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Das Alphabet

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Eines vorweg: das Dari-Alphabet ist gar nicht so schwierig, wie es zunächst vielleicht aussieht. Es ist eine Buchstabenschrift, keine Silben- oder gar Wortzeichenschrift, beruht also auf demselben System wie unsere Schrift. Nur dass die Buchstaben halt etwas anders aussehen, aber daran kann man sich schnell gewöhnen, wenn man das System verstanden hat. Nur Mut und etwas Geduld, dann klappt’s auch mit der „Würmchenschrift“!

Das Dari-Alphabet besteht aus 32 Buchstaben. Diese werden von rechts nach links geschrieben und innerhalb eines Wortes miteinander verbunden. Es gibt aber auch Buchstaben, bei denen das nicht geht, dazu später.

Durch die Buchstabenverbindungen ergibt sich, dass ein Buchstabe verschiedene Formen annimmt, je nachdem ob er am Anfang, im Inneren oder am Ende eines Wortes steht. In den meisten abgeleiteten Formen kann man aber noch gut die Grundform erkennen.

Viele Buchstaben bestehen eigentlich aus derselben Form und unterscheiden sich nur durch Punkte, die über bzw. unter die Form gesetzt werden. Daher ist es wichtig, dass man genau hinschaut, wie viele Punkte über oder unter dem Buchstaben stehen.

Groß- und Kleinschreibung gibt es nicht. Buchstaben, die doppelt vorkommen, werden trotzdem nur einmal geschrieben.

Es gibt ein paar Sonderregeln, die wir am Ende des Kapitels erklären, aber diese beherrschen viele Afghanen selber nicht so ganz. Wenn man die Schrift nur für den Alltagsgebrauch kennen lernen möchte, braucht man sich damit gar nicht auseinanderzusetzen.

Selbstlaute (Vokale) & Zwielaute (Diphthonge)

Es gibt drei lange und drei kurze Vokale. Die kurzen Vokale werden grundsätzlich nicht geschrieben, außer wenn sie am Wortanfang stehen sowie auch das kurze a am Wortende (im Dari in Form des Buchstabens h). Die langen Vokale werden dagegen immer geschrieben, allerdings können die Buchstaben für ê und û auch für einen Selbstlaut (y / w) oder für einen Zwielaut, also einen Doppelselbstlaut (au / ey) stehen. Das bedeutet natürlich, dass, wenn man ein Wort gar nicht kennt, man seine genaue Aussprache, besonders die kurzen Vokale, nur erraten kann. Eine Faustregel gibt es dafür leider nicht! Erkennt man aber das Wort, so steht natürlich auch die Aussprache fest.

Aus den Beispielen geht auch hervor, dass die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen entscheidend für die Bedeutung des Wortes sein kann!

lange Vokale

â wie in „Badezimmer“, aber mit einem leichten Anklang von „o“
bâd (Wind)
ê wie in „Heer” (in manchen Wörtern wie ein langes „î“ ausgesprochen!)
ßêr (satt)
û wie in „nur”
pûr (Sohn)
kurze Vokale
a wie in „bald”
bad (schlecht)
e wie in „nett”
ßer (Geheimnis)
o wie in „Torte”
por (voll)
Zwielaute (Diphthonge = Doppelvokale)
au wie in „Raum”
ßaur (Monatsname: April / Mai)
ey wie im umgangssprachlichen „ey!”
gheyr (nicht, außer)

Manche Buchstaben werden je nach Wortposition anders ausgesprochen und auch auf andere Art mit dem Buchstaben links davon verbunden. Da dies ein Sprachführer ist, wird jedoch im Weiteren nicht näher auf die Regeln für das Verbinden der Schrift eingegangen. Hier die verschiedene Aussprachevarianten je nach Position im Wort für die nachfolgenden Grundformen (GF):

GF Aussprache Wortende wortintern Wortanfang
Wortanfang: a, e oder o wenn â:
Wortinneres â (kann nicht nach links verbunden werden)
als Selbstlaut é wenn û:
als Zwielaut au (kann nicht nach links
als Mitlaut w verbunden werden)
(s. Mitlaut-Tabelle)
als Selbstlaut ê
als Zwielaut ey als Mitlaut y (s. Mitlaut-Tabelle) wenn ê:

Ob die beiden letzten Schriftzeichen jeweils einen Selbstlaut, einen Zwielaut oder einen Mitlaut darstellen, kann man am Schriftbild nicht erkennen.

