Читать книгу Die Versprengten - F. John-Ferrer - Страница 6

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Die Front ist in Bewegung geraten. Auf den Straßen und Nebenwegen fluten ununterbrochen deutsche Kampfgruppen zurück. Es heißt, der Russe sei nicht mehr aufzuhalten und rücke mit Panzern und motorisierten Schützenbrigaden heran.

Die Rauchwolke über Rawa ist abgezogen. Eine Nacht lang herrscht bedrückende Ruhe. Die polnische Bevölkerung, die unter der Kriegsfurie am meisten leidet, hat aus den Häusern noch gerettet, was zu retten war. Obdachlos gewordene Familien fliehen auf Panjeschlitten oder mit einem Handkarren zu Bekannten oder Freunden irgendwo westlich der gemarterten Stadt, andere ziehen es vor, daheim zu bleiben und den Russen zu erwarten.

Der zeigt sich seit dem Bombenangriff immer häufiger. Kaum dass die Rauchwolke über Rawa verschwunden ist, tauchen die gefürchteten IL 2-Schlachtflieger auf und jagen im Tiefflug heran, alles unter Beschuss nehmend, was sich im freien Feld, in der Stadt, auf den Straßen zeigt.

Der Kanonendonner rückt immer näher. Auf den Straßen herrschen wirre Zustände. Kopfloses Durcheinander, wohin man schaut. Es scheint, als ob es keine Führung mehr gäbe, und jeder tut das, was ihm das Richtige zu sein dünkt. Niemand ist da, der die zurückgehenden Infanterie- und sonstigen Kampfeinheiten aufhält und neu ordnet.

Mit den zurückflutenden Soldaten kommen auch Nachrichten.

„Da ist kein Halten mehr“, sagen sie. „Da gibt’s nur eins: zurück, sonst wirste in die Pfanne gehauen. Alles ist hin.“

Die sowjetischen Marschälle sind mit ihren Armeen in einem unaufhaltbaren Vormarsch. Sie haben die Offensive gut vorbereitet und mit einer nur sieben- bis achtstündigen Kanonade aller Kaliber den Feind aus seinen Stellungen vertrieben und zum unweigerlichen Rückzug gebracht.

Bunkerlinien, an denen Jahre lang gebaut wurde, werden im Handumdrehen genommen, Stellungen, die man für uneinnehmbar hielt, nach kurzem Trommelfeuer verlassen.

Millionen Zentner Baustoffe sind umsonst vertan worden und werden von den Sowjets bestaunt und freudig begrüßt. Der deutsche Widerstand scheint so gut wie endgültig gebrochen zu sein. Das Drama erfüllt sich. Stärkste Sowjetverbände, ausgerüstet mit den neuesten, von den USA gelieferten Waffen, ausgeruht und siegesgewiss, umschließen den Raum von Warschau und schlagen unbarmherzig jeden Widerstand nieder. Der Sowjetmarschall Schaposchnikow hat die große Zange gut durchdacht, mit der er die Deutschen fassen will.

Auf den Hügeln vor Rawa liegt das 662. SMG-Bataillon und erwartet die erste Feindberührung.

Pak ist in Stellung gegangen, frierend stehen die Soldaten in den knochenhart gefrorenen Gräben und beobachten das vor ihnen liegende Gelände.

Noch zeigt der Feind sich nicht, aber dass er näher und näher kommt, hört man aus dem Geschützlärm hinter den verschneiten Hügeln und Wäldern. Über die schmalen Wege keuchen Panjefahrzeuge, auf denen zurückgehende Infanteristen ihre Waffen und Munition gepackt haben. In Einzelgruppen tauchen die Fliehenden auf und verschmelzen auf den Straßen mit dem kunterbunten Wirrwarr einer auseinander fallenden Armee.

Der Pionierzug der 5. Kompanie liegt in zwei Bunkern auf dem Hügel.

Willi Röttger und Emmerich Sailer haben den Umtrunk mit den Kameraden abgehalten und harren der Ereignisse, die da kommen sollen.

„’s wird schon schief gehen, Willi“, seufzt Emmes, als er mit dem Freund auf dem Hügel steht und durch das Glas den Rauch am östlichen Horizont beobachtet.

