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ch vergaß die Jalousien herunterzulassen. Zum ersten Mal seit Wochen scheint die Sonne und genau heute mitten in mein Gesicht. Missmutig kehre ich dem Fenster den Rücken und zähle sinnloserweise die Muster auf meinem Kissen, nur um nicht aufstehen zu müssen.

Jeder Sonntag verläuft ähnlich; erst fläzt er mit seinem Handy auf dem Sofa, zappt sich anschließend durch die Fernsehprogramme, um sich einen Mist nach dem anderen anzusehen und schnauzt mich nach Stunden an, warum ich nicht mit ihm kuschle, sondern in meinem Arbeitszimmer am Rechner sitze oder nähe.

Wenn ich dann doch mal einen Sonntag neben ihm auf der Couch Platz nehme, langweile ich mich zu Tode, da mich seine merkwürdigen Männerserien nicht die Bohne interessieren. Am Anfang war es ja noch amüsant, da es mal etwas Neues war, aber mittlerweile sind sie nur noch trivial oder er schaut sich tatsächlich die Wiederholung der Wiederholung an. Nach einigen Stunden meint er dann meistens, dass wir uns irgendeinen grottenschlechten Film anschauen könnten, zumindest empfinde ich seine vorgeschlagenen Werke als solche, denn sie sind genauso langweilig wie er. Also versuche ich mich meist um einen gemeinsamen Sonntag zu drücken.

Wie erwartet schläft er noch, als ich in die Küche herunterkomme. Wieder darf ich alles allein machen. Während der Kaffee vor sich hin tröpfelt, drehe ich das Radio auf und putze summend die Küche. Da ich morgens nie etwas esse, schenke ich mir nur eine Tasse ein und setze mich nach getaner Arbeit an den Küchentisch. Rauchend lese ich in dem Buch weiter, welches ich bereits in der Nacht begonnen hatte.

Nach knapp einer Stunde kommt Pete nur in Unterhose bekleidet in die Küche geschlurft und kratzt sich erst einmal demonstrativ vor mir im Schritt. Sehr sexy, schießt es mir durch den Kopf und wende mich angewidert ab.

»Gu’n Morng«, nuschelt er gähnend.

»Guten Morgen«, erwidere ich und bin von seinem fast nackten Anblick nicht unbedingt beeindruckt.

Er denkt noch immer, dass er gut gebaut ist. Ja, er ist groß, aber seine Proportionen stimmen nicht. Sein Bauch wackelt, als er sich zu mir hinunterbeugt, um mich feucht zu küssen. Dabei schiebt er mir die Zunge beinahe bis zum Anschlag in den Hals.

Ich weiß selbst, dass ich nicht mehr die Schlankeste bin, was auch daran liegt, dass mein einziger Sport das Tanzen und Schwimmen war, was ich ja nun nicht mehr machen kann oder darf. Denn weggehen will er sehr selten und schwimmen hasst er. Und allein darf ich nicht. Halb nackt vor anderen herumturnen, hatte er einmal verlauten lassen. Ja, soll ich im Ganzkörperanzug schwimmen gehen? Manchmal komme ich mir wie im Mittelalter vor.

Seit Monaten will ich wenigstens zu Hause Sport treiben, aber ich kann mich nicht zu diesen stupiden und monotonen Übungen hinreißen lassen, die ich zudem für absolut affig halte.

Pete stakst barfuß über den kalten Küchenboden und schenkt sich Kaffee ein. Seine Frisur ist zerzaust, ebenso wie sein ungepflegter Bart, den er sich seit Wochen wachsen lässt. Wenn ich mir vorstelle, dass er mit dem kratzigen Ding unten an mir rummacht … schnell schüttle ich jeden weiteren Gedanken ab. Wieso kommen mir seit einiger Zeit vermehrt solche gehässigen Eingebungen hoch?

Seit Monaten versuche ich mir vorzustellen, wie es wäre, mich von ihm zu trennen. Und immer öfter komme ich zu dem Schluss, dass es sein muss, auch wenn es alles andere als einfach werden wird. Aber ich muss hier raus, weg von ihm. Seine Psychospielchen machen mich krank, wirklich seelisch krank. Bis heute weiß ich noch nicht wann und wie. Planen tue ich es nicht, irgendein Wink des Schicksals wird mir schon aufzeigen, dass der richtige Zeitpunkt da ist.

