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2. Kapitel

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Vor dem Pfarramt holten Gruppeninspektorin Mara Grünbrecht und Revierinspektor Josef Plattlbauer den Chefinspektor endlich ein. Plattlbauer öffnete die Tür und hielt sie für die Kriminalbeamten auf. Stern schritt wortlos an ihm vorüber, doch Grünbrecht bedankte sich bei ihm mit einem Lächeln, worauf Plattlbauers Gesichtszüge sich freudig erhellten. Um davon abzulenken, wies er die Liebenauer, die ihnen bis hierher gefolgt waren, um eine Aussage zu machen, an, sie mögen doch bitte draußen warten, bis man sie riefe, und schob anschließend aus einer Abstellkammer einen Tisch und zwei Stühle in den Pfarrsaal. Das alles platzierte er in der Mitte im vorderen Bereich und sagte, als er sein Werk begutachtete: »Das muss als Provisorium für die Vernehmungen reichen.« Dabei schielte er zu Grünbrecht hinüber, deren dunkelbraune Locken im Nacken wie junge Kitze hin und her hüpften. Als ihre haselnussbraunen Augen sich mit den seinen trafen, wandte er den Blick ab und rückte noch einmal die Stühle zurecht, was aber völlig überflüssig war.

»Gut, Plattlbauer. Jetzt bringen Sie mir Papier und einen Stift, denn ein Aufnahmegerät wird es ja wohl nicht geben …«, unterbrach Stern, ohne es mitzubekommen, das Balzverhalten des ländlichen Kollegen, und setzte sich an den Tisch.

»Nein, aber auf der Dienststelle in Weitersfelden haben wir eines. Soll ich es herbringen lassen?«

»Ja, machen Sie das! Und dann bitten Sie einen nach dem anderen zu uns herein«, wies Stern ihn weiter an.

Während Plattlbauer der Anweisung Folge leistete, lehnte sich Grünbrecht hinter ihrem Chef nahe dem Fenster an die Wand und murmelte, als die erste Zeugin eintrat: »Jetzt bin ich aber gespannt.«

»Mein Name ist Herta Bachmeier. Ich bin … ich war die Pfarrersköchin«, stellte sich die etwa 1,50 Meter große Frau den Kriminalbeamten vor, die allein durch ihre Erscheinung Sterns Bild von bei der Kirche beschäftigten Personen gehörig durcheinanderwirbelte. Ihre kurzen, rot gefärbten Haare standen wirr vom Kopf ab und bildeten einen starken Kontrast zu ihrem blassen Teint. Ihr grell pink geschminkter Mund biss sich mit dem Orange ihres T-Shirts. Der Rest steckte in einem Jeansrock und rosa geblümten Leggings. Über dem Ganzen trug die Pfarrersköchin eine rote ärmellose Weste mit schwarzen Fransen am Saum. Der Chefinspektor hatte bislang gedacht, Pfarrersköchinnen wären graue alte Jungfern, gekleidet in schwarzen Röcken und beigen Blusen. Dass er mit diesem Vorurteil gewaltig irrte, zeugte die vor ihm sitzende, ungefähr 35 Lenze zählende Frau, die alles andere als langweilig zu sein schien. Zumindest nicht, was ihre Kleidung anbelangte.

»Frau Bachmeier, können Sie sich vorstellen, warum der Pfarrer, also Ihr Chef, ermordet worden ist?«, fragte Stern bemüht, sein Erstaunen wegen des schillernden Aussehens seines Gegenübers nicht durchscheinen zu lassen.

»Nicht im Geringsten. Der Pfarrer ist …« Die Frau brach ab und räusperte sich. »Er war ein herzensguter Mensch. Er hat keiner Fliege etwas zuleide getan, in seinem ganzen Leben nicht. So ein lieber Mensch, wissen S’? Wenn alle so wären, wie unser Herr Pfarrer es g’wesen ist, dann wäre die Welt eine viel bessere. Und glauben S’ mir, die hat das auch dringend nötig bei dem, was man so alles im Fernsehen sieht!« Herta Bachmeier schüttelte den Kopf.

»Ja, ja, das Fernsehen. Man soll aber nicht alles glauben, was man im Fernsehen sieht, Frau … äh.«

»Bachmeier. Herta Bachmeier.«

»Ja, Frau Bachmeier. Kommen wir zurück zum Pfarrer: Hat er Feinde gehabt?«, versuchte Stern, etwas für den Fall Relevantes aus der Frau herauszubekommen, und fand, dass die Farbkombination Rosa mit Orange und Rot sogar seinen für Mode äußerst unausgeprägten Sinn störte.

