Читать книгу Legionär in der römischen Armee - Филипп Матышак - Страница 16
Welche Legion passt zu mir?
ОглавлениеDenken Sie immer daran, dass sich eine Legion hauptsächlich aus ihrem Stammbezirk rekrutiert, der üblicherweise mit der Provinz zusammenfällt, in welcher die Legion stationiert ist. Deswegen muss ein Rekrut, der auf einen bestimmten Standort aus ist, sicherstellen, dass er sich auch am richtigen Ort verpflichtet. Darum folgt hier ein Schnelldurchlauf, welche Legion wo steht, zusammen mit ein paar Bemerkungen über ihre Geschichte. Alles wäre viel einfacher, wenn die Legionen bei Legion I anfingen und bis Legion XXVIII durchliefen, aber die turbulente römische Geschichte hat in diese klare Linie ein paar dicke Knoten gemacht.
Zuerst einmal hatten noch vor der augusteischen Neuordnung die unruhigen Zeiten dafür gesorgt, dass ein paar Legionen lange genug fortbestanden hatten, um eine eigene Identität samt Traditionen zu entwickeln. Manche von ihnen waren auf Antonius’ Seite gewesen und hatten nur unter der Bedingung kapituliert, dass die Legion bestehen blieb. Deswegen tragen die Legionen X, XIII und XIV alle den Namen Gemina, also „Zwilling“. Sie sind das Ergebnis von Fusionen, wenn zum Beispiel eine augusteische und eine antonianische Legion mit derselben Nummer aus Kosten- und Sicherheitsgründen zu einer einzigen Einheit zusammengelegt wurden.
Sollte jemand gern zur Legion XVII, XVIII oder XIX wollen, muss er sich leider einen Dolch nehmen und in den düsteren Tiefen des Teutoburger Waldes in Germanien Selbstmord begehen, wo diese Legionen 9 n. Chr. durch einen Hinterhalt des Abtrünnigen Arminius ausgelöscht wurden. Ihre Nummern sind nie wieder vergeben worden, obwohl Caligulas Aufstellung zweier frischer Legionen namens XV Primigenia und XXII Primigenia von 39 n. Chr. die Armee wieder auf ihre Sollstärke gebracht hat. Der Name Primigenia bezieht sich wahrscheinlich auf Fortuna Primigenia, die manche für Jupiters erstgeborene Tochter halten. Die XV Primigenia kapitulierte 69 n. Chr. vor dem Feind und wurde zusammen mit mehreren anderen unehrenhaft aufgelöst. (Lesen Sie die Werke des Historikers Tacitus, wenn Sie die Geschichte der Aufstände und Kriege dieser Epoche erfahren möchten, in der mehrere Legionen in Schande von der Armeeliste gestrichen wurden.)
Ungefähr 66 n. Chr. plante Nero eine Expedition, um die Gegend rund um das Kaspische Meer zu erobern, und setzte die I Italica auf die Legionsliste – „Italica“, weil ihre Rekruten allesamt Italiker waren. Als sich dann 68 n. Chr. der Bürgerkrieg zusammenbraute, brauchte Nero ein bisschen Extraunterstützung und stellte eine weitere Legion auf, indem er Matrosen von der Flotte in Misenum versetzte (s.S. 53), aus denen die I Adiutrix („die Unterstützende“) wurde.
Unter Anrechnung all der vielen Katastrophen und Auflösungen, Rekrutierungen und Restrukturierungen liest sich die Regimentsliste von 100 n. Chr., auf die Traian für seine großen Feldzugspläne zurückgreifen kann, wie folgt:
• I Adiutrix. Ein gutes Motto für diese Legion wäre ubique – überall. Die Legion hat in Italien, Dalmatien und Moesien gedient. Ihre Soldaten können sich auf harte Kämpfe unter dem Kaiseradler in den anstehenden Daker- und Partherkriegen gefasst machen.
