Читать книгу Kinder des Mondes - Evadeen Brickwood - Страница 12
Kapitel 4 Eine Fantastische Idee
Оглавление“Mensch, ist ja echt ‘n Ding! Wie weit seid ihr denn damit?” staunte Chryséis. Sie hatte gerade von dem Projekt erfahren, und der Möglichkeit einer Zeitreise. Die Idee faszinierte sie. “Zeitreisen mit einer Vakuum-Batterie? Ach, kommt schon... ”
“Ehrlich gesagt... ich bin ziemlich sicher, dass es klappt, aber ich hab’ das Gerät noch nicht richtig getestet. Arbeite schon ‘ne Weile dran.” Trevor redete über das Thema als sei es ganz selbstverständlich.
“Hmm, ein Zeitportalsucher?”Chryséis hörte sich nicht sehr überzeugt an.
“Ja doch. Er zeigt unregelmäßige elektromagnetische Felder an. Schwachstellen im Raum-Zeit Kontinuum, sowas wie Verzerrungen... wie ein Zeitportal eben...”
“Ja natürlich.”
“Im Ernst. Mit der Vakuum-Batterie kann man sogar ‘ne Vortex aktivieren. Die Batterien, die ich bisher hatte, waren einfach nicht stark genug,” sagte Trevor. “Ich kann das ganze heute Abend mal testen. Dann wissen wir Bescheid.” Er ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.
Von der anderen Seite des Teichs her ertönte gedämpftes Quaken. Die drei saßen unter den Birken am Teich und ließen ihre Füße im Wasser baumeln. Das Wasser war aber noch nicht warm genug, und sie setzten sich bald wieder auf die Holzbank im Rosengarten. Das gab Chryséis Zeit zum Nachdenken.
“Wahnsinn. Das ist schon ein ziemliches Projekt! Meint ihr das kann klappen – das mit der Vortex?”
“Ja.”
“Dann lass’ uns das machen. Ich bin mit dabei,” sagte Chryséis spontan. Sie malte sich schon alles mögliche aus. Vielleicht würde sie eines Tages Sokrates die Hand schütteln, oder Napoleon treffen. OK - Napoleon nicht unbedingt, kein so netter Kerl.
“Was ist eigentlich mit deinem Projekt, Chris? Das mit den Schwarzen Löchern im Weltall,” fragte Katherine. “Hält dich das nicht auf Trab?”
“Was, und ihr habt den ganzen Spaß? Ich bin sowieso fast fertig. Das Planetarium in der Stadt leiht mir ein Video für die Präsentation,” erklärte Chryséis. “Ich warte nur noch auf Daten aus Texas. Über Musiknoten, die die Schwarzen Löcher abgeben. Das Tippen geht dann ruckzuck.” Chryséis dachte einen Augenblick nach. “Also dann, ich bin dabei. Ich kann mir doch sowas wie Zeitreisen nicht durch die Lappen gehen lassen.”
Als es dunkel wurde, schlich sich Trevor in den Schulgarten hinaus. Das war eigentlich nicht erlaubt, aber er konnte sich nicht mit so unwichtigen Details abgeben.
Die Versuche waren nicht gleich erfolgreich. Zwischen Schulgebäude und Golfplatz war absolut nichts zu machen. Das konnte an den Störungen liegen, die von elektrischen Geräten und Stromleitungen ausgingen.
Weiter draußen beim Golfplatz bekam Trevor endlich ein bescheidenes Flimmern zu sehen. So wie damals. Aber diesmal hatte er keine Angst.
Wenn es eine Verzerrung im Raum-Zeit Kontinuum war - ein Zeitportal - dann wollte er es genau wissen. Trevor ging näher an den Golfplatz und versuchte es dort nochmal.
Er peilte mit dem Instrument verschiedene Stellen an, dann zwischen eine Gartenbank und einen Azaleenbusch. Diesmal wuchs das Flimmern zu einer ansehnlichen Vortex an. Das musste es sein! Ohne lange nachzudenken, sprang Trevor in den Wirbel hinein.
Aber was war das? Trevors Augen weiteten sich vor Schreck.
Es konnte keine Minute gedauert haben, dann landete er wieder unsanft auf dem weichen Rasen. Das flimmernde Hologramm wurde schwächer und verschwand schließlich ganz. Er hatte etwas Scheußliches gesehen – auf der anderen Seite.