»Nein, Herr Inspektor, er hat gewiss keine Feinde gehabt. Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass er ein ganz lieber Mann gewesen ist. So einer hat keine Feinde.«

Für Stern war die Sache klar: Entweder wollte die Frau nichts Schlechtes über ihren toten Chef sagen, oder sie empfand den Dahingeschiedenen als tatsächlich so, wie sie behauptete. Um sich ein Urteil über den Priester bilden zu können, war es aber zu früh. Schließlich standen sie noch ganz am Anfang mit ihren Vernehmungen.

»Gibt es sonst etwas, das Sie uns über den Pfarrer erzählen möchten?«, mischte sich Grünbrecht ein. Die dick mit Kajal umrandeten Augen der Pfarrersköchin wanderten in ihre Richtung und blieben an ihr haften.

»Ich hatte da so ein Gefühl …«, begann sie zu erzählen und tippte sich dabei auf die Brust. Schon allein, wie sie es sagte, verkrampfte sich Sterns Magen. Er hasste Gefühle in Mordfällen, er brauchte Fakten, Fakten und nochmals Fakten.

»Ein Gefühl?«, wiederholte er argwöhnisch.

»Ja, als hätte ich es gespürt, dass etwas Schlimmes passieren wird.«

»Spüren Sie so etwas denn öfter?«, hakte Grünbrecht nach, worauf ihr Stern einen finsteren Blick zuwarf. Die Gruppeninspektorin wusste, was ihr Chef von Äußerungen über Gefühle hielt, und wollte schneller sein als er, bevor er die Vernehmung abbräche und die Zeugin hinausschicken konnte.

»Nun ja …« Die Frau suchte offenbar nach den richtigen Worten. »Ach, vergessen Sie’s!«, sagte sie dann und stand auf.

»Aber bleiben Sie doch …«

»Danke, Frau Bachmeier«, fiel Stern Grünbrecht ins Wort. »Und wenn Sie rausgehen, schicken Sie uns bitte den Nächsten herein.« Stern war erleichtert, dass ihm die Gefühlsduselei der Frau erspart blieb.

»Also ich hätte schon gern gewusst, was sie uns zu sagen versucht hat«, meinte Grünbrecht, als die Frau den Pfarrsaal verlassen hatte.

»Sie haben doch gehört, dass sie selber gesagt hat, dass wir es vergessen sollen. Sie wollte halt nicht mehr darüber reden, warum auch immer.«

»Weil Sie gleich so abwehrend reagiert haben«, warf Grünbrecht ihrem Chef vor.

»Hab ich doch gar nicht! Aber wahrscheinlich hat die gute Frau selber erkannt, dass ihre Aussage für die Aufklärung des Falls nicht relevant ist. Wenn sie über Gefühle reden will, soll sie zu einem Psychiater gehen. Wir haben einen Mord aufzuklären.«

Die Tür ging auf und der nächste Zeuge marschierte herein, streckte dem Chefinspektor die Hand entgegen und tippte sich an Grünbrecht gewandt als Gruß an den Hut. Er trug eine Lederhose, ein rot-weiß kariertes Hemd und brachte mindestens 30 Kilo zu viel auf die Waage, die meisten davon vorne an seinem Bauch. Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – war er eine stattliche Erscheinung. Selbstbewusst setzte er sich auf den Stuhl, der unter seinem Gewicht ächzte, was jeder im Raum aber ignorierte.

»Ihr Name?«, fragte Stern.

»Siegfried Bauer.«

»Herr Bauer, was können Sie uns über den Pfarrer sagen?«

»Ja mei, recht viel net«, antwortete der Mann und steckte beide Daumen in den Bund der Lederhose. Die Hände ruhten dabei auf seinem Bauch wie bei einer Schwangeren.

»Aber Sie sind doch extra hergekommen, um auszusagen?« Stern war verwirrt.

»Ja, schon.« Der Mann hingegen war die Ruhe selbst. Sein Blick wanderte zwischen Stern und Grünbrecht hin und her, und es schien, als wartete er auf etwas.

»Und … was bedeutet dann dieses recht viel nicht?« Nun begann dieses Aus-der-Nase-Ziehen, wenn es denn überhaupt etwas aus der Nase zu ziehen gab. Außerdem knurrte Sterns Magen. Die Geduld des Chefinspektors wurde hart auf die Probe gestellt.

»Ja mei, er war halt unser Pfarrer«, sagte der Zeuge gelassen.

»Aber wissen Sie auch, warum er sterben hat müssen, Ihr Herr Pfarrer? Haben Sie irgendeinen Hinweis für uns?«

»Ja mei, keine Ahnung. Dafür seid’s doch ihr da, oder? Das ist ganz klar Aufgabe der Polizei!«

Stern stieß hörbar die Luft aus. Er musste sich zusammenreißen, um dem vor ihm sitzenden Mann nicht gehörig die Meinung zu sagen. Er befürchtete jedoch, dass der erst die Vorhut war und draußen vor der Tür noch viel Schlimmeres auf ihn wartete.

