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4 Arzalpenkopf (2371 m) Wanderrunde im Rücken der Dolomitenfront

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TALORT

Pádola (1216 m), kleiner Ferienort südöstlich des Kreuzbergpasses

AUSGANGSPUNKT

Rifugio Lunelli (1568 m) im Val Grande

ANFAHRT

Von Sexten über den Kreuzbergpass (1636 m) ins Val Pádola, 2 km vor Pádola spitzwinklig rechts ins Val Grande und über die Bagni di Valgrande zum Rifugio Lunelli. Großer Parkplatz

WEGVERLAUF

Rifugio Lunelli – Forcella Plan della Biscia – ex-Rifugio Sala – Arzalpenkopf – Arzalpenscharte – Rifugio Berti – Rifugio Lunelli

GEHZEITEN

Gesamt 4.45 Std.; Rifugio Lunelli – Forcella Plan della Biscia 1.15 Std., Forcella Plan della Biscia – Arzalpenkopf 2 Std., Abstieg 1.30 Std.

CHARAKTER/SCHWIERIGKEIT

Abwechslungsreiche Rundwanderung auf markierten Wegen. Im Anstieg zum ex-Rifugio Sala (Sicherungen) Trittsicherheit notwendig. Obwohl man sich im Rücken der eigentlichen Front bewegt, sind die Spuren des Krieges unübersehbar.

HÜTTEN/EINKEHR

Rifugio Berti (1950 m), Mitte Juni bis 20. September; Tel. 0435/671 55

KARTE

Tabacco 1:25 000, Blatt 010 »Sextener Dolomiten«

TOURIST-INFO

Tourismusverein, I-39030 Sexten, Dolomitenstraße 45; Tel. +39/0474/71 03 10, info@sexten.it, www.sexten.it


Christliches Andenken an Herrn Rudolf Kröll, Fähnrich des k. u. k. 1. Tiroler Kaiserjäger Regmts., Student des 8. Kurses am k. k. Gymnasium zu Brixen, Besitzer der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, der Bronzenen und des Karl-Truppen-Kreuzes. Geboren am 29. August 1897 in Holzgau, Tirol, gefallen am 11. Nov. 1917 am Monte Dorole bei Asiago im Kampfe gegen Italien. Um ihn trauern seine Eltern u. 2 Geschwister.

R. I. P.

Ich zog hinaus mit frohem Mut,

Ins Feld der höchsten Ehre,

Zu opfern Ehre, Gut und Blut

Fürs Vaterland, das hehre.

Des Feindes Kugel traf mich gut,

Ich sank zum Tode nieder;

Mein Leib auf fremder Erde ruht,

Bis er entsteht einst wieder.

So nehmt denn hin den letzten Gruß

Von Eurem Bruder, Sohne,

Der in des Friedens süßem Kuß

Hinging zu Gottes Throne.


Das Gipfelkreuz am Arzalpenkopf; Blick zur Sextener Rotwand

Das Gras ist feucht, winzige Wassertropfen glitzern auf den Blättern, verwandeln ein Spinnennetz in ein Kunstwerk. Morgentau. Das beschwingt, und der blaue Himmel tut ein Übriges. Erste Sonnenstrahlen lecken an den Gipfelfelsen der Rotwand (2965 m), das Sextental liegt noch im Schatten. Ich quere die Moorwiese beim winzigen Bärensee und steige dann an gegen die Forcella Plan della Biscia. Hier stoße ich auf eine Militärstraße, die vom Val Grande heraufkommt – heute eine beliebte Bikerstrecke. Sie beschreibt eine Schleife oberhalb der Grassenke und steuert dann die Sockelfelsen des Arzalpenkopfs (2371 m) an. Ich folge ihr und stehe unvermittelt vor dem Eingang zu einer Felsenfestung. Deren Geschütze waren nach Nordosten gerichtet; der Eingang ist irgendwann zugemauert, später aber wieder aufgebrochen worden. Das macht neugierig – also steige ich ein. Die Anlage reicht tief in den Berg hinein, erstreckt sich über mehrere Etagen. Immer wieder zweigen links und rechts Gänge und Treppen ab, alles sauber verputzt – und völlig ausgeräumt. Das Licht meiner Stirnlampe tanzt über die bleichen Mauern, erfasst verrostete Stahltüren, gelegentlich trete ich in eine Pfütze. Eine lange Treppe führt hinab zu einem Geschützraum: leer. Zurück ins Dunkel – und zum Ausgang. Ich entsteige der Festung, Sonne begrüßt mich; erst jetzt merke ich, wie kühl es da drinnen war.


Die Festung über dem Kreuzbergpass in den Felsen des Arzalpenkopfs gehört zu Mussolinis »Vallo Alpino« (vgl. Seite 148).

