Читать книгу Frankie - Unvergesslich - Felice Stevens - Страница 10
Kapitel 3
ОглавлениеFRANKIE
„Ich kann nicht glauben, wie viel Knete wir heute gemacht haben. Hab noch nie so viel auf einem Haufen gesehen. Wir sollten öfter zusammen tanzen.“ Nackt und tropfnass von der Dusche sammelte ich meinen Anteil des heutigen Trinkgeldes ein, wedelte mit den Scheinen vor Corts Gesicht und tänzelte um ihn herum. Alle außer Cort lachten.
„Ja. Na ja, da James niemanden eingestellt hat, um ihn zu ersetzen, seit Austin weg ist, müssen wir mit einer Person weniger teilen.“ Er ließ sich in seinen Stuhl fallen. „Ich vermisse ihn trotzdem. Ohne ihn ist es einfach nicht dasselbe.“
Ich wusste, dass Austin und Cort sich nahestanden, und schwor mir, freundlicher zu dem gut gebauten Cowboy, zu sein. Er war wirklich süß.
„Wie wäre es, wenn wir an unserem nächsten freien Tag alle zusammen ins Kino gehen oder so? Ich bin mir sicher, Austin würde sich freuen. Sollen wir was organisieren?“
Seine Miene hellte sich auf. „Ja. Das wäre sicher lustig. Ich hatte gedacht, es wäre hier einfacher, jemanden zu finden, aber das ist echt nicht der Fall. Die Leute sind weniger freundlich. Jedes Mal wenn ich versuche, jemanden anzusprechen, gucken sie mich komisch an.“
„Ach, guck nicht so traurig, Honey.“ Ich küsste ihn auf seine stoppelige Wange. „Du wirst schon jemand Nettes treffen. Den Richtigen zu finden, dauert seine Zeit.“
Niedergeschlagenheit vertrieb die übliche Fröhlichkeit aus seinen Augen. „Ich versuche es. Ich gehe zu den Lesungen im Buchladen bei mir um die Ecke und bleibe dann immer noch auf Kaffee und Kuchen. Aber niemand will mir Gesellschaft leisten. Immer haben es alle so eilig, wieder wegzukommen. Der Einzige, der bleibt, ist dieser Typ, der immer da rumhängt und alle Kräcker und allen Käse und Kuchen isst, die rumstehen. Ich glaube, er ist obdachlos.“
„Warum?“ Ich wickelte ein Handtuch um meinen Kopf, um das tropfende Wasser aufzufangen.
Cort runzelte die Stirn. „Weil er jedes Mal dieselben schäbigen Klamotten anhat, wenn ich ihn sehe. Und wenn er denkt, dass niemand hinguckt, steckt er sich noch mehr Essen in seine Taschen.“
„Du bist echt ein Softie. Ich wette, wenn du ihn das nächste Mal triffst, bringst du ihm was zu essen mit.“
Mit rotem Kopf starrte er mich an. „Wie auch immer. Ich glaube halt daran, Leuten zu helfen, denen es nicht so gut geht wie mir. Wenn mich das zu einem Softie macht, dann stehe ich dazu. Außerdem bin ich nicht hier, um über mich zu reden. Wie geht es dir so? Immer noch mit deinem Ex zusammen?“
„Er ist ja wohl kaum ein Ex, wenn Frankie wieder mit ihm zusammen ist.“
Ich war überrascht von Tristans Einwurf, ignorierte seinen Kommentar jedoch trotzdem. Sein halb amüsierter, leicht abfälliger Ton gefiel mir nicht. „Wir arbeiten an uns. Schritt für Schritt.“
„Glaubst du, das wird klappen? Ich mache mir Sorgen um dich.“ Das beschützerische Funkeln in Corts Augen kam von seinen Gesprächen mit Austin.
