Читать книгу Die wahre Geschichte der Weihnachtshexe Befana - Eva Walitzek - Страница 5
Ankunft
ОглавлениеEs schneite und wie damals war kein Stern zu sehen, damals, in jener Nacht vor mehr als 2000 Jahren. Kein Wunder, dass die drei Männer sich verlaufen hatten. Denn sie richteten sich bei ihrer Reise nur nach den Sternen. Sie hatten nicht einmal eine Karte dabei und nach dem Weg hatten sie auch noch niemanden gefragt. Wahrscheinlich hätten sie auch nicht an Befanas Tür geklopft, wenn sich ihre Kamele nicht einfach hingelegt hätten. Sie weigerten sich, auch nur einen Schritt weiterzugehen, ehe sie nicht frisches Wasser und etwas zu essen bekommen hatten. Sie waren offenbar klüger als ihre Besitzer.
Befana hatte die merkwürdige Truppe ein paar Minuten beobachtet, um sicher zu sein, dass sie nichts Böses im Schilde führten. Schließlich lebte sie ganz allein in der kleinen Hütte. Und gegen mehrere Zauberer konnte eine einzelne Hexe nichts ausrichten. Als sie schließlich die Tür öffnete, diskutierten die drei Männer immer noch lautstark miteinander, was sie tun sollten.
„Wahrscheinlich würden sie heute noch da stehen“, sagte Befana zu sich selbst. „Warum glauben Männer immer, dass sie alleine zurechtkommen, keine Hilfe brauchen und alles besser wissen?“ Sie würde es nie verstehen.
Befana wischte mit einer schnellen Handbewegung den Schnee von dem kleinen Navigationsgerät, das sie auf ihrem Besen montiert hatte. Der Zielort blinkte ihr entgegen: Noch 5,3 Kilometer zeigte das Display in der großen grünen Schrift, die sie selbst bei schlechten Sichtverhältnissen wie heute gut lesen konnte. Diese kleinen Dinger waren wirklich praktisch. Ob die drei inzwischen auch eins hatten?
Gewiss, denn sie waren schon damals technisch auf dem neuesten Stand gewesen. Vor allem Caspar war immer auf der Jagd nach Neuerungen. Seine neueste Errungenschaft war damals ein Richtungsanzeiger – etwa 30 Zentimeter lange Stäbe, die rechts und links am Höcker des ersten und letzten Kamels befestigt waren. „Damit kann man anzeigen, wenn man abbiegen will, Signora Befana. Irgendwann wird jeder einen Richtungsanzeiger haben“, hatte Caspar geschwärmt. „Sie sollten so etwas auch an ihrem Besen montieren, um Aufflugunfälle zu vermeiden.“ Dass sie so ein Gerät weder brauchte noch wollte, konnte er nicht verstehen. Und auch ihr Argument, dass Richtungsanzeiger das Gewicht des Besens erhöhen und ihn sogar aus dem Gleichgewicht bringen könnten, ließ er nicht gelten, ebenso wenig wie die Tatsache, dass in der Luft nur wenig Verkehr war. Meist traf sie bei ihren Flügen nur ein paar Vögel – und die hätten sich durch einen Stab eher bedroht gefühlt.
„Frauen verstehen eben nichts von Technik“, hatte Caspar geseufzt und betrübt den Kopf geschüttelt. Balthasar verschluckte sich fast an der Suppe, als er das hörte. „Ausgerechnet Caspar sagt das“, flüsterte er ihr zu, als er endlich aufhörte zu husten. „Er kauft sich zwar jedes Gerät, das auf den Markt kommt. Aber er kann die meisten nicht bedienen. Er versteht die Anleitungen nicht. Und der Richtungsanzeiger ist völlig sinnlos, weil er nicht weiß, wo rechts und links ist.“
Das machte Caspar fast wieder sympathisch, denn mit rechts und links hatte Befana auch ihre Probleme. Deshalb hatte sie sich für ein Navigationsgerät entschieden, das ihr nicht nur sagte, in welche Richtung sie fliegen musste, sondern es ihr auch mit einem kleinen Pfeil anzeigte.