»Und warum sind Sie dann zur Vernehmung gekommen?«, fragte nun Grünbrecht, da sie spürte, dass Stern einen Augenblick benötigte, um sich zu sammeln.

»Ja, mei. Ich wollt mir das halt mal so ansehen, wie ihr das so macht. Sonst kennt man das ja nur aus dem Fernsehen, von den vielen Krimis. Und das mal live zu sehen, ist halt doch ganz etwas anderes.«

»Danke, der Nächste bitte!«, komplimentierte Stern den Mann hinaus. Siegfried Bauer erhob sich, straffte seine Lederhose mit einem gezielten Griff unter die Hosenträger und schlurfte aus dem Pfarrsaal. Stern starrte ihm verärgert hinterher und einer kleinen, alten Frau mit grünem Kopftuch entgegen.

»Rosa Hintersteiner«, stellte die sich vor.

»Sehr schön, Frau Hintersteiner. Was können Sie uns über den Pfarrer alles erzählen?«

»Pst!«, machte die Frau.

Stern war verblüfft. Schon wieder. »Was meinen Sie mit Pst?«, fragte er.

Die Frau lockte ihn mit ihrem knöchrigen Zeigefinger näher zu kommen wie einst die Hexe aus Hänsel und Gretel. Stern beschlich ein mulmiges Gefühl. Er fürchtete zwar nicht, in einen Käfig gesperrt zu werden, schließlich war er derjenige, der andere wegsperrte, aber das Verhalten der Frau war dennoch ein wenig unheimlich. Er beugte sich nach vorne, um zu verstehen, was die Frau gleich sagen würde, und auch Grünbrecht trat näher an den Tisch heran.

»Ich kann doch nicht in Gegenwart unseres Herrn schlecht über unseren Herrn Pfarrer reden«, flüsterte die Frau nahe Sterns Ohr. Anschließend deutete sie hinter Stern und Grünbrechts Rücken, wo an der Wand ein Kruzifix hing.

»Aber … aber das ist doch nur …« Der Chefinspektor brach ab, überlegte kurz und änderte die Taktik. »Sollen wir es abnehmen?«

Die Frau nickte, sagte aber kein Wort.

Grünbrecht ging zur Wand, nahm das Kreuz ab und legte es in die Kammer seitwärts des Pfarrsaals. Bestimmt kamen sie so schneller an ihr Ziel, dachte Stern und auch, dass es keinen Sinn machte, über Dinge wie Aberglaube zu diskutieren. Anschließend war die Frau tatsächlich bereit zu reden, und Stern und Grünbrecht waren überrascht, was sie zu hören bekamen.

»Also, der Herr Pfarrer ist ein ganz Schlimmer!«, begann Rosa Hintersteiner zu berichten. »Der hält sich selber nicht an die Zehn Gebote, obwohl predigen tut er sie jeden Sonntag, und das ganz eindringlich! Zehn Ave-Maria hab ich jedes Mal beten müssen, wenn ich zu ihm beichten gegangen bin. Und selber? Pah!« Die Frau verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die verdeutlichte, was sie von dem Priester hielt.

»Von welchem der Zehn Gebote reden wir denn hier, Frau Hintersteiner?«, fragte Stern neugierig. Endlich schienen sie auf eine Spur gestoßen zu sein.

»Von allen, Herr Hauptkommissar! Von allen!«

»Chefinspektor«, korrigierte Stern die aufgebrachte Rosa Hintersteiner. »Kommissare gibt es nur in Deutschland. In Österreich sagen wir Inspektoren.«

»Das ist mir wurscht, Herr Hauptkommissar. Ich nenne Sie, wie S’ wollen, meinetwillen auch Inspektor. Viel wichtiger ist, dass Sie endlich etwas gegen den Pfarrer unternehmen. Verhaften S’ ihn! Das ist nämlich ganz ein Schlimmer, wissen S’!«

Stern zog die Augenbrauen hoch und überlegte, ob er die Frau tatsächlich richtig verstanden hatte. Sie verlangte doch allen Ernstes, dass er einen Toten verhaften solle!

»Aber der Pfarrer ist doch tot«, erwiderte er, während seine Verwirrung den Höhepunkt erreichte und jene der alten Frau sich in erkennbare Erleichterung verwandelte.

»Tot ist er, sagen S’? Na dann ist’s ja gut. Jetzt hat er sich vor unserem Herrn zu verantworten.« Rosa Hintersteiner stand auf und wandte sich zum Gehen.

»Warten Sie! Was hat er denn so Schlimmes angestellt, der Herr Pfarrer, dass wir ihn hätten verhaften müssen?«, fragte Stern rasch.

»Über Tote soll man nicht schlecht reden, Wissen S’ denn gar nichts?«, erwiderte die alte Dame und sah den Chefinspektor tadelnd an. Der war zu überrascht, als dass er darauf etwas hätte sagen können. Etwas Ordentliches und kein Fluchen. Bis er sich allerdings wieder gefangen hatte, war Rosa Hintersteiner zur Tür hinaus.