„Das wird auch nirgendwo mehr halten“, brummt Willi. „Die ganze Bunkerbauerei ist Blödsinn gewesen.“

Emmes lässt das Glas sinken und schaut den Freund an.

„Irgendwie ist der Wurm drin, Willi. Schon lange. In der obersten Führung stimmt’s nimmer so wie früher. Wir schaun da noch net dahinter, aber wir werden’s bald wissen.“

„Du meinst also, dass der Krieg verloren ist?“

„Glaubst du noch an den Sieg, Willi? Sei ehrlich!“ Willi schüttelt den Kopf so heftig, dass der Stahlhelm hin und her rutscht.

„Wir müssen jetzt nur sehen“, sagt Emmes halblaut und wie zu sich selbst, „dass wir heil rauskommen. Mein Mutterl hat niemanden mehr als mich. Wenn ich ihr auch noch verloren geh, dann …“ Er bricht ab.

„Wir haben bisher immer Glück gehabt, Emmes“, sagt Willi leise, „wir werden es auch diesmal haben. Ich hab das so im Gefühl, weißt du.“

Der Steiermärker schaut den Freund lächelnd an. „Gefühle, Willi – im Krieg nützen dir die Gefühle nix … Aufs Glück kommt’s an, merk dir das.“

„Sag mir, Emmes, wozu das alles noch gut sein soll?“

„Willst es wirklich hören, Willi?“

„Na?“

„Ganz drunt liegen müssen wir erst am Boden, Willi“, sagt Emmes ruhig, wie es seine Art ist. „Das, was uns jetzt regiert, muss restlos ausgemerzt werden. Erst dann werden wir wieder hochkommen, erst dann wird Deutschland ein neues Gesicht bekommen.“

„Vielleicht erleben wir’s nicht mehr, Emmes.“

„Kann sein, ja“, murmelt der Steiermärker, „aber die anderen werden es erleben, Willi.“

„Davon haben wir zwei nischt.“

Emmes schaut den Freund lächelnd an. „Hast Angst, Willi?“

„Du nicht?“

Emmes zuckt die Achseln. „Ich will net hier verrecken, Willi, ich will woanders sterben – daheim oder in meinen Bergen. Bloß net hier! Dös Land ist mir zu unheimlich, zu fremd. Und deshalb werd ich, wenn’s hart auf hart geht, genau aufpassen, was besser ist: Heldentod oder Weiterleben.“

Willi schaut den anderen verwundert an. So hat Emmerich Sailer noch nie geredet. Er ist doch ein gescheiter Kerl, denkt Willi, er hat auch Recht. Keiner will hier sterben. Man muss sich dagegen wehren.

Die Nacht weht heran. Es ist nicht mehr so kalt wie am Vortag. In den Bunkern herrscht bedrückte Stimmung.

„Pionierzug – antreten!“, heißt es mitten in der Nacht.

Fluchend rappeln die Soldaten sich aus den Decken, suchen ihre Klamotten zusammen und treten hinter dem Bunker an.

Der dunkle Himmel zuckt und blitzt im Widerschein der feindlichen Mündungsfeuer.

„Pionierzug – stillgestanden!“, ertönt die scharfe Stimme Sepp Lechners.

„Danke“, antwortet das hohe Organ des jungen Leutnants . „Lassen Sie rühren, Lechner.“

Die Soldaten ahnen, dass es mit der Nachtruhe vorbei ist. Und da sagt auch schon Leutnant von Zinnenberg:

„Der ganze Zug rückt zum Bunkerbau aus. Melden Sie sich auf Höhe einhundertdreiundzwanzig, Feldwebel Lechner. Dort müssen noch schnell zwei Bunker fertig gestellt werden. Ist das klar?“

Feldwebel Sepp Lechner stößt den Atem durch die Nase. Jetzt noch schnell zwei Bunker zu bauen, wo der Feind schon in Reichweite ist, mutet ein bisschen sinnlos an.