Ohne Navi kam heute eigentlich kein Gabenbringer mehr aus. Im Großstadtdschungel konnten sich selbst erfahrene Kartenleserinnen wie sie leicht verirren und dabei viel Zeit verlieren. So wie damals Caspar, Melchior und Balthasar. Ohne Befanas Hilfe hätten sie den Weg zu dem Stall bei Bethlehem wahrscheinlich nicht gefunden. Und vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen.
Ihr Leben wäre gewiss anders verlaufen, wenn sie die Tür nicht geöffnet hätte. „Dann wäre ich heute vielleicht Professorin an der Hexenakademie. Oder ich hätte die Geschichte der Hexenbewegung erforscht.“
Befana seufzte. Der Gedanke an die verpasste wissenschaftliche Karriere schmerzte sie manchmal noch, auch wenn sie eigentlich ganz gerne Weihnachtshexe war und sich spätestens im Sommer wieder auf die neue Saison freute. Damals hatte sie nicht lange nachgedacht. Die drei hatten ihr einfach leidgetan, als sie an jenem Abend vor ihrer Tür standen – durchgefroren, hungrig und sehr müde. Sie hatten offenbar die Orientierung völlig verloren und überhaupt keine Ahnung, wo sie waren. Zunächst hatte Befana die Geschichte, die sie erzählten, nicht geglaubt. Sie seien Weise und Könige aus dem Morgenland, behaupteten sie, und sie seien auf der Suche nach einem Kind, das vor Kurzem irgendwo in Palästina zur Welt gekommen war.
Fast hätte Befana laut losgelacht, doch sie unterdrückte ihr Lachen, weil sie die Männer nicht kränken wollte. „Da seid ihr hier ganz falsch“, sagte sie. „Ihr müsst seit Tagen in die falsche Richtung gegangen sein.“ Es war ihr auch nach mehr als 2000 Jahren noch ein Rätsel, wie die drei es geschafft hatten, auf dem Weg vom Morgenland nach Bethlehem nach Italien zu kommen.
Die Männer hatten sich nicht nur verirrt, auch ihre Vorräte waren aufgebraucht. Geld in der richtigen Währung hatten sie ebenfalls nicht dabei, nur Gold, Myrrhe und Weihrauch. Die Bauern, an deren Tür sie geklopft hatten, hatten sich geweigert, sie gegen Lebensmittel einzutauschen. Verständlich. Denn wenn sie versucht hätten, diese Kostbarkeiten wieder zu verkaufen, hätte man sie vielleicht beschuldigt, sie gestohlen zu haben. Die Geschichte mit den Königen aus dem Morgenland klang zu unglaubwürdig.
Deshalb hatten die drei sich seit Tagen nur von trockenen Keksen ernährt und nichts Warmes gegessen. Sie waren heilfroh gewesen, dass sie sich bei Befana aufwärmen konnten und auch die Suppe, die sie ihnen servierte, hatte ihnen sehr gut geschmeckt. „Sie müssen mir das Rezept für meinen Koch mitgeben“, hatte Caspar gesagt. Das hatte sie gern getan. Und sie hatte den drei Männern bei der Suche nach dem Kind geholfen: Knifflige Aufgaben hatten sie schon immer gereizt. Wenn sie allerdings gewusst hätte, auf was sie sich einließ, hätte sie es sich gewiss anders überlegt. Befana seufzte wieder. Welche Folgen ihre Hilfsbereitschaft haben würde, hatte sie nicht vorausgesehen.
Es war nicht leicht gewesen, die kleine Familie in ihrer Hexenkugel zu finden, denn die Angaben der drei Könige waren sehr ungenau: Sie kannten weder den Namen der Eltern noch ihren Wohnort, noch den Beruf oder die Nationalität. Sie wussten nur, dass das gesuchte Kind ein Junge war, dass sich die Familie irgendwo in Palästina aufhielt und dass über dem Haus ein Komet leuchtete. Deshalb hatte Befana einige Zeit gebraucht, doch schließlich hatte sie den Ort deutlich in ihrer Kugel gesehen.