• I Minervia. Der Name verrät uns, dass Kaiser Domitian diese Legion aufgestellt hat, der Minerva als seine Schutzgöttin betrachtete. Es ist eine neue Legion, noch keine 20 Jahre alt, sie hat in derselben Gegend gekämpft wie die I Adiutrix und kann sich wie sie auf weitere Kämpfe einstellen. Einstweilen bewacht sie den Rhein von Bonna (Bonn) aus, wo sie für die nächsten Jahrzehnte feste Wurzeln zu schlagen scheint.
• II Adiutrix. Das ist eine Legion, die wie die I Adiutrix ursprünglich aus Ex-Marinesoldaten formiert wurde. Diesmal schuf Vespasian die Legion, damit sie ihm dabei half, Kaiser zu werden. Die Legion wurde Hals über Kopf in den Krieg im Rheinland und dann in Britannien geworfen. Nach Kämpfen in Wales und Schottland wurde sie an die dakische Grenze verlegt und kassierte eine dicke Tracht Prügel von den Kriegern dieses aggressiven Königreichs. Von ihrer jetzigen Garnison in Pannonien aus erledigt sie einen Großteil ihrer Rekrutierung in der Region. Im Auge behalten sollten Sie unter den Offizieren dieser Legion den jungen Publius Aelius Hadrianus (Hadrian), dem Insider eine steile Karriere voraussagen.
• II Augusta. Diese ursprünglich spanische Legion ist seit 43 n.Chr. in Britannien. Heutzutage richtet sie sich mit dem britischen Regenwetter in Isca Dumnoniorum (Exeter) ein und wird voraussichtlich noch einige Zeit dort bleiben. Das Legionsemblem ist der Capricorn, der fischschwänzige Steinbock, ein Zeichen dafür, dass sie Augustus reorganisiert hat, der in diesem Sternzeichen geboren wurde.
• III Augusta. Der Wechsel vom Steinbock zu Pegasus, dem geflügelten Pferd, entführt Sie quer durchs Imperium ins deutlich sonnigere Klima von Afrika. Viel zu kämpfen gibt es hier nicht, von gelegentlichen Rangeleien mit den Berberreitern aus der Wüste abgesehen, aber die Datteln sind verlockend und die Dating-Möglichkeiten mit den einheimischen Schönheiten auch.
Steinbock und Pegasus, die Symbole der II bzw. III Augusta, schmücken vereint diese Plakette der Legio II Augusta. Viele Legionen hatten ein Tiersymbol, wobei der gallische Stier die Legionen anzeigte, die schon unter Caesar gedient hatten. Das Symbol der Prätorianergarde war ein Skorpion.
• III Cyrenaica. Wenn es Sie ins exotische Land der Pyramiden zieht, sind Sie hier gut aufgehoben, aber ich sag’s Ihnen gleich – kennst du eine Sphinx, kennst du alle. Es gibt Gerüchte, dass die Legion in den Einsatz gehen könnte, wenn die geplante Annexion von Arabia abrollt; das wäre eine Abwechslung zur üblichen Mischung aus Hitze, Fliegen und Langeweile, in der es nur dann spannend wird, wenn die Juden, Griechen und Ägypter in Alexandria mal wieder einen Anlauf machen, ihre Stadt und einander zu vernichten.
• III Gallica. Trotz ihrer gallischen Anfänge finden Sie diese Legion in Syrien. Wer unter dem Zeichen des Stieres kämpft, kann im Osten Kriege mit den Parthern kommen sehen und darf sich im Westen auf noch einen Aufstand in Judäa freuen. Eine sichere Wahl für jeden, der’s im Militärdienst gern intensiv hat – und mörderisch.
