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Vorwort der Herausgeberin

Vor einigen Jahren recherchierte ich mit meinem Mann und Dieter Heimer, Daun, über die letzten Lebensjahre der Schriftstellerin Clara Viebig in Berlin. Die Ergebnisse wurden 2012 in einem ausführlichen Beitrag im Düsseldorfer Jahrbuch, Band 82, des Düsseldorfer Geschichtsvereins veröffentlicht. Titel: Thea und Wolfgang Merkelbach und Dieter Heimer: »Die letzten Lebensjahre Clara Viebigs. Die Rollen von Viebigs Bevollmächtigten Ernst Leo Müller, Berlin, und des Düsseldorfer Stadtarchivars Dr. Paul Kauhausen.«

Bei diesen Recherchen lernte ich Irene Viebig aus Frankfurt/Main kennen. Sie ist die Witwe Bernd Viebigs (1939 – 1994), des Urenkels von Clara Viebigs Bruder Ferdinand. Sie übergab uns die 4 Bände von Ferdinand Viebigs Lebenserinnerungen, die er 1910, ein Jahr nach seiner Pensionierung als Oberstaatsanwalt in Kassel, für seine Familie geschrieben hatte: Am Tage meines 65. Lebensjahres (17.11.12) … will ich an diesen Erinnerungen den letzten Federstrich tun, um mit Hilfe der Tippmamsell die 3 lesbaren Exemplare herzustellen, die ich meiner treuen Gattin (Henriette), meiner lieben Schwester (Clara) und meinem treuen Sohn und Enkel (Jost-Bernd) als schwaches Zeichen meiner Liebe und Dankbarkeit zu hinterlassen gedenke. – (Bd. IV, S. 986) Am 7. Oktober 2021 übergab Irene Viebig die Erstschrift von Ferdinands erwähnten drei Exemplaren mit einer handschriftlichen Widmung für den Sohn Werner an das Stadtarchiv in Trier. Das in diesem Buch verarbeitete Exemplar ist eines der beiden Durchschriften. Es gelangte über den Enkel Jost-Bernd und Urenkel Bernd in den Besitz von Irene Viebig. Über den Verbleib der Durchschrift für Clara Viebig ist Irene Viebig nichts bekannt. Die Texte wurden von Ferdinand Viebig handschriftlich korrigiert und mussten daher transkribiert werden.

Als Ferdinands Sohn Werner, Hauptmann der Reserve, als Beobachtungsoffizier der Luftwaffe im 1. Weltkrieg 1916 fiel, fügte sein Vater anhand der vielen Dokumente und Briefe seines Sohnes an seine Familie und seine Eltern einen 5. Band als Andenken an seinen Sohn hinzu. Von Irene Viebig erhielt ich ein Exemplar dieses Buches: »Mein Sohn, Neue Lebenserinnerungen von Ferdinand Viebig«. Über die Beerdigung seines Sohnes schrieb Viebig: Und dann kam der schwere Tag heran, Montag, der 17. Juli 1916, meiner Schwester Clara 56. Geburtstag, an dem wir … von Werner … für immer Abschied nehmen mussten. (Bd. V, S. 209)

Gegen Ende des Buches zitiert der Vater aus dem vielbeachteten Nachruf seiner Schwester Clara in der Sonntagsausgabe der »B. Z. am Mittag« vom 30. Juli 1916. Darin schildert sie ihre traurige Fahrt von Zehlendorf nach Bonn, wo sie mit Mann (Friedrich Cohn) und Sohn (Ernst) am Sonntag morgen zur Bestattung eintraf. Der Bericht ist eine einzige Anklage gegen den Krieg. Sie schreibt: »Deutschland, mein Deutschland, wo gehen all deine Männer hin? … Deutschland, mein Deutschland, was wird aus dir?« (Bd. V, S. 210) Das Familiengrab mit Wappen befindet sich auch heute noch wegen des künstlerisch gestalteten Grabsteins auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn. Dort fand auch Ferdinand drei Jahre nach seinem Sohn Werner 1919 seine letzte Ruhestätte. In dem Familiengrab ruhen auch seine Frau Henriette, die Tochter Elisabeth (1888 – 1896) und der Enkel Jost-Bernd.