„Hat denn das noch einen Zweck, Herr Leutnant?“

„Ob Zweck oder nicht – das ist ein Befehl, Lechner“, erwidert der junge Leutnant nervös. „Der Major wünscht, dass auf der Höhe einhundertdreiundzwanzig noch zwei Bunker gebaut werden. So schnell wie möglich. Damit wird die linke Flanke unserer Kompanie noch zusätzlich verstärkt.“

„Herr Leutnant“, sagt Lechner ruhig, „ich möchte darauf hinweisen, dass …“

„Ich brauche Ihre Meinung nicht“, lautet die scharfe Erwiderung. „Rücken Sie jetzt ab.“

„So ’n Blödsinn“, murmelt Lechner.

„Was haben Sie gesagt?“, schreit von Zinnenberg; seine Jungenstimme überschlägt sich vor Erregung. „Wiederholen Sie das noch einmal, Feldwebel Lechner.“

„Blödsinn, hab ich gesagt.“

„Sie sind wohl verrückt geworden, Lechner!“

„Es wäre kein Wunder, Herr Leutnant.“

Die Soldaten feixen.

Da schreit Zinnenberg: „Ich werde Sie zur Meldung bringen! Ich werde einen Tatbericht gegen Sie einreichen!“

Lechner überhört die Drohung und wendet sich seinen Leuten zu: „Los, Jungs, holt die Klamotten her.“

„Ich habe mit Ihnen gesprochen, Feldwebel Lechner!“

„Ja, ja, schon gut, Herr Leutnant. Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“

„Morgen früh melden Sie sich beim Chef zum Rapport“, zischt Zinnenberg und geht davon.

„So ’n Spinner“, sagt Willi ganz laut.

Zehn Minuten später trabt der Pionierzug querfeldein. Vornweg stampft der hünenhafte Lechner. Unteroffizier Lehmann holt ihn ein und sagt:

„Du, Sepp, wenn der Zinnenberg dir einen Tatbericht anhängt, dann werd ich sauer, dann …“

„Ach Quatsch“, brummt der Feldwebel. „Mach dir keine Sorgen, Kurt. Wer weiß, was morgen ist.“

„Ja, wer weiß“, murmelt auch Lehmann.

Die im Gänsemarsch gehenden Gestalten verschwinden zwischen weißen Hügeln.

Der Himmel bewölkt sich, die Nacht ist finster und voller dumpfer Geräusche.

Trotz Dunkelheit und Frost werden halb links drüben auf dem lang gestreckten Hügelrücken in aller Eile noch zwei Erdbunker mit Decken und Stirnwänden aus Beton gebaut. Raupenfahrzeuge und organisierte Panjeschlitten haben das notwendige Baumaterial und Wasser in Fässern für die Betonmischung herangeschafft. Etwa ein Dutzend schweigsamer Polen arbeitet mit den Pionieren.

Es ist eine harte Arbeit, in der man keinen rechten Sinn mehr sehen kann. Aber Befehl ist Befehl. Irgendjemand beim Bataillonsstab hat die Bauarbeit befohlen, um die von Süden nach Norden verlaufenden Hügel noch stärker zu befestigen. Keiner drückt sich vor der Arbeit, denn es ist bitterkalt, und müßiges Herumstehen duldet der Frost nicht.

Die Zivilisten mischen Zement und Sand. Die Mischung muss sofort aufgeschüttet werden, da sie sonst zu Klumpen zusammenfriert.

Willi und Emmes arbeiten nebeneinander.

„Den Wievielten haben wir denn heute?“, fragt Emmes.

Willi muss erst nachdenken.

„Den Dreizehnten“, sagt er dann.

„Na pfüati“, murmelt Emmes, „ausgerechnet der Dreizehnte.“

„Abergläubisch?“

„Dahoam wär ich’s net, aber hier schon.“ Emmes legt die Schaufel beiseite und steigt auf den Bunker. Von dort aus schaut er nach Osten.

Das Land ist weiß und verflacht sich vom Fuße des Hügels weg. Eine schmale Straße läuft rechts des Hügels vorbei; sie kommt weit drüben aus einem Wald, hinter dem die Mündungsfeuer sowjetischer Artillerie zucken. Die Einschläge liegen aber weit links – irgendwo auf einer anderen Straße und in der Nähe eines polnischen Dorfes.

