Читать книгу Just a little Teenage-Dream - Ewa A. - Страница 5
Kapitel 2
ОглавлениеZuhause in meinem Chaos kamen dann endlich die Tränen. Mein Verstand weigerte sich, es zu verstehen.
Peter liebte mich nicht mehr? Wann war das passiert? Hatte er ganz plötzlich damit aufgehört oder nach und nach? Und wieso habe ich davon nichts mitbekommen? War ich so mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt gewesen, dass ich nicht gerafft hatte, dass die zwei es hinter meinem Rücken miteinander getrieben haben?
Im Geiste sah ich mich seelenruhig und treudoof auf dem Sofa sitzen, während hinter mir Peter liebestoll über Desiree herfiel.
Ich war so sehr verletzt, dass ich nicht mal wütend wurde. Peters Zurückweisung schmerzte mich wie ein Stich in die Brust. Es schnürte mir den Atem ab. All meine Komplexe waren mit einem Schlag wieder da und stärker als jemals zuvor.
Eine rothaarige, hellhäutige Kuh war ich und würde ich immer bleiben. Kein Mann würde mich jemals attraktiv finden, geschweige denn, sich in mich verlieben.
Schluchzend beschloss ich, erst einmal mit meinem allerbesten Freund Harry zu telefonieren. Weil er Desiree noch nie leiden konnte, war er genau die richtige Person, mit der ich erbarmungslos über sie herziehen konnte.
„Was sagst du da? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Hab ich es dir nicht immer wieder gesagt, dass Krüppelzeh eine falsche Schlange ist?“, schrie mir seine näselnde Stimme aus dem Hörer entgegen.
Harry hatte Desiree den Spitznamen ‚Krüppelzeh‘ verpasst, weil er steif und fest behauptete (und das bis heute), dass sie sich vom zu vielen High-Heels-Tragen verkrüppelte Hammerzehen zugezogen hätte. Keine Ahnung, woher er das wusste.
„Aber nein, du wolltest mir ja nicht glauben Nein Harry, sie hilft mir nur“, äffte er mich nach. Zittrig holte ich Luft, doch Harry explodierte weiter. “Ja, jetzt wissen wir, wem sie geholfen hat … Ääh, igitt! Ich will es mir gar nicht vorstellen. Süße, die hat nicht deine Hochzeit vorbereitet, sondern ihre eigene.“ Ich schluchzte in ein Taschentuch, während Harry weiter redete. “Was kannst du auch von jemandem erwarten, der jeden Tag, und das vierundzwanzig Stunden lang, High Heels trägt?“
Jammernd heulte ich ins Telefon: „Peter sagte, dass ich eigentlich nicht sein Typ wäre, ich sei zu groß und zu fett.“
„Eigentlich … ist Peter ein Arschloch“, stellte Harry trocken fest.
Ich lachte verzweifelt auf. „Ich denke mir etwas ganz Gemeines aus, was ich ihnen antun werde“, schniefte ich schließlich ruhiger.
„So ist es richtig, Schätzchen! Denen zeigen wir, wo der Hammer hängt. Wobei ... Desiree braucht keinen mehr, die hat ja schon zwei an ihren Füßen.“
Lachend heulte ich wieder los.
Wie nicht anders zu erwarten, ging es mir nach diesem Gespräch ein wenig besser. Die positive Wirkung auf das eigene Wohlbefinden von verdeckten, verbalen Attacken gegen einen Widersacher, wird meines Erachtens viel zu sehr unterschätzt.
Doch ich ahnte, dass dieser positive Effekt nach dem darauffolgenden Telefonat wieder dahin sein würde. Denn leider musste ich meine Eltern noch über die geplatzte Hochzeit in Kenntnis setzen.