Im Buch, das der Leser in der Hand hält, erinnert sich Viebig am Ende des ersten Bandes und im gesamten Band II an seine Erlebnisse bei der Ausbildung zum Einjährig-Freiwilligen in Düsseldorf und der unmittelbar anschließenden Einberufung zum Einsatz im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Er nimmt vom ersten bis zum letzten Tag am Feldzug mit mörderischen Schlachten und zermürbenden Belagerungen teil und verbringt anschließend bis zu seiner Heimkehr am 8. Juni 1871 seine angenehmste Zeit im Krieg als Besatzungssoldat an der Côte d’Or in Burgund und in Nancy. Bei seiner Heimkehr überreicht ihm seine spätere Frau Henriette Göring, inzwischen zu einem stattlichen Backfisch herangeblüht, hochrot vor Verlegenheit den obligaten Lorbeerkranz. (Bd. II, S. 385)

Zur Arbeitsweise:

Die Texte hat Fabian Lender unter Berücksichtigung der handschriftlichen Korrekturen Viebigs transkribiert, wofür ich ihm herzlich danke. Um für die Leser die Erinnerungen möglichst original zu erhalten, wurde die damalige Rechtschreibung beibehalten, was besonders bei der Groß- und Kleinschreibung auffällt.

Die Schreibweise ss statt ß und Ae, Oe und Ue statt Ä, Ö und Ü ist dem Alter der Schreibmaschine, die Viebigs Sekretärin zur Verfügung stand, geschuldet. Sie entsprechen nicht der damaligen Rechtschreibung, wie man z. B. im »Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache«, von Dr. Konrad Duden, Leipzig und Wien, 1902, sehen kann.

Ferdinand Viebig weist in seinen Erinnerungen regelmäßig auf seine Fotoalben mit Aufnahmen der genannten Persönlichkeiten und Ansichtskarten hin, die leider verschollen sind. Das einzige, noch existierende Familienalbum hat Irene Viebig Dr. Michael Göring, Aglasterhausen, geschenkt.

Für die Anmerkungen zum Kriegsgeschehen wurden Informationen bei Wikipedia und aus der Fachliteratur benutzt:

– Tobias Arand: »1870/71. Die Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges erzählt in Einzelschicksalen«, Hamburg, 2018

– Friedrich von Bodelschwingh: »Tagebuch-Aufzeichnungen aus dem Feldzuge 1870«, Gadderbaum/Bielefeld, (Bethel), 1896

– Karl Mewes: »Leiden und Freuden eines kriegsfreiwilligen hallenser Studenten vom Regiment Nr. 86 in den Kriegsjahren 1870 – 1871« Magdeburg/Leipzig, 1898

– Fröschweiler Chronik von Karl Klein: »Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahre 1870«, 29. Aufl., München, 1912

Da Viebigs Text über 100 Jahre alt ist, enthält er viele militärische Begriffe und Fachausdrücke, die heute antiquiert sind. Für ihre Erklärung leisteten Internet-Recherchen und alte Fremdwort- und Fachbücher gute Dienste:

– das »Neue große Fremdwörterbuch« von Dr. Adolf Genius Habbel Verlag; Regensburg, 1912 in 2 Bänden, 2. Aufl.

– das »HANDBUCH DER FREMDWÖRTER« von Dr. F. E. Petri GERA, 1896

– das »Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache« Dr. Konrad Duden, Bibliographisches Institut, Leipzig, 1902, 7. Aufl.

– der Sprach-Brockhaus: »Deutsches Bildwörterbuch für jedermann«, Wiesbaden, 1948

Für die Anmerkungen danke ich Wolfgang Merkelbach.

Thea Merkelbach

Der Krieg 1870/71

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