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Mein Körper ist ein Auto – Er ist hin, kann sich da bitte mal jemand drum kümmern!

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Den Kontakt zum eigenen Körper verlieren

„Ist mir völlig egal, was meinem Körper guttut, ich bin doch gesund“.

„Ja du immer mit deinem Wohlbefinden, wer hat denn heute noch Zeit für sowas?“

Diese Sätze kommen aus einem Geist, der den Faktor eigener Körper als einen extern gesteuerten oder einen gar ausgelagerten, outgesourcten Faktor sieht. Meist gehen diese Menschen mit sehr deutlichen Gebrechen durch ihr Leben. Eine rötliche Haut, ein krummer Gang, sie humpeln oder kratzen sich unentwegt. Entscheidend ist nicht, dass diese Gebrechen zu erkennen oder gar deutlich sichtbar sind. Es ist mehr ein Gefühl, welches du bekommst, wenn du diesen Menschen gegenüberstehst; das Gefühl, dass mit diesem Menschen ganz sichtbar, offen spürbar und körperlich etwas nicht stimmt.

Die Selbsterkenntnis ist vermutlich bei diesem Menschen bereits eingetreten. Viele Jahre hat er sich mit seinem Gebrechen beschäftigt, verschiedene Therapien und Meinungen über sich ergehen lassen und ist auf die lange Distanz sehr ermüdet. Aus dieser Müdigkeit beginnt dieser Mensch damit, ein Bollwerk um sein Gebrechen zu errichten. Er erhebt die Krankheit über alle Maße hinaus in einen Status der Unumstößlichkeit, der Unüberwindbarkeit. So erklärt er sich sein Scheitern – denn vor etwas Unüberwindbarem ist es völlig in Ordnung, zu scheitern. Und vor allem kann er so sein Scheitern auch in der Welt vertreten, und vor dir.

Vermutlich hast du bereits eine Frage gestellt, die auf das Gebrechen hinweist oder auch nur einen Blick dorthin gewagt, wo das offensichtliche zutage tritt. Und nun bekommst du eine Reihe von Erklärungsversuchen zu hören, die das Gebrechen, dessen Ursachen, alle Behandlungsmethoden und Behandlungsversuche sowie den gegenwärtigen Status der festgestellten Unüberwindbarkeit beschreiben. Oft aber wird die gelenkte Aufmerksamkeit auch mit einem Schweigen quittiert, was dir verdeutlicht, dass dieses Thema keiner Sprache bedarf und der Mensch gegenüber es auch nicht schätzt, dieses Thema zu besprechen.

Es ist nicht schön, festzustellen, dass der eigene Körper Defizite ausweist, auf die wir keinen Einfluss mehr haben. Jeder kennt die Situation, krank im Bett zu liegen und das nahende Ende herbei zu ahnen. Die allermeisten dieser Situationen sind temporär und doch verändern sie uns oftmals nachhaltig: Jede Grippe, jedes gebrochene Bein, jede Magen-Darm-Erkrankung, jede Krankheit im Allgemeinen birgt das Potential, uns zu verändern.

Besonders bei kleinen Kindern habe ich beobachten dürfen, dass sie Krankheit als eine Art Katharsis – eine echte Katastrophe – wahrnehmen, die sie ganz unterschiedlich verarbeiten: Zum einen durch eine Ausrichtung auf die Basis, ihre Eltern oder bestenfalls Mutter. Oder es geschieht zum anderen durch eine Ausrichtung auf die Welt, auf das Außen, indem sie nun mit gestärktem Immunsystem und dem Wissen, etwas geschafft zu haben, wieder ein Stück stärker, größer und besser durch die Welt hindurch schreiten.

Erwachsene verhalten sich nach dem was ich beobachten konnte, oftmals wie kleine Kinder: Unreflektiert und unvermittelt. Dann kann ein so langfristiges Gebrechen, wie es bei manchen Menschen auftritt, eine echte Katharsis auslösen.

Was ist diesen Menschen in den vergangenen Jahren dann aber widerfahren? Haben Sie Hilfe bekommen? Haben Sie Begleitung erfahren? Durften Sie auf den Schoß ihrer Mutter zurück und ihr Scheitern durchleben? Durften Sie mit gestärkter Brust in die Welt hinaus und ihren Sieg verkünden? Letzteres in keinem Fall aber was genau ist geschehen, weshalb das Scheitern so deutlich ist? Sie sind der Pharma-Lobby begegnet. Sie und ihre Vertreter in den weißen Kitteln haben alle möglichen und unmöglichen Behandlungen an ihnen versucht und immer wieder das Scheitern und den Neuanfang proklamiert. Man könne mal dies probieren, das hätte bei jenem funktioniert, sei aber experimentell. Oder man habe gute Erfahrungen hiermit und damit gemacht, man könne aber nicht versprechen, dass es wirke.

