Читать книгу Schmetterlingsscherben - Esther Hazy - Страница 7

Kapitel 5

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«Das ist Bodo», stellte ich Lennard meinen neuen Freund vor. «Er war beim Zirkus und eine der angesehensten Attraktionen, aber dann haben sie ihn herzlos rausgeschmissen, weil sie einen Ersatz für ihn hatten, der weniger Geld verlangt hat. Deswegen war er ziemlich traurig, aber dann hat er seine Liebe zur Mathematik entdeckt und jetzt rechnet er den ganzen Tag.» Ich grinste breit und Lennard sah neugierig zu der Clownspuppe herüber. «Wirklich? Sie sind Mathematiker?! Ich kann Mathe nicht ausstehen! Mein Vater sagt, ich bräuchte dringend Nachhilfe.»

«Das könnte ich doch übernehmen!», rief Bodo vergnügt.

«Er würde dir helfen», erklärte ich Lennard und dieser lächelte. «Das wär ja supercool!»

«Es wäre mir eine Ehre!» Bodo nickte und ich strahlte von einem zum anderen.


Als ich das nächste Mal aufwachte, war es bereits hell draußen und man konnte das Zwitschern der Vögel hören und den Maskaron, der irgendwelche bissigen Kommentare zu vorübergehenden Passanten abgab.

Ich schleppte mich ins Bad und duschte ausgiebig, ehe ich mir saubere, hellgraue Jeans und einen blauen Pullover überzog. Meine schwarzen Sachen waren allesamt aufgebraucht und ich nahm mir vor, nach unserer Rückkehr Wäsche zu waschen.

Mein Vater saß bereits am Frühstückstisch und las Zeitung. Als ich runterkam, lächelte er gut gelaunt. «Ich hab uns Lunchpakete fertiggemacht, falls wir unterwegs Hunger bekommen.»

«Das ist super, Paps», nickte ich und beschloss, optimistisch zu bleiben. Ich würde Lennard den ganzen Tag nicht sehen müssen. Das war etwas Gutes. Ein Grund, um fröhlich zu sein.

Die Fahrt nach Hannover verging größtenteils schweigend. Mein Vater war nicht der große Redner und ich war froh, als er das Radio anstellte und ich meine Kopfhörer aus meiner Umhängetasche holen konnte.

Wir tuckerten ewig hinter einem Lastwagen auf der Landstraße her, den mein Vater nicht überholen wollte, und brauchten insgesamt fast anderthalb Stunden bis nach Hannover.

Dann endlich erreichten wir die Innenstadt. Es war seltsam, wieder hier zu sein. Obwohl mir die Straßen und die Gebäude alle vertraut waren, wirkte die Stadt kalt und fremd auf mich.

Schließlich fuhren wir in die Auffahrt zu unserem alten Haus hoch. Es sah noch genauso aus, wie ich es damals verlassen hatte. Das alte Backsteinhaus mit den beiden kleinen Fenstern vorne und der angrenzenden Garage und dem sonst eigentlich eher verwilderten Vorgarten. Aber der Rasen schien gemäht worden zu sein.

Seufzend schnallte ich mich ab und stieg unsicher aus dem Auto. Es war komisch, wieder hier zu sein. Mit Paps, aber ohne meine Ma.

Mein Vater eilte voran zur Haustür und schloss sie auf, ehe ich ihm folgte.

Es war kalt drinnen, man merkte, dass es seit einigen Wochen unbewohnt war. Mein Vater hatte offenbar schon einige Sachen zusammengeräumt, ein paar Kisten standen im Flur herum.

Aber ihre Jacke hing noch an der Garderobe, direkt neben ihren zahlreichen Handtaschen, über die ich mich immer lustig gemacht hatte. Ihre Schuhe standen vor dem Schuhregal, weil sie sich nie die Mühe gemacht hatte, sie tatsächlich reinzustellen.

Unsicher ging ich weiter durch die geräumige Küche, die wir so selten benutzt hatten, und weiter ins Wohnzimmer. Das Foto von uns beiden auf dem Sommerfest meiner Schule thronte auf der Anrichte und ich nahm es und steckte es in meine Tasche, ohne es genauer zu betrachten.