»Was war das denn eben?«, fragte Grünbrecht.

Stern schüttelte den Kopf. »Wenn das so weitergeht, können Sie mich am Ende der Vernehmungen in ein Irrenhaus bringen.«

»Dann sind wir mal gespannt, wer als Nächstes kommt.« Die Gruppeninspektorin holte einen Stuhl aus der Abstellkammer und setzte sich damit neben ihren Chef. Anscheinend dachte sie, dass er seelischen Beistand benötigte. Na gut, das tat er auch. Irgendwie. Er wusste nur noch nicht, ob seine Kollegin die Richtige dafür war.

Der nächste Auskunftswillige war der örtliche Bäcker. Er überraschte die Kriminalbeamten nicht nur mit mitgebrachten frischen Semmeln, welche er ihnen zu Beginn feierlich überreichte und deren Duft Stern sofort in die Nase kroch, dass sich der Speichel in seinem Mund nur so ansammelte, sondern auch mit einem Gerücht: »Man hört ja, dass ein Vampir der Täter g’wesen sein soll.«

»Ein Vampir?«, wiederholte Grünbrecht eine Spur zu laut und lachte, um zu verdeutlichen, wie absurd das war.

»Ja, wegen der Bissmale am Hals.« Der Bäcker deutete mit der Hand auf seinen eigenen Hals, wo er die Wundmale vermutete, und Stern wünschte den geschwätzigen Revierinspektor sonst wohin.

»Von wem haben Sie das denn, das mit den Bissmalen?«, fragte er dennoch und legte die Semmel schweren Herzens auf den Tisch. Er würde sie später essen, jetzt musste er erst mal das mit den Vampiren, und dass Plattlbauer es überall herumerzählte, verdauen. Dann überlegte er, ob er das Kreuz, das Grünbrecht vorhin abgenommen hatte, zurück an die Wand hängen sollte. Sozusagen als Abwehr gegen Vampire und das abergläubische Volk.

»Der Plattlbauer hat es mir erzählt. Er hat die Leich ja g’sehen, wie sie da auf dem Altar g’legen ist«, bestätigte der Bäcker Sterns Vermutung. Er seufzte und nahm sich vor, sich den Revierinspektor gehörig zur Brust zu nehmen. Der konnte doch nicht einfach durch die Gegend laufen und Details vom Fall ausplaudern!

»Jetzt hören Sie mal, wir wissen noch nicht, womit der Pfarrer ermordet worden ist. Aber eines wissen wir genau, nämlich, dass es keine Vampire gibt, weder hier in Liebenau noch sonst wo. Außer Sie meinen jene, die sich neue Steuern einfallen lassen und damit den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Das sind die echten Blutsauger, um die sollten Sie sich Gedanken machen, wenn Sie das nächste Mal zur Wahlurne pilgern.« Mit diesen Worten entließ Stern den Bäcker, nicht aber ohne sich vorher noch einmal für die frischen Semmeln zu bedanken.

Die Schlange der Redewilligen vor dem Pfarrhaus riss nicht ab. Liebenau schien ein gesprächiger Ort zu sein. Bis kurz vor 23:00 Uhr saßen Stern und Grünbrecht im provisorischen Vernehmungsraum im Pfarrsaal und hörten sich an, was die Liebenauer über ihren toten Pfarrer zu erzählen bereit waren. Resümierend konnte sich Stern kein zufriedenstellendes Urteil über den Priester bilden. Weder war er besonders beliebt gewesen, noch hatte man ihn gehasst. Er war kein Engel gewesen, aber auch keine Ausgeburt des Teufels. Ein Mensch mit Fehlern halt, so wie jeder andere auch, nur eben im Priestergewand. Also hatte Stern nichts außer der Gewissheit, dass die Küche beim Brücklwirt bestimmt schon geschlossen hatte und sein Magen vorsorglich zu revolutionieren begann. Die Semmeln des Bäckers hatten er und Grünbrecht bereits vor Stunden verzehrt.

Als die Kirchenuhr elfmal schlug, stieß Stern die Tür in die Gaststube des Brücklwirts auf. Rauch quoll ihnen entgegen, so dick, dass Stern im ersten Moment dachte, er müsste die Feuerwehr alarmieren. Von rauchfreien Zonen, wie sie in der Stadt längst üblich waren, hatte man in Liebenau wohl noch nie etwas gehört. Kurz kam es ihm in den Sinn, die Kollegen der Gewerbebehörde zu informieren, wollte aber, wenn sie doch etwas zu essen bekämen, über diesen Verstoß hinwegsehen. Außerdem hing an der Wand ein großer Flachbildfernseher. Bestimmt hatten die Fußballbegeisterten das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft angesehen. Nun aber war es vorbei, und es liefen Nachrichten, die niemanden zu interessieren schienen. Der Ton war sogar so weit zurückgedreht, dass man nur die sich bewegenden Münder der Sprecher sah und Lippen lesen können müsste, um zu verstehen, was sie sagten.

