Читать книгу 1001 Tausendundeine Lüge - Evelyne Kern - Страница 9

Wahre Geschichte Nr. 1 – Evelyne
Kurzfassung des Buches „Sand in der Seele“

Оглавление

Eine Ehekrise und eine Phase, die ihr seelisches Gleichgewicht ins Wanken bringen, veranlassen Evelyne ihre Koffer zu packen, um für ein Weilchen abzuschalten. Sie bucht eine Last Minute Reise nach Tunesien und landet zufällig in Zarzis, nahe der libyschen Grenze.

An der Rezeption ihres Hotels trifft sie auf den Mann, der ihr ganzes Leben verändert. So unglaublich es klingt, dieser schöne junge Mann sieht sie und weiß, sie wird seine Frau. Zwei Wochen lang genießt sie seine Gesellschaft, ohne dass er sie ein einziges Mal berührt. Außer einem einzigen Kuss war nichts zwischen den beiden vorgefallen. Seine konsequente Zurückhaltung, sein tadelloses Benehmen und seine Sicherheit, dass er nur sie will, ist etwas, was nicht in ihren Kopf geht und dennoch – am Ende dieses Urlaubs hat sie sich in ihn verliebt.

Zunächst versucht Evelyne, diesen Mann zu vergessen, aber bereits zwei Monate später landet sie abermals in Zarzis und in seinen Armen. Diesmal erlebt sie eine nie gekannte Leidenschaft und weiß bereits nach einer Woche, das ist der Mann ihrer Träume.

Sie trennt sich nun endgültig von ihrem Ehemann und fährt abermals zwei Monate später mit dem Auto nach Tunesien, um dort zunächst ein paar Monate zu leben. Sie erlebt den Himmel auf Erden und schon ein Jahr später hängt sie ihren Beruf als Chefredakteurin und damit ihre sichere Existenz an den Nagel und zieht mit Sack und Pack nach Tunesien um ihre große Liebe zu heiraten.

Sie bringt fast ihr ganzes Vermögen in dieses Land und verwirklicht ihren Traum vom „Weißen Haus“ am Meer. Weil sie ihren Beruf dort kaum ausüben kann, baut sie zusätzlich eine Ferienwohnung, die sie an Touristen vermietet.

Sie erlebt die orientalische Welt pur, versucht mit der islamischen Kultur klarzukommen und fühlt sich in kürzester Zeit in diesem fremden Land zuhause.

Dass sie ständig unter Beobachtung steht, keinen Schritt ohne ihren Mann oder einen seiner männlichen Verwandten tun kann, empfindet sie zunächst als angenehm, fühlt sie sich doch in dieser fremden Welt „beschützt“. Erst als sie anfängt Kontakt zu anderen deutschen Frauen aufzunehmen, stößt sie auf massiven Widerstand. Ihr Mann zeigt sich nun von seiner wahren Seite. Er versucht, sie einzusperren, schlägt sie und verbietet ihr jeglichen Kontakt zu anderen Menschen außer seiner Familie. Doch Evelyne setzt sich durch, zeigt einen eisernen Willen, selbst dann noch, als er sie mitten in der Nacht barfuß aus dem Hause jagt, obwohl es draußen von Skorpionen nur so wimmelt. Sie läuft den steinigen Berg hinab zu seinen Eltern und appelliert an den Glauben seines Vaters.

Als Amor begreift, dass ihr Wille stärker ist als seiner, verlässt er sie. Er geht nach Deutschland um zu arbeiten und lässt sie allein in dem ihr fremden Land zurück. Die wenigen Wochen, die er im Jahr in seiner Heimat verbringt, widmet er fast ausschließlich seiner Familie.

Weil Evelyne sich ihm verweigert, wird er nun zum Tyrannen. Er beauftragt seine Familie, ihr das Leben dort so schwer wie nur möglich zu machen. Deren Attacken treiben sie an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung – aber sie hält stand.

Jetzt spielt sie mit dem Gedanken an Scheidung. Sie vertraut auf die Politik des Präsidenten Ben Ali und auf die Gleichberechtigung der Frau in diesem Land. Ein Anwalt versichert ihr, dass das, was sie mit in die Ehe bringt, ihr gehört und dass sie auf jeden Fall ihr Recht in diesem Land bekommt.

Aber es soll noch ein Jahr vergehen, bis sie sich endgültig zu diesem Schritt entschließt. Sie fliegt nach Deutschland um mit Amor über eine Trennung zu sprechen. Er fleht und weint, bittet ihn nicht zu verlassen, hat aber nur seine gefährdete Aufenthaltserlaubnis im Kopf. Evelyne aber kann nicht mehr, sie will nichts mehr hören und sehen und fliegt kurz entschlossen zu ihrer Schwester nach Texas/USA. Dort erreicht sie ein Anruf einer deutschen Freundin aus Zarzis. Amor ist in Tunesien und unternimmt alles nur Erdenkliche, sie in Zarzis schlecht zu machen. Evelyne ändert ihre Pläne und fliegt drei Wochen später wieder nach Zarzis.