• IV Flavia Felix. Ursprünglich hieß sie Macedonica, bis Vespasian die Legion gründlich umorganisierte. Wie ihr Stieremblem bezeugt, hat Caesar sie aufgestellt. (Caesars Legionen kämpften in Gallien, und der Stier hat vielleicht mit einem keltischen Stiergott zu tun.) Die Legion war schon früh eine treue Stütze Octavians in den schlimmen Jahren, ehe er Augustus wurde. Während des Bürgerkriegs von 69 n. Chr. mühte sie sich redlich, die aufsässigen Germanenstämme in Schach zu halten, zeigte aber später gegen Legionärskameraden, die zum Feind übergelaufen waren, keine berühmte Leistung. Wer sich den Namen „Felix“ anschaut, kommt zu der Vermutung, dass das „Glücklichsein“ oder „Glück gehabt“ im Titel sich auf den Erfolg bezieht, um die Auflösung wegen mangelnden Einsatzes herumgekommen zu sein.
• IV Scythica. Ursprünglich eine Legion, die Antonius aus den Völkern im Norden des Schwarzen Meeres bildete (daher der Name). Als sie es nach Actium mit Augustus hielt, übernahm sie Augustus’ Symbol, den Capricorn, als ihr Emblem. Wie die Legio XII Fulminata wurden auch ihre Soldaten in den 60er-Jahren n. Chr. von den Juden und auch von den Parthern besiegt, also haben sie keinen Ruf als erstklassige Kampftruppen. Wenn man den vergöttlichten Kaiser Vespasian in die Enge triebe, würde er errötend zugeben, in seiner Jugend bei dieser Legion gedient zu haben. Ihre Mitglieder gelten als hervorragende Straßenbauer.
• V Macedonica. Eine Legion, die ein Händchen dafür hat, sich ihre Feinde auszusuchen. Sie hat Barbaren im ganzen Nordosten des Imperiums bekämpft, unterbrochen von einem Abstecher nach Judäa für den Jüdischen Krieg von 69 n. Chr. Sie ist eine sichere Wette für die erste Schlachtreihe im nahen Dakerfeldzug und hat bereits zusammen mit der II Adiutrix dakische Einfälle abgewehrt. Noch eine Legion mit Stieremblem.
• VI Ferrata (die Eiserne). Nachdem diese Einheit Vespasian auf den Kaiserthron geholfen hat, ist sie nach Osten gezogen. Im Moment steht sie an den Ufern des Euphrat und wird entweder zur III Cyrenaica in Arabia stoßen oder zurückverlegt werden, um Judäa in Schach zu halten. Oder auch beides. Jedenfalls noch eine Legion, auf die interessante Zeiten warten.
• VI Victrix (die Siegreiche). Steht zurzeit in Novaesium (Neuss) am Rhein, wo sie die Flavia Felix (geborene Macedonica) und andere Legionen abgelöst hat, die sich durch Überlaufen zum Feind in den Kriegen von 69–70 n. Chr. zu Tode blamiert haben. Hauptsächlich Garnisonsdienst, dazu muss sie es bei kleineren Überfällen – mal als Täter, mal als Verteidiger – den Germanen zeigen. Hin und wieder bekommt der kommandierende General im Rheinland Appetit auf das Kaisertum, also ist ein Ausflug nach Rom auf die Schnelle eine weitere Möglichkeit.
• VII Gemina. Ihr berühmtester Ehemaliger ist der momentane Kaiser Traian, der 89 n.Chr. Legionslegat war. Diese Legion ist eine „Gemina“, weil sie eine Mixtur aus der in Schande geratenen I Germanica und der VII Hispana ist. Das spanische Element hat es nicht weit in die Fremde gezogen. Noch immer ist sie in Hispania Tarraconensis stationiert, einer der friedlichsten Provinzen des Imperiums, und Rekruten können sich auf gelegentliche Banditenjagd, Lager-dienst und Grundlagenforschung in der Kunst der Siesta einstellen. Diese Legion wird so lange an Ort und Stelle bleiben, dass sie der Stadt Le(gi)ón ihren Namen geben wird.
