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Auf Leben und Tod
Nabots Weinberg

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In der folgenden Geschichte ist ein Weinberg Anlass für ein grausames Verbrechen. Ein unbescholtener Bürger Israels wird zum Objekt einer Verschwörung, die er schließlich mit seinem Leben bezahlen muss. Sein Name ist Nabot. Er besitzt einen schönen Weinberg in einer kleinen Stadt namens Jesreel im Herzen des Staates Israel. Das ist soweit nichts Besonderes; außergewöhnlich ist aber die Nachbarschaft: Sein Weinberg grenzt an das Grundstück, auf dem die Winterresidenz von König Ahab liegt. Eigentlich eine gute Nachbarschaft, möchte man meinen, doch gerade sie wird Nabot zum Verhängnis. Ahab würde Nabots Weinberg nämlich nur zu gerne seinem Besitz einverleiben. Nabot will aber nicht verkaufen – als frommer Israelit weiß er, dass der Grund und Boden, den er von seinen Vorfahren geerbt hat, ihm letztlich von Gott selbst geschenkt wurde und sein eigener kleiner Anteil an dem Land ist, das Gott den Israeliten zugesagt hatte. Und dieses Land verkauft man nicht!

Aber Ahab ist nicht zimperlich. Unter dem Einfluss seiner skrupellosen Frau Isebel – einer Intrigantin, wie sie im Buche steht – findet er schließlich doch noch einen Weg, um an Nabots Besitz zu gelangen – ohne Rücksicht auf Verluste. Viel Freude hat er an seiner neuen Besitzung dann jedoch nicht. Aus dem Mund des Propheten Elija kündigt Gott ihm für diese und andere Untaten eine furchtbare Strafe an. (1Könige 21,1b-21.23-25.27-29)

König Ahab von Samaria hatte in der Stadt Jesreel einen Palast. Unmittelbar daneben lag ein Weinberg, der einem Einwohner der Stadt namens Nabot gehörte. Eines Tages sagte der König zu Nabot: »Überlass mir deinen Weinberg! Er grenzt direkt an meinen Palast und wäre gerade der rechte Platz für einen Gemüsegarten. Ich gebe dir dafür einen besseren, oder wenn es dir lieber ist, bezahle ich ihn dir in gutem Geld.«

Aber Nabot erwiderte: »Der HERR bewahre mich davor, dass ich dir den Erbbesitz meiner Vorfahren gebe!«

Der König war verstimmt und zornig, weil Nabot ihm eine solche Antwort gegeben hatte. Er ging in den Palast, legte sich auf sein Bett und drehte sich zur Wand; er rührte keinen Bissen an. Seine Frau Isebel ging zu ihm hinein und fragte: »Warum bist du so verstimmt? Warum isst du nichts?«

Ahab antwortete: »Mehr als einmal habe ich Nabot aus Jesreel zugeredet und gesagt: ›Gib mir deinen Weinberg! Ich bezahle ihn dir, oder wenn es dir lieber ist, gebe ich dir einen andern dafür.‹ Aber er bleibt dabei: ›Meinen Weinberg bekommst du nicht!‹«

Da sagte seine Frau Isebel zu ihm: »Bist nicht du der König im Land? Steh auf, sei wieder vergnügt und lass es dir schmecken! Ich werde dir Nabots Weinberg schon verschaffen.«

Sie schrieb im Namen Ahabs an die Ältesten und die einflussreichen Männer in Jesreel, Nabots Mitbürger, und versah die Briefe mit dem königlichen Siegel. Die Briefe lauteten: »Ruft einen Bußtag aus! Lasst die Bewohner der Stadt zusammenkommen und gebt Nabot einen der vordersten Plätze. Setzt ihm zwei gewissenlose Männer gegenüber, die als Zeugen gegen ihn auftreten und sagen: ›Du hast Gott und dem König geflucht!‹ Dann führt ihn vor die Stadt hinaus und steinigt ihn.«

Die Ältesten der Stadt und die einflussreichen Männer, Nabots Mitbürger, machten alles genau so, wie Isebel es in ihren Briefen verlangt hatte. Sie riefen die Bürger der Stadt zu einer Bußfeier zusammen und ließen Nabot ganz vorne sitzen. Ihm gegenüber saßen die beiden Schurken. Sie standen als Zeugen gegen Nabot auf und erklärten: »Nabot hat Gott und dem König geflucht!« Nabot wurde vor die Stadt hinausgeführt und gesteinigt. Dann ließen die Ältesten der Stadt Isebel melden: »Nabot ist tot, man hat ihn gesteinigt.«

Als Isebel die Nachricht erhielt, sagte sie zu Ahab: »Auf, nimm den Weinberg in Besitz! Dieser Nabot aus Jesreel, der sich geweigert hat, ihn dir zu verkaufen – er lebt nicht mehr, er ist tot!«

Als Ahab hörte, dass Nabot tot war, ging er sofort hinunter, um Nabots Weinberg in Besitz zu nehmen.

Da erging das Wort des HERRN an den Propheten Elija aus Tischbe. Der HERR sagte zu ihm: »Auf, geh zu Ahab, dem König von Israel, der in Samaria regiert! Er ist gerade in den Weinberg Nabots hinuntergegangen, um ihn in Besitz zu nehmen. Sage zu ihm: ›Erst mordest du und dann raubst du! So spricht der HERR: Wo die Hunde das Blut Nabots aufgeleckt haben, dort werden sie auch dein Blut auflecken.‹«

Als Ahab den Propheten kommen sah, rief er ihm entgegen: »Hast du mich gefunden, mein Feind?«

Elija erwiderte: »Ja, ich habe dich ertappt! Du hast dich dazu anstiften lassen, zu tun, was dem HERRN missfällt. Darum lässt er dir sagen: ›Ich werde dich und deine Familie ins Unglück stürzen. Du selbst musst sterben, und alle deine männlichen Nachkommen werde ich ausrotten, die mündigen wie die unmündigen.‹ Der Königin Isebel aber lässt der HERR sagen: An der Stadtmauer von Jesreel werden die Hunde ihren Leichnam fressen. Wer von deiner Familie in der Stadt stirbt, den fressen die Hunde, und wer auf dem freien Feld stirbt, den fressen die Geier.«

In der Tat gab es keinen, der so bereitwillig wie Ahab tat, was dem HERRN missfällt. Seine Frau Isebel hatte ihn dazu verleitet.

Als Elija zu Ende gesprochen hatte, zerriss Ahab vor Entsetzen sein Gewand. Er zog den Sack an, trug ihn auf der bloßen Haut und legte ihn selbst zum Schlafen nicht ab. Bedrückt ging er umher und wollte kein Essen anrühren.

Da erging das Wort des HERRN an den Propheten Elija, er sagte: »Hast du bemerkt, dass Ahab sich vor mir gebeugt hat? Weil er das getan hat, lasse ich das Unheil noch nicht zu seinen Lebzeiten über seine Familie hereinbrechen, sondern erst wenn sein Sohn König ist.«

Gute Tropfen und rauschende Feste

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