„Ich weiß, dass es das wird. Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt.“
Doch während ich mich abtrocknete und meine Klamotten anzog, fühlte ich mich weniger sicher. Abgesehen von unserem Telefonat nach seinem Feierabend hatte Aaron mich im Laufe des Abends weder angerufen noch mir eine Nachricht geschrieben. Ich hasste es, ihm nicht zu vertrauen, doch ein kleiner Teil von mir wunderte sich. War er mit den Typen von der Arbeit weggegangen? Hatte er getrunken? Wäre Austin hier gewesen, dann hätte er meine Unsicherheit vermutlich gespürt und sie weiter befeuert.
Ich schob meine negativen Gedanken beiseite, holte mein Telefon raus und Erleichterung durchströmte mich, als ich eine Nachricht von Aaron sah.
War mit den Jungs unterwegs und bin gerade erst nach Hause gekommen. Werd auf dich warten. Du fehlst mir.
Mein Herz machte einen Salto. Und wie er sich geändert hatte. So etwas hätte Aaron vorher nie gesagt.
„War er das?“, Cort deutete auf mein Telefon.
„Ja.“
„Dachte ich mir. Dein Gesicht ist ganz weich und rot geworden. Muss schön sein, jemanden zu haben, der auf einen wartet. Vielleicht sollte ich mal ein paar Datingportale ausprobieren.“
„Gute Idee. Such ein paar süße Kerle aus und ich, du und Austin werden sie zusammen abchecken.“ Ich umarmte ihn kurz. „Hier. Ich habe es nicht vergessen. Ich werde Austin morgen anrufen und dann werden wir alle zusammen ausgehen. Versprochen. Ich muss los. Ich brauche eine ganze Weile mit dem Zug bis nach Hause.“ Ich warf ihm ein Küsschen zu und winkte den anderen, dann machte ich mich auf den Weg.
Meine Vorhersage erwies sich als korrekt und es war fast halb drei, als ich endlich meine Haustür aufschloss. Ich bemühte mich, leise zu sein, da ich mir sicher war, dass Aaron nach einem harten Arbeitstag nicht so lange aufgeblieben war.
„Frankie?“, begrüßte mich seine vom Schlaf raue Stimme aus dem Wohnzimmer, als ich die Tür hinter mir schloss. Aaron lag ausgestreckt auf dem Sofa, shirtlos und in einem alten Paar Trainingshosen. Er blinzelte verschlafen. Ich ließ meine Schlüssel in die kleine Schale auf dem Tisch nahe der Tür fallen und warf meine Jacke auf einen Stuhl.
„Hi.“
Ich hockte mich neben ihn, küsste ihn auf seine kratzige Wange und konnte nicht aufhören, mich an ihm zu reiben. Gott, er roch so gut. Der Hauch seines Aftershaves und seine warme Haut trafen mich tief und erinnerten mich an all die Dinge, die ich vermisst hatte, während er fort gewesen war. Ich hatte ein paar seiner Shirts behalten und in ihnen geschlafen, um etwas von ihm zu haben, an dem ich mich festhalten konnte. Der Duft verflog letztendlich, doch die Einsamkeit blieb. Die Leute sagten mir immer, ich würde jemand Neues finden, doch ich konnte mich nicht dazu bringen weiterzugehen, ohne zu sehen, ob es da vielleicht noch etwas zwischen uns gab, das sich zu retten lohnte.