Es war kein Palast, wie sie gedacht hatte, nicht einmal ein festes Haus, sondern eher eine Hütte, mitten auf einem Feld. Dass es ein Stall war und wie es dazu gekommen war, dass der Junge dort zur Welt kam, hatte sie erst Jahre später erfahren, als einige seiner Anhänger seine Geschichte veröffentlichten. Da war der Junge längst tot – hingerichtet, weil die Herrschenden sich von ihm bedroht fühlten. Sie fürchteten, dass er einen Putsch plante und als König der Juden in Israel regieren wollte.
Als sie die Familie in ihrer Kugel aufgespürt hatte, wollten die drei sofort aufbrechen, um dem Kind ihre Geschenke zu bringen. Sie hatten sie gebeten, sie ein Stück zu begleiten, zumindest bis sie in einer Gegend waren, in der sie sich besser auskannten oder wo sie wenigstens die Sprache verstanden.
„Hier ist alles so fremd“, hatte Caspar geklagt und sie vorwurfsvoll angesehen, so, als ob sie persönlich dafür verantwortlich sei. „Überall Berge und Bäume und dann noch die Kälte und der viele Schnee.“
Befana hatte sofort zugestimmt, denn sie hatte gesehen, dass das Kind in Gefahr war. Sie konnte nicht genau erkennen, was los war, aber sie wollte die Eltern warnen. Sie mussten das Land so schnell wie möglich verlassen. Und Befana war ziemlich sicher, dass die drei Männer die Familie ohne ihre Hilfe nicht rechtzeitig finden würden.
Sie hatte noch schnell ein paar Geschenke zusammengepackt – praktische Sachen, die die Eltern auf der Flucht brauchen würden, zum Beispiel Tücher, in die die Mutter das Baby wickeln und tragen konnte, aber auch eine kleine Rassel zum Spielen. Kleine Kinder langweilten sich schnell und besonders die Jungs fingen dann oft an zu schreien. Das konnte auf der Flucht gefährlich sein.
Vor allem Balthasar war froh gewesen, dass sie ihn und seine Kollegen begleitete. Als sie ein Stück mit ihm auf seinem Kamel ritt, hatte er ihr sein Leid geklagt. Wirklich gut verstand er sich mit seinen Begleitern nicht; er fühlte sich wegen seiner Herkunft gemobbt.
„Ich bin eigentlich kein richtiger König, ich bin nicht einmal sehr reich, aber unsere Familie genießt hohes Ansehen. Mein Vater und sein Vater waren Gelehrte und auch all meine Geschwister haben eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen. Mein Spezialgebiet ist die Astronomie und nur deshalb haben Caspar und Melchior mich mitgenommen. Denn es steht geschrieben, dass ein Himmelskörper den Weg weist – und ich habe den Kometen entdeckt. Die beiden anderen kennen nicht einmal die einfachsten Sternbilder. Und dass wir keinem Stern, sondern einem Kometen folgen, haben sie immer noch nicht kapiert, obwohl ich seit Wochen versuche, ihnen den Unterschied zu erklären“, sagte Balthasar abfällig. „Wenn meine Berechnungen stimmen, müsste das Kind in der Nähe von Bethlehem wohnen. Oder vielleicht auch in Nazareth.“
Er schaute zum Himmel, aber die Wolken waren immer noch undurchdringlich. Befana warf einen schnellen Blick in ihre Hexenkugel und auf die Karte, die sie eingesteckt hatte.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, beruhigte sie ihn. „Warum benutzt ihr eigentlich keine Karte“, wollte sie dann wissen.