• VII Claudia. Diese Legion ist ihren Kinderkrankheiten vor über 150 Jahren entwachsen, als sie unter Caesar in Gallien kämpfte. Sollte es zum Bürgerkrieg kommen, halten Sie ein Auge auf sie, denn sie hat bisher jedes Mal den Gewinner unterstützt. Ihre Legionäre kämpften in Spanien und bei Pharsalos für Caesar gegen Pompeius und später bei Philippi für Caesars Erben Octavian. Die Legion stand 42 n. Chr. in Dalmatien und schlug dort einen Aufstand nieder, was ihr den Beinamen Claudia Pia Fidelis („pflichtbewusst und treu“) eintrug. Sie setzte auf Vespasian als Kaiser und gab den Ausschlag, damit die Schlacht von Cremona 69 n. Chr. mit seinem Sieg endete. Vermutlich wird sie die Speerspitze des kommenden Dakerkrieges bilden.
• VIII Augusta. Diese altgediente Legion zählt zu den Geheimtipps der Armee. Wie die VII Claudia ist sie eine ehemalige Legion Caesars und steht im Moment in Argentoratum (Straßburg). Einigen Leuten geht der Gedanke vielleicht gegen den Strich, dass die Verantwortlichen für ein gesamteuropäisches Imperium kaum etwas tun, außer die gallische Küche und den guten Wein zu würdigen, aber andere denken sich, dass das für Ruhe und Frieden dieser Zeiten ein sehr vernünftiger Preis ist.
• IX Hispana. Das inoffizielle Motto der Legion ist „Kein Wort über Boudicca!“. Von der britischen Kriegerkönigin hat diese Legion während Boudiccas Aufstand 60–61 n. Chr. kräftig Dresche bezogen und ein paar Veteranen der feinfühligeren Sorte fallen angeblich beim Anblick blauer Waid-Tätowierungen immer noch in Ohnmacht. Der aktuelle Hauptfeind der Legion ist das Rheuma, Ergebnis der britischen Nässe. Da Frieden auf der Insel herrscht, ist die Garnison von Lindum (Lincoln) nach Eboracum (York) verlegt worden. In gut 20 Jahren wird die Legion so geräuschlos aus Britannien abgerufen werden, dass sich viele fragen, was mit ihr passiert ist, und so wird sie als „die verschollene Legion“ Legende werden.
• X Fretensis. Nach einem Weg rund ums östliche Mittelmeer steht diese Legion jetzt in Hierosolyma, der Stadt, die die Römer nach der Rebellion 66–68 n. Chr. auf den rauchenden Trümmern von Jerusalem erbaut haben. Ein guter Posten für dickfellige Typen, denen es nichts ausmacht, wenn die Einheimischen hinter ihnen ausspucken. Titus, der General von damals, brachte es immerhin zu einer jüdischen Prinzessin als Freundin. Die Besatzungstruppen sollten lieber nicht mit so etwas rechnen, aber sicher ist ihnen auf jeden Fall das volle Mitgefühl des Kaisers. Traians Vater hat hier nämlich während des Aufstands eine Legion befehligt, also weiß Traian, womit es die Soldaten zu tun haben.
• X Gemina. Ursprünglich eine von Caesars Legionen (und auch eine, die 55 v. Chr mit ihm die Invasion in Britannien durchführte); für die Bürgerkriege stellte der Triumvir Lepidus sie neu auf, aber sie übertrug ihre Loyalität rasch auf Augustus. Nach einer erholsamen Runde in Spanien hat sie sich in Noviomagus (Nimwegen) im Rheinland wiedergefunden. Eine gute Wahl für alle, die gern mit Holz arbeiten, denn die Legion kämpft momentan mit Säge und Hacke, um Kastelle und Gräben entlang der Grenze zu errichten.
• XI. Offiziell ist das eine weitere Claudia Pia Fidelis, tatsächlich eher ein anonymes Arbeitstier unter den Legionen. Von ihrer Garnison in Vindonissa (Windisch in der Schweiz) zog sie westwärts, um Vespasian mit auf den Thron zu setzen und um mit dem Schlamassel fertigzuwerden, den der Verrat der Macedonica, der XV Primigenia & Co. im Jahr 70 hinterlassen hatte. Die Legio XI, gegenwärtig auf dem Balkan, wird wahrscheinlich den Garnisonsdienst in Pannonien übernehmen, wenn die angreifenden Legionen nach Dakien eingedrungen sind.