Ich machte mir nicht die Mühe, ins Gästezimmer und ins Bad unten zu sehen, sondern ging direkt weiter nach oben und in mein altes Zimmer. Es sah komisch aus, ohne Bett und den Kleiderschrank und bis auf das Ecksofa, meinen riesigen Schreibtisch und ein paar Regalen war nichts mehr davon übrig. Nur die hellblaue Tapete mit den Delfinen drauf, die mir meine Mutter bei unserem Einzug hier ausgesucht hatte, war immer noch da.

Wehmütig strich ich mit den Fingern über die Delfine und dachte daran zurück, wie sie im Zimmer umhergeschwommen waren. Ich zuckte zurück, als sich das aufgemalte Tier unter meinen Fingern bewegte und auf der Wand entlang bewegte. Ich lief drei Schritte rückwärts und starrte wie benommen auf die Wand, auf der sich die Delfine durchs Wasser bewegten.

Ich sah zu, dass ich aus dem Zimmer kam, ging ins Bad und suchte noch ein paar meiner Sachen zusammen, die mein Vater vermutlich nicht mit denen meiner Mutter hatte auseinanderhalten können.

Rüdiger wuselte irgendwo unten im Haus herum, also ging ich alleine weiter ins Fernsehzimmer und überlegte, wie ich meinen Vater davon überzeugen konnte, das Gerät einzupacken. Ab und zu sah ich ganz gern mal irgendeine Sendung. Es half einem, über nichts nachdenken zu müssen.

Seufzend verwarf ich den Gedanken wieder und betrat den letzten Raum im Haus. Ihr Schlafzimmer war völlig unberührt, sogar ihr Bett war nicht gemacht worden. Es sah so aus, als wäre sie gerade erst aufgestanden. Überall roch es nach ihr und mein Magen zog sich zusammen, als ich den Raum betrat.

Mir stoben die Tränen in die Augen, ohne dass ich es hätte verhindern können. Mit zittrigen Fingern griff ich nach ihrem Kopfkissen und vergrub mein Gesicht darin.

Auf ihrer Kommode stand ein Foto von mir zwischen all ihren Parfümflaschen und Schmuckschatullen. Ich öffnete einige davon, ohne irgendetwas zu entdecken, das ich wiedererkannte.

Erst in der letzten Schublade fand ich eine kleine, sehr fein gearbeitete Brosche, die ich als Kind immer bewundert hatte und bei der meiner Mutter mir jedes Mal wieder versprochen hatte, dass sie eines Tages mir gehören würde. Jetzt im Nachhinein kam mir das grausam vor und ich hätte alles dafür gegeben, diese dämliche Brosche gegen das Leben meiner Mutter einzutauschen. Aber ich wusste, dass das nicht gehen würde. Meine Ma war weg. Für immer.

Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich musste dringend hier raus. Mit einem Satz war ich auf den Beinen, rannte die Treppe hinunter und stürmte aus der Haustür. Erst, als ich draußen an der frischen Luft war, schnappte ich mehrmals nach Luft und lehnte mich an die kalte Hauswand.

«Alles okay, Louise?» Mein Vater sah besorgt aus, als er durch die Tür kam. Ich nickte stumm und schloss einen Moment die Augen. «Können wir wieder los, Pa?»

«Natürlich, Liebes. Wenn du das willst.» Er verschwand wieder im Haus, um die Kiste mitzunehmen, die er zusammengeräumt hatte.

«Ich habe noch einen Termin bei einer Maklerin, die mir helfen wird, das Haus zu verkaufen. Soll ich dich am Friedhof absetzen, damit du das Grab besuchen kannst?»

«Nein. Bloß nicht.» Ich war kein Fan von Friedhöfen. Zum einen hielt ich nicht viel davon, Leute zu besuchen, die sowieso schon tot waren und davon nichts mehr mitbekamen. Auch wenn es meine Ma war. Ich verband mit ihr alles, aber keinen Friedhof und so sollte es auch bleiben. Und außerdem hatte ich mal eine furchtbare Halluzination von einer Leiche gehabt, die aus ihrem Grab gestiegen war und auf mich zugekommen war. Seitdem mied ich die Toten großräumig.