Balthasar seufzte. Er drehte sich um und vergewisserte sich, dass die beiden anderen ihn nicht hören konnten. „Wir hatten eine, aber Melchior hat sie irgendwo liegen gelassen. Er ist sehr vergesslich“, flüsterte er. „Die Karte hat uns ohnehin nicht sehr viel genutzt. Denn unsere Karten sind sehr ungenau, weil die Könige die Mittel für die Erforschung der Welt in den vergangenen Jahren stark gekürzt haben. Außerdem kann Caspar rechts und links nicht unterscheiden – und Melchior ist blind wie ein Maulwurf. Er erkennt keine Schilder. Vielleicht kann er auch gar nicht lesen“, fügte er nach kurzem Zögern hinzu. „Besonders helle sind beide nicht. Wieso man sie zum Studium zugelassen hat und zu den Weisen zählt, kann ich wirklich nicht verstehen. Aber sie kommen aus sehr reichen und mächtigen Familien, da drückt die Aufnahmekommission offenbar schon mal ein Auge zu, wenn Sie verstehen, was ich meine, Signora Befana. Ich bin wirklich heilfroh, dass wir Sie getroffen haben und dass Sie uns begleiten.“
Befanas hatte sich geschmeichelt gefühlt, vielleicht hatte sie sich deshalb so austricksen lassen. Ja, die drei hatten sie ausgenutzt und ausgetrickst, belogen und bestohlen. Am schlimmsten war, dass sie hinterher auch noch Lügen über sie in die Welt gesetzt hatten. Die drei waren Schuld an ihrem Image als putzwütige Alte, die den Stern und das Treffen mit dem Jesuskind verpasst hatte, weil es ihr wichtiger gewesen war, ihr Haus zu putzen.
Befanas Herz begann zu rasen und sie merkte, dass sie schneller flog als erlaubt. „Ommm. Reg dich nicht auf, Befana, ommm“, sagte sie laut zu sich selbst, so laut, dass die Schneegans, die dicht an ihr vorbeiflog, erschrocken ihren langen Hals wendete und dann vorwurfsvoll den Kopf schüttelte. Befana drückte ihren Daumennagel ins Nagelbett des kleinen Fingers. Sie hatte diesen Trick in einem Roman über eine Pilgerreise gelesen und ausprobiert. Es half ihr, ihre Wut abzubauen und sich schnell wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Ihre Therapeutin, bei der sie wegen ihrer Schuldgefühle in Behandlung gewesen war, hatte die Stirn gerunzelt und sie besorgt angesehen, als sie ihr davon erzählte. „Sie wissen, Autoaggression ist keine Lösung“, hatte sie gesagt. Natürlich wusste sie das. Schließlich hatte sie selbst einen Abschluss in Kräuter- und Heilkunde. Aber eigentlich, sagte sie sich, war es keine richtige Selbstverletzung. Und außerdem wandte sie den Trick nur in besonderen Situationen an, wenn sie beispielsweise wie jetzt in der Luft war und sich auf wichtigere Dinge konzentrieren musste. Sie war eine erfahrene Fliegerin und sie und ihr Besen waren ein eingespieltes Team. Aber anders als Piloten in Flugzeugen hatte sie – außer ihrem Navigationsgerät – keine technischen Helferlein an Bord.
„Sie haben Ihr Ziel erreicht“, sagte das Navi mit gewohnt monotoner Stimme. Befana schaute nach unten. Richtig, da stand ein einsames Haus, wie in der Einladung angekündigt direkt an einem See. Hoffentlich hatten Keijsa und ihre Kolleginnen vom Orga-Team daran gedacht, ihr ein Zimmer mit Seeblick zu reservieren. Sie hatte keine Antwortmail erhalten. Aber in der Hektik der letzten Tage hatte sie auch keine Zeit gehabt, noch einmal nachzufragen.
„Der Kongresstermin ist wirklich ungünstig“, dachte Befana. Während die meisten Kollegen die Kinder schon im Dezember bescherten, brachte sie die Geschenke erst in der Nacht vom 5. zum 6. Januar. Ihre Kollegen Babbo Natale und Bambino Gesù waren dann sogar schon mit der alljährlichen Umtauschaktion fertig: Die beiden hatten zusammengesessen, als Befana zu ihrer Geschenketour aufgebrochen war, und auf den Abschluss der Saison angestoßen – das Christkind natürlich nur mit Saft, wie Babbo Natale ihr versicherte, als er ihren skeptischen Blick gesehen hatte. Das Christkind war gleich anschließend zum Austauschjahr nach Neuseeland aufgebrochen und nahm deshalb nicht an der Versammlung teil. Babbo Natale würde gleich danach in Urlaub fahren. Bei ihr würden sich nach dem Kongress die Umtauschwünsche im Postfach stapeln. Die ersten Mails waren schon eingegangen, während sie noch Geschenke auslieferte. Aber sie hatte sie nicht beantwortet, sondern nur die Out-of-office-Mail eingeschaltet. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken.
