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Vom Festgelage in den Hinterhalt
Der Tod Simeons
ОглавлениеFestliche Bankette gehören in der großen Politik zum Alltag. Treffen sich z.B. die Regierungschefs der Europäischen Union, dann ist es für den Gastgeber Ehrensache, seine Kollegen mit dem Besten zu bewirten, was Küche und Weinkeller des Landes zu bieten haben. Das war in der Antike ganz genauso. Aber anders als heute, wo es bei solchen Anlässen im Allgemeinen sehr gesittet – vielleicht sogar etwas steif – zugeht, kam es damals nicht selten zu regelrechten Gelagen, an deren Ende kaum noch jemand nüchtern war. Bei der folgenden Geschichte aus dem 2.Jahrhundert v.Chr. nutzt der Gastgeber diese Situation auf hinterlistige Weise aus.
Nach ihrer Rückkehr aus dem babylonischen Exil lebten die Juden damals zwar wieder in ihrem eigenen Land, sie mussten sich jedoch mit der Vorherrschaft wechselnder Großmächte arrangieren. Zuletzt setzten syrische Herrscher ihnen hart zu. Einigen frommen Juden, den sog. Makkabäern (benannt nach ihrem prominentesten Anführer Judas Makkaba, »der Hammer«), gelang es dann aber, eine weitgehende Selbständigkeit Israels zu erstreiten. Der Makkabäer Simeon konnte sich sogar zum geistlichen und weltlichen Führer seines Volkes aufschwingen. Doch wie es so oft geschieht, rief er damit den Neid und die Missgunst anderer hervor. Sein eigener Schwiegersohn Ptolemäus schreckte nicht davor zurück, nicht nur ihn, sondern auch gleich zwei seiner leiblichen Söhne auszuschalten, um freie Bahn zur Regierungsübernahme zu haben. (1Makkabäer 16,11-22)
Ptolemäus, der Sohn Abubs, war Befehlshaber in der Ebene von Jericho. Er besaß viel Silber und Gold; denn er war der Schwiegersohn des Obersten Priesters. Da wurde er stolz und wollte noch höher hinaus. Er beschloss, die Herrschaft über Judäa an sich zu bringen, und überlegte, wie er Simeon und seine Söhne heimtückisch aus dem Weg schaffen könnte.
Als Simeon die Städte in jenem Gebiet besuchte, um dort nach dem Rechten zu sehen, kam er im 177.Jahr der griechischen Herrschaft im elften Monat – das ist der Monat Schebat – auch nach Jericho. Seine Söhne Judas und Mattatias begleiteten ihn. Der Sohn Abubs empfing sie voller Hinterlist auf der kleinen Festung Dok, die er selbst hatte erbauen lassen, und veranstaltete für sie ein großes Trinkgelage. Zugleich hielt er dort bewaffnete Männer versteckt.
Als Simeon und seine Söhne betrunken waren, ließ Ptolemäus seine Helfershelfer aus ihrem Versteck. Bewaffnet drangen sie in den Speisesaal ein, fielen über Simeon her und machten ihn und seine beiden Söhne und einige aus seinem Gefolge nieder. So beging Ptolemäus gemeinen Verrat und vergalt Gutes mit Bösem.
Ptolemäus schickte dem König einen Brief, gab ihm Bericht und bat darum, ihm Truppen zur Unterstützung zu schicken und ihm die Befehlsgewalt über das jüdische Land und seine Städte zu übertragen. Gleichzeitig schickte Ptolemäus Männer nach Geser, um Johanan umbringen zu lassen. An die Offiziere des jüdischen Heeres schickte er Briefe mit der Aufforderung, sich ihm anzuschließen; er stellte ihnen dafür Silber und Gold und andere Geschenke in Aussicht. Andere Männer schickte er nach Jerusalem, um die Stadt und den Tempelberg zu besetzen.
Es war jedoch schon ein Mann nach Geser vorausgeeilt und hatte Johanan gemeldet, dass man seinen Vater und seine Brüder umgebracht habe und Leute unterwegs seien, die auch ihn töten sollten. Johanan war von dieser Nachricht sehr erschüttert. Aber weil er gewarnt war, konnte er die Männer, die ihn töten sollten, gefangen nehmen und hinrichten lassen.