Je älter ich wurde, desto schwerer fiel mir der wöchentlich abverlangte Anruf bei meinen Eltern. Wer ließ sich schon gerne jede Woche von seiner Mutter wie ein minderbemitteltes Häufchen Elend behandeln? Mit meinem Vater telefonierte ich dagegen gerne, weil er nicht mal ansatzweise an einem Gespräch Interesse zeigte. Immer auf seinem Fernsehsofa (wenn er mal zu Hause war), rief er meiner Mutter während des Telefonats zu: „Sag ihr Grüße, wir sprechen das nächste Mal miteinander.“ Ja, und das sagte er jede Woche.
Nicht, dass ich meine Eltern nicht liebte. Nein, ich liebte sie wirklich. Ich wusste, dass sie auf vieles verzichtet hatten, um mir einiges von dem bieten zu können, was lediglich die wohlhabenden Kinder in meiner Klasse hatten. Und genau das war das Problem. Während meine Mutter ihren Putz-Jobs nachging, brütete sie die fixe Idee aus, dass ich es noch viel weiterbringen müsste als sie selbst, in Beziehung Geld. Schließlich glaubte sie, zum Glücklichsein bräuchte man nur vermögend zu sein. Mein Vater, der als Fernfahrer arbeitete, war selten zu Hause. Er hatte übrigens keine Meinung dazu oder die gleiche wie meine Mutter. Ich hatte keine Ahnung – wir telefonierten ja nicht.
„Oh mein Gott, das ist ja schrecklich! Wie hast du das denn wieder fertiggebracht? Was sagen wir bloß der Verwandtschaft? Tante Erika wird sich das Maul zerreißen. Bist du sicher, dass Peter dich nicht mehr zurückhaben will? Wäre ja schade, er war so eine gute Partie, gerade für dich. Du weißt ja, Kind, mit deiner Körpergröße und deinen roten Haaren ist das nun mal nicht so einfach, jemanden zu finden, der ...“
Ja, da war er wieder. Der Moment, in dem ich einmal mehr überlegte, ob ich in das Telefontischchen reinbeißen oder mich zum nächsten illegalen Medikamentenversuch anmelden sollte. Möglicherweise hegst du gerade den gleichen Verdacht wie ich, dass meine Komplexe hier ihren Ursprung haben könnten.
„Nein, Mutter, mir wurde deutlich gesagt, dass er eine Andere liebt und seine Eltern mich nicht als Schwiegertochter möchten, weil ich nicht aus ihren gesellschaftlichen Kreisen stamme.“
Dass Peter jetzt erst, nach über einem Jahr, bewusst geworden war, dass er mich doch nicht attraktiv fand, konnte ich ihr nicht auch noch auf die Nase binden. Ich brachte es einfach nicht fertig. Es reichte ja schon, dass sie wusste, dass er eine andere liebte.
„Oh…“, erwiderte sie gekränkt. „Nur weil wir nicht gut betucht sind? So eine Frechheit!“
Ihr letzter Satz überraschte mich dann doch, weil gewöhnlich alles, was Peter oder seine Eltern taten, vollkommen richtig war, wie meine Mutter stets betonte.
„Gut, dass Peter die gesamten Kosten für die abgesagte Feier übernimmt“, beruhigte sie sich selbst.
Ein tröstendes Wort für mich, ihre Tochter, die sitzengelassene Braut, hatte sie allerdings nicht übrig. Dass mein Selbstwertgefühl zu dem Zeitpunkt auf dem Stand eines gebrauchten und wieder getrockneten Teebeutels angelangt war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, oder? Frustrierter konnte ich nicht mehr werden.
Traurig erklärte ich ihr: „Es hörte sich eher an, als würde er die Hochzeit nicht absagen, sondern sie nur mit einer anderen Braut feiern.“
Mutter trauerte schwer dem entgangenen gesellschaftlichen Aufstieg nach, derweil mein Vater im Hintergrund nebenbei fragte: „Muss ich was zahlen? – Nein? Na, wenigstens ist das umsonst.“
Ja, da hatte er ausnahmsweise mal den Nagel auf den Kopf getroffen.