Riesig, mit glänzenden, grünen und goldenen Schuppen... oder waren es Federn gewesen? Und es hatte gedampft. Waren da auch lange Zähne gewesen? Dann hatte sich das Ding bewegt, nur ein Zucken, nur eine Welle unter den Schuppen. Trevor war es auf einmal egal gewesen was das ‘Ding’ war.
Er hatte auf den ‘Zurück’ Knopf gedrückt und die wirbelnde Vortex verschluckte ihn erneut.Er saß wieder auf dem weichen Rasen. Er war in Sicherheit!
Leider hörte er nicht wie Natascha Manning ihr Fenster im ersten Stock öffnete.
“Mr. Huxley, ich muss schon sagen. Um diese Zeit noch auf dem Schulgelände herumzuspazieren. Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?” Die Hausmutter fuchtelte aufgeregt mit den Armen.
“Tut mir echt leid. Ich brauchte einfach frische Luft zum Nachdenken.” Die Notlüge rollte ihm erstaunlich leicht von der Zunge.
Genau wie Hausmeister Walt, hatte die Hausmutter ein großes Herz für Kinder. Die armen Dinger wussten oft nicht wohin mit ihrer ganzen Klugheit. Aber es gab Hausregeln aus gutem Grunde. Und die mussten befolgt werden, sonst wurde alles im Handumdrehen zum reinsten Chaos.
“Sie kennen doch die Hausregeln, Mr. Huxley,” seufzte die Hausmutter und Trevor nickte.
Für die nächsten drei Tage wurde er dazu verdonnert, die hintere Veranda und den Weg zum Golfplatz zu fegen. Nach dem Abendessen und vor Einbruch der Dunkelheit. Sehr zum Vergnügen von Holly und Natascha. Endlich war der Junge mit dem Stipendium mal so richtig ‘runtergeputzt worden.
“Heh, Huxley! Leidest du etwa an Schlafwandeln? Oder hattest du ‘n Rendevouz auf dem Golfplatz?” lachte Natascha und zwinkerte Chryséis böse zu.
Trevor ignorierte sie und beeilte sich zum Mathematikunterricht zu kommen. Ein paar Fünftklässler, die herumstanden, grinsten sich eins. Endlich mal ein Skandal! Natascha war eine blasse Kopie von Holly Benson. Ihre Haare waren heller als die von Holly, aber genauso ringellockig. Sie schüttelte ihre Locken genauso wie Holly und sprach auch so wie sie.
Chryséis knirschte mit den Zähnen. Ihr werdet euch noch wundern, dachte sie und sah ärgerlich zu dem Mädchen hinüber. Mal sehen, wer zuletzt lacht.
Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde dann aber von Trevor auf zwei andere Jungs gelenkt, die mit einem Baseball eines der Küchenfenster zertrümmerten.
Die Hausmutter verurteilte sie dazu, das Schwimmbad eine Woche lang sauberzumachen. Ihre beliebteste Strafe für rowdyhaftes Verhalten.
Seit Natascha Trevor bei der Hausmutter angeschwärzt hatte, war das Projekt komplett zum Stillstand gekommen. Jetzt konnten die drei endlich über Trevors Abenteuer reden. Sie mussten aber noch vorsichtig sein. Holly würde mit Sicherheit alles sabotieren, wenn sie von dem nächtlichen Experiment erfuhr.
“Bist du sicher, dass es Schuppen waren?”
Sie saßen im Gemeinschaftszimmer auf dem zweiten Stockwerk und behielten die Tür im Auge. Alle anderen waren noch unten im Speisesaal.
Chryséis verlangte zum hundertsten Male die kleinsten Einzelheiten der Testreise, obwohl sie jedesmal ein kribbelndes Gefühl in der Magengrube bekam.
“Bin mir nicht sicher. War zu dunkel. Vielleicht auch sowas wie Federn,” meinte Trevor ergeben. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er sich daran erinnern was wirklich passiert war. Vielleicht hatte er nur geträumt. Er wusste aber noch genau wie er sich in der Vortex immer wieder im Kreis drehte. Kein Traum also.
“Hört sich ganz wie ‘n Dinosaurier an.” Katherine sprach aus was alle dachten.
“Ja, vielleicht.”
“Das muss dann ‘ne ziemlich lange Reise gewesen sein,” sagte Chryséis.
“Kann sein. Ich hab’ einfach nur den Knopf gedrückt und bin reingesprungen, bevor die Vortex sich wieder schließen konnte.” Trevor musste gähnen. Warum war das alles so wichtig?
