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Die augusteische Neuordnung

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Allen Vorteilen einer supergroßen Armee zum Trotz, einen unüberwindlichen Nachteil gab es: Der römische Staat konnte sie sich nicht leisten. Selbst heute noch, über 100 Jahre später, ist der Unterhalt der Armee die größte Belastung für die Staatskasse – tatsächlich ist dieser Ausgabenposten, wenn man Bauprojekte wie Straßen dazurechnet (die übernimmt sowieso häufig die Armee), größer als alle übrigen Staatsausgaben zusammen. Octavian musste der Armee schnell eine Schlankheitskur verordnen und um die 100.000 Mann entlassen, und zwar so, dass sie keine Einwände gegen ihre Entlassung hatten.

Die Lösung des Problems war typisch für den raffiniertesten Politiker Roms. Octavian war entscheidungsfreudig, rücksichtslos und effizient. Er nahm einfach vielen wohlhabenden Gemeinden Italiens das Land weg und gab es den Ex-Soldaten. Das sorgte für große Bestürzung bei den italischen Völkern, aber da die Landräuber Armeeveteranen waren, wäre es äußerst unklug gewesen, allzu lautstark zu protestieren. Horaz, der oben erwähnte Soldat, der auf Dichter umgeschult hatte (s.S. 10), schrieb seine frühen Gedichte als herbe Anprangerung der Leiden, die diese Neuordnung in seiner Heimatstadt ausgelöst hatte. Doch wie viele andere auch verwandelte er sich unter dem Eindruck der Vorzüge des Friedens im Kaiserreich nach und nach in eine Stütze der Regierungspartei.

Hilfreich war auch, dass viele der Soldaten, denen man jetzt den Abschied gab, Eingezogene waren, die darauf brannten, heimzukehren. Außerdem erlaubte die Eroberung Ägyptens es Octavian, denjenigen eine Prämie in bar zu geben, die kein Land in Italien oder in einer der Kolonien wollten, die die Reichsregierung in den Provinzen ansiedelte. Von 60 Legionen unter Waffen ging Rom zu 28 über, was kurzfristig hunderte Millionen Sesterzen kostete, aber auf lange Sicht gigantische Summen einsparte.

Nach 6 n. Chr. wurde das Verfahren, wie man Soldaten nach ihrem Abschied ansiedelte, durch die Einrichtung des aerarium militare, der Militär-Staatskasse, auf die heutige Grundlage gestellt. Augustus (wie Octavian sich inzwischen nannte) gründete einen Fonds, indem er 170 Millionen Sesterze aus seinem Privatvermögen in den Spartopf steckte. Später bestand er darauf, dass die Bürger von Rom den Fonds durch Zwangsbeiträge flüssig hielten, nämlich durch eine Mehrwertsteuer von einem Prozent auf Versteigerungen und fünf Prozent Erbschaftssteuer (außerdem gibt es für die eigentliche Staatskasse eine allgemeine Steuer von zehn Prozent – und auch davon kriegt die Armee einen ganzen Batzen, wie wir gesehen haben).

Es wäre zwar nicht richtig, wenn man sagte, dass Augustus eine halbprofessionelle Armee aus Bürgersoldaten vorfand und in ein reguläres stehendes Heer umwandelte, denn die Vorgänge, die die römische Armee seiner Zeit entstehen ließen, waren schon vor der Zeit Caesars im Gang gewesen. Doch auf jeden Fall schuf Augustus klare Verhältnisse und machte aus Gewohnheiten verbindliche Vorschriften; die Armee, die er bei seinem Tod hinterließ, ist eindeutig schon die von 100 n.Chr.

Augustus war es auch, der die Dienstzeit auf 20 Jahre festlegte (woraus in der Praxis eher um die 25 Jahre wurden) und es den Soldaten verbot, in dieser Zeit zu heiraten. Augustus verdankt es ein Soldat, der entlassen wird, außerdem, dass er sich auf eine Abfindung im Wert von rund 14 Jahresgehältern freuen kann.


Schaubild einer Legion in Manipulartaktik. Die Aufstellung der Männer in kompakten, halbautonomen Blöcken verlieh der Legion große Flexibilität, dank der die Römer Feinde wie die kompakte, aber schwer manövrierbare makedonische Phalanx zerschmettern konnten.

Die Kohorten und Kopfstärken

Kohorten umfassen jeweils sechs Zenturien, und weil die Zenturie von 100 auf 80 Mann geschrumpft ist, ergibt das 480 Mann pro Kohorte. Zehn Kohorten à 480 Mann ergeben eine Legion oder 6000 Soldaten. Wer eine Planstelle beim Zahlmeister möchte, wird eine Unstimmigkeit in diesen Zahlen bemerkt haben, denn mit CDLXXX Mann mal X Kohorten komme ich nicht auf MMMMMM Soldaten. Die zusätzlichen Leute, die die Zahl wirklich auf 6000 bringen, kommen von der ersten Kohorte, die eine Einheit doppelter Stärke mit 800 Mann ist. Tatsächlich sind 6000 Mann das absolute Maximum – inklusive Köchen und Reserven. Im rauen Alltag sind die Legionen immer chronisch unterbesetzt, also ist man mit 4800 in einer Durchschnittslegion wahrscheinlich näher dran an der tatsächlichen Zahl der Soldaten.

Legionär in der römischen Armee

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