»Na, der Herr Hauptkommissar und seine Kollegin«, begrüßte ihn die Wirtin, als wären er und Grünbrecht tagtäglich hier. Die Frau hatte ausladende Hüften und in ein Dirndl eingequetschte Brüste, die aus ihrer Bluse zu springen drohten. Sie stand hinter dem Tresen und zapfte mehrere Halbe.

»Chefinspektor«, korrigierte Stern zum wiederholten Mal. Diese ganzen deutschen Krimi-Fernsehserien waren schuld daran, dass alle ihn mit Kommissar ansprachen.

»Na, wenn S’ meinen«, sagte die Wirtin gelassen. Die Liebenauer schienen sich für korrekte Berufsbezeichnungen nicht zu interessieren. Kommissar oder Inspektor? Was machte das schon für einen Unterschied, dachten sie bestimmt, Hauptsache, er fand den Mörder ihres Pfarrers. Die Wirtin nahm zwei Schlüssel vom Haken und überreichte einen Stern. Den anderen hielt sie Grünbrecht hin. »Ihre Zimmer!« Anschließend stellte sie eine frisch gezapfte Halbe vor Stern am Tresen ab und fragte Grünbrecht: »Wollen S’ ein Glaserl Veltliner haben?«

»Ich hab doch noch gar nichts bestellt«, wies Stern die Frau auf diesen Umstand hin und deutete auf das Glas vor ihm, gefüllt mit goldgelbem Weizen. Anscheinend konnte die Frau bis in seine Seele blicken, dachte er.

»Sie beide sehen aber aus, als könnten S’ das jetzt gebrauchen. Geht aufs Haus. Übrigens, ich bin die Miezi Brückl. Haben S’ denn kein Gepäck?«

»Oskar Stern, und das ist meine Kollegin …« Der Chefinspektor deutete auf Grünbrecht, die sich selber vorstellte und der Wirtin die Hand reichte.

»Mara Grünbrecht.«

»Das Gepäck ist noch im Wagen. Wir wollten zuerst mal sehen, ob Sie überhaupt zwei Zimmer für uns haben.«

»Aber natürlich«, verkündete die Wirtin. Ihre Augen blitzten vergnügt, und Stern fragte sich, wie man um diese Uhrzeit bloß so gute Laune versprühen konnte. »Einer Ihrer Kollegen aus Linz hat das schon arrangiert, als wir noch gar nicht g’wusst haben, was überhaupt los ist.« Die Brücklwirtin füllte ein Glas mit Veltliner und stellte es vor Grünbrecht auf den Tresen.

»Oh, nein danke! Wenn ich den jetzt trinke, dann …« Grünbrecht machte eine Handbewegung, die verdeutlichte, dass sie auf leeren Magen keinen Alkohol vertrug.

Stern hingegen griff nach dem Bier, das verführerisch golden im Schein der Barbeleuchtung leuchtete. Er nahm einen Schluck und blickte sich in der Gaststube um. Hier war es eigentlich ganz gemütlich, vom Zigarettenqualm mal abgesehen. Am Stammtisch saß eine Runde hiesigen Urgesteins. Stern prostete den Männern zu, da die ihn und Grünbrecht von ihren Plätzen aus wie bei einer bäuerlichen Tierbeschau das Vieh musterten.

»Wollen S’ was essen? Einen Schweinsbraten hätt ich noch!«, fragte die Wirtin. »Rein in die Mikrowelle, und schon ist er dampfend heiß.«

»Nein danke, um diese Zeit nicht mehr«, wehrte Grünbrecht ab und sagte zu ihrem Chef. »Wenn Sie jetzt etwas essen, legt sich jedes Gramm doppelt an.«

Stern hatte ein paar Kilos zu viel um die Hüften, das wusste er. Aber dass Grünbrecht ihm gleich das Essen verbot, ging nun doch zu weit. Natürlich hatte sie recht, obwohl so ein Schweinsbraten sehr verlockend war, musste er zugeben und sich zusammenreißen, um nicht doch noch schwach zu werden. Das Gebrumme in seinem Magen war dabei nicht sonderlich hilfreich, dieser Versuchung zu widerstehen.

»Ich geh jetzt ins Bett«, verkündete Grünbrecht.

»Ja, machen Sie nur.« Stern nahm einen kräftigen Schluck, der auch den Magen füllte, so hoffte er.

»Ich brauche die Autoschlüssel, um das Gepäck zu holen.« Grünbrecht hielt Stern die offene Hand hin. Der suchte in seinen Taschen nach dem Schlüssel und überreichte ihn ihr.