«Willst du lieber in die Stadt? Oder ein paar alte Freunde besuchen?», fragte er bittend. Offenbar hatte er ein schlechtes Gewissen, wenn er mich im Auto warten ließ. Die Wahrheit aber war, dass ich auch an meiner neuen Schule kaum Freunde gefunden hatte. Der einzige Vorteil an Hannover war die Anonymität gewesen. Ich war für alle anderen quasi unsichtbar gewesen.

«Wie wäre es, wenn du mich beim Krankenhaus absetzt, dann können die mir den Gips abnehmen», schlug ich also stattdessen vor. Mein Vater war sichtlich erleichtert über diesen Vorschlag und nickte zustimmend. Ich dirigierte ihm den Weg zu der Klinik, in der ich nach dem Unfall so viele Wochen verbracht hatte, und verabschiedete mich von meinem Vater.

Natürlich hatte ich keinen Termin und dazu kam auch noch, dass es Wochenende war, sodass ich Ewigkeiten im Wartezimmer rumsaß, bis sich irgendein Azubi schließlich dazu erbarmte, mir den blöden Gips abzunehmen.

Mein Vater wartete bereits auf mich, als ich endlich mit zwei freien Füßen (und nur einem Schuh) aus dem Gebäude humpelte. Den angeknacksten Fuß konnte ich noch nicht ganz belasten, aber es wurde mit jedem Schritt besser.

Offenbar hatte der Termin mit der Maklerin nicht länger als eine Stunde gedauert, denn mein Vater war anschließend noch einkaufen gefahren und hatte trotzdem noch warten müssen, bis ich endlich den blöden Klumpfuß losgeworden war.

«Die Maklerin meinte, wir bekommen einen guten Preis für das Haus», erzählte Rüdiger, sobald ich im Auto saß und meinen Fuß vorsichtig hin und her bewegte, um zu testen, ob wirklich alles wieder heile war.

«Das ist schön, Pa», nickte ich und kratzte mich am Knöchel. Das hatte ich schon seit zwei Wochen tun wollen.

«Und du willst nichts mehr von dem haben, was jetzt noch da ist?», fragte er. «Du kannst alles mitnehmen, was du willst!»

«Auch den Fernseher?», grinste ich. Rüdiger verzog das Gesicht und ich lachte los. «Schon gut, Paps. Ich komme auch ohne irgendwie klar.»

«Wir haben jede Menge Bücher zu Hause.»

«Ich weiß.» Ich verdrehte die Augen. «Aber ich brauche wirklich nichts mehr aus dem alten Haus. Verscherbele es alles, ich will nichts mehr davon sehen.»

Mein Vater schwieg, also hörte ich wieder Musik und starrte auf die Straße nach draußen, während wir Hannover hinter uns ließen.

Es war bereits später Nachmittag, als wir endlich wieder zurück in Hoya waren und mein Vater den Wagen in der Einfahrt parkte.

«Was willst du heute Abend essen?», fragte Rüdiger, als wir im Haus waren und ich meine Jacke an den Haken hängte.

«Mir egal, such du aus», antwortete ich wie jedes Mal, wenn er mich diesbezüglich fragte. «Ich wollte waschen, hast du auch noch dreckige Sachen?»

«Ein Hemd, das müsste in meinem Schlafzimmer auf dem Bett liegen. Es wäre lieb, wenn du das mitnehmen könntest.»

«Klar», nickte ich und lief die Treppe hinauf, um meine Wäsche zusammenzusuchen und anschließend bei meinem Vater ins Schlafzimmer zu gehen, um das Hemd aufzulesen. Stirnrunzelnd betrachtete ich den überfüllten Wäschekorb vor seinem Fenster und nahm ihn ebenfalls mit nach unten.

«Weißt du, wie du die Waschmaschine bedienst?», fragte Rüdiger, der bereits in der Küche war, um das Abendessen vorzubereiten.

«Ich hab schon mal gewaschen, Paps. Ich krieg das schon hin», erwiderte ich und ging die Treppe hinunter in den Keller. Ich hatte bisher nur einen flüchtigen Blick hier runtergeworfen, weil es nichts wirklich Interessantes in dem Kellerraum gab. Es war kalt und düster hier unten und die Lampe unter der Decke bestand nur aus einer losen Glühbirne in einer Fassung, die leicht flackerte.

