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Schulung der Frauen und die Gründung des FKK

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Jeden ersten Freitag im Monat spulte sich ihr Doppelkopf ab, ganz Routine und immer wieder von neuem: Punkt sieben Uhr Beginn. Keiner fürchtete, der Abend könne einmal langweilig werden. Für die notwendige Abwechslung sorgten schon die oftmals pikanten Witze, die mit Humor erzählten Erlebnisse aus der Jugendzeit (Dönekens) und natürlich die saftigen Kommentare über Fehler beim Kartenspiel. Und den Damen wollten die Männer geistreich und humorvoll gegenüber treten.

Die Frauen verstanden sich von Mal zu Mal besser. In ihrer Abgeschiedenheit im anderen Zimmer brüteten sie manche Revolte gegen ihre Männer aus.

Jetzt wollten sie sich öfter treffen.

Zunächst willigten die Herren der Schöpfung gönnerhaft ein; die Frauen hatten sie ja gefragt! Dann wollten sie ihren Herzallerliebsten den Wunsch nicht ohne besonderen Grund abschlagen. Gegen einen Ausflug in die nahe gelegene Heide - einmal im Jahr! - bei Sonnenschein! – und mit den Ehegatten! - hatten sie wirklich nichts einzuwenden: „Das ist prima, das könnt ihr gerne planen.“

Aber beim nächsten Treffen forderten sie weitaus mehr! Und dann noch so etwas! Sie wollten einen neuen Verein gründen, und nur die Frauen wollten sich öfter treffen! „Wir haben schon einen Namen für unsern Herzenswunsch. Er heißt FKK!“

Den Männern verschlug es den Atem: Freikörperkultur! Einen Verein für Freikörperkultur! Ihre Hirne qualmten: Sie sinnierten: – nur für Frauen? – nur für unser kleines privates Klübchen? – oder sogar öffentlich? Für alle? - Welche Qual!

Wohlwollend konnten die Männer sofort ausschließen: „Nein, unsere ehrbaren Damen werden sich auf keinen Fall öffentlich zeigen wollen!“ und einer meinte sogar: „Eine besondere Neigung für das gleiche Geschlecht habe ich bei meiner Frau – jedenfalls bisher - nicht feststellen können.“ – Böse Blicke konzentrierten sich auf ihn: wollte er damit andeuten, so etwas könne nur von den anderen, also ihren Frauen ausgehen!? - Pause! Ruhig Blut bewahren!

Also?? – Jeder von ihnen überlegte, ob er denn für sich einen Vorteil darin sehen könne. Und die Damenriege defilierte im Geiste vorbei. Einige von ihnen verspürten schon verstärkten Speichelfluss. Die ganze Skala der geheimen Wünsche wollte sich ausbreiten.

Einer hatte dann die notwendige Entschlusskraft gefunden. „Nein! Nein, das kommt nicht in Frage. Das verbieten wir!“ (Es fehlte nur der Nachsatz: Wir, die Herren der Schöpfung.)

Wiltrud, die Frau von Heinz als Rädelsführerin, konterte genau so lauthals und in gleich forschem Ton: „Glaubt ihr denn, ihr kleinen Machos, dass wir uns von euch den „Frauen-Kaffee-Klatsch“ verbieten lassen? Wir treffen uns nicht einmal im Jahr, nein, sogar einmal im Monat! im „Café Sahne“! Nächste Woche 15 Uhr am Mittwoch ist Beginn! Basta!“

Hätte ein Hund die Männer gesehen, er hätte seinen Schwanz für sie aus lauter Sympathie eingezogen. O, hätten sie doch bloß geschwiegen! Die Anerkennung für ihre Frauen konnten sie trotzdem nicht verheimlichen: „Unsere Angetrauten sind doch genial! – uns so aufs Glatteis zu führen!“

Verständlicherweise verschweigt der Chronist den weiteren Verlauf des Abends. Der Personenschutz muss gewahrt bleiben! Die sachliche Feststellung soll trotzdem protokolliert werden: Die Damen hatten 1:0 gewonnen! – aber nur durch arglistige Täuschung!

„Gehen wir schnell zu etwas Angenehmeren über!“ meinten die Verlierer.

Dann ein lautes Gelächter. Das brachte die Erlösung.

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Die ersten Klatsch- und Tratschtermine verbrachte die Damenrunde mit einer verschwiegenen Schulung.

Ein geheimer Plan sollte in die Realität umgesetzt werden: „Wir wollen genau so lachen können wie unsere Männer. Doppelkopf muss her! Einer muss uns das Spiel erklären. Wer?“

Natürlich einer, der über viel freie Zeit verfügt, der keine familiären Verpflichtungen hat, der das Unterrichten kennt und der dazu noch ungebunden ist. Kein Fremder!