„Du hättest nicht warten müssen. Ich weiß doch, dass du müde bist.“
„Schon okay.“ Gähnend setzte er sich auf und rieb seine Augen. „Ich wollte dich sehen.“ Er klopfte auf den Platz neben sich. „Komm her und setz dich.“
Ich kuschelte mich neben seinen warmen Körper und legte meinen Kopf an seine Schulter. Aaron fuhr mit den Fingern durch mein Haar und für einen Moment verweilten wir so. „Mmh. Das ist schön. Hattest du Spaß mit den Jungs von der Arbeit?“
„Es war okay. Sie haben die halbe Nacht damit verbracht, Mädels an der Bar aufzureißen. Das Übliche. Aber man kann mit ihnen auskommen.“
„Wissen sie Bescheid?“
„Worüber? Dass ich im Gefängnis war, oder dass ich schwul bin?“
„Der Teil mit dem Schwulsein. Ich kann mir vorstellen, dass du ihnen nicht am ersten Tag erzählen wolltest, dass du gesessen hast.“
„Um ehrlich zu sein, das habe ich. Ich habe es Lennie, dem Sohn des Besitzers, gegenüber erwähnt, weil er es eh hätte herausfinden können. Er hat kein Problem damit. Ich dachte, es gibt eher keinen Grund, ihnen auf die Nase zu binden, dass ich schwul bin, weißt du?“
„Ja. Da hast du wohl recht.“ Ich seufzte, als er begann, mit seiner Nase an meinem Kinn entlang zu streichen. Und als er begann an meinem Hals zu saugen, vergaß ich ganz, worüber wir gerade geredet hatten. „Mmm.“ Die rauen Stoppeln seines Kinns kratzten über meine Haut und ich genoss das Geräusch seines unsteten Atems.
Er presste sich an mich und in meinem Inneren breitete sich ein Feuer aus, als ich seinen harten Schwanz an meinem Bauch spürte. Ein Schauer überlief mich. Ich sehnte mich so danach, mit ihm zu schlafen.
„Ich bin noch nicht bereit.“ Mein Körper stimmte dem nicht zu, als Aaron sich an mir rieb und ich wusste, dass er spürte, wie mein Schwanz steif wurde.
„Ich weiß. Ich möchte dich nur berühren.“
Er strich mir über den Rücken und ich fragte mich, ob er mich bedrängen würde.
Mir wurde das Herz schwer. „Dich zu wollen ist der einfache Teil. Ich begehre dich immer. Aber diesmal sollte es um mehr als nur Sex für uns gehen. Darüber haben wir schon gesprochen, erinnerst du dich?“
Bitte hör mir zu.
Ein lautes Seufzen entfuhr Aaron. „I-ich weiß. Ich habe mich mitreißen lassen. Dich wieder zu berühren … Da passiert mir das häufiger. Du bist so verdammt schön und heiß. Ich versuche es. Ich schwöre, ich will von vorne anfangen und es diesmal richtig machen. Ich schwöre, ich werde es besser machen.“
Mein klopfendes Herz beruhigte sich. Diese Worte. Ich wartete seit Jahren darauf, sie zu hören. „Aber du verstehst, warum ich warten will, oder?“
„Ja, ich schätze schon. Ich meine, ich verstehe es. Ich muss mich vor dir beweisen … Dir zeigen, dass ich mich geändert habe.“
„Wir beide.“ Ich wand mich, um ihm näher zu sein. „Es geht nicht nur um dich. Ich habe mich auch verändert. Ich habe gelernt, für mich einzustehen. Mein Kopf muss zu meinem Körper aufholen. Erinnerst du dich, dass Dr. Morrell sagte, wir müssen mehr über unsere Probleme reden und sie nicht hinter Sex verstecken?“ Ich strich über seine Wange. „Aber nur, weil wir keinen Sex haben werden, heißt das nicht, dass wir nicht ein wenig miteinander spielen können.“ Ich stand auf, glitt aus meinen Leggins und dem Jockstrap und genoss, wie sein Atem aussetzte und seine Augen glasig wurden, als er sah, wie ich über meinen aufgerichteten Schwanz strich. „Zieh dich aus.“ Ich zog mein Kapuzenshirt aus, stand nackt vor ihm und beobachtete, wie seine Lider schwer wurden vor Lust.
„Verdammt, bist du herrisch geworden.“ Mit einem Lächeln zog Aaron seine Trainingshose runter und trat sie weg. Ich bewunderte seine zarte Haut und das Spiel seiner Muskeln.