Befana flog einen leichten Bogen und suchte nach einem geeigneten Landeplatz. Die freie Fläche direkt vor dem Hotel war mit Schlitten zugeparkt. Und auf dem umzäunten Gelände am See stand eine ganze Herde Rentiere, ein paar Pferde in Grüppchen und ein einsamer Esel. Der Nikolaus aus Deutschland war also immer noch nicht auf ein anderes Tier umgestiegen, obwohl Esel nun wirklich nicht mehr zeitgemäß waren. So zumindest stand es in einer Studie, in der die verschiedenen Tiere miteinander verglichen wurden. Esel waren einfach zu langsam für das hektische Weihnachtsgeschäft, in dem es auf pünktliche Zustellung ankam – und zu eigenwillig. Wenn ein Esel wirklich einmal nicht wollte, halfen weder gutes Zureden noch Gewalt. Aber Nikolaus war schon damals, als sie noch jung waren, stockkonservativ gewesen – und im Alter hatte sich das gewiss nicht geändert.
Befana erinnerte sich noch genau daran, wie sie damals versucht hatten, ihn zu einer schickeren Frisur zu überreden, die nicht so brav und bieder aussah. Er hatte das empört abgelehnt und war ein paar Tage beleidigt gewesen. Dabei hatten sie es nur gut gemeint, vor allem Holle, die ein bisschen in Nikolaus verliebt war und ihn immer verteidigte, wenn Befana und Percht über ihn lästerten. Sie waren damals noch jung gewesen – und sicher manchmal ungerecht.
Mit Holle telefonierte sie noch gelegentlich, wenn viele Kinder sich Schnee zu Weihnachten wünschten. Und manchmal gelang es Befana, ihre alte Freundin zu überreden, kräftig ihre Federbetten zu schütteln und es auf der Erde schneien zu lassen. Doch oft hatte Holle dazu keine Lust mehr.
„Was wohl aus Percht geworden war?“, überlegte Befana. Mit der Geisterfrau hatte sie sich immer besonders gut verstanden. Doch als sich Percht in einen Mann aus Schweden verliebt hatte und Hals über Kopf nach Norden gezogen war, hatte sie den Kontakt verloren.
Befana seufzte. Sie dachte nicht oft an die alten Zeiten, aber wenn, vermisste sie ihre Freundin noch immer. „Ich werde nach ihr suchen, sobald ich wieder zu Hause bin“, nahm sie sich vor. Im Internet würde sie ihre Spur gewiss finden.
Auf die Begegnung mit den drei Männern, die sich unter ihr mit ihren Kamelen der Weide näherten, hätte sie indes gerne verzichtet. Die drei Könige waren also auch gerade angekommen. Eigentlich war es ja zu erwarten gewesen. Denn sie beschenkten die Kinder ja wie sie am 6. Januar. Noch etwas, was sie verband, auf immer und ewig.
Befanas Augen funkelten wütend. Es war höchste Zeit, die Sache richtigzustellen. Diesmal würde sie die wahre Geschichte erzählen. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Und sie würde sich nicht abhalten lassen. Sie musste nur den richtigen Zeitpunkt wählen.
Befana kreiste mehrmals über dem Gelände, ehe sie einen Landeplatz entdeckte. Sie drückte den Stiel ihres Besens vorsichtig nach unten und konzentrierte sich. Denn die Landung war selbst für eine gute Fliegerin immer ein schwieriger Moment, gerade bei Schnee und Eis. Und sie durfte keine Bruchlandung hinlegen, wenn die drei und wahrscheinlich einige andere Kollegen hinter den Fenstern des Hotels zuschauten.