Читать книгу Ich ohne Angst - Felix Gruen - Страница 7
ОглавлениеVorwort
Angst bestimmte viele Jahre mein Leben und steuerte mein Verhalten. Bewusst bin ich mir dessen nie gewesen, war sie doch ein ständiger Begleiter – von Kindheit an. Darunter gelitten habe ich immer. Aber die Erkenntnis, dass der Grund meines Leids eine sich entwickelte generalisierte Angststörung war, kam erst, als die ständigen unerträglichen Belastungen von Ängstlichkeit, Schuldgefühlen und Selbstzweifel zu einem Burnout führten und ich Hilfe suchte.
Ich weiß, wie furchtbar ständige Angst ist, wie lähmend sie wirkt und wie viel Energie notwendig ist, um den Alltag trotzdem einigermaßen bewältigen zu können. Was für eine Befreiung war es daher, einen Weg aus diesem mich beherrschenden Gefühl zu finden. Es war meine Psychotherapie und die Inneren Kind Arbeit, die mir half, meine irrealen Ängste zu überwinden.
Als Betriebswirt und Unternehmer waren mir Kenntnisse mit Blick auf psychologische und neurobiologische Zusammenhänge weitgehend fremd. Vielleicht geht es Ihnen auch so. Wissen auf diesem Gebiet sammelte ich erst, als mich mein Zusammenbruch dazu zwang, den Kern des Übels aufzuarbeiten.
Das war der Impuls dieses Buch zu schreiben, denn ich würde mir wünschen, möglicherweise Betroffenen einen Wegweiser an die Hand zu geben, frühzeitiger als ich, Hintergrundwissen und Techniken kennenzulernen, um eine derartige Eskalation zu vermeiden.
Denn anhand meiner Entwicklung wird sichtbar, dass die Überwindung einer Angststörung möglich ist und wieder genügend Energie zur Verfügung steht, sein Leben selbstbestimmter und erfüllter zu gestalten. Dieses Ziel habe ich erreicht und es würde mich freuen, Sie zu ermuntern, es mir gleichzutun.
Ein weiterer Grund war, dass ich in den vergangenen Jahren einiges an Literatur gelesen habe, die von Menschen meiner Generation geschrieben worden ist und die sich in teilweise erschreckender Deutlichkeit und Offenheit damit auseinandersetzt, was die Erziehung der Nachkriegsjahre mit uns Kindern der Babyboomjahre gemacht hat.
Diese Texte beschreiben eine Kindheit und Jugend, die oft durch Desinteresse, Übergriffigkeit, Vernachlässigung und Gewalt seitens der Eltern geprägt gewesen ist – all das, was ich in sehr ähnlicher Form erlebt habe und was zu meiner Angststörung geführt hat. So drängte sich mir die Frage auf, ob es eine Systematik in den Auswirkungen unterschiedlicher Erziehungsformen auf das spätere Leben gibt?
Gibt es eine gesellschaftlich relevante Zahl an Betroffenen, die ähnliche Ängste durch negative Kindheits- und Jugenderfahrungen entwickelt haben? Und zwar unabhängig davon, ob sie meiner Generation angehören, jünger oder älter sind? Führen die Vernachlässigung von und das Desinteresse am Kindeswohl zwangsläufig zu ähnlichen lebensbehindernden Störungen wie bei mir?
Nach allem, was ich erkannt und gelernt habe, ist meine Antwort ja. Dadurch entstand der Wunsch, anhand meiner Lebensgeschichte, die so vielen gleicht, verständlich zu machen, wie irrationale Ängste in unserer Psyche entstehen können, welche Auswirkungen sie auf das Leben der Betroffenen haben und wie man aus einer Angststörung herauskommen kann.
Vor allem hoffe ich verdeutlichen zu können, dass wir nicht dazu verdammt sind, unser Leben als unveränderbar an- und hinzunehmen.