“Ohne vorher die Zeitspanne zu wählen?”
“Ja, ohne vorher die Zeitspanne zu wählen.”
“Das müssen wir unbedingt verbessern.”
“Ja.”
“Und du sagst, es war heiß und roch ganz grässlich?”
Katherine konnte das Thema einfach nicht lassen. Wenn Zeitreisen sich so ausnahm, war das ein Problem. Dinosaurier - das musste man sich mal vorstellen!
“Katie, ich weiß das nicht mehr so genau. Es dauerte ja nur eine Minute oder so. Hört jetzt endlich auf mit der Fragerei.”
Aber seine wissenschaftlichen Kollegen wollten die Sache noch lange nicht ruhen lassen.
“Heh, wir haben hierfür schließlich auf Nachtisch verzichtet,” protestierte Chryséis. “Nur mal so zum Sagen… was würde passieren, wenn wir in die Frühgeschichte reisen und dort einem Dinosaurier begegnen …oder einem Höhlenmenschen?”
Es war besser sich mit Fakten auseinanderzusetzen. “Oder wir landen mitten in einem Ozean oder in einem Vulkan?”
“Was?” fuhr Katherine auf. Sie aß an einer Tafel Schokolade und spielte mit dem Papier herum, um ihre Nerven zu beruhigen.
“Wir brauchen ja nicht so weit zurückgehen. Außerdem gibt’s ja Bücher über Erdgeschichte und ‘ne Menge DVDs.” Trevors Interesse war wieder geweckt.
“Wenn’s ein richtiger Knaller sein soll, müssen es schon ein paar tausend Jahre sein. Sonst ist es ja langweilig. Wir forschen einfach nach, bevor wir reisen. Musst du dauernd das blöde Schokoladenpapier zerknüllen?”
Katherine stopfte das Papier in ihre Jackentasche.
“Wir stellen Zeitreferenzen ein, nicht nur den Ausgangspunkt.” Trevors Blick fiel auf die Wanduhr. “Sorry Leute, ich muss gehen. Walt wartet sicher schon mit dem Besen auf mich.” Sprach’s und eilte die Treppe hinunter.
“Wir müssen aufpassen. Wenn Holly von der Sache Wind bekommt, sind wir geliefert.” Chryséis verzog ihr Gesicht als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
“Vielleicht lässt sie Natascha schon hinter uns her spionieren.”
“Was sollen wir machen, nur herumsitzen?” fragte Katherine.
Ein paar Viertklässler kamen mit ihren Hausaufgaben herein. Sie schenkten den großen Mädchen keine Aufmerksamkeit und fingen an japanische Vokabeln zu lernen.
“Nein. Trevor fegt, also gehen wir zwei in unsere gute alte Bibliothek. Wir können mit Meeren und Vulkanen anfangen,” flüsterte Chryséis.
Sie fanden ein paar DVDs in der Bibliothek, die sie sich später anschauen wollten und brachten sie auf ihr Zimmer im zweiten Stock.
“Komm’ wir gehen zum Teich runter,” schlug Chryséis vor. “Wenigstens können wir da sicher sein, dass wir Holly nicht treffen. Sie kann Wasser nicht ausstehen.”
Die beiden Freundinnen setzten sich an den Rand des Teichs und zogen ihre Turnschuhe aus.
“Dinosaurier sind eklig.” Katherine schüttelte sich.
“Weiß ich nicht, hab’ noch nie einen lebendig gesehen,” meinte Chryséis. Wie wär’s damit… wir können ja mal nachschauen…”
“Was? Was nachschauen?”
“Na, wie man sich unsichtbar machen kann.”
“Oh OK. Unsichtbar machen,” Katherine dachte nach. “Neue Richtung. Ich glaube ich hab’ da mal was drüber gelesen, in einer Zeitschrift.”
“Was für ‘ne Zeitschrift denn?”
“Ich hab’s, es war in ‘Science Today’, der Dezember Ausgabe. Irgend ein Erfinder in Kansas hat sich da was Cleveres ausgedacht. Mit Lichtwellenbiegung. Keiner nimmt das so richtig ernst, aber ist ja egal. Wir können es ja mal ausprobieren.”
“Auf jeden Fall ist es sicherer, wenn man sich unsichtbar machen kann... wenn es sein muss,” sagte Chryséis. “Falls es einem alten Neandertaler einfällt, uns zum Frühstück zu futtern. Oder einer riesigen Dinosaurierdame mit grün-goldenen Schuppen, wenn wir zu nahe an ihr Nest rankommen...”