„Ach?“ Ich setzte mich mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß, sodass unsere Schwänze einander berührten. Die Rauheit seiner behaarten Oberschenkel rieb gegen meine glatten. Er liebte es, wenn ich meinen Körper wachste. Ich stöhnte, als er seine Hände über meine Brust gleiten ließ und dann meinen Hintern umfasste. „Ich wette, es gefällt dir.“
Er umfasste mich und ließ seine Hände in langsamen, quälenden Bewegungen an meinen Schwanz auf- und abgleiten. Sein Daumen glitt über die Feuchtigkeit an meiner Eichel. „Es gefällt mir. Mir gefällt alles an dir. So weich und zart.“ Seine freie Hand strich über mein Gesäß. „Dein Geruch.“ Er zog mich an seine Brust, grub seine Nase in die Vertiefung zwischen meinen Schlüsselbeinknochen und atmete tief ein. „Und Geschmack.“ Er strich mit seinem Finger über meinen Schwanz, bis etwas von dem glitzernden Vorsaft daran haften blieb, ließ ihn in seinen Mund gleiten und saugte daran. „Mmh. Süß. Wie Bonbons.“
Ich konnte die Sehnsucht und Erregung nicht länger ertragen.
„Fuck.“ Ich presste meinen Mund an seinen und drückte ihn auf das Sofa, bis ich auf ihm lag. Unsere Zungen kämpften und tanzten, während ich mich rhythmisch an ihm rieb. „All diese Monate, in denen du weg warst“, hauchte ich in sein Ohr. „Manchmal habe ich mich so einsam gefühlt, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich wollte dich immer noch so sehr und konnte mit niemandem zusammen sein. Du bist der einzige Mann, in dem ich jemals sein wollte. Du bist der einzige Mann, den ich jemals in mich hineingelassen habe. Also habe ich das gemacht, während du fort warst.“ Ich leckte meine Finger und spreizte meine Beine. „Schau zu.“ Aaron umfasste seinen Schwanz und begann, sich zu streicheln, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich tauchte einen feuchten Finger in mein Loch, dann zwei, stieß hinein, zog sie wieder hervor, erst schnell, dann langsamer, tiefer und gelegentlich meine Prostata berührend. Ich bewegte meine Hand immer schneller und die Schwielen an meinen Fingern erzeugten die lustvollen Schmerzen, nach denen ich mich sehnte.
„Fuck. Oh, mein Gott.“ Mein Schwanz schwoll an, ein Rauschen erfüllte meine Ohren und die Welt verschwamm vor meinen Augen. Meine Schenkel umklammerten meine Finger und meine gesamte Existenz fokussierte sich auf das pulsierende, treibende Bedürfnis, genommen zu werden.
Ich kam und stöhnte vor Leidenschaft, während auch Aaron kam und sein klebriger Samen sich über seinen Bauch und seine Brust ausbreitete. Wir lagen gemeinsam auf dem Sofa, keuchend und nach Luft schnappend. Von meinem Orgasmus noch schwach und zittrig ließ ich meine Finger aus meinem Körper gleiten. Als mein Blick wieder klarer wurde, war Aarons entspanntes Grinsen das Erste, was ich sah.
„Fuck, bist du heiß, wenn du kommst.“
„Mmh. Du bist auch ziemlich unglaublich.“ Ich betrachtete unsere Schweinerei, zog eine Grimasse und stand auf. „Willst du eine Dusche?“
„Ja, wäre wohl besser, was? Ich brauche Schlaf. Muss um acht zurück auf Arbeit sein.“ Er erhob sich vom Sofa und ging mir voraus ins Badezimmer. Ich beäugte seinen nackten Körper und runzelte die Stirn, als ich eine Narbe an seiner Seite sah, fast verborgen von seiner Achselhöhle. Sie war mir bisher noch nie aufgefallen.
„Hey.“ Ich berührte ihn und er zuckte zusammen. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“
„N-nein. Hast du nicht.“
Doch, das hatte ich. Sein Atem kam in kurzen Stößen und er zitterte. Zitterte. Aaron hatte niemals Angst.