Plump lässt er sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen, reißt mich damit aus meinen Überlegungen. Dabei entfleucht ihm ein Lüftchen, innerlich schüttle ich mich, er ist einfach nur noch widerlich! »Tschuldige, aber das muss raus«, meint er beinahe vorwurfsvoll.

Warum er mich anblafft, weil er seine Körperfunktionen nicht unter Kontrolle hat, wird mir ein Rätsel bleiben, denn das tut er immer.

»Und heute wieder PC«, fragt er abfällig, »oder meinst du, wir schaffen es mal einen Tag zusammen zu verbringen?« Und wie immer schwingt dieser missbilligende Tonfall mit.

»Was hast du denn geplant?« Ich versuche interessiert zu klingen, obwohl ich jetzt schon weiß, wie der Tag enden wird, wie immer.

»Du sollst auf meine Fragen nicht immer mit einer Gegenfrage antworten! Ich hasse das!« Erbost knallt er die Tasse auf den Tisch, sodass der Kaffee überschwappt. »Warum soll ich mir immer was einfallen lassen? Jedes Mal, wenn ich was vorschlage, jammerst du eh nur wieder rum, dass dir dies oder jenes nicht gefällt.«

Da hat er ausnahmsweise recht, aber nur, weil unsere Interessen so weit auseinanderliegen, dass wir uns niemals einig werden können, welchen Film wir beispielsweise anschauen wollen. Meist endet es damit, dass wir erst seine merkwürdigen Komödien ansehen, mit denen ich gar nichts anfangen kann und danach einen meiner DVDs, bei denen er grundsätzlich einschläft. Bei Thrillern oder Action einschlafen, am helllichten Tag!

»Okay, hm. Alien?« Der geht immer, denke ich mir und der gefällt ihm angeblich auch.

»Ach nee.« Und er schlägt wieder einen dieser langweiligen Filme vor. Abermals bestimmt er, was wir schauen, aber erst einmal Theater machen. Seufzend stimme ich zu und er erhebt sich, fasst sich wieder an seinen Sack. Wieso tut er das immer dann, wenn er vor mir steht, also direkt vor meiner Nase? Es kann nur Absicht sein, obwohl er mehrfach das Gegenteil behauptet hatte. Grinsend verschwindet er ins Bad. Ekliger Mistkerl. Hoffentlich lässt er mich heute in Ruhe.

Er kann sich keine halbe Stunde beherrschen. Sein Drängen ist widerwärtig und alles andere als sinnlich oder verführerisch. Nachdem ich einsehe, dass er die nächste Zeit nicht von mir ablassen würde, ergebe ich mich ihm widerwillig, in der Hoffnung, dass er mich tatsächlich ein paar Tage in Ruhe lässt.

Pete zerrt an meiner Jeans, ich lasse ihn gewähren, ich werde aber keinen Finger rühren, denn ich habe keinerlei Lust auf ihn, warum soll ich ihm also auch noch helfen. Er versucht mich mit zusammengekniffenen Augen sinnlich anzuschauen, es bleibt nur bei dem Versuch, denn nichts an seinem Antlitz ist betörend. Verführung ist seit Jahren Fehlanzeige, denn kaum hat er mir meine Hose samt Slip abgestreift, steckt er seine Finger in mich. »Warst schon mal feuchter«, meint er. Oh ja Baby, ich steh auf deine Anmachsprüche! Ihm zum tausendsten Mal zu erklären, dass man eine Frau erst einmal anheizen sollte, damit sie erregt ist, macht keinen Sinn, also lasse ich es seit Jahren.

Minutenlang schiebt er seine Finger in mich, leckt und reibt wie immer an den falschen Stellen. Ich recke ihm nach einer gefühlt endlosen Zeit mein Becken entgegen, damit er endlich loslegt. Hastig entkleidet er sich, schiebt mein Shirt nach oben, um meine Brüste zu kneten und auf meinen Brustwarzen herumzubeißen. Nur zu gut weiß er, dass ich nicht darauf stehe, aber es ist ihm egal.

»Hm?«, ertönt es aus seinem Mund. Ich hasse es, denn das bedeutet immer, dass er nicht weiß, was er machen soll. Er erwartet meist, dass ich die Führung übernehme und er sich bedienen lassen kann. Das mache ich allerdings seit Jahren nicht mehr. Wenn er was von mir will, muss er sich bemühen.