“Oh ja, wir wollen ja nicht als Neandertaler-Müsli enden. Du hast vielleicht ‘ne Fantasie.”
“Ich mein es ernst, Chris,” sagte Katherine und bekam eine Gänsehaut.
Chryséis hörte auf zu lachen. “Ich auch. Ein virtueller Unsichtbarkeitsumhang muss her. Werde mir nochmal die Ausgabe von ‘Science Today’ ansehen. Wird nicht lange dauern.” Sie trockneten ihre Füße an dem langen Gras ab, nahmen die Schuhe in die Hand und gingen barfuß zum Schulgebäude zurück.
In den nächsten Tagen machten die drei Freunde endlich Fortschritte. Sie recherchierten die Idee mit dem Unsichtbarkeitsumhang. Die Sache war dann überraschend schnell in die Tat umgesetzt. Chryséis bot sich mutig als Versuchskaninchen an. Sie mussten nur sichergehen, dass am Nachmittag alle zur Imbisszeit hinten auf der Veranda waren. Die beste Zeit für so ein Experiment.
“Du wirst uns noch verraten mit deinem ständigen Gezappel,” sagte Chryséis zu Katherine. “Was ist, wenn Holly Benson was mitkriegt?”
Gegen Nervosität half ihrer Meinung nur eins.
“Komm’ mach’s mir nach.”
Chryséis machte gerade die Brücke auf dem Fußboden des Schlafraums. Eine ihrer bevorzugten Jogastellungen. Ihr umgekehrtes Gesicht sah ganz komisch aus, wenn sie redete.
“Ne keine Lust,” sagte Katherine. “Warum sollte sie was ‘rausfinden?”
“Du kennst doch Holly. Wenn die Lunte riecht, lässt sie so schnell nicht locker. Wo bleibt denn Trevor?”
Jemand klopfte und die Tür. Dreimal lang und zweimal kurz. Das Geheimzeichen.
“Aah, da ist er auch schon.” Chryséis entrollte sich.
“Seid ihr fertig?” flüsterte Trevor ungeduldig.
Er hatte keine Lust im Mädchenflügel erwischt zu werden und für den Rest des Jahres die hintere Veranda zu fegen. “Kommt, macht hin. Wir wollen nicht auch noch das Abendessen verpassen.”
“Warum denkst du dauernd ans Essen?” fragte Katherine irritiert.
“Ich mag keine Schokolade.”
“Hört auf zu streiten. Geh’ schon mal vor, Trev, wir kommen gleich.”
Sie trafen sich auf dem selten benutzten Flur im obersten Stockwerk, wo nur Sportgeräte und Küchensachen aufbewahrt wurden. Niemand würde sie hier vermuten. Zumindest nicht für eine Weile. Aber sie mussten sich beeilen.
“Das soll der Unsichtbarkeitsmacher sein?” Katherine war nicht gerade überzeugt.
“Ja sicher, dieser Erfinder in Kansas hat in einem Interview alles ganz genau beschrieben. Das ist das logischste Design.”
Ein dünner Haarreif mit dem kleinen Kästchen obendrauf und einem Knopf zum ein- und ausschalten. Fertig zum Testen.
“OK, dann geht’s los!”
Trevor setzte Chryséis den Prototyp vorsichtig auf die Haare und drückte den Knopf. Sie war augenblicklich verschwunden. Katherine und Trevor hielten den Atem an. “Unglaublich.”
“Gewöhne dich dran Freundin. Du musst ja auch lernen damit umzugehen,” sagte eine Geisterstimme direkt neben Katherine, der fast die Augen aus dem Kopf fielen.
“Du meinst, wenn der Dinosaurier uns auffressen will.” Trevor schnappte mit seinen Händen spielerisch in Richtung Stimme. “Klar, immer auf Nummer sicher gehen,” gackerte der Geist.
“Mache bitte keinen Unsinn, Chris,” warnte sie Katherine. “Wir sehen dich in zehn Minuten im Labor wieder. Viel Glück!”
Sie öffnete den Notausgang zur hinteren Treppe. Es war der schnellste Weg zum ‘Whitby Flügel’. Trevor folgte ihr.
“Unsinn? Ich doch nicht.”
Chryséis schlich sich vorsichtig die Haupttreppe hinunter. Immer an der Wand lang, jemand könnte plötzlich um die Ecke geschossen kommen und in sie hineinlaufen. Das war das letzte was sie brauchen konnte.