• XII Fulminata (die Donnerkeile). Eine Legion, die hinter den Erwartungen, die ihr Blitzsymbol weckt, klar zurückbleibt. Ihre Soldaten verpatzten die Eroberung Armeniens 62 n. Chr. und ergaben sich den Parthern, anschließend steigerten sie sich noch und verloren ihren Adler 66 n. Chr. an jüdische Rebellen. Nachdem sie eine gewisse Zeit im Osten von Kappadokien (in der Türkei) verbracht und gehofft hat, dass ihr nichts Gefährliches über den Weg läuft, ist diese Legion nach Osten an den Euphrat verlegt worden.
• XIII Gemina. Noch eine Gemina, diesmal mit einem Löwensymbol. Ihr größter Moment war es, als sie mit Caesar den Rubikon überschritt und die Bürgerkriege von 49 v. Chr. lostrat. Nach ihrer Umbildung durch Augustus ist die Legion seitdem fast ausschließlich im Donauraum stationiert gewesen. Für kurze Zeit zog es sie einmal nach Italien, wo sie Seite an Seite mit der VII Claudia darum kämpfte, Vespasian 69 n. Chr. zum Kaiser zu machen, aber grundsätzlich sind ihre Angehörigen die Dakerjäger par excellence.
• XIV Gemina. Spezialität: Aufstände niederschlagen. Diese Legion nahm an der Invasion Britanniens 43 n. Chr. teil. Weil sie 61 n. Chr. Boudicca besiegte, wurde sie Neros Lieblingskind und erhielt zur Belohnung den Titel „Martia Victrix“. Nach Germanien verlegt, half sie beim Wiederherstellen der Ordnung nach dem Aufruhr von 70 n. Chr. Das einzige Mal, dass sie sich die falsche Seite aussuchte, passierte ihr, als sie die Kaiserträume des aufständischen Statthalters Saturninus 89 n. Chr. mittrug. Zurzeit wird sie nach Vindobona (Wien) verlegt, obwohl sich einige Abteilungen auf eine Teilnahme am Dakerfeldzug vorbereiten.
Gnaeus Musius, der mit 17 zu den Legionen ging und mit 32 nach 15 Dienstjahren starb. Er war der Adlerträger der Legio XIV Gemina und zeigt stolz die Symbole auf seinem Schild, sein Feldzeichen und die Torques, die man ihm verliehen hat. Den Grabstein hat ihm sein Bruder, ein Zenturio, errichtet. (CIL XIII 6901, Mainz)
Der Eber der Legio XX. Der Eber war ein gallisches Feldzeichen, aber die Form des Tonstücks, auf das er geprägt ist, verrät, dass dies ein Dachziegel-Antefix aus der Legionsbrennerei ist, das den Wind daran hindern soll, unter die gewölbten Dachziegel der Kasernen zu dringen.
• XV Apollinaris. Die Apollinaris, benannt nach Apollo, dem Schutzgott ihres Gründers Augustus, kommt aus Carnuntum (Deutsch- Altenburg/Petronell) im Gebiet um Vindobona, in das die XIV Gemina gerade einrückt. Die XV Apollinaris hat im jüdischen Aufstand harte Kämpfe miterlebt und bereitet sich nun vielleicht darauf vor, die Parther auf die Probe zu stellen – falls nicht doch die Daker zuerst das Vergnügen mit ihr haben.
• XVI Flavia Firma. Man kann nur hoffen, dass die „standhafte flavische“ Legion, noch ein Opfer des Desasters von 70 n. Chr., sich besser hält als in ihrem früheren Leben unter der Bezeichnung XVI Gallica, die sang- und klanglos vor dem Feind kapitulierte. Die neuformierte Legion wurde in Syrien stationiert – und hat den begründeten Verdacht, dass Vespasian diese Verbannung als Strafe für ihre hauptsächlich gallischen Soldaten gedacht hat. Sie wird Gelegenheit haben, im anstehenden Dakerfeldzug ihren Ruf zu verbessern.