»Ich stelle Ihr Gepäck vor die Tür der Gaststube«, sagte Grünbrecht.

»Ist gut. Ich trinke rasch mein Bier aus.« Stern deutete auf das Glas, das vor ihm stand, und überlegte immer noch, ob er nicht doch das Angebot wegen des Schweinsbratens annehmen sollte.

»Gute Nacht, Chef!« Grünbrecht wandte sich ab und verließ die Gaststube.

»Gute Nacht«, brummte Stern und nahm einen weiteren Schluck. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er so durstig war. Langsam beruhigte sich sein Magen. Scheinbar war der froh, zu dieser späten Stunde überhaupt noch etwas zu kriegen. Mit dem Handrücken wischte er den Schaum über seiner Oberlippe weg.

»Haben S’ schon was rausg’funden?«, rief einer der Männer vom Stammtisch zu Stern herüber. Ein langer, grau melierter Bart und eine grüne Jacke ließen den Mann aussehen wie einen Förster aus einem Heimatfilm.

»Wer will das wissen?«, fragte Stern eine Spur zu provokant, packte dennoch seine Halbe und ging zu dem Stammtisch hinüber. Er konnte sich nicht erinnern, einen der hier sitzenden Männer im Pfarrsaal bei den Vernehmungen gesehen zu haben. Dabei wusste Stern, dass der Tratsch im Wirtshaus ausführlicher lief als jener auf der Straße. Da gab es ausnahmsweise keinen Unterschied zwischen Stadt und Land. Das war überall gleich.

»Der Hartmeier Georg will das wiss’n«, kam es postwendend zurück.

»Nun, Hartmeier Georg, ich weiß genug, um mir ein Bild über den Pfarrer zu machen«, log Stern. »Wer ihn gemocht hat und wer nicht, wer was von ihm gehalten und wer ihn verteufelt hat. Wie steht es da mit Ihnen?« Stern blieb vor der Stammtischrunde stehen und blickte die Männer der Reihe nach an.

»Mit mir? Ich hab ihn gar nicht richtig g’kannt«, sagte Hartmeier und grinste.

»Sie müss’n wissen, Herr Chefinspektor, dass sich der Hartmeier kein einziges Mal in der Kirche hat blicken lassen«, erklärte ein anderer aus der geselligen Runde. »Nicht einmal beim Begräbnis seiner Mutter ist er dort g’wesen, und das will was heißen!« Der Mann hob sein Glas und prostete zuerst dem Hartmeier Georg und dann dem Chefinspektor zu. Die anderen taten es ihm gleich. Daraufhin setzte Stille ein, da alle aus ihren Gläsern tranken.

»Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«, hakte Stern nach, als alle ihre Biergläser auf den Tisch gestellt hatten.

»Das erzähl ich Ihnen, wenn Sie sich zu uns setzen«, schlug Hartmeier vor. »Einen Chefinspektor von der Kripo hab’n wir schließlich nicht alle Tage bei uns.«

Die Männer rückten zusammen und machten für den Chefinspektor Platz. Der schob seinen Hintern auf die Bank und wartete auf die Fortsetzung der Hartmeier-Kirchengeschichte.

»Das ganze heilige Zeug ist nix für mich. Aber ich glaub, der Pfarrer ist trotzdem kein schlechter Kerl g’wesen.« Hartmeier war plötzlich ernst geworden. Die anderen Männer nickten zustimmend.

»Und er hat gar nicht so übel Karten g’spielt!«, meinte ein anderer.

»Ja, er hat auch ganz schön was vertragen, sag ich Ihnen. Schnaps, meine ich.« Wieder nickten alle.

»Wer könnte Ihrer Meinung nach einen Grund gehabt haben, den Pfarrer zu ermorden?«, wollte Stern wissen. Wie es aussah, erfuhr er von dieser gesprächigen Runde in fünf Minuten mehr als vom restlichen Dorf die halbe Nacht über, und das auch noch mit einem Glas Bier in der Hand. Doch auf seine zuletzt gestellte Frage antworteten die Männer mit ratlosem Blick.

»Wenn Sie so frag’n: keiner«, behauptete Hartmeier. »Unser Pfarrer hat die Frömmigkeit ja regelrecht im Blut g’habt. So einen ermordet man nicht, nur weil einem grad danach ist. Da muss was ganz Schlimmes vorgefall’n sein.«

»Was könnte das denn gewesen sein?«, bohrte Stern nach.