Alles ging gut. Im Erdgeschoss schlich sich Chryséis langsam den Gang entlang. Erst an der Bibliothek und dann am Büro vorbei.
Nur ein paar Nachzügler waren noch schnell auf dem Weg zur Veranda, bevor der Sport anfing. Niemand konnte sie sehen. Chryséis spazierte jetzt frech in Richtung Lehrerzimmer weiter und schlängelte sich dann durch die halbgeöffnete Tür.
Jemand sprach hinter den Bücherregalen am anderen Ende des langen Zimmers. Sie hörte Flüstern und gedämpftes Gelächter und schlich sich weiter nach vorn. Chryséis bemühte sich kein Geräusch dabei zu machen. Sie schielte hinter einem der Regale hervor, um besser sehen zu können. Gerade als Mr. Hunter und Miss Gould, zwei neue Referenten, begannen sich leidenschaftlich zu küssen. Chryséis bekam einen Riesenschreck und stolperte über einen der Schreibtische.
Die jungen Lehrer fuhren auseinander. Mr. Hunter stand in Beschützerpose vor der verlegenen Miss Gould.
“Ist da jemand?” Er machte ein paar mutige Schritte nach vorne und wäre fast mit Chryséis kollidiert. Sie drehte sich um und flüchtete zum Ausgang. Dann stieß sie zu allem Überfluss auch noch mit dem großen Fußzeh gegen den Türrahmen als sie schon fast um die Ecke war. Das tat vielleicht weh! Tränen traten ihr in die Augen, aber sie versuchte keinen Laut von sich zu geben.
Erst als Chryséis oben auf der Treppe ankam, prüfte sie, ob die Luft rein war und schaltete das Unsichtbarkeitsgerät aus. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte so normal wie möglich weiterzulaufen. Ihr Zeh schmerzte immer noch ganz fürchterlich. Sie brachte es aber irgendwie fertig Mr. Van Straten zu grüßen, der auf dem Weg zum Lehrerzimmer war.
Als sie endlich im ‘Whitby Flügel’ ankam, hatte sie sich einigermaßen von dem Schmerz erholt. Trevor und Katherine warteten schon vor dem Labor und sie erzählte den beiden was ihr zugestoßen war.
Chryséis flüsterte so gut es ging, da noch einige andere Schüler herumstanden. Es war nicht der beste Platz, um Geheimnisse auszutauschen.
Doch statt der wohlverdienten Sympathie musste sie Spott über sich ergehen lassen. Chryséis drohte an, ihre Geschichte nicht zu Ende zu erzählen, aber dann musste sie auch kichern. Wer hätte das gedacht... Mr. Hunter und Miss Gould!
Holly Benson schoss ihnen düstere Blicke vom Laborsaal aus zu. Natürlich, wieder dieser Trevor Huxley und seine beiden Freundinnen, dachte sie gereizt.
“Unglaublich! Könnt ihr nicht mal leise sein, wenn andere arbeiten wollen?”
Sie sah sich nach Unterstützung um, aber es schien sonst niemanden zu stören. Holly fragte sich, was die drei im Schilde führten. Wohl nichts Gutes. Was war denn so ungeheuer lustig? Na - sie würde es schon herausfinden.
Aber der Tag endete nicht sehr angenehm für Holly.
Abends fand sie zu ihrem unendlichen Entsetzen einen schlüpfrigen Frosch unter ihrer Bettdecke. Als Hollys Fuß das kühle, feuchte Tierchen berührte, stieß sie einen markerschütternden Schrei aus, den man im ganzen Mädchenflügel hören konnte.
Sie schlug die Decke zurück und der Frosch hüpfte mit großen Glupschaugen auf und ab, als er versuchte zu entkommen. Das Tierchen landete bald unsanft im Blumenbeet unter Hollys Fenster und hopste erleichtert in sein naßes Zuhause im Teich zurück.
Holly war außer sich vor Wut.
Alles was die verdutzte Hausmutter tun konnte, war kichernde Mädchen wieder in ihre Betten zu schicken.
Zwei Siebtklässlerinnen klatschten sich in ihrem Zimmer im zweiten Stock ab und grinsten verschwörerisch. “Gut gemacht.“
Holly verdächtigte bald diesen Übeltäter, bald jenen. Aber Holly sollte nie herausfinden, wer ihr den scheußlichen Streich gespielt hatte.