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Die lieben Brüder

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Eines Tages musste ich mit zur Kartoffelernte, was mir überhaupt nicht passte. Während die anderen schufteten sagte ich, ich müsse aufs Klo und ging in den Wald, setzte mich hin und schaute den anderen, durch die Bäume hinweg, beim Arbeiten zu. Irgendwann ging ich aber wieder zurück und machte weiter. So ging es mehrere Male, doch beim sechsten Mal stand mein großer Bruder Louis hinter mir. Er hatte bemerkt, dass ich nicht wirklich aufs Klo musste und hat mich daraufhin geschlagen. Einfach nur, weil ich faul war.

Doch auch die Schläge haben mich nicht fleißiger werden lassen.

Nikolaustag war für mich immer der Horror, denn mit dem Nikolaus kam auch immer ein schwarzer Mann mit, der auf dem Rücken einen Rucksack hatte. Wenn sie kamen, versteckte ich mich unter der Eckbank. Der Mann machte mir immer Angst. Doch eines Tages nahm ich meinen Mut zusammen und fragte den schwarzen Mann, was er im Rucksack habe. Seine Antwort:

„Ein Mädchen das nicht tut, was die Eltern ihm sagen.“

Ich lief, vor Angst schreiend, aus dem Zimmer.

Mit 12 Jahren bekam ich von Louis Ski geschenkt und musste mit ihm vier Stunden durch den Wald laufen. Als wir dann zu einer Wiese kamen, wo es bergrunter ging, bekam ich Angst und wollte nicht runterfahren. Es erschien mir so hoch und steil. Doch er schrie mich an:

„Stelle dich nicht so an, losfahre.“

Ich weinte, weil ich Angst hatte, fuhr aber trotzdem los, fiel unten hin und der Skistock landete nur ein paar Zentimeter neben meinem Kopf im Schnee. Seit diesem Tag habe ich die Skier nie wieder benutzt.

Mein Bruder Michel war damals ein Trinker und nahm mich immer mit. Ich musste dann im Auto sitzen bleiben und sollte ihn rufen, wenn unser Vater kam und ihn suchte. Dafür bekam ich von ihm Eis und Cola. Eines Tages jedoch stand mein Vater plötzlich neben dem Auto und sagte:

„Eva, wo ist Michel?“

Ich hatte mich so sehr erschrocken, dass ich laut anfing zu schreien. Mein Vater lief in die Kneipe und mein Bruder rannte an ihm vorbei zum Auto, woraufhin wir losfuhren. Er schrie mich an, warum ich nicht aufgepasst hatte. Doch ich hatte den Vater ja nicht bemerkt, nicht eher gesehen, als er neben mir am Fenster gestanden hatte. Michel sagte zu mir:

„Drehe mal das Fenster runter, ich brauche frische

Luft.“

Ich kam mit meinem Ellenbogen an die Scheibe und sie fiel einfach raus. Es war ein uraltes gebrauchtes Auto. Unser Vater kam mit seinem Auto hinter uns her und hupte wie verrückt, doch Michel hielt nicht an. In unserem Dorf ließ Michel mich schnell raus und fuhr weg.

Ich sah ihn erst als erwachsene Frau, unter nicht schönen Umständen, wieder.

Louis ist vor 2 Jahren leider verstorben, mit Enz habe ich keinen Kontakt und Michel wünsche ich die Pest an den Hals, für das, was er mir angetan hat.

Was bleibt ist qualvolle Angst

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