»Um was geht es denn immer? Um Geld, oder?« Der Mann, der dies sagte, schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«

»Der Biermann Karl«, antwortete der Faustschläger und erklärte, dass sich sein Bruder eben von seiner Frau hatte scheiden lassen und dabei nicht nur Haus, sondern auch jeden Cent verloren hatte. Eine Blutsaugerin sei seine Schwägerin gewesen, meinte er, genauso wie der Mörder des Pfarrers, der dem armen Gottesmann laut dem Bericht des Revierinspektors jeden einzelnen Tropfen Blut ausgesaugt hatte. Und sein Bruder hätte wegen der ganzen Schweinerei wieder bei null anfangen müssen, oder bei weniger als null, wobei die Stammtischrunde sich nicht ganz einig war, wo die Skala dafür anzusetzen war. Daraufhin genehmigte sich der Biermann Karl mehrere kräftige Züge des herben Gebräus, als wären es sein Haus und sein Geld gewesen, das bei der Scheidung flöten gegangen war. Als er das Glas geleert hatte, winkte er die Wirtin herbei, um nachzutanken.

»Aber so ein Pfarrer hat doch gar kein Geld«, mutmaßte ein anderer. »Also kann es nicht ums Geld gegangen sein.«

»Vielleicht ist er ja wegen einer Frau um’bracht worden?«, stellte ein anderer diese These in den Raum. Daraufhin brach schallendes Gelächter aus. »Was? Habt ihr noch nie was davon g’hört, dass auch Priester nur Männer sind und ihre Liebschaften pflegen? Ist doch nicht einmal so selten!«

»Aber doch nicht unser Pfarrer«, entgegnete Hartmeier entschieden.

»Warum denn nicht? Stille Wässer sind bekanntlich tief, sicher auch so ein Weihwasser wie der Pfarrer.«

Daraufhin herrschte für einen Augenblick Schweigen. Die Biertischrunde schien sich die Möglichkeit, dass ihr Pfarrer eine Geliebte gehabt haben könnte, durch den Kopf gehen zu lassen. Man las ja viel in den Zeitungen, dass die Kirchenleute gar nicht so fromm waren, wie sie behaupteten, und dass einige von ihnen ein aufregenderes Sexleben führten als so mancher brave Familienvater. Aber der Liebenauer Pfarrer?

»Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen«, beendete Biermann seine Überlegungen und begoss diese Erkenntnis mit einem kräftigen Schluck aus seinem Glas. Danach wischte er mit dem Ärmel über seinen Mund und erhob sich mit den Worten: »Für heut’ hab ich genug!« Er legte einen 20-Euro-Schein auf den Tisch und verließ das Gasthaus.

»Wenn es nicht ums Geld geht und auch nicht um die Liebe, dann geht es um Macht«, ließ Hartmeier aufhorchen.

»Wie meinen Sie das? Welche Macht soll ein Pfarrer denn haben?« Stern wartete gespannt auf die Antwort des Hartmeiers.

»Unterschätzen S’ das nicht, Herr Chefinspektor. So ein Pfarrer kennt alle Sünden von den Leuten. Schließlich rennen auch alle zu ihm beichten wie die Viecher zum Futtertrog. Da ist sicher das eine oder andere dabei, aus dem man Kapital schlagen könnte. Natürlich nur, wenn man das auch will! Aber funktionieren täte das schon, da bin ich mir ganz sicher.«

»Spielen Sie auf etwas Bestimmtes an?« Stern hoffte, endlich auf einen konkreten Hinweis zu stoßen. Dieses an den Haaren herbeigezogene Verdächtigen des Nachbarn, weil der einem nicht zum Gesicht stand und man ihm endlich eins auswischen konnte, oder das von Rache geprägte Denunzieren der Nachbarin, weil die am Sonntagvormittag lieber in die Rostbar pilgerte als in die Kirche, hatte er sich schon den ganzen Nachmittag über anhören müssen. Davon hatte er genug.

»Nein, nichts Bestimmtes. Ich sitze ja nicht im Beichtstuhl auf dem Schoß vom Pfarrer.« Georg Hartmeier grinste. »Aber interessant wär’s schon. Da würden wir gern ein Mäuschen sein wollen, gell?«

»Also nichts Bestimmtes«, wiederholte Stern enttäuscht.

»Fragen S’ doch mal die Herta, die Pfarrersköchin«, schlug Hartmeier noch immer grinsend vor.

»Die Herta Bachmeier? Etwa die mit den roten Haaren?«

»Ja, genau die meine ich. Die Frau ist ein Unikat.«

»Wohl eher ein Ungeheuer!«, schrie einer der Männer grölend heraus.

»Mit der hab ich schon gesprochen.« Stern erinnerte sich genau an das Gespräch, welches ihm aber auch nicht weitergeholfen hatte.

»Und? Was hat sie g’sagt, die Herta?«

»Dass der Pfarrer ein lieber Mensch gewesen ist und sie keine Ahnung hat, wer ihm das angetan haben könnte.«

»Sonst nix?« Hartmeier blieb hartnäckig.

