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Wir sollen uns vorstellen, wir befänden uns in einem Lift.

In Wahrheit befinden wir uns in einem niedrigen, grauen Tagungsraum im Bahnhofshotel, weil meine Freundin Svenja Schauspielerin werden wird. Ich bin zur Unterstützung mitgekommen, und da uns direkt zu Beginn von einem ernsten Mann gesagt wurde, dass Zuschauen nicht erlaubt sei, man müsse mitmachen oder gehen, stehe ich gemeinsam mit Svenja in einem imaginären Aufzug, der jetzt stecken bleibt. Wir sollen Panik spielen, schreien und weinen.

Ich brülle los und tue so, als würde ich auf die Fahrstuhlknöpfe einhämmern. Svenja kreischt in den höchsten Tönen, dann presst sie tatsächlich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, ich weiß nicht, wie sie das macht. Ich habe gelesen, dass es hilft, in einen Ventilator zu schauen oder eine Zwiebel ans Gesicht zu halten. Seit ich Kontaktlinsen trage, muss ich beim Zwiebelschneiden nicht mehr weinen.

Dann kommen wir einzeln dran. Es werden Fotos geschossen und Notizen gemacht, man muss traurig gucken, dann lachen, dann flirten. Ich sehe immer wieder auf die Uhr, wir mussten sehr lange warten, eine Menge Mädchen wollen zum Film, mein Vater hat versprochen, uns abzuholen.

Ich schaue nicht traurig genug.

Du bist schuld!, sagen sie zu mir in strengem Ton, um mich in die richtige Stimmung zu versetzen. Als sie merken, dass ich Kaugummi kaue, werden sie wirklich wütend.

Ich muss ihn ausspucken, das sei unprofessionell.

Ich lache ungern, ich habe Zähne wie ein Pferd.

Mehr!, wollen sie.

Ich will aber nicht.

Auch das Flirten ist mir sehr unangenehm, ich weiß nicht, wen ich zuerst angehen soll, und ohne Lächeln bleibt mir nur, ihnen zuzuzwinkern oder die Augenbrauen neckisch hochzuziehen.

Es wird sich beraten, mein Vater wartet bestimmt schon.

Die Vielversprechenden sollen ein Formular ausfüllen, ich bin nicht darunter.

Es gibt die Kategorien sportlich, schlank und weiblich. Dick gibt es nicht.

Wir sollten jetzt wirklich gehen.

Willst du wissen, warum es nicht gereicht hat?

Eigentlich nicht. Doch es war eine rhetorische Frage.

Enge Augen, sagt die einzige Frau unter den Castingleuten.

Du hast zu eng stehende Augen.

Sie sagt das, als wäre es ein schmutziges Geheimnis.

Du würdest nie eine Hauptrolle bekommen. Es ist schwer genug als Dunkelhaarige, und dann noch mit den Augen …

Svenja hat schlank angekreuzt und ihre Adresse notiert, und ich will endlich gehen, aber das ist nicht so einfach, denn am Ausgang hat sich eine Schlange gebildet, zum Bezahlen einer Gebühr, von der uns niemand etwas gesagt hat. Svenja blättert euphorisch die Scheine hin, ich will sagen, dass ich doch gar nicht mitmachen wollte und ohnehin nicht aufgenommen wurde, will aber Svenja die Chancen nicht vermiesen. Ich gebe ihnen alles, was ich habe, den Rest würde ich von meinem Vater holen.

Wie war es? Mein Vater hört Jazzradio und scheint noch nicht allzu lang gewartet zu haben.

Svenja brummt und zuckt mit den Schultern, als wir einsteigen.

Ich sage nichts. Auch nichts von dem Geld.

Svenja schaut aus dem Fenster, ich meine, ein kleines Lächeln zu erkennen.

Ich schaue mir im Rückspiegel meine Augen an.

Wie die Gorillas

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