• XX Valeria Victrix. „Die siegreiche, mannhafte Legion“ ruht sich inzwischen nach einem erfolgreichen Feldzug gegen die Kaledonier auf ihren Lorbeeren aus. Sie stellt ein Drittel der britischen Legionen dar (Britannien hat im Verhältnis zu seiner Größe eine stärkere Garnison als jede andere Provinz im Reich, Judäa inklusive, und das will was heißen), hat einen guten Ruf und keine Kämpfe in Aussicht. Sie wird wohl noch eine Weile in Britannien bleiben.
• XXI Rapax. Die „Räuberischen“ unterstützten Vespasian erfolgreich 69 n.Chr. und setzten dann 89 aufs falsche Pferd, als sie bei einem Aufstandsversuch, der ihren Provinzstatthalter Saturninus zum Kaiser von Rom machen sollte, spektakulär erfolglos waren. Seitdem sind sie wie vom Erdboden verschluckt, und Gerüchte erzählen von ihrer Auflösung oder dem Untergang der gesamten Legion in Pannonien.
• XXII Deiotariana. Hat die Besonderheit, ursprünglich nichtrömisch zu sein, weil sie aus zwei vom Galaterkönig Deiotaros aufgestellten, nach römischem Muster organisierten Legionen gebildet wurde. Diese Streitmacht war eine so erfolgreiche Kopie der römischen, dass Augustus sie zu den echten schlug. Wie die VII Gemina/Hispana hat sich auch die Deiotariana nicht weit von ihrem Geburtsort entfernt und poliert zurzeit wie die III Cyrenaica ihre Anti-Krawall-Technik in Alexandria auf.
• XXII Primigenia. Eine Legion, die sich in den Bürgerkriegen von 69 n. Chr. mit konstanter Bosheit die falsche Seite aussuchte und dann leicht niedergedrückt wieder zum Tagesgeschäft überging, von Mogontiacum (Mainz) aus die Rheingrenze zu bewachen. Das ist eine Legion kampferprobter Germanenjäger, die seit drei Generationen im Geschäft sind. Sie holten sich den Titel Pia Fidelis, „pflichtbewusst und treu“, weil sie Kaiser Domitian zum Sieg über den Usurpator Saturninus verhalfen. Eine gute Wahl für Leute, die gern nur eine Sache machen (Germanen töten), das aber richtig.
Schlimme Zeiten für Castra Vetera
Viele Legionen möchten ihre unrühmliche Rolle in den Bürgerkriegen und Revolten von 69–70 n. Chr. gern vergessen und keine mehr als die Beteiligten am Debakel von Castra Vetera (Birten bei Xanten). Die Bataver, ein am Rhein lebender Stamm, erhoben sich unter der Führung eines ihrer Fürsten, eines römischen Bürgers namens Julius Civilis. (Die Römer hatten seinen Bruder hingerichtet, also hatte Civilis ein gewisses Recht, verstimmt zu sein.) Den Legionen V Alaudae, XVI Gallica und XV Primigenia misslang die Niederwerfung des Aufstands. Im weiteren Verlauf wurden die IV Macedonica und die XXII Primigenia mit hineingezogen, dazu die I Germanica.
Die V Alaudae und die XV Primigenia wurden im Legionslager Vetera belagert und liefen zu Civilis über. Die I Germanica und die XVI Gallica rückten zur Unterstützung an, aber kapitulierten stattdessen ebenfalls. Es brauchte einen Großteil von dem, was an römischer Armee noch übrig war, um das anschließende Chaos unter Kontrolle zu bringen. Während der Abrechnung, die folgte, wurde die XV Primigenia kurzerhand aufgelöst.
Die V Alaudae, der dasselbe Schicksal drohte, überlebte nur, um später von den Dakern zerlegt zu werden. Die XVI Gallica und die IV Macedonica wurden in XVI Flavia Firma respektive IV Flavia Felix umbenannt und die I Germanica mit der Legio VII zusammengelegt, worauf die VII Gemina aus ihnen wurde.