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MARCHÉ D’ALIGRE, PARIS
Feine Delikatessen aus ganz Frankreich, orientalische Händler und ein Antiquitäten-Flohmarkt: Das ist echtes Paris. Unweit des Place de la Bastille versteckt sich der Marché d’Aligre mit seiner alten Markthalle wie eine Oase des Genusses.
PORTRÄT
AMANDA
Zum Kunst-Studium von Minnesota nach Paris, vom Nebenjob an der Bar, um die Miete zu bezahlen, zum Hauptberuf bis hin zur Betreiberin der angesagtesten Craft-Cocktailbar in Paris. Die Pas de Loup Bar.
Web: pasdeloupparis.com
Eines der typischsten Bilder eines Marktes ist für mich, wenn in aller Früh ein Lkw in einer Seitenstraße hält, sich hinten die Türen öffnen und dann eine Schweinehälfte in eine Metzgerei getragen wird. Als ich genau eine solche Szene vor einiger Zeit auf dem Marché d’Aligre beobachtet habe, wusste ich, dass ich mich auf einem Markt befinde, an den ich zurückkommen werde. Jetzt bin ich wieder da, und heute will ich alles einkaufen, was ich für ein Picknick in einem der Pariser Parks gebrauchen könnte.
Der Straßenmarkt zieht sich im 12. Arrondissement durch die Rue d’Aligre. Um 9 Uhr öffnen die Stände. Ich bin aber schon eine Stunde eher da, weil ich mir das Treiben ansehen will, das hier herrscht, bevor der Markt im Trubel der Einkaufenden untergeht.
Direkt auf der Straße bauen Händler auf jeder Seite ihre Stände auf. Aber auch in zweiter Reihe wird Markt betrieben. In jedem der bürgerlichen Altbauhäuser mit ihren bunten Fassaden befindet sich im Erdgeschoss ein Laden. Kleine Bistros, Fisch- und Weinhändler, häufig auch Händler orientalischer Waren – vor allem aber: Qualität. Überall. Auf dem Reklameschild einer alten Patisserie steht „Maison de qualité“.
Am frühen Morgen schieben Ladenbetreiber geflochtene Stühle auf den Gehweg, gießen ihre Blumentöpfe und beschreiben kleine Tafeln, die an der Hauswand lehnen, mit Tagesangeboten. In einen winzigen Laden quetschen sich immer mehr Leute. Das macht mich neugierig. „Terres de Café“ macht offenbar den begehrtesten Café au lait. Davon bestelle ich mir einen. Der Betreiber, Samy, sagt, die Atmosphäre zwischen all den Menschen hier sei das Schönste. „Wie in einem Dorf“, meint er und schiebt mir meine Boule entgegen.
Als müsste seine Aussage bewiesen werden, kommt in genau diesem Moment ein Nachbar zur Tür herein und begrüßt Barista Samy herzlich. Freddy erzählt, er lebe seit 15 Jahren hier. Er deutet durchs Fenster auf einen der Balkone, die über dem Markt schweben. Der Marché d’Aligre sei der beste in Paris. Die Stadt habe viele Märkte, aber dieser hier, erklärt er weiter, sei der, auf den die Pariser gehen. „Mir fällt kein anderer Markt ein“, sagt Freddy, „der außer montags jeden Tag geöffnet ist. Außerdem sind die Preise gut. Das Wichtigste aber ist die Qualität. Egal ob beim Gemüse hier an den Straßenständen oder beim Fisch und Fleisch.“ Davon solle ich mich in der Halle überzeugen.
Helfer holen übrig gebliebene Waren für Suppenküchen an den Ständen ab.