Mitlaute (Konsonanten)

Für manche Laute (t, ß, h, z) gibt es mehrere Buchstaben (Grundformen = GF). Welcher dieser Buchstaben jeweils verwendet wird, ist vokabelmäßig festgelegt. Als Anfänger blamiert man sich aber auch nicht, wenn man den falschen Buchstaben verwendet. Die betreffenden Wörter sind vielfach arabische Fremdwörter und werden im Arabischen unterschiedlich ausgesprochen, nicht aber im Dari.

Die Aussprache von Lauten, die mit einem Sternchen * versehen sind, wird weiter unten im Abschnitt „Erklärungsbedürftige Laute“ näher er-läutert.

GF Laut Wortende wortintern Wortanfang
b
p
t
ß*
dsch
tsch
h*
ch*
d (kann nicht nach links
verbunden werden)
z* (kann nicht nach links
verbunden werden)
(kann nicht nach links
verbunden werden)
r* (kann nicht nach links
verbunden werden)
j* (kann nicht nach links
verbunden werden)
sch
’*
gh*
f
q*
k
g
l
m
n
w* (kann nicht nach links
verbunden werden)
y*

erklärungsbedürftige Laute

Manche Buchstaben im Dari entsprechen im Deutschen einer Buchstabenkombination, z. B. sch, dsch, tsch. Es gibt für uns jedoch keine Probleme, diese Kombination auszusprechen, wir müssen uns nur daran gewöhnen, dass im Dari dafür nur ein Buchstabe steht.

Laut Aussprache Beispiel
ß stimmloses „ss“ wie in „wissen“ beßyâr (viel, sehr)
h wird immer gesprochen,ist kein Dehnungszeichen! mehrabân (nett)
der Buchstabe (bzw. ) am Wortende steht jedoch für ein kurzes a châna (Haus)
ch wie in „wach“ (nie weich wie in „ich“) chânom (Frau)
z stimmhaftes „s“ wie in „Rose“ zêbâ (schön)
r gerolltes Zungenspitzen-R rûz (Tag)
j stimmhaft wie in „Journalist“ jâla (Hagel)
Stimmabsatz, ist nur als kurze Unterbrechung im Sprechfluss hörbar ba’d (nach, danach)
gh wie ein weit hinten im Rachen geriebenes „rheinländisches“ R ghezâ (Essen, Speise)
q weit hinten im Rachen gebildetes kehliges „k“ qâschoq (Löffel)
w mit gerundeten Lippen gebildetes „w“ (wie in engl. „water“) waqt (Zeit)
y wie deutsches „j“ in „Jahr“ yâ (oder)

Die Aussprache von gh und q bedarf etwas Übung, denn etwas Vergleichbares gibt es im Deutschen nicht. Das Zungenspitzen-r ist auch so eine Sache: Manche können es, andere lernen es nie, das geht aber auch einigen Afghanen so.

Die Aussprache von ’ ist dagegen für uns kein Problem. Wir kennen diesen Laut im Deutschen nur nicht als eigenen Buchstaben. Aber verdeutlichen Sie sich mal den Unterschied zwischen „verreisen“ und „vereisen“: Beim zweiten Wort machen wir nach dem „r“ auch eine kurze

Pause, und die entspricht genau dem betreffenden Buchstaben im Dari.

