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Was machst du, wenn deine Kinder Frauen werden?

Wenn deine Kinder Töchter sind und Frauen werden, was machst du dann?

Wenn deine Töchter keine Kinder bleiben wollen (wie du insgeheim hofftest), sondern in die Höhe schießen und in die Breite.

Wenn sie aufgehen, sich in alle Richtungen ausdehnen, sich auflehnen gegen den einst so genügsam schmalen Kinderkörper, diesen feinen kleinen Kinderkörper, der noch nicht unter den Armen stank und auch nicht zwischen den Beinen.

Einen Körper, den du baden konntest, pudern und salben, dem du buntgemusterte Kleidchen und Hemdchen aussuchen durftest, (auch die Höschen für den Windelpopo sollen hier nicht verschwiegen werden) und diese Kleidchen oder Hemdchen über den kleinen Kopf ziehen konntest, über den einen kleinen Arm, dann den anderen kleinen Arm, Ärmchen, die dünn waren und unbehaart. (Du weißt nicht, woher sie diesen starken Haarwuchs haben, von dir mit Sicherheit nicht!)

Einen Körper, der pflegeleicht war und schön aussah.

Was machst du, wenn sie auf einmal aufgehen wie Kuchenteige, üppig aus ihren Schüsseln quellen, über das übliche Maß hinaus ihre Formen sprengen, die Hüftjeans mit Schlag sind oder geknöpfte Basketballhosen oder ausgefranste Miniröcke?

Dazu viel zu klein gekaufte Leibchen, die kurz und knapp unter den Achseln spannen, damit jedermann sehen kann, wie ihre aufgeblasenen Hüften und Bäuche über den Bund schauen, behaartes, weißes, weiches Fleisch, das niemand will. (Es ist nicht so, als hättest du ihnen das nicht gesagt, wie unvorteilhaft das aussieht.)

Die Töchter, die nicht mehr über den Rand ihres Tellers hinausschauen, sondern ihn leer fressen, als hätten sie Schwerstarbeit verrichtet und nicht bloß krumm in den Stühlen und Seilen gehangen und Haarsträhnen gezählt.

Ihre fettigen Haarsträhnen, die ihnen in die fettigen Gesichter fallen (es ist nicht so, als hättest du ihnen nicht angeboten, sich in der Apotheke beraten zu lassen), diese immer feuchten Augen dich nicht mehr bewundernd an-, sondern durch alles abwesend hindurchschauen, die ungelenken Hände, die ständig durch die dummen Gesichter wischen, dicht beringt mit billigem Modeschmuck. Sie mögen silberfarbenes im Sechserpack, so leicht zu verbiegen wie einst ihre zarten Körper.

Jetzt plumpsen ihre plumpen Körper auf Stühle und Bänke, auf Betten und Kinosessel und sind zu nichts zu bewegen, was Bewegung erfordert.

Sie kauen Kaugummi und waschen eifrig ihre billig beringten Nikotinfinger. (Sie denken, du merkst nicht, dass sie rauchen.) Ihre Haare waschen sie nicht.

Fettige Strähnen werden um Finger gezwirbelt, Ringe werden verschoben, es wird laut mit ungelenken Gelenken geknackt.

An Sport ist nicht zu denken. Seit sie menstruieren, stinken sie noch mehr und lassen sich aufgrund von Frauenleiden Entschuldigungen schreiben, lassen sich von körperlicher Ertüchtigung befreien, um tumb am Rand zu sitzen und zum Rauchen zu verschwinden in den Büschen hinter den Turnhallen, den Büschen hinter den Sportplätzen, sie wünschten zum Küssen.

Wie sagst du diesen fetten, faulen Töchtern, dass niemand sie küssen wird, wenn sie nicht an sich arbeiten, zumindest kein Junge oder junger Mann?

Frauen ist nicht zu trauen.

Lesbische Liebe hältst du für ein Gerücht.

(Du bist zugegebenermaßen unentschlossen, was du vom Küssen halten sollst.

Du wolltest kein Mauerblümchen pflanzen, keine alte Jungfer heranzüchten und trotzdem wird dir mulmig, wenn du dir ausmalst, wie jemand deiner Tochter die Zunge in den Mund bohrt, ihren Brüsten beikommt, ihr den Finger in die Muschi schiebt. Muschi sagst du nicht, du sagst Scheide oder Vagina, wenn es sein muss, unsicher, ob die Betonung auf der ersten oder der zweiten Silbe liegt, du hattest kein Latein.

Du willst keine billige Schlampe unter deinem Dach, aber auch keine prüde Spaßverderberin. Du willst, dass bald einmal ein junger Verehrer seine Füße unter deinen Tisch streckt, der angesehen ist und ansehnlich und sehen will, was deine Tochter zu bieten hat.)

Was macht du, wenn deine Tochter des männlichen Blickes unwürdig, fröhlich weiter wächst, vor sich hin und über sich hinaus, immer mehr Platz einnimmt, am Tisch und auch sonst und so jede Möglichkeit eines guten Ansehens durch einen verehrenden Jungen verdrängt?

Wo soll er denn sitzen?

Wie die Gorillas

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