„Okay. Ich wollte dich nur nach der Narbe an deiner Seite fragen. Wie ist das passiert?“
„Hab drinnen was abbekommen. Musste genäht werden.“
Das war es. Keine weitere Erklärung. Er war bereits vorgegangen, hatte die Dusche angestellt und damit die Unterhaltung beendet. Das war der Aaron, den ich kannte. Und nicht mochte.
„Okay.“
Doch das war es nicht und mir war klar, dass wir wieder darüber reden würden. Aber nicht, wenn wir beide müde waren und er früh raus musste, um zu seinem neuen Job zu kommen. Ich gesellte mich zu ihm und wir wuschen uns, ohne ein Wort zu sagen. Keine sexy Massagen oder Küsse. Nachdem wir uns abgetrocknet hatten, kletterten wir ins Bett, er löschte das Licht und wandte mir den Rücken zu.
„Gute Nacht.“
Aaron vergrub sich unter der Decke und schon nach wenigen Minuten war sein Atem ruhig und gleichmäßig geworden. Was war es, das er mir nicht erzählen wollte?
***
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du jetzt hier wohnst.“ Der frisch gepresste Orangensaft, den Austin mir gegeben hatte, schmeckte fruchtig und erfrischend.
„Ich auch nicht.“ Er nahm einen Bagel aus dem Toaster, reichte ihn mir und nahm sich selbst einen. „Manchmal schrecke ich nachts hoch und kann mich nicht erinnern, wo ich bin. Es war schon eine ziemliche Veränderung.“
„Das glaube ich gerne. Und Rhoades hat kein Problem damit, dass du Zeit brauchst, oder?“
Austins Lächeln sagte mir alles. Er hatte bisher selten gelächelt.
„Ja. Es war eine Umstellung für uns beide, aber bisher läuft es großartig.“
„Freut mich für euch. Du hast es verdient.“ Ich strich Frischkäse auf meinen Bagel und nahm einen Bissen.
„Und … bei dir? Wie läuft es?“
Ich wusste, dass er mit mir über Aaron reden wollte, doch weil Austin ihm die Vergangenheit immer noch übel nahm, hielt ich mich zurück.
„Mir geht es gut. Ich tanze und arbeite an meinen Modedesigns. Oh, und ich besuche ein paar Businesskurse.“
Ein guter Freund spürt immer, wenn du etwas vor ihm verbergen willst, und Austin stellte mich zur Rede. „Frankie, Mann, komm schon. Du kannst mit mir reden.“ Austin legte seinen Bagel ab. „Wie läuft es mit Aaron? Du redest nie über ihn, wenn wir uns treffen. Hat er einen Job gefunden? Kommt ihr beiden miteinander zurecht? Was ist los?“
Die Stille hallte zwischen uns, als unsere Blicke aufeinanderprallten.
„Ja, hat er tatsächlich.“ Ich hob mein Kinn. „Er hat bei einem Gartengroßmarkt im Brooklyn Terminal Market angefangen. Er hatte einen tollen ersten Tag.“
„Gut. Freut mich, dass er endlich was gefunden hat.“
„Das ist nicht nur irgendwas. Aaron hat schon immer gerne mit Pflanzen gearbeitet. Er liebt es, Sachen anzubauen. Ich weiß, er wird großartig darin sein. Wenn die Leute ihm eine Chance geben.“
„Okay, ich weiß, was du sagen willst. Und ich versuche es.“
„Ja? Und wie?“ Müde und noch immer angespannt wegen Aarons Verhalten in der letzten Nacht, fauchte ich ihn an. „Das ist Bullshit und das weißt du auch. Wir haben dich und Rhoades gefragt, ob wir was zusammen machen wollen, und du hast immer eine Ausrede, warum es gerade nicht passt. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, bist du zu beschäftigt.“ Frustriert schob ich mich von der Kücheninsel ab und wanderte ruhelos auf und ab. „Wie gibst du ihm damit eine Chance?“
Ehrlichkeit, das war etwas, dass es zwischen Austin und mir immer gegeben hatte.
