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»Ja, was hättest du denn tun sollen?«, fragte Uhlmann. »Konntest ja nicht einfach abhauen.«

Tauner wunderte sich über den unerwarteten Zuspruch. Der Montag war jung und roch nach Kaffee im Büro. Den Sonntag hatte er damit verbracht, seinen Kindern nachzutelefonieren, die allesamt beleidigt waren.

Pia war nicht ganz einverstanden. »Du hättest wenigstens mal kurz nach draußen gehen können, um ihnen zu sagen, dass es länger dauern wird. Oder anrufen.«

Uhlmann wedelte den Einwurf fort. »Wenn er doch zu tun hatte, du weißt selbst, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man Stress hat. Die sollen sich nicht so haben, immerhin ist da gerade eine Frau gestorben. Eigentlich sollten sie stolz auf ihren Vater sein, weil er versucht hat, sie zu retten.«

Tauner konnte seinen erstaunten Blick nicht von seinem Kollegen losreißen. Diese Gemengelage gab es nicht oft, dass beide Kommissare mit einer Stimme gegen Pia sprachen. Es war ihm suspekt. Uhlmann war sonst prinzipiell gegen Tauner. »In dem Moment«, murmelte er, »habe ich sie total vergessen.«

Pia seufzte hörbar. Wenn man sie ließe, würde sie mit einer riesigen Tube Leim die Familie Tauner zusammenkleben. Bei Falk hinterließ Pias Verhalten immer das fade Gefühl, als hielte sie ihn für nicht reif genug, um für sich selbst entscheiden zu können. Er kostete von seinem Kaffee, der bitter schmeckte. Genauso bitter wie der Gedanke, dass Pia vollkommen recht hatte. Doch was hätte er diesmal anders machen können? Nichts!

Pia hatte sogleich den toten Punkt erkannt, an dem dieses Gespräch angelangt war, und wechselte das Thema. »In der Zeitung haben sie geschrieben, die Orang-Utans würden falsch gehalten und dass am Sonntag 30 Prozent mehr Besucher in den Zoo kamen. Ob sie den Affen jetzt einschläfern?«

Tauner schüttelte den Kopf. »So etwas machen die heutzutage nicht mehr. Das war ein Unfall, und die Pflegerin war selbst dran schuld. Der Fall ist bei Staatsanwältin Diekmann-Wachte angekommen und die hat ihn gleich geschlossen. Die Doktor Rensing hat im Prinzip alles bestätigt.«

»Im Prinzip?«, fragte Uhlmann.

Tauner nickte in sich rein. »Sie hat alles bestätigt. Die Frau ist von dem Affen regelrecht erwürgt worden. Er hat ihr nicht nur die Luft, sondern auch die Blutzufuhr zum Gehirn abgeschnitten. Wie lang das Ganze ging, versuchen unsere Leute herauszufinden. Einige Besucher sagen, es hat schon zehn Minuten gedauert, ehe ich eingeschritten bin. Die hätte wahrscheinlich keiner mehr retten können. Letztlich ist das jetzt Sache der Berufsgenossenschaft, alles aufzuklären. Die Rensing lässt im Labor die Blutproben auswerten, ich denke, das wird es dann auch gewesen sein. Wieso denn eigentlich zwei Kinder?« Der letzte Gedanke war Tauner gerade eben erst gekommen.

Dementsprechend machte Pia eine erstaunte Miene.

»Die Weigelt, die Tote, die war doch schon 50 oder so.«

Pia schlug die Zeitung auf und überflog die Zeilen. »Zwei Kinder, steht hier. Vielleicht sind die schon erwachsen. Vielleicht hat sie auch erst spät angefangen.«

»Vielleicht hat die Zeitung keine Ahnung«, mischte sich Uhlmann ein. Dann kam auch ihm ein Gedanke. »Ich hab übrigens heut Morgen einen neuen ›Tag‹ entdeckt, direkt vor unserer Haustür.«

Tauner starrte seinen Kollegen eine Weile an und hoffte, der Aha-Effekt setze bei ihm ein, doch Uhlmann wurde die Zeit zu lang. »Dein Sprayer! Der hat wieder zugeschlagen. Direkt hier unten am Stromkasten. Wenn du aus dem Fenster siehst, rechts. Die aus der Abteilung Graffiti sagen, der Typ wäre einer der ganz Fleißigen. Lässt fast jeden Tag einen stehen. Vorausgesetzt, es ist immer derselbe.«

Tauner zuckte unwillkürlich mit den Achseln. »Was hat er denn davon? Wie ein Köter, der alle Ecken anpinkelt.«

Uhlmann zwinkerte bestätigend. »Ganz genau das ist es auch. Er hat auch schon zwei große Graffiti abgesetzt, beide an S-Bahn Waggons, das bringt in den einschlägigen Kreisen den meisten Ruhm. Auf einem Abstellgleis beim Hauptbahnhof, dort, wo Polizei und Wachschutz patrouilliert.«

»Und, glaubst du, er hat das mit Absicht gemacht. Also wegen mir?«

»Na klar. Du kannst mich mal, soll das heißen.« Uhlmann lachte und machte sich über ein Brötchen her.

Revierkampf

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