raste der wütende Dirigent auf die Bühne, packte ihn und schob ihn gewaltsam von der Bühne runter.

„Wir müssen gehen“, sagte ich zu unseren Gastgebern, „holt schon mal den Wagen.“

Ich rannte zur Bühnenseite und schaffte es, Terry aus dem Saal zu lotsen. Weg von dem Tisch mit den Nazis, die diesen englischen Burschen schon entrüstet beäugten. Irgendwie schafften wir es, ohne Schaden davonzukommen. Das war das Mutigste und Verrückteste, das ich Terry je anstellen sah.

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