Hoffnung ist ein wichtiges Gut. Für viele Menschen kommt Hoffnung von innen, ein so genannter intrinsischer Faktor. Wir tragen eine Quelle für Hoffnung in uns selbst. Aber wird sie so oft missbraucht und fehlgeleitet in eine Richtung, in der keine Lösung zu finden ist, dann bewirkt dies wiederholt großen Schmerz und mündet in der Verzweiflung.

Wenn du solche Verzweiflung in den Augen deines Gegenübers erkennst, dann ist auch Vorsicht vor den eigenen Schwächen geboten. Es liegt nah, dann zu denken, hier könne geholfen werden. Menschen wollen Hoffnung miteinander teilen. Der Effekt ist hier oftmals jedoch gegenteilig: Welche Reaktion kannst du von jemandem erwarten, der bis hierhin bereits 100 Helfer kennengelernt hat, nun resigniert und dann wiederum die Nummer 101 trifft? Die Erfahrung zeigt, dass in diesen Fällen keine Hilfe mehr helfen kann. Der einzige Ausweg für diesen Menschen ist die Erkenntnis der eigenen Schwäche und der dann folgende Wunsch, etwas grundlegend zu verändern. Er muss nun verstehen und auf die Ursache hinunter gehen wollen.

In Zeiten gemeinschaftlicher Krisen wie der aktuell vorherrschenden Pandemie, in der es immer wieder um Wellen toter, kranker Menschen geht, fühlt sich dieser Mensch natürlich nicht wohl, wie jeder andere auch. Nur hat er sein Unwohlsein längst von seinem Körper entkoppelt. Durch die jahrelangen Behandlungen hat er das Verständnis von den Dingen verloren, die ihm eigentlich guttun. Die Frage „Was müsste geschehen, damit du dich körperlich wirklich gut und ausgeglichen fühlst?“ beantworten diese Menschen meist mit „Ich habe bald wieder Urlaub“ oder „Ach eigentlich geht es mir ja doch ganz gut“. Oder er antwortet mit Dingen oder Tätigkeiten, die er auf Nachfrage bereits einige Jahre nicht mehr bekommen oder getan hat. Er entkoppelt die Frage nach seinem Wohlbefinden von der Frage nach dem eigenen Dasein, vom eigenen Körper. Das hat mit Ursache und Wirkung, zumindest bezogen auf den Ursprung dieser Katharsis, nicht mehr viel zu tun, sondern ist überdeckt durch das Scheitern an sich.

Nun bleibt die Frage des Umgangs mit solchen Menschen. Zunächst einmal besteht hier eine deutliche Sprachbarriere. Wir sprechen nicht die gleiche Sprache. Während du von Wohlbefinden und Ruhe, Ursachenforschung und Nährstoffen sprichst, versteht die andere Seite Urlaub, Medikamente, Ärzte und Diät. Die positiv konnotierten Begriffe wie Gesundheit und Wohlbefinden sind derart negativ belegt, dass die Sprachbarriere oftmals schwer zu überwinden ist

In den mir bekannten Situation hat hier nur eines geholfen: Nicht helfen, sondern Hilfe vorschlagen. Und zwar nicht in Form der eigenen Person, sondern in Form von Kontakten. Oftmals haben diese Menschen ein starkes Gefühl für Autoritäten, aber erkennen auch Kompetenzen an. Die Empfehlung an einen Heilpraktiker als Arzt beispielsweise kann hier Wirkung zeigen. Oder Menschen, die bislang nicht mit deinem Gegenüber in Kontakt getreten waren und sich mit Nähr- und Vitalstoffen auskennen, können mit einer gewissen Rigorosität und den richtigen Tipps bereits kleine Bewegungen bewirken

Am Anfang jeder Behandlung steht jedoch der Wille desjenigen, die Behandlung zu starten, etwas zu verändern. Das ist der einzige Weg durch die Katharsis. Und dieser Weg startet mit der Frage: Und was willst du dagegen nun tun?

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