„Okay.“ Er fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar. „Vielleicht hast du recht.“
„Vielleicht?“
„Frankie, verdammt.“ Ich wartete, bis er mir in die Augen sah. „Gut. Du hast recht. Tue ich nicht.“
Austin zu einem Geständnis zu bringen, fühlte sich unbefriedigend an.
„Warum? Warum kannst du es nicht gut sein lassen und meinem Urteilsvermögen vertrauen?“
„Ich weiß nicht“, rief Austin. „Du kennst mich. Ich vertraue nicht einfach so. Wenn ich dich also sagen höre, wie toll doch alles ist, dann frage ich mich, was du mir nicht erzählst. Und mein Verstand führt mich an unschöne Orte.“
Wir standen uns gegenüber, Austin mit rotem Gesicht und ich zitternd.
„Weil es nichts Schlimmes zu erzählen gibt. Ich bin glücklich. Ich glaube, diesmal wird es funktionieren. Willst du wissen warum?“ Er nickte und ich fuhr fort. „Weil wir diesmal nicht nur miteinander reden, wir hören einander auch zu. Aaron hört mir zu und lässt mich nicht abblitzen. Und seit wir wieder zusammen sind, hatten wir keinen Sex. Also ich meine, hin und wieder einen Blasen und so, aber nicht … Du weißt schon. Ich habe ihm gesagt, nicht bevor ich nicht bereit bin.“
„Und er ist damit einverstanden?“, fragte Austin skeptisch und ein bisschen zögernd, seine Stirn in Falten gelegt.
„Ja, das ist er. Er gibt sich solche Mühe, das Richtige zu tun, aber du willst es einfach nicht wahrhaben. Du bist mein bester Freund, und es ist wichtig für mich, dass du ihm eine Chance gibst.“
Ich liebte Austins grimmige Loyalität, doch jetzt war es an ihm, mir zuzuhören. Also stand ich da, unwillig zurückzustecken, nagelte ihn mit meinem Blick fest und bat ihn zu verstehen. Letztendlich nickte er.
„Tut mir leid. Ich verspreche, ich werde dir ein besserer Freund sein und versuchen, ihm eine Chance zu geben.“
„Gut. Das ist alles, worum ich dich bitte.“ Meine Unterhaltung mit Cort kam mir in den Sinn. „Oh, da fällt mir ein … Wie wäre es, wenn wir was organisieren und Cort mitnehmen? Er ist ziemlich down, seit du nicht mehr tanzt. Ich weiß, dass er wirklich gerne jemanden kennenlernen möchte. Er hat gesagt, er würde ein paar Datingseiten ausprobieren.“
„Shit. Ich habe in letzter Zeit wohl wirklich in meiner eigenen kleinen Welt gelebt.“ Austin biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht, dass er sich fühlt, als hätte ich ihn vergessen.“
„Na ja“, neckte ich ihn und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Diese ganze heiße Liebe mit Mister Sexy Pants, da kann das schon mal vorkommen.“
Austin errötete und knuffte mich in die Seite. „Hör auf damit. Ich fühle mich echt schlecht wegen Cort. Er ist hier ganz allein. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, ist, dass er sich mit einem obdachlosen Typen im Buchladen in der Nähe seines Apartments unterhalten hat. Da treibt er sich oft rum. Lass uns gleich anrufen und uns zum Essen und vielleicht einem Film treffen.“
„Ja, von dem Typen hat er mir auch erzählt. Klingt gut. Ich habe meine Kursarbeit schon erledigt.“
Austin drückte die Schnellwahl auf seinem Telefon und stellte auf Mithören. Corts Stimme füllte das Zimmer. „Austin? Bist du es wirklich?“
„Ja. Ich sitze hier mit Frankie und wir haben über Essen und einen Film nachgedacht. Willst du dich anschließen?“