„Na, Sailer“, sagt jemand zu Emmes; es ist Lechners Stimme, „was gibt’s? Sehen Sie was?“

„Nein, Herr Feldwebel – noch nichts. Ich schätze nur die Entfernung bis zur russischen Ari ab.“

„An die zwanzig bis fünfundzwanzig Kilometer werden es sein“, sagt Lechner.

„Dann ist der Iwan bald da. Morgen vielleicht schon.“

„Da ist der Zement noch nicht einmal hart“, murmelt Lechner. „Wir vertun nur noch Kraft und Geld. Und wofür, Sailer … sage mir, wofür? Sie sind doch Student, Sie können denken, und Sie haben auch zwei Augen im Kopf.“

„Auf meine Meinung kommt’s net mehr an, Herr Feldwebel.“

Lechner, elf Jahre Soldat, von Anfang an schon dabei, ist in Erregung geraten.

„Sailer“, sagt er, „mir tut jeder Sack Zement Leid, den wir noch verbuttern. Und was ist nicht schon alles verbuttert worden in diesem Mistkrieg in Bunker und Befestigungen, Millionen und Millionen Säcke Zement von Kurland bis in die Karpaten! Und wo sind die Bunker heute? Hin sind sie. Der Russe hat sie. Weg für immer. Wir kriegen sie nie wieder zurück, Sailer – nie wieder! Und was hätten wir nicht alles von diesem Zement bauen können! Unsere zertepperten Städte daheim, unsere Häuser, die der Tommy und der Ami zu Klumpen gehauen haben! – Sehen Sie, Sailer, deshalb ist mir heute die Galle hochgekommen, als man uns zum Bunkerbau abkommandiert hat. Nicht der Zinnenberg mit seiner Eunuchenstimme hat mich aufgeregt, sondern der Befehl, Sailer – alle diese Befehle!“

„Sie haben Recht, Herr Feldwebel“, erwidert Sailer, der die Erregung des verdienten Soldaten spürt und versteht. „Aber wir können’s net mehr ändern – wir müssen mitmachen, bis alles auseinander bröselt.“

Lechner hat Sailers Arm gepackt und drückt ihn heftig.

„Sailer, wissen Sie, was diese Hornviecher machen müssten? – Dort befestigen, wo wir am ersten September neununddreißig angefangen haben! Dort müssten wir allen Zement verbauen, den wir in Deutschland noch haben. Von Danzig runter bis Wien. Einen Ostwall! Das hätte noch einen Zweck, Sailer – aber hier? Hier ist der Bart ab. Das ist so sicher wie ’s Amen im Vaterunser, Sailer.“

„Und wie wird’s weitergehen, Feldwebel?“, fragt Emmes.

Lechner schweigt. Er atmet schwer. Dann sagt er:

„Wir werden es bald wissen, Sailer. Gehen Sie jetzt wieder an Ihre Arbeit.“

Der Bunkerbau geht weiter. Als der Morgen aufsteigt, sind die beiden Hügelbefestigungen fast fertig. Die Soldaten und Zivilisten sehen übernächtigt und erschöpft aus. Lechner befiehlt gerade, Schnee über die ausgehobene Erde zu werfen, als weit drüben Fahrzeuge aus dem Wald kommen und eilig die Straße entlangrollen. Vier Lkw sind es mit aufgesessenen Soldaten.

Kaum dass sie vorbei sind, kommen drei Sturmgeschütze nach. Auch auf ihnen hängen Trauben von Soldaten, die schrecklich frieren müssen; aber sie ziehen das der Gefangenschaft vor.

Lechner ist rechts des Hügels hinabgesprungen und stellt sich winkend auf die Straße.

Die drei Sturmgeschütze halten. Lechner tritt an das erste heran und spricht mit den Soldaten. Dann brüllen die Motoren wieder, und die drei mit Schneestaub überpuderten Sturmgeschütze rollen weiter. Nach Rawa. Weiß Gott, wie es dort aussehen muss, denn die ganze Nacht hindurch sind zurückflutende Kampfverbände eingetroffen und versuchen, in westlicher Richtung weiterzukommen.

Lechner ist wieder auf dem Hügel bei den Bunkern. Die Leute schauen ihm fragend entgegen.

„Was ist vorn los?“, fragt Lehmann.