»Nein, sonst nichts.«

»Da müssen S’ aber noch mal ran, Herr Chefinspektor. Die Herta Bachmeier weiß alles, was es in Liebenau zu wissen gibt, auch, welche Unterwäsche Sie gerade tragen.« Da waren sich die Männer ausnahmsweise mal einig und nickten zustimmend.

»Na, dann werde ich das morgen noch mal tun«, sagte Stern, bedankte sich für den Tipp mit der Pfarrersköchin, trank sein Bier aus und verabschiedete sich von der geselligen Runde. Es war ein langer Tag gewesen, und er war hundemüde.

Grünbrecht hatte seine Reisetasche vor der Tür der Gaststube abgestellt. Er hatte nur wenige Sachen eingepackt, da er ja gehofft hatte, dass sie in ein paar Tagen den Fall aufgeklärt hätten. Wenn er sich da nur mal nicht täuschte! Die Liebenauer schienen zwar ein geselliges Völkchen zu sein, aber wenn es um einen aus ihren Reihen ging, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Stern nahm die Reisetasche und machte sich damit auf die Suche nach seinem Zimmer. Die Treppe hinauf und dann links, hatte die Wirtin gesagt und auch, dass er und Grünbrecht die schönsten Gästezimmer bekommen hätten. Zwischen den Zeilen glaubte Stern herausgehört zu haben, dass das Gasthaus nicht voll belegt war, da das im Ort befindliche Hotel dem Brücklwirt gehörig Konkurrenz machte und immer wieder Gäste wegschnappte. Gerade im Sommer kamen viele Touristen nach Liebenau, um in einer völlig intakten Natur zu wandern und die Ruhe und die gute Luft zu genießen. Das Ortszentrum war das höchstgelegene in ganz Oberösterreich, und mit seinen 76 Quadratkilometern war Liebenau die größte Gemeinde im Mühlviertel. Doch der wahre Anziehungsmagnet für die Menschen stellte das Tannermoor dar, welches zu den größten Latschenhochmooren Österreichs zählte und mit einem Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren aufwarten konnte. Das alles hatte Stern aus den Zeugenaussagen im Pfarrsaal erfahren, nur nicht, wer den Priester ermordet haben könnte.

Vor der Tür mit der Nummer Sieben angelangt steckte er den Schlüssel ins Schloss, drückte die Klinke nach unten und betrat das Zimmer. Möbel aus hellem Holz empfingen ihn sowie ein mindestens 43 Zoll großer Flachbildfernseher. Da hatte der Dienststellenleiter ausnahmsweise einmal recht gehabt, als er Stern prophezeit hatte, dass es ihm in Liebenau nicht an Fernsehgeräten mangeln würde. Den Boden zierte ein roter Teppich, und ebenso farbige Vorhänge säumten seitwärts das Fenster, das einen Blick hinaus auf Liebenau gewährte. Das Zimmer strahlte Gemütlichkeit aus, fand Stern, und wäre nicht der Mord an dem Pfarrer, so könnte er sich hier durchaus wohlfühlen. Er warf rasch einen Blick in das Badezimmer, welches weiß gefliest war und ziemlich neu aussah. Dicke rote Handtücher lagen in einem schmalen Regal, und ein frischer Duft drang aus einem unter dem Spiegel stehenden Potpourri aus getrockneten Obstschalen und Blütenblättern.

Stern stellte die Reisetasche neben dem Bett ab. Indem er mit dem jeweils anderen Fuß auf seine Fersen stieg, schlüpfte er aus den Schuhen und ließ sich rücklings in das Bett fallen. Die Decke raschelte und würde es ihm schwermachen einzuschlafen. Am Nachttisch lag eine Bibel. Dieser ungewollte Fingerzeig auf den Mord am Pfarrer entlockte Stern einen tiefen Seufzer. Am Kopfpolster war mittig eine Schokoladenpraline platziert, ein gern gesehener Willkommensgruß, gerade heute, wo Sterns Magen lediglich mit Bier gefüllt war und er noch immer Hunger verspürte. Er nahm die Schokolade und löste sie aus dem Papier. Dann steckte er sie in den Mund und ließ sie auf der Zunge zergehen. Grünbrechts Aussage, dass sich zu dieser Zeit jedes Gramm, das man verzehrte, doppelt um die Hüften anlegte, fiel ihm wieder ein. Aber wie viel wog schon so eine Praline? Zwei Gramm. Oder waren es fünf? Bestimmt war ihr Gewicht kaum der Rede wert.

Nachdem die süße Verführung Sterns Gaumen passiert und die Speiseröhre hinuntergerutscht war, kreisten seine Gedanken wieder um den Mord. Es quälte ihn, dass sie noch keine handfesten Hinweise hatten. Es schien, als säßen er und Grünbrecht für längere Zeit in Liebenau fest, wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschah. Dass dieses Unvorhersehbare längst geschehen war, wusste er natürlich nicht.

Mühlviertler Blut

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