Ihr Mann hat dort ganze Arbeit geleistet und war dann sofort wieder nach Deutschland verschwunden. Er hat nicht nur sämtliche Papiere gestohlen und allen ihren Freunden erzählt, er hätte sie aus „seinem“ Haus geworfen, weil sie untreu war und sie würde niemals wieder nach Tunesien kommen, weil er dafür gesorgt hätte, dass sie ihre Aufenthaltsgenehmigung verliert. Auch hat er von sich aus die Scheidung eingereicht, damit er nicht sein Gesicht verliert.

Nun beginnt der Horror. Als ihr Schwiegervater und ihre drei Schwäger begreifen, dass Evelyne nicht bereit ist, kampflos aufzugeben, schlagen sie ihr zunächst vor, Amors Bruder zu heiraten, damit alles in der Familie bleibt. Evelyne ist fassungslos, wird wütend und beschimpft sie. Dann geht sie zur Polizei, um ihre gestohlenen Autopapiere wiederzubekommen, ohne Erfolg. Sie geht zum besten Anwalt der Stadt, muss aber feststellen, dass dieser bereits für die Familie gegen sie arbeitet. Ein tunesischer Freund bringt sie zu einer Anwältin, die scheinbar noch nicht von der Familie gekauft ist. Das ärgert die Herren Schwäger so sehr, dass sie nun nachts in ihr Haus kommen, sie quälen und misshandeln. Aus purer Angst verlässt sie schließlich ihr Traumhaus und sucht Unterschlupf in einer ausgebauten Garage bei deutschen Freunden. Sie kann gerade noch ein paar persönliche Sachen aus dem Haus holen, bevor die Familie die Schlösser auswechselt und einen Wächter abstellt. Ihr Auto kann Evelyne bei Freunden verstecken, aber nicht mehr fahren, da die Papiere fehlen und inzwischen Steuern und Versicherung abgelaufen sind.

Ihr Mann erstattet Anzeige gegen sie wegen Diebstahl von Hausrat und Auto. Sie wird von der Polizei abgeholt und wie eine Verbrecherin behandelt. Ihr Schwiegervater behauptet, dass es sein Haus sei und Evelyne es nur gemietet hätte, obwohl sie alle Bankbelege vorlegen kann.

Viele Male wird sie vor Gericht gezerrt, bis die Scheidung ausgesprochen wird und obwohl sie ausdrücklich daraufhin weist, dass sie zwar auf Unterhalt, jedoch nicht auf ihr Eigentum verzichtet, schreibt man in die arabische Scheidungsurkunde, dass sie auf alles verzichtet.

Hinterher muss sie feststellen, dass nicht nur die Anwältin, zu der sie Vertrauen hatte, sondern auch der vereidigte Dolmetscher von der Familie bezahlt wurde. Zwei weitere Anwälte aus einer Nachbarstadt versuchen ihr Glück, aber auch diese können ihr letztendlich nicht helfen. Aber Evelyne gibt nicht auf. Sie schreibt an die Deutsche Botschaft, den Justizminister, den Innenminister und sogar an Ben Ali persönlich.

Niemand hilft ihr. Erst der vierte Anwalt hat Mitleid. Er ist ein korrekter Mann und reicht eine Zivilklage gegen Amor und seine Familie ein. Nach nochmals zwölf nervenaufreibenden Verhandlungen, die allesamt in arabischer Sprache abgehalten werden und für die sie jedes mal 120 Kilometer mit dem Bus, mit dem Taxi oder mit Freunden fahren muss, sofern die sich trauen, denn auch sie werden inzwischen massiv bedroht, ist sie am Ende ihrer Kräfte. Die letzte Verhandlung findet im November statt. Die Akte wird geschlossen, ihre Klage ohne Begründung abgewiesen. Sie bricht zusammen, rastet aus, schlägt ihrem Anwalt ins Gesicht und landet 10 Minuten später beim Staatsanwalt. Dem erzählt sie unter Tränen noch einmal ihre ganze Geschichte. Er verspricht ihr zu helfen – aber sie glaubt ihm kein Wort mehr – niemandem mehr.

Vierzehn Tage später verlässt sie völlig mittellos, gedemütigt und traumatisiert das Land und beginnt ihre Erlebnisse aufzuarbeiten, in dem sie „Sand in der Seele“ schreibt.

Aus rechtlichen Gründen muss sie allerdings alle Namen ändern. Aus Evelyne wird Sabrina.

Ein Jahr später führt sie ihren Prozess in Deutschland nach internationalem Recht weiter und gewinnt. Ihr Ex-Ehemann und sein Vater werden in Abwesenheit verurteilt, ihr das in das Haus investierte Geld zurückzuzahlen. Doch alle Versuche, das ihr zustehende Geld mittels eines Gerichtsvollziehers einzufordern, scheitert an der Tatsache, dass jeder Gerichtsvollzieher wiederum bestochen wird. Alle vollstreckbaren Ausfertigungen und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen verlaufen im Sande und landen auf Nimmerwiedersehen in irgendwelchen Schubladen. Bis heute sieht Evelyne keinen Cent. Ein vollstreckbares Urteil gilt in Tunesien 20 Jahre. Ein paar Jahre hat sie noch Zeit. Die Hoffnung, irgendwann ihr Recht zu bekommen, hat sie allerdings längst aufgegeben und behandelt ihre eigene Geschichte wie eine von den vielen hundert Beznessgeschichten auch.

*

1001 Tausendundeine Lüge

Подняться наверх