Während er in mir herumstochert, denke ich verzweifelt an den süßen Typen aus dem Club. Versuche mir dabei vorzustellen, wie es mit ihm wäre, wie er mich sinnlich küsst. Ich nutze die Erinnerung an ihn, um mich selbst etwas anzuheizen. Irgendwie kommt das Gefühl in mir auf, als ob ich ihn missbrauchen würde. Verloren seufze ich innerlich auf. Pete merkt nicht einmal, dass ich meine Augen geschlossen halte, da er eh nebenbei in den Fernseher starrt. Eigentlich fehlt nur noch ein Bier, um das Ganze abzurunden.

Dann dringt er in mich ein. Ich spüre ihn kaum, weil er einen ziemlich kleinen Schwanz hat und immer den falschen Winkel nutzt. Sex ist für mich eine Farce geworden, es macht keinen Spaß, es bringt mir nichts und es ekelt mich an. Also lasse ich es über mich ergehen. Nachdem er, wie gewöhnlich, schnell fertig ist, ziehe ich mich rasch an. Ich kann mir bei ihm nicht einmal das holen, was ich brauche. Denn, sobald ich etwas stürmischer werde, um ebenfalls etwas in den Genuss zu kommen, spritzt er sofort ab und will anschließend noch mal, was ich aber unbedingt vermeiden will, da das zweite Mal immer länger dauert und er sich dabei grundsätzlich bedienen lässt.

Seine Fragerei währenddessen, ob es gut sei, geht mir gehörig auf den Keks. Deshalb antworte ich entweder gar nicht und tue so, als ob ich es nicht gehört hätte oder reagiere mit einem knappen Ja. Natürlich ist es mies und langweilig, aber das werde ich ihm nicht immer und immer wieder sagen. Ich bin schließlich nicht seine Lehrmeisterin auf Lebenszeit, die ihm alles erklären oder beibringen muss, obwohl ich es ihm schon tausendmal gezeigt und beschrieben habe.

Er will es nicht verstehen, das ist zu viel Arbeit. Ganz am Anfang hatte er noch versucht mich glücklich zu machen, doch das wurde ihm irgendwann zu viel. Hauptsache er kommt innerhalb von Minuten zum Höhepunkt, was mir allerdings seit Jahren recht ist, denn mehr als diese zehn Minuten würde ich auch nicht mehr ertragen.

»Ich geh duschen«, sage ich und will mich an ihm vorbei schlängeln. Doch da habe ich nicht mit Petes Bedürfnis nach vermeintlichen Kuscheleinheiten gerechnet.

»Halt! Komm her.« Er zieht mich lüstern an sich und fasst mir an die Brust. »Ich liebe deine Titten!«

Toll, Danke auch, ich habe ja sonst keine Körperteile, an denen ich zu gern einmal berührt werden möchte, weil es einfach guttut und mir ein Gefühl der Geborgenheit und des Geliebtwerdens vermitteln würde. Kaum gedacht greift er mir an den Po. »Und deinen dicken Hintern.«

Er zwickt und knetet ihn. »Aber weißt du«, beginnt er erneut, »man merkt, dass du alt wirst.« Geschockt starre ich ihn an. Habe ich mich gerade verhört? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, zucke ich heftig zusammen. Er greift mir tatsächlich in den Schritt und fährt an der Naht entlang. »Aber deine Muschi mag ich am meisten.« Tränen schießen mir in die Augen, das ist zu viel des Guten. Hastig versuche ich mich aus seinem Griff zu winden, um nach oben zu eilen.

»Hey! Hast du nicht was vergessen?« Damit packt er meinen Hinterkopf und schiebt damit mein Gesicht zu sich. Und wieder drängt er seine Zunge zwischen meine Lippen. Er spielt nicht, so wie ich es mir wünsche, im Gegenteil, seine Zunge rotiert wild in meinem Mund herum. Wenn es nach ihm ginge, würde das Ganze minutenlang andauern, doch das konnte ich ihm wunderlicherweise, aber zu meinem Glück gleich zu Beginn schnell abgewöhnen, da Schnappatmung mich nicht unbedingt antörnte.

