Читать книгу Abschied von Askalon - Eva Rechlin - Страница 6

Verschiedene Wege

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Die drei Männer teilten sich die Nachtwache. Debora und die beiden jeweils Schlafenden lagen dicht beieinander in hastig gegrabenen Sandwannen zwischen dem großen Lagerstein und dem klein gehaltenen Feuer, das Raubtiere auf Distanz halten sollte: Schakal und Hyäne, aber auch Skorpione.

Über die Judäischen Berge stieg der fast volle Mond mit seinem bleichen Licht unter dem wolkenlosen Sternenmeer auf, das Nacht und Erde färbte.

Die vier Menschen hatten sich beim bereits schwindenden Tageslicht zur Ruhe gelegt. Debora war als erste eingeschlafen, tief und traumlos wie schon während der Mittagsrast. Plötzlich, als legte sich in ihr eine Spannung auf die Lauer, wurde sie durch irgendwas geweckt. Blinzelnd lauschte sie in die Stille. Sie hörte Samuel aufstehen und Thomas, der sich in seine Sandkuhle legte, bald darauf tief und gleichmäßig atmen. Hellwach richtete sie sich halb auf. Seinen Stab in der Hand stand Samuel auf der anderen Seite des Feuers, mit dem Rücken zu ihr. Debora wartete, bis Samuel sich auf einen flachen Stein niederließ, dann reckte und schüttelte sie sich, fuhr sich mit den gespreizten Fingern mehrmals durch ihr dunkles Haar und ging vorsichtig um das Feuer herum.

»Darf ich mich zu dir setzen, Samuel?« flüsterte sie.

»Gern, Debora, gern.«

Behutsam wälzte sie einen glatten Stein neben seinen. Ein Weilchen saß sie stumm und unsicher neben ihm, schließlich legte sie ihre kleine weiche Hand über seine große knochige.

»Frag mich nur«, hörte sie ihn leise sagen, »was du mich fragen wolltest!«

»Danke, Samuel. Du hast sie sehr lieb, Tante Angela? Und sie dich?« Sie vermied es, ihn anzusehen, bemerkte trotzdem, daß er sich ihr halb zuwandte und sie musterte. Prüfend? Argwöhnisch? Doch dann antwortete er: »Wahrhaftig, du bist alt genug. Ich hingegen komme dir dafür vermutlich zu alt vor? Aber die Liebe altert nicht, erst recht nicht, wenn sie länger als dreißig Jahre gefangen gehalten wird. Ja, ich liebe Angela.«

»Hast du es ihr nie gesagt?«

»Es hätte ihr Prüfungen abverlangt, für die sie zu zart war. In Gewissensnöte hätte es sie gestürzt! Was hätte sie dafür aushalten müssen?«

»Du hast es ihr also nie gesagt?«

»Sie wußte es, auch ohne Geständnisse. Es gibt ja wortlose Beweise. Ich bin sicher, sie wußte es, seit dreißig Jahren.«

»Und sie? Liebte sie dich ebenso?«

»Gehofft habe ich es immer, oft auch gespürt. Es zu wissen, ist eine andere Sache. Man braucht Beweise, Berührungen, Geständnisse, Zeichen. Dazu gehörte in unserem Fall mehr als Mut, fast schon Verzweiflung. In dieser Verzweiflung ließ ich sie allein. Ja, erst heute weiß ich, was Angela ausgehalten haben muß.«

»Und du?«

»Ich kann nur beten, sie noch lebend anzutreffen.«

»Und wenn sie nicht mehr lebt?«

Samuel schwieg, den Blick starr auf Kiesel und Sand zu seinen Füßen gerichtet, der in der sternhellen Mondnacht wie Kristallstaub schimmerte.