„Und ob.“ Er konnte seine Freude kaum verbergen. Ich sah Austin an und flüsterte: „Siehst du?“
Austin gab mir ein ‚Daumen hoch‘ und fuhr fort. „Großartig. Frankie und ich essen immer in dem Diner am Union Square an der Ecke Vierte und Achtzehnte. Wenn du damit einverstanden bist, können wir danach zum Kino gehen und schauen, was gerade läuft.“
„Das ist mir ziemlich egal. Ich will nur was mit euch unternehmen, Jungs. Wir drei.“
„Du kannst dich auf uns verlassen. Treffen wir uns um eins? Ist das okay?“
„Ja. Bis dann.“
Austin legte auf. „Danke, dass du mir in den Hintern getreten hast. Ich war so beschäftigt mit dem Obdachlosenheim und den anderen Apartments, an denen ich gerade arbeite, dass ich vergessen habe, wo ich hergekommen bin.“
Ich küsste ihn auf die Wange. „Ach nee. Du bist ein wenig vom Weg abgekommen und ich bin hier, um dich zurückzubringen. Und jetzt zeig mal, woran du so arbeitest.“
„Erzähl mir doch erst mal mehr über dich und Aaron. Was für einen Job hat er denn da genau? Ich wusste gar nicht, dass er gerne gärtnert.“
Wir verließen die Küche und gingen in den Wohnraum, um uns auf das Sofa zu setzen. Ich zog meine Füße unter mich.
„Ja. Seit er ein Kind war, hat er mir erzählt. Ich weiß nicht viel über seine Familie. Er redet nicht gerne darüber. Ich glaube, sein Vater hat ihn geschlagen. Aber ich bin nicht sicher. Aber er meinte immer, wenn es ‚zu viel‘“ − ich malte Anführungszeichen in die Luft − „wurde, ging er in den Garten, um zu graben und die Samen zu pflanzen, die er mit dem Geld gekauft hatte, das er im Winter beim Schneeschippen verdient hatte. Er hat sich Zeitungen über das Gärtnern und so gekauft und sie nachts im Bett gelesen.“
„Wow.“ Austin wirbelte das Band seines Hoodies um seinen Finger. „Das hätte ich nie gedacht.“
„Das tun die wenigsten. Sie glauben, er sieht so hart aus, er kann sich nicht für Blumen und schönes Zeug interessieren. Aber er ist ganz anders, wenn er mit Pflanzen arbeitet. Ich glaube, ich habe ihn nie so glücklich gesehen, wie bei den Gelegenheiten, wenn er meiner Mutter im Garten geholfen hat. Und ich möchte ihn immer so sehen.“
„Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?“
Mir wurde heiß unter seinem forschenden Blick. „Ja. Das tue ich.“
Es dauerte einen Moment, doch zu meiner Überraschung umarmte Austin mich fest und flüsterte. „Tut mir leid. Ich liebe dich und ich wünsche dir, dass du glücklich bist. Aber bis heute habe ich nicht wirklich verstanden, wie viel er dir wirklich bedeutet. Und das ist meine Schuld, weil ich dir nicht richtig zugehört habe. Ich habe mich nur an Chris erinnert und wie er mich behandelt hat, und habe gedacht, Aaron wäre genauso.“
„Er hat mich nie geschlagen, so wie Chris dich. Ich wünsche mir nur, dass die Leute ihm eine Chance geben. Du ganz besonders.“
„Ich verspreche, ich werde mich bemühen, es besser zu machen.“
„Hast du es jetzt begriffen?“, fragte ich und umklammerte seine Schultern. „Hörst du mir zu?“
„Das tue ich.“
Doch während wir unser Frühstück aufräumten und Austin mir zeigte, wie er mit der Obdachlosenunterkunft vorankam, an der er arbeitete, wanderten meine Gedanken immer wieder zu der Narbe an Aarons Seite und seinem ausweichenden Verhalten zurück.