»Okay, ich geh mal hoch, schau du ruhig weiter. Ich kenn den Film ja schon«, versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen, obwohl ich mir am liebsten auf der Stelle den Mund auswaschen würde.

»Lass dir Zeit, ich zocke dann noch.« Dabei schaut er mich nicht einmal mehr an. Er hat bekommen, was er wollte, nun kann ich verschwinden. Immer wieder komme ich mir wie eine Hure vor, die er benutzen kann, um mich danach wegzuschmeißen oder zu demütigen. Aber ist es nicht genau das, was ich seit Jahren provoziere?

Sobald er sich abgewendet hat, haste ich nach oben und schließe mich im Badezimmer ein. Duschen werde ich tatsächlich und zwar ausgiebig, da sein Schweiß noch immer an mir klebt. Angewidert entkleide ich mich, um in die Duschkabine zu steigen. Das heiße Wasser tut meiner geschundenen Seele gut. Schon allzu oft habe ich das anschließende Ritual hinter mir, ich fühle mich benutzt und muss diesen Schmutz von mir herunterschrubben, bis meine Haut feuerrot ist.

Doch heute ist es besonders schlimm. Einige Striemen zieren bereits meinen Oberkörper, doch ich kann nicht aufhören, selbst als ich vor Schmerzen zusammenzucke, während ich immer und immer wieder über die offenen Wunden schrubbe. Tränen rinnen meine Wangen herab, vor allem wegen dem seelischen Schmerz. Wie lange werde ich das noch durchstehen können?

Ich bin auch nicht fehlerfrei, das weiß ich selbst, ich habe etliche Macken, wie diese, mir den Körper wund zu schrubben, wenn ich psychisch am Boden bin. Auch schimpfe ich wie ein Rohrspatz, wenn mir etwas gegen den Strich geht, oft auch viel zu voreilig. Eine weitere Marotte ist das zu intensive Grübeln, meist unbegründet und exzessiv.

Wenn mir etwas nicht schnell genug geht, werde ich unruhig und beginne an meinen Lippen zu knabbern. Ich mag mich selbst nicht im Spiegel anschauen, da ich mich als zu dick empfinde. Und ein ganz neuer Fehler hat sich nun auch aufgetan, ich vergucke mich viel zu schnell in wildfremde Männer. Nun muss ich doch wieder lächeln und der Gedankengang lenkt mich von dem Geschehenen ab.

Nach gut einer halben Stunde, greife ich nach meinem Handtuch und tupfe vorsichtig über die mittlerweile leicht blutenden Wunden. Sofort werfe ich das Badetuch in die Wäschetonne, ich will nicht, dass Pete meinen Schmerz entdeckt. Er würde mich doch nur wieder als abartig betiteln, wie allzu oft.

Was soll ich jetzt tun? Hinuntergehen will ich nicht. Da fällt mir ein, dass ich das Großprojekt weitermachen könnte. Es steht ein guter Gewinn ins Haus, wovon Pete natürlich nichts weiß, denn das könnte ein gutes Startkapital für mich sein. Mit dem Ersparten hätte ich insgesamt knapp 12.000 Pfund zusammen, was für einen Neuanfang reichen würde und ich hätte noch etwas Puffer für einen schlechten Neustart.

Zum zweiten Mal nähe ich ein außergewöhnliches Brautkleid, es ist zwar nicht meine Stärke, aber ich kann es ganz gut. Alice hatte mir diesen Auftrag vermittelt, wofür ich ihr unheimlich dankbar bin. Gemeinsam haben wir es so gedreht, dass ich etwas für sie anfertige, was sehr aufwendig ist. Und selbst wenn er das Kleid entdecken sollte, würde er es nicht mal als solches erkennen. Warum? Weil es ihn nicht interessiert, antworte ich mir selbst.

Ich besitze zwar eine Schneiderpuppe, benutze sie aber nur zum Fotografieren. Das ist mein Stil, der mich relativ bekannt gemacht hat, ich probiere die Kleidungstücke nie an der Puppe, ich arbeite nach Gefühl und das hat mich noch niemals im Stich gelassen. Der ultimative Test wird an der Frau selbst durchgeführt, dann erst nehme ich die Feinarbeiten vor. Denn somit können die Kundinnen einschätzen, wie meine Arbeit werden wird und können währenddessen Änderungen bestimmen. Dadurch habe ich schon so einige Kontakte geknüpft.