Also, wer taucht da auf? – Friedhelm, ihr hoch gelobter Studienrat!

Die Frauen zeigten sich sehr gelehrig, und der Unterricht – das müssen die Herren hier ohne Ressentiments bekennen – musste hervorragend geklappt haben. Die Produkte ihres Könnens wollten sie den Ehemännern schon nach wenigen Monaten vorstellen. Sie führten das Kommando: „Wir spielen in verschiedenen Gruppen, natürlich gemischt!“ - Der Wettkampf stand fest: Gewonnen hat, wer zum Schluss die meisten Euros eingesammelt hat, die Männer oder die Frauen!!

Die Damen spielten schon wirklich mit „Köpfchen“, aber interessanterweise noch viel intensiver mit ihren süßen kleinen Äuglein und unter dem Tisch mit ihren Füßchen, die sie häufig aneinander reiben mussten.

Es gewann dann zum Schluss die Dame mit den gelenkigsten und längsten Beinen, die sie auch noch mit ihren süßen Äuglein überaus wirksam einzusetzen wusste!

Ein Mix von Männern und Frauen beim Spiel in zwei gemischten Gruppen war dann nach kriminalistischer Durchleuchtung einiger dubioser Spielzüge nicht mehr möglich.

*

Eine neue Beobachtung ganz anderer Art hatte alle stutzig gemacht. Sie alle stellten bei Friedhelm eine totale Veränderung fest: Er wurde recht umgänglich! Man konnte sich jetzt mit ihm unterhalten, ohne durch weise Belehrungen unterbrochen zu werden. – Hatten die Frauen ihn wie ihre Ehemänner schon gezähmt?

Heinz und Bernd hatten zudem eine neue Erfahrung mit ihm gemacht:

Vor kurzem hatten sie ihn in der Straßenbahn getroffen. „Na, Kleiner, kommst du gerade von der Penne?“ Und dann wurde Bernd richtig biestig: „Und wie gefällt dir das so als Pauker?“

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Na, die Biestigkeit war natürlich ganz versteckt. Wahrscheinlich hat Friedhelm sie überhaupt nicht erkannt. Der Ausdruck „Pauker“ sollte ihn wurmen, ihn erinnern.

Was war denn vorher geschehen?

Diese alte Geschichte hatte sich fünf? – sechs? Jahre nach dem Abitur abgespielt, als sie ihn schon einmal an der gleichen Stelle bei ähnlichem Anlass in der Bahn getroffen hatten: „Na, Kleiner,.....?“ (Er war mindestens 1,86m groß!) - Die gleiche Frage.

Er wusste, dass Heinz und Bernd nach dem Studium an der Pädagogischen Akademie Volksschullehrer geworden waren. Seine Antwort jagte sie aus der Bahn: „Ich bin kein Pauker, ich bin Studienrat geworden!!“

Erst dann fiel den beiden seine Kleidung auf: Schwerer schwarzer Wollmantel, schwarzer Hut mit breiter Krempe, dazu hatte er einen gestrickten, dicken, weißen Wollschal um den Hals geschlungen, ein Ende über die Schulter geworfen. Und die Krönung trug er in der Hand: einen schwarzen Stock mit Silberknauf!

Beim Abschied hatten sie ihn mit „Sie“ angeredet.

Nun schauten sie sich an. „Weißt du noch, damals in der Penne ....?“ – „O, ja!“ Und Heinz und Bernd lachten sich im Stillen einen ab.

Er, ihr studierter Geck, saß links von ihnen in der Dreierreihe. Nur bei Klassenarbeiten holten sie ihn in die Mitte, damit sie besser seine Fehler korrigieren konnten. Und so hat er sein Abitur dann doch noch geschafft.

Solch eine Borniertheit, auf Studienrat zu pochen! So etwas war ihnen noch nie begegnet.

- -

Und was antwortete er jetzt? „Na, so ganz einfach ist das nicht – mit den Schülern! Fachlich hab ich überhaupt keine Schwierigkeiten, aber die Disziplin der Schüler lässt doch manchmal sehr zu wünschen übrig!“ Na, so etwas!! Unerwartet klein hatte er sich in ihren Augen gemacht.

Er fuhr fort: „Kommt ihr immer klar mit den Burschen?!“ Meine Güte: Er hatte den Sprung nun fast in die Gleichheit geschafft!

Vielleicht wird jetzt erklärlich, dass sie damals gezögert hatten, ihn in ihre Runde aufzunehmen.

* * *

Nur ein Küsschen aufs Bäckchen!

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