»Und wenn sie nicht mehr lebt…, weil sie nicht mehr leben wollte, vielleicht. Nein nein: nicht mehr konnte! Du kannst das nicht verstehen, Kind.«

»Nein«, gab Debora zu, »ich verstehe es nicht. Wenn man so reich ist, sich alle Wünsche erfüllen kann, keine Sorgen kennt – und… ist sie wirklich schwer krank? Wir haben manches über die Tanten erfahren, aber von Krankheit höre ich zum ersten Mal!«

»Nein, nein, von schwerer Krankheit kann keine Rede sein. Eure Tante Angela neigt höchstens zu gewissen Anfälligkeiten, besonders gegenüber Speisen. Es kommt jedesmal wie aus heiterem Himmel, ich habe es schon miterlebt: Eben noch speiste sie mit Appetit und gut gelaunt, und dann, wenig später diese Übelkeit, Schmerzen, Koliken, oft Erbrechen. Wie kläglich lag sie jedesmal da! Trotzdem ließ sie es nicht zu, daß ein Arzt gerufen wurde.«

»Ich finde, das klingt sehr krank«, erwiderte Debora.

Samuel schüttelte den Kopf:

»Es peinigt sie nicht ständig. Es kommt nur hin und wieder und geht ebenso vorüber. Was sie wirklich quält, sitzt tiefer. Von Mal zu Mal sehe ich sie daran… mehr verkümmern. Als versickere aus ihr alle Freude, alle Kraft. Wie ein Brunnen, der versiegt. Sie wehrte sich nicht mehr gegen Agathas Geschäftigkeit, obwohl es ihr oft auf die Nerven ging. Agatha ist von beherrschendem Wesen; die beiden sind sehr verschieden, die Ältere empfindsam, klug, kultiviert, leise, behutsam – die Jüngere in allem laut, aktiv, geschäftig, durchdringend. Das soll keine Abwertung sein. Ihr beide seid ja auch verschieden.«

»Tobija und ich? Aber doch nicht so!«

»Nicht so. In anderer Beziehung. Eure Tante Agatha ist deswegen ja nicht unsympathisch. Auch sie hat Qualitäten, gerade dank ihres energischen Wesens, vor allem ihre Anhänglichkeit, die Liebe zu ihrer älteren Schwester. Darum würde sie es auch nicht verwinden…«

»Was, Samuel?«

»Sie wird es nicht verwinden, die geliebte ältere Schwester zu verlieren.« Er schluchzte trocken auf, dann wandte er sich ihr zu und sagte leise: »Vielleicht wird es nötig, daß ich euch mitnehme nach Alexandria, dich und Tobija.«

»Haben die Tanten jemals darüber gesprochen?« fragte sie atemlos.

Samuel wich aus:

»Angela könnte es jetzt zu sehr aufregen, falls sie noch… Nein, ich muß mich als erstes um sie kümmern. Nur um sie. Und auch mit Agatha darüber sprechen. Ach, Kind, wie sehr habe ich mich in mehr als dreißig Jahren jedesmal auf Alexandria gefreut! Wie glücklich brach ich auf… Zum ersten Mal habe ich Angst davor.«

Debora legte ihre schmale, warme Hand auf seine, streichelte ihn sanft und versprach:

»Wir lassen dich nicht allein, Samuel. Irgendetwas wird uns einfallen. Laß mich nachdenken…«

Beide hatten nicht bemerkt, daß es sich hinter ihnen, zwischen Feuer und Felsbrocken rührte. Seit Minuten bereits lag Tobija wach und lauschte in die nächtliche Stille, in der einzig dann und wann ein brennender Ast knackte und das anfängliche Flüstern von Wächter und Wächterin längst zum gedämpften, zuletzt erregten Gemurmel geworden war. Lautlos richtete Tobija sich auf, horchte auf Thomas’ tiefe Atemzüge und war mit drei, vier großen Schritten neben Samuel, der ein wenig erschrak:

»Du schläfst auch nicht? Für wen wache ich hier eigentlich? Wo mir die Eile unter den Sohlen brennt!«

»Für Thomas. Er schläft fest.«

»Und seit wann bist du wach?« wollte Debora wissen. Tobija sagte gedehnt:

»Ein Weilchen, ich hörte euch reden…«

»Was hörtest du?«

»Jedenfalls so viel, daß wir Samuel nicht allein nach Alexandria lassen sollten. Und du brauchst gar nicht erst nachzudenken, Debora, mir ist sofort das einzig Richtige eingefallen: Ich werde Samuel begleiten!«

»Nein, nein«, wehrte Samuel ab, »auf keinen Fall möchte ich Angela in dieser Situation Koras Sohn gegenüberstellen! Sie hat eure Mutter sehr geliebt, zeigte sich sogar verständnisvoll…«

