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1. Misterioso Auftakt für alle – geheimnisvoll

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Von wessen Identität reden wir? Das ist gar nicht so leicht zu sagen, denn Identität ist überall; die Identität

der Geflüchteten, Europas, der Nato, des erwählten Volkes, neuer Stämme, der Gruppe, deiner Zellen, von Glutamatrezeptoren, der verdächtigen Substanz, des Asylbewerbers, von Cottbus, der Rechtsordnung, der SPD, unserer Wurzeln, des Stadtzentrums, der Landschaft, der Katalanen, der ungarischen Verfassung, von Leonardo da Vincis Mutter, des Überlebenden, Graubündens, von Molière, der westlichen Zivilisation, der Zhiqing, …

Die Liste ließe sich beliebig verlängern und mit einer zweiten, ebenfalls offenen Liste von Attributen ergänzen, die verdeutlichen, um was für eine Identität es sich handelt:

etwa eine additive, grundlegende, kollektive, kulturelle, dissoziative, fiktive, sprachliche, multiple, neuronale, moralische, digitale, politische, genetische, sexuelle, religiöse, soziale, nationale, rassische, ethnische, berufliche, territoriale, ererbte, verlorene, vorgetäuschte, wahre, …

Auch diese Liste ist unvollständig. Wer im Internet nach irgendetwas ohne Identität sucht, hat einen schweren Stand. Das ist zwar insofern nicht überraschend, als jedes Ding und jede Person trivialerweise mit sich selbst identisch ist; überraschend ist aber, dass das der Rede wert sein sollte. Im Zeitalter des Konsumismus kauft man für den Winter nicht Mantel und Schuhe, sondern solche der Marke XY. Alles kommt auf die Wiedererkennbarkeit des Produkts an, auf seine Identität. Und da praktisch alles Handelsware und alles eine Marke sein kann, gibt es nichts mehr ohne Identität. Die beherrschende Stellung des Marktes in hochentwickelten Gesellschaften erklärt einen Aspekt der Allgegenwart der Identität. Andere kommen hinzu.

Seine Identität kann man suchen, finden, verlieren, ändern oder neu erfinden. Man kann sie mit Gleichgesinnten hochhalten und feiern. Sie kann einem unterstellt, zugewiesen, eintätowiert oder gestohlen werden – aber kaum gestohlen bleiben. Denn was ist man schon ohne Identität? Wo jeder seine Haut zum Markte trägt (und darauf achten muss, welche Farbe sie hat); wo City Branding und Nation Branding an der Tagesordnung sind; wo das Menü im Restaurant ein Wegweiser zur kulinarischen Identität ist; wo der Haar-Stylist verkündet, dass »wie Sie mit Ihrem Haar umgehen, nichts Triviales, da Teil Ihrer Identität ist«; wo bei Sportveranstaltungen die Identität nicht der Sportler, sondern der Zuschauer auf dem Spiel steht; da kommt keiner an Identität vorbei.

Manche, die sich für persönliche oder politische Zwecke auf Identität berufen, kümmert es dabei wenig, ob es um die Identität eines Individuums, einer Gruppe, einer Nation, eines Kontinents oder einer Religionsgemeinschaft geht. Identität ist zu einem proteischen Begriff geworden, der für vieles herhalten muss, auf individueller und auf kollektiver Ebene. Im Folgenden sollen seine meist-thematisierten Seiten erörtert und dabei der ideologische Hintergrund ausgeleuchtet werden, vor dem Identität zu einem Fixpunkt unserer Zeit geworden ist. Ausgehend vom Individuum betrachten wir nacheinander verschiedene seiner Eigenschaften, die es mit anderen teilt. Geschlecht, Rasse, Nation, Kultur, Klasse und Sprache sind diejenigen, die in der Moderne am prägnantesten mit Identität assoziiert sind und für Identität in Anspruch genommen werden.

Ich, wir und die Anderen

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