Außer der Waschmaschine und dem Trockner gab es nur noch einige wenige Regale, in denen sich ein paar unverderbliche Lebensmittel stapelten und eine alte, verstaubte Clownsfigur, die mir irgendwie bekannt vorkam. Ich meinte mich daran zu erinnern, dass sie früher in meinem Kinderzimmer gesessen hatte.

Seufzend stellte ich den Wäschekorb auf der Maschine ab und öffnete sie, ehe ich die Klamotten hineinstopfte und mich nach Waschmittel umsah. Ich zuckte zusammen, als ich hinter mir ein Rascheln hörte. Erschrocken drehte ich mich um, konnte aber nichts Verdächtiges feststellen.

Ich entdeckte die Flasche mit dem Flüssigwaschmittel in einem der nahstehenden Regale und füllte es in die Maschine, ehe ich sie anstellte.

Mein Blick flog erneut durch den Raum, als etwas an meinem Bein zupfte und ich entsetzt aufschrie und zurücksprang. Die Clownspuppe grinste mich mit ihrem perfiden Lächeln an und ich kreischte los und rannte wie eine Irre zurück zur Treppe und die Stufen hinauf. Erst, als ich oben im Tageslicht war und die Tür zur Treppe hinter mir zugeknallt hatte, blieb ich stehen und schnappte nach Luft.

«Louise?!» Mein Vater sah besorgt in den Flur. «Ist alles in Ordnung?»

«Da… diese…» Mein Atem stockte und mein Gehirn hatte Probleme, mitzukommen. Ich konnte ihm nicht erzählen, was ich eben gesehen hatte. Er würde mich sofort wieder zu Doktor Meineken bringen. «Ich hab Angst vor Clowns.»

Rüdiger lachte los. «Das ist deine alte Puppe!», rief er. «Du hast sie früher geliebt. Wie hast du ihn nochmal genannt? Ach, ja! Bodo. Bodo der Clown.» Er schüttelte den Kopf und verschwand wieder in Richtung Küche, während ich erleichtert ausatmete und mir überlegte, wie ich diese blöde Clownspuppe aus dem Haus schaffen konnte. Das war ja wie in einem schlechten Horrorfilm.

«Paps? Ich geh kurz frische Luft schnappen, ja? Bin bis zum Abendessen wieder zurück!», rief ich und öffnete vorsichtig die Kellertür. Bodo stand direkt dahinter und sah zu mir hoch. Na immerhin hatte er kein Messer oder so in der Hand. Im Tageslicht sah er auch gleich schon weniger furchteinflößend aus.

«Louise?», fragte die Figur leise. Gott, es kannte meinen Namen. Oder hatte ihn gerade von meinem Vater aufgeschnappt. Das konnte ich nicht genau sagen.

«Psst», zischte ich, packte ihn mir und ging zielstrebig nach draußen. Ich musste irgendwie weit genug weg von meinem Haus kommen, damit es mich nicht zurückverfolgen würde. Der dämliche Engel hatte es ja auch irgendwie wieder ins Haus geschafft. Aber das war eine winzige, silbrige Engelsfigur, die wirkte nicht bedrohlich auf mich.

«Louise, bist du das?», quiekte der Clown unter meinem Arm, während ich durch den Vorgarten marschierte. Das war so seltsam, wie es klang.

Drei Straßen weiter stellte ich den Clown ab und starrte missmutig zu ihm hinunter.

«Du bist so groß geworden!», rief er und strahlte mich an. Ich überlegte einen Moment, ob ich der Figur den Kopf abtreten sollte, damit es endlich die Klappe hielt, aber das kam mir dann doch übertrieben vor. Abgesehen davon, dass es mit Sicherheit nicht gut ankam, wenn ich in der Dämmerung draußen auf der Straße Clowns köpfte. Das könnte leicht verrückt auf die Nachbarn wirken. Und die hielten mich eh schon alle für gestört.

Stattdessen tat ich also das Einzige, was mir in den Sinn kam, um das blöde Ding endlich abzuhängen. Ich rannte los.

«Louise, warte!», quiekte der Clown und ich empfand beinahe schon so etwas wie Mitleid für ihn, weil er wie ein kleines Kind klang, das eine Mutter absichtlich in einem Geschäft zurückließ, damit es endlich freiwillig hinterherkam.

An der nächsten Ecke hatte ich ihn abgehängt, lief vorsichtshalber noch zwei Straßen weiter, bog dann erst wieder in Richtung unseres Hauses ab und rannte voll frontal in jemanden hinein.