»Ach ja?« sagte Tobija bitter, »obwohl sie sich nie mehr um sie kümmerte? Mir sind diese reichen Tanten gleichgültig, Samuel, du nicht! Dich will ich begleiten! Du mußt mich keinem Menschen als Koras Sohn vorstellen.«

Samuel hatte sich Tobija zugewandt und schien im Dunkeln in dessen Gesicht lesen zu wollen. Schließlich stellte er, halb fragend, fest:

»Und der Fischerei könntest du damit noch einmal entkommen, wie? Es sollte mich wundern, wenn dir das nicht am wichtigsten wäre.«

»Und wenn? Schadet es, wenn ich mich ein wenig in der Welt umsehe? Meinen Vater Simon hast du vor siebzehn Jahren auch nach Alexandria mitgenommen!«

»Da war er freilich längst ein erfahrener Fischer.«

Debora mischte sich ein:

»Ich finde Tobijas Idee gar nicht übel. Mußt du deine Begleiter jedesmal den reichen Schwestern vorstellen?«

Samuel wiegte den Kopf, lenkte zögernd ein:

»Keineswegs. Erst recht nicht, seit der Fischer Simon ihnen die einzige Verwandte entführte. Obwohl da jetzt nur noch ihre, freilich gut ausgebildeten Sklavinnen wären…«

»Wie die schöne dunkle Monika?« warf Debora ein. Tobija fing es lächelnd auf:

»Die werde ich mir genau betrachten, Schwesterchen. Überhaupt würde ich mir alles gern einmal anschauen, den Reichtum, die vielen Häuser, wie sie leben!«

»Mach dir keine falschen Vorstellungen«, warnte Samuel, »du würdest nur wenig von dem vermeintlichen Glanz zu sehen bekommen, nämlich nur den Gesindetrakt. Weiter lassen sie meine Begleiter nicht vordringen.«

»Auch dich nicht?«

»Ich speise mit den Schwestern und darf in ihren Gästekammern ruhen. Ja, wenn ich mich darauf verlassen könnte, daß du nicht zu neugierig eigene Wege suchst…«

»Du kannst dich darauf verlassen, Samuel!«

»Hättest du dir vor einem Tag noch vorstellen können, mich allein zu lassen, Tobija?« seufzte Debora.

»Zum Fischfang hätte ich dich auch nicht mitnehmen können.«

Sie nickte, obgleich ihr der Unterschied allzu klar war – mit den Fischern hätte der Bruder sich ja nur für Stunden entfernt, doch hier handelte es sich um Wochen, um ihr schwer vorstellbare Wegstrecken. Aber sie war einverstanden: Sie durften Samuel nicht allein lassen. Zum ersten Mal erlebten sie ihn schwach, verstört, zweifelnd. Die Geschwister weckten Thomas vorzeitig und weihten ihn in ihr Vorhaben ein. Es ärgerte Tobija, daß Thomas sich keineswegs erfreut oder wenigstens erleichtert zeigte.

»Meine Eltern hätten Verständnis, wenn ich ihnen durch andere Boten mitteilen ließe, daß sie sich noch gedulden müßten. Sie haben ja noch mehr Kinder und sind Kummer gewohnt!«

»Sei froh, wenn du ihnen keinen neuen zumuten mußt«, sagte Tobija, »deine alten Eltern sollten dir wirklich wichtiger sein!«

»Wieso alte Eltern? Ich bin neunzehn, und sie waren jünger bei meiner Geburt. Du dagegen bist viel zu jung für eine lasterhafte Hafenstadt wie Alexandria!«

»Wieso lasterhaft?« fuhr Debora auf. »Bislang hieß es doch immer: Das strahlende, das herrliche Alexandria! Außerdem ist Askalon auch eine Hafenstadt.«

Thomas nörgelte weiter:

»Will sich bloß vor der Fischerei drücken? Außerdem sollte ein Bruder seine Schwester nicht monatelang allein lassen! Nein, nein, die Sache geht mir zu Hals über Kopf. So schnell werdet ihr mich nicht los. Auf jeden Fall gehe ich mit euch zurück nach Askalon. Und bis dahin kann uns noch stundenlang Besseres einfallen…« So haderte er, während sie die Spuren ihres Lagers beseitigten, die letzte Glut mit Sand erstickten, hastig einige Bissen aßen.