„Nicht mehr zu halten“, sagt Lechner. „Alles rennt zurück. Der Iwan stößt mit Panzern und starken Infanteriekräften nach.“

„Na also“, murmelt jemand, „da wär’s ja wieder mal so weit: Vorwärts, Kameraden – wir müssen zurück!“

„Es wird weitergebaut, Leute!“, ruft Lechner. „Los, an die Arbeit! Macht euch warm!“

Der Morgen ist diesig kalt. Die Sonne verbirgt sich hinter einer dichten Dunstwand. Auf der Straße tauchen immer wieder aufgelöste Kampfgruppen auf, die nach Rawa hasten.

Das Grollen der sowjetischen Artillerie ist merklich näher gerückt.

Gegen sieben Uhr morgens kriecht ein Raupenfahrzeug heran und bringt die Verpflegung für die Bunkerbauer: heißen Kaffee, Brot und Margarine.

Der Fahrer des kleinen Raupenfahrzeugs erzählt, dass es in Rawa drunter und drüber gehe. „Du kommst kaum mehr durch, alles verrammelt und verstopft.“

Stehend nehmen die Pioniere und die polnischen Zivilisten ihr Frühstück ein. Ihre Hände halten den dampfenden Trinkbecher. Die Margarine ist gefroren und muss auf dem Brotkanten zum Munde balanciert werden.

Die polnischen Arbeiter schauen oft zum Wald hinüber und reden leise miteinander.

„Du“, sagt Willi zu Emmes, „hoffentlich werden die drei Sturmgeschütze aufgehalten und bleiben bei uns. Dann hätten wir doch wenigstens was, wenn’s los geht.“

Noch ist man beim kargen Frühstück, als plötzlich über dem Wald dunkle, tief fliegende Punkte auftauchen und rasend schnell näher kommen.

Lechner, der wie ein Schäferhund auf seine Herde aufpasst, hat das Unheil sofort erkannt.

„Volle Deckung!“, brüllt er seinen Leuten zu.

Ein Dutzend der gefürchteten IL 2-Bomber rast im Tiefflug heran. Zwei von ihnen halten direkt auf den Hügel zu.

Wie die Wiesel sind die Bunkerbauer verschwunden und suchen in den Bunkern Schutz. Dann kracht es auch schon.

Brandbomben sind es, mit denen die Rotarmisten angreifen. Im spitzen Flugwinkel sausen die Bomben heran, schmettern nieder, entfachen brandrote, kochende Qualmwolken und prallen ab, sausen über die Hügelkuppe hinweg und verbrennen auf dem flachen Gelände.

Ohrenbetäubend, reißend ist das Brüllen dieser scheußlichen Bomben.

Die Soldaten liegen flach in den beiden frisch gebauten Bunkern. Sie hören das Dröhnen der abfliegenden Maschinen und das sich entfernende Krachen weiterer Einschläge.

„Na, prost Mahlzeit“, lässt sich jemand vernehmen, „das war’n ganz schöne Dinger, wenn die uns uff ’n Kopp gefallen wären …“

Die lähmende Angst weicht. Die Gestalten im Halbdunkel erheben sich wieder.

„Herr Feldwebel“, ertönt die heisere Stimme eines Berliners, „könn’ ma nu wieder uff’s Jässchen, oder soll’n ma lieba noch ’n Augenblick wart’n?“

„Ich schau mal nach“, sagt Lechner und geht hinaus.

„Du“, flüstert Emmes dem Willi zu, „der Lechner hat die Nase gestrichen voll.“

„Wer hat das nicht“, flüstert Willi zurück. „Was hat er denn gesagt?“

Emmes erzählt Willi von dem Gespräch mit Lechner, worauf Willi antwortet:

„Da siehst du’s, Emmes – jetzt auch der Lechner. Das wundert mich eigentlich. Der war doch sonst immer auf Zack.“

„So geht jedem von uns a Lichtl auf, Willi“, murmelt Emmes.

„Dem einen früher, dem anderen später.“

„Raus!“, ertönt das Kommando vom Bunkereingang her. „Weitermachen, Kameraden!“

Über Rawa kreisen noch die russischen Schlachtflieger, als die Pioniere und polnischen Zivilisten zu ihrer Arbeit zurückkehren.

Die Versprengten

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