Zudem fertige ich sowieso keine 0815-Klamotten und es sind immer Einzelstücke. Das aktuelle Kleid entsteht aus schwarzer Spitze und blutrotem Taft. Es soll eine ungewöhnliche Hochzeit werden, nämlich eine Vampirhochzeit, ich freue mich jetzt schon auf die Fotos. Die passenden Accessoires wie Tasche, Stola, Armstulpen und Kopfschmuck habe ich bereits fertiggestellt.

Im Arbeitszimmer lege ich eine CD ein und drehe laut auf, um keinen Gedanken mehr fassen zu können. Musik lenkt mich meistens von meinem Gedankenchaos ab, weil ich mitsinge und somit gar nicht mehr überlegen kann. Sofort bin ich in meinem Element und komme bis zum Abend gut voran. Wenn ich so weiter arbeite, kann die Kundin das Kleid bereits nächste Woche anprobieren.

Als ich Petes Schritte auf der Treppe höre, versuche ich es so zu legen, dass er es nicht als solches erkennt. »Na? Wieder am Arbeiten? Ich dachte, wir wollten den Sonntag zusammen verbringen?«, fragt er gängelnd.

Ist das wirklich sein Ernst? »Du sagtest doch, dass du zocken wolltest?«, erwidere ich ruhig, obwohl ich gerade explodieren könnte.

»Ja und? Hätte ja sein können, dass du wieder runterkommst, dann hätte ich bestimmt die DVD eingelegt, die du sehen wolltest.«

»Echt? Cool, ich schneide noch schnell den Stoff zurecht, dann komm ich runter«, sage ich begeistert, da ich mich wirklich auf den Film freue.

»Na ja, dafür ist es aber schon ein bisschen spät, oder? Schau mal auf die Uhr.«

Kann er irgendwann mit seinen abartigen Spielchen aufhören? Zudem ist es noch nicht einmal 20 Uhr, wir hätten also genug Zeit! Dieses Hin und Her geht seit Jahren so. ›Ällabätsch, hättest du mal, dann könnten wir …‹ Es macht mich wahnsinnig. »Und was willst du dann jetzt von mir?«, entgegne ich nun doch sichtlich entnervt.

»Na, wenn du mal runtergekommen wärst, dann …«

»Ach hör endlich mit dem Mist auf, Pete!«, fahre ich ihn mit einem Mal an. Ich kann seinen verbalen Müll nicht mehr hören, es reicht mir schlagartig und ich bin selbst erstaunt.

»Was ist denn nun wieder los?«, fragt er mich allen Ernstes. »Und was habe ich jetzt wieder Falsches gesagt?« Er zieht die Worte gekünstelt in die Länge, um so seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Theatralisch holt er tief Luft und geht in die Hocke. Nein! Nicht jetzt! Wir werden im Moment keine unsinnige Diskussion starten, die eh wieder darauf abzielt, dass er heulend vor mir hockt und ich wie immer alle Schuld auf mich nehmen muss.

»Du hast nichts falsch gemacht, okay? Geh bitte, ich habe einen dringenden Auftrag. Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe«, erwidere ich rasch und beuge mich vor, damit er mich endlich feucht küssen kann, was er, wenn auch widerwillig, sofort macht.

Kaum verlässt er vor sich hin schimpfend mein Zimmer, wische ich mir angewidert den Mund ab. Wie so häufig vernehme ich übelste gegen mich gerichtete Beleidigungen, doch diese prallen mittlerweile an mir ab. Zu oft habe ich diese schon zu hören bekommen.

Bereits zwei Stunden später kommt es zum großen Krach, wie fast jedes Wochenende, das bin ich gewohnt. Wieder geht es darum, warum ich keine Zeit für ihn finde. Pete hat im Endeffekt auch recht. Ich will nicht ständig für ihn da sein, zumal sich eh alles nur um das Thema Sex dreht. Er glotzt die heißen Frauen im TV an, nicht dass er gleich lossabbern würde, und macht sofort wieder Anspielungen. Diese sind aber mitnichten verführerisch, im Gegenteil. Das mag am Anfang einer Beziehung noch reizvoll und neu sein, aber doch nicht nach Jahren? Oder ticke ich da vollkommen falsch?

Kein Mann für eine Nacht

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