Den Rückweg nach Askalon brachten sie schneller hinter sich als den Herweg. Das lag nicht nur an der günstigen Nachtkühle, vielmehr an Samuels ruheloser Hast. Fast die ganze Strecke stürmte er ihnen voran.

Sie erreichten das bescheidene, weiß ummauerte Gehöft von Sebastian und Miriam im glutvollen Schein der Morgenröte. Die Familie zeigte sich nicht wenig überrascht angesichts ihrer zeitigen Rückkehr, vor allem auch, weil sie Tobija für die unvorhergesehene Reise ausrüsten und die Reisevorräte auffüllen sollten. Wohl oder übel mußte sich Thomas Tobijas Beschluß fügen, dem Samuel in seiner angeschlagenen Verfassung keinen rechten Widerstand leisten konnte oder mochte. Ihn quälten sichtlich größere Sorgen, und es blieb Thomas nichts anderes übrig, als dem alten Freund das restliche Geld aus Alexandria aufzudrängen und anschließend im Hafen nach einem Küstenfahrzeug oder Fischerboot zu suchen, das die beiden Ägyptenfahrer bis ans Nildelta bringen konnte.

Debora begleitete Thomas zum Hafen. Er war immer noch verstimmt darüber, wie Tobija die ganze Angelegenheit an sich gerissen und tatsächlich Samuel dafür gewonnen hatte: »Es kommt mir geradezu gewissenlos vor, den kopflosen Samuel mit einem Kind aufbrechen zu lassen!«

»Erstens, Thomas, wird Tobija in wenigen Wochen fünfzehn. Außerdem ist Samuel nicht kopflos, sondern verzweifelt.«

»Noch schlimmer!« Thomas blieb kurz stehen, blickte das Mädchen neben sich scharf an und fragte:

»Du hast ihn also mit Fragen durchbohrt?«

»Ich glaube eher, daß es ihm heute nacht gutgetan hat, mit jemandem über Tante Angela sprechen zu können.«

»Entschuldige, Debora, in dem Alter seid ihr Mädchen uns oft meilenweit voraus.«

»Aha? Kennst du die Mädchen so gut?«

»Stich nicht, Bienchen, ich habe beispielsweise auch Schwestern.«

»Na ja, es ist mir egal, woher du so gut Bescheid weißt. Komm, die Fischer landen gerade an. Es wird nicht leicht sein, nach der Nachtarbeit sofort einen zu finden.«

»Kennen sie Samuel?«

»Natürlich.«

»Gut. Welche sind von eurer Christengemeinde?«

»Knapp die Hälfte. Das ist eine gute Idee…« Sie lief Thomas voraus an den Strand.

Allein Samuels Name wirkte. Die Fischer verwiesen die Suchenden an ein cyprisches Küstenschiff, das seit gestern im Frachthafen ankerte und weiter südwärts wollte, eine günstigere Gelegenheit konnten sie selber nicht bieten. Sie begleiteten Thomas sogar dorthin und halfen ihm für Samuel und seinen Gefährten eine erschwingliche Passage auszuhandeln. Das Schiff wollte bald nach Sonnenaufgang in See stechen, so daß Thomas und Debora die beiden Mitfahrer schleunigst benachrichtigen mußten.

Plötzlich schien sich alles zu überstürzen. Debora fühlte sich, als geriete sie in den Sog eines Wirbelsturmes, der sie atemlos und schwindlig machte. Tobijas erste große Reise sollte ganz ohne innere Vorbereitung beginnen, seine erste längere Trennung von seiner Schwester. Die Pflegeeltern empfanden ähnlich, und Sebastian bestand auf Gebet und Segen, ehe er den Pflegesohn ziehen ließ. So knieten alle um den kleinen Hausaltar, auf dem Miriam eine Wachskerze anzündete. Die beiden ältesten Männer sprachen abwechselnd ein Gebet:

» Wie hält der Jüngling rein seinen Pfad? Wenn er bewahrt Gottes Worte… Von ganzem Herzen suche ich Gott, laß mich nicht weichen von Deinen Geboten… Sei gepriesen Herr, lehre mich Deine Befehle… Es liegt meine Seele im Staub, getreu Deinem Worte schaffe mir Segen…«

Sie teilten Brot und Wein, und zum Abschied segnete Vater Sebastian seine kleine Hausgemeinde. Miriam konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie Tobija mit herzlicher Umarmung verabschiedete:

»Komm gesund wieder, Tobi…«

»Ich werde schreiben«, versprach er, »und Debora wird es euch vorlesen. Habt Dank, habt Dank…«

Er umarmte die Kinder und zuletzt den Pflegevater. Debora und Thomas begleiteten die Reisenden zum Hafen, wo der Schiffer seine Passagiere bereits erwartete.

»Wie weit kannst du uns bringen?« fragte Samuel.

»Bis Pelusium, wie ausgehandelt.«

»Wir müssen nach Alexandria, doppelt so weit!«

»Das hörte ich. Wir haben Freunde in Pelusium…«

»Ich auch«, sagte Samuel gereizt, entschuldigte sich aber sofort: »Verzeih, eine fremdartige Eile sitzt mir im Nacken.« Der Schiffer nickte verständig:

»Das kann vorkommen. Wir sind bestens besegelt, und das Schiff ist flach und schnell, nicht langsamer jedenfalls als die Römische Post!«

Auch Thomas redete Samuel gut zu:

»Durch das Delta kommt ihr gleichfalls flott westwärts, denn der Nil schwillt um diese Zeit gewaltig an. Bald ist dort alles ein einziger See.«

»Wem sagst du das, Thomas? Hab ein Auge auf meine kleine Debora, die den Bruder so tapfer ziehen läßt. Ja, er wird dir schreiben, Mädchen, ich sorge dafür. Und nun liegt alles bei Gott. Lebt wohl.«

Tobija umschlang Debora, küßte sie auf Stirn und Wangen, dann legte das Schiff ab.

»Geh heim!« rief Tobija seiner Schwester auf der Mole zu. Er winkte, bis das Schiff aus dem Hafen geglitten war. Hoch und unbewegt stand Samuel neben ihm in seinen weißen und roten Tuchumhängen, die er wie immer über den Kopf gezogen hatte.

Debora winkte, bis sie beide nicht mehr sehen konnte. Daß Thomas die ganze Zeit hinter ihr ausharrte, schien sie vergessen zu haben. Als sie, müde und mutlos, den Arm sinken ließ, brachte er sich wieder in Erinnerung:

»Bravo, Bienchen. Jetzt laß die Tränen schießen.«

»Ach, Thomas…«

Vorsichtig streichelte er ihr übers Haar, berührte es sacht mit den Lippen, legte kurzentschlossen seinen Arm um Deboras Schulter und führte sie weg vom Hafen.

»Dies wird noch ein ganz erträglicher Tag, glaub es mir«, versuchte er, sie aufzumuntern. »Du zeigst mir Askalon und alle eure Hündchen. Vielleicht schenkst du mir einen? Ihr habt so viele, daß sie euch noch armfressen werden, und ich besitze nicht einen einzigen. Sie sind doch gut zu Fuß? Nein, keine Sorge, daß ich dir heute noch einen zweiten Abschied zumute. Ich ziehe frühestens nächste Nacht weiter. Außerdem werde ich so bald wie möglich von Aelia Capitolina zurückkehren…«

»Von Jerusalem!« belehrte sie ihn kopfschüttelnd. Thomas lachte. »Das mit dem Hund«, fragte sie, »meinst du das ernst?«

»Wenn du es ernst nimmst, meine ich es auch ernst.«

»Du bist oft allein auf deinen Botengängen, wie?«

»Seit gestern erst weiß ich, wie sehr allein.«

»Also gut. Es ist ein kleiner Rüde dabei, noch kein Jahr alt, mein Lieblingshund. Er heißt Hepi und ist der einzige schwarze.«

»Ach, Debora, ich werde Hepi hüten wie meinen Augapfel. Und natürlich sollst du ihn nicht ganz und gar verlieren! Wir werden jede Gelegenheit nützen, dich zu besuchen.«

Abschied von Askalon

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