Buchstaben, die nicht (nach links) verbunden werden können

Manche Buchstaben können nicht mit dem nachfolgenden (also links davon geschriebenen) Buchstaben verbunden werden. Dort setzt man also wieder neu mit der Anfangsform an, obwohl der Buchstabe im Wortinneren steht. Um deutlich zu machen, dass es kein neuer Wortanfang ist, sollte man den Abstand aber nicht zu groß werden lassen.

Das Wort „Afghanistan“ (afghânestân) besteht im Dari-Schreibsystem aus folgenden Komponenten: kurzes a am Wortanfang (nicht verbunden) + f + gh + langes â im Wortinneren (geschrieben wie kurzes a am Wortanfang, nicht verbunden) + n + (kurzes e im Wortinneren, wird nicht geschrieben) + ß + t + langes â im Wortinneren (nicht verbunden) + n

In der Grundform sieht das dann so aus:
Und mit den richtigen Formen so:
Zusammen geschrieben:

Als zweites praktisches Beispiel der Name der Hauptstadt Kabul (kâbol):

k + langes â im Wortinneren (nicht verbunden) + b + (kurzes o, wird nicht geschrieben) + l

In der Grundform sieht das dann so aus:
Und mit den richtigen Formen so:
Zusammen geschrieben:

Ist doch gar nicht so schwierig, oder? Wer sich tiefer mit der Schrift auseinandersetzen möchte, muss noch ein paar Sonderregeln und Ausnahmen beherzigen. Die wichtigsten stellen wir hier vor. Für den Alltagsgebrauch kann man aber gerne darauf verzichten.

Sonderregeln

Für den ’-Laut gibt es eigentlich zwei Buchstaben, einmal den, den wir oben kennen gelernt haben, und einen anderen, der gar kein richtiger Buchstabe ist und selten vorkommt. Er sieht so aus: , steht aber fast nie allein, sondern „reitet“ auf einem langen Vokal Dieser wird dann nicht als langer Vokal ausgesprochen, weil er ja nur der Trägerbuchstabe ist. Besonders häufig sitzt er auf einem ê, das sieht dann z. B. so aus: e’telâf (Koalition).

Am Ende eines Wortes kommt mitunter die Endung vor, d. h. ein langes â mit zwei parallelen Strichen davor. Das wird aber -an ausgesprochen.

Zum Beispiel: taqriban (ungefähr).

Dann gibt es noch Buchstabenverbindungen, bei denen zwei Buchstaben etwas ungewöhnlich miteinander verbunden werden. In der Handschrift gibt es eine große Anzahl davon. Die wichtigste dieser so genannten Ligaturen ist die (auch im Buchdruck obligatorische) Verbindung lâ von l und . Daraus wird am Wortanfang das Zeichen , während es am Wortende so aussieht: (nicht verbunden). Beispiele: lâla (Tulpe), maßalân (zum Beispiel).

Wer jetzt noch weiter in das Schriftsystem einsteigen möchte, braucht vor allem eines: Übung. Am besten kann man mit einem Muttersprachler üben. Wenn man schon im Land ist, wird man sicherlich Gelegenheit dazu finden. Es gibt aber auch Lehrwerke, die sich stärker mit der Schrift beschäftigen und Übungen und Lesetexte beinhalten. Sehen Sie sich dazu die Literaturhinweise an.

Betonung

Die Betonung ist im Dari nicht ganz regelmäßig, aber auch nicht entscheidend. Eine gute Faustregel ist: alle Wörter außer Tätigkeitswörtern (Verben) werden auf der letzten Silbe betont, Tätigkeitswörter dagegen auf der ersten Silbe.

Noch ein Tipp zur Aussprache: Afghanen sprechen etwas „kräftesparender“ als wir Europäer. Um den typisch afghanischen Tonfall zu treffen, sollte man versuchen, beim Sprechen den Unterkiefer so wenig wie möglich zu bewegen und die Wangenmuskulatur locker zu lassen. Richtig afghanisch wird die Aussprache, wenn man dann noch die Wörter aneinander bindet.

Dari - Wort für Wort (für Afghanistan)

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