«Ska!» Lennard grinste mich blöd an und mein Magen verkrampfte sich.

«Was machst du hier?!», fauchte ich und warf einen Blick zurück. Kein Clown in Sicht. Gott, jetzt hatte ich ernsthaft ein schlechtes Gewissen. Mein Unterbewusstsein machte mich fertig. «Stalkst du mich etwa?! Gott, ich sollte eine einstweilige Verfügung beantragen, damit du mich endlich in Ruhe lässt!»

Lennard lachte los. «Du bist in mich reingerannt, Prinzessin. Ich war nur einen Freund besuchen, also reg dich ab. Was tust du denn eigentlich hier? Joggen?»

Ich warf noch einen Blick zurück. «Äh… Ja. Genau. Ich halte mich fit.»

«Du solltest lieber mehr essen», konterte er. Ich funkelte ihn zornig an. «Ich esse absolut ausgewogen, ja?!»

«Als du noch pummelig warst, hast du mir besser gefallen.» Er kreuzte die Arme vor der Brust und ich schnaubte empört auf. «Ich war nicht pummelig!»

«Jedenfalls warst du noch nicht immer so ein Klappergestell.» Lennard griff nach meinem Handgelenk, aber ich schlug seinen Arm beiseite, ehe er es zu fassen bekam. «Fass mich nicht an!» Ich trat einen Schritt zurück. «Nimm dich in Acht vor mir, ich bin verrückt, schon vergessen? Und Satanistin bin ich auch, also komm mir lieber nicht zu nah.»

Lennard grinste breit. «Tatsächlich?!»

«Na klar, ich treib mich nachts auf Friedhöfen herum und buddle Leichen aus!»

«Klingt ja spaßig», nickte er und belächelte mich spöttisch.

«Noch nicht gehört, dass jemand ein Grablicht zertreten hat?», fragte ich kühl. Jetzt lachte er richtig los. «Doch. Aber das warst nicht du.»

«Woher willst denn du das wissen?» Ich funkelte ihn wütend an und versuchte, nicht in seine grünen Augen zu sehen. «Weil ich es war», antwortete er. Irritiert blickte ich ihn an. Verdammt, diese Augen waren mir so wahnsinnig vertraut und gleichzeitig völlig fremd. «Äh… Was?»

«Na das mit dem Grablicht. Das war ich. War ein blödes Versehen, es war dunkel und ich bin gestolpert. Hab am nächsten Tag ein neue gekauft und hingestellt.»

Ich musste lachen. «Du bist so ein gottverfluchter Schleimscheißer.»

Lennard grinste. «Deswegen magst du mich so.»

«Ich kann dich nicht ausstehen.»

«Natürlich nicht.» Er verdrehte die Augen und ich schob die Hände in die Hosentaschen. «Was wolltest du denn auf dem Friedhof?»

«Leichen schänden.»

«Du siehst nicht aus wie jemand, der Tote ausgräbt», gab ich von mir. Lennard grinste breit. «Die echten Satanisten sind diejenigen, die es nicht zeigen.»

«Soll mir das jetzt Angst machen? Du wirkst kein Stück bedrohlich.»

«Echt nicht? Es gibt `ne Menge Leute, auf die ich so wirke, wenn sie mich nicht kennen. Wegen der Narbe und so.»

«Ja, ich weiß aber zufällig, dass du nicht in eine harte Schlägerei verwickelt warst, sondern dich von einem zwölfjährigen Mädchen mit einem Tennisschläger hast vermöbeln lassen», spottete ich.

«Das tat ziemlich weh», nickte er. Ich kreuzte die Arme vor der Brust. «Das sollte es auch.»

Er grinste breit und deutete auf seinen Wagen. «Soll ich dich nach Hause bringen?»

«Nein, nicht nötig. Ich bin nicht mehr behindert, wie du siehst.» Ich deutete auf meinen Fuß.

«Physisch gesehen jedenfalls», grinste er und ich spürte, wie mein Puls wieder in die Höhe schnellte. «Fahr zur Hölle, Lenny», fauchte ich, schubste ihn beiseite und marschierte die Straße entlang in Richtung unseres Hauses.

Schmetterlingsscherben

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