Die Anlage am Ostfuß des Arzalpenkopfs stammt allerdings nicht aus dem Ersten Weltkrieg, sondern wurde während der Mussolini-Diktatur erbaut, jedoch nie vollendet. Das Achsenbündnis machte aus dem potenziellen Angreifer Deutschland einen Partner, die nach Norden gerichteten Verteidigungseinrichtungen obsolet.

ZustiegAusgangspunkt unserer Wanderung ist das Rifugio Lunelli (1568 m). Sein Name erinnert an den Trentiner Italo Lunelli. Er schloss sich bei Kriegsausbruch der italienischen Armee an, kämpfte unter dem Decknamen Raffaele Da Basso – um im Falle einer Gefangennahme nicht als Deserteur erschossen zu werden – unter anderem auch an der Dolomitenfront. Wer’s bequem mag, folgt der alten Militärstraße, die in angenehmer Steigung in weiten Schleifen an der Südflanke der Cima dei Colesei ansteigt, zuletzt mit schöner Aussicht auf die östlichsten Gipfel der Sextener Dolomiten. Kürzer, aber auch steiler ist der markierte Wanderweg. Sandpiste und Pfad münden auf die Forcella Plan della Biscia (1942 m), 1.15 Std. Man folgt der Fahrspur bis in eine Rechtskehre – hier kurzer Abstecher zu der eingangs beschriebenen Mussolini-Festung –, wo links ein schmaler Weg abgeht. Er quert, zunächst etwa die Höhe haltend, die Ostflanke des Arzalpenkopfs, steigt dann über einen felsdurchsetzten Latschenhang ab zum Ausgang einer Steilrinne. Im Zickzack (Drahtseile) bergan, dann kurz links zum ex-Rifugio Sala, im Krieg Kommandostelle der Alpini, seit kurzem ein kleines Kriegsmuseum (Fotos, im Sommer zugänglich). Nur wenig höher gewinnt man den steinigen, mit Wiesenflecken durchsetzten Rücken des Creston Popera; links etwas abseits informieren Panoramatafeln über den eindrucksvollen Gipfelkranz des Vallon Popera.


In den verzweigten Gängen der Festung am Fuß des Arzalpenkopfs könnte man sich glatt verlaufen.

Zum ArzalpenkopfDie Markierungen leiten über den breiten Kamm bergan gegen den Arzalpenkopf (2371 m; 3.15 Std.); allenthalben entdeckt man Überreste ehemaliger Stellungen und Unterkünfte. An der Weggabelung knapp unter dem Gipfel rechts und über Schrofen zum höchsten Punkt mit stimmungsvoller, kontrastreicher Rundschau: grün im Norden, felsgrau im Süden. Blickfang sind die eleganten Guglie di Stalata, in deren Bereich die »Via ferrata Roghel« verläuft, und der wuchtige Ostabsturz des Neuners (2582 m), über dem sich die im Grande Guerra erbittert umkämpfte Rotwand erhebt (siehe Tour 5). Vom Elfer (3092 m), dessen Nordgrat zur Sentinellascharte abfällt, zieht ein hoher Grat über den Zsigmondykopf (2998 m) bis zur Hochbrunnerschneid (3046 m). Dessen Gletscher gab 1983 die fast unversehrte Leiche eines Alpino frei; der unglückliche »Eismann« fand auf dem Kriegsfriedhof von Santo Stefano di Cadore seine letzte Ruhe.


Grandiose Felskulisse des Vallon Popera; Blick auf die Hochbrunnerschneid

AbstiegEr führt vom Gipfel zunächst zurück zur erwähnten Verzweigung, dann rechts in die Arzalpenscharte (2291 m) mit alten Befestigungsanlagen. Eine dünne Spur leitet auf der Nordseite des Grates zu einem ehemaligen Beobachtungsposten der Alpini (Abstecher, ca. 15 Min. hin und zurück). Südseitig steigt eine weitgehend verfallene Mulattiera über ein paar Kehren in den Karboden ab. Hier stößt man auf Weg 124, der vom Rifugio Berti (1950 m; 4 Std.) heraufkommt. Die Hütte wurde 1962 als Ersatz für die Sala-Hütte erbaut; sie dient als Stützpunkt für Touren rund um den Vallon Popera. Der weitere Abstieg erfolgt wieder auf einem ehemaligen Kriegsweg, über den einst der Nachschub aus dem Val Grande ins Frontgebiet gebracht wurde. Er zieht in Schleifen hinunter zum »Waldboden« (Selvapiana), an dessen Ostrand das Rifugio Lunelli (1568 m; 4.45 Std.) steht.

Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten

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