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Vorwort

Alle Autoren kennen diesen Typen: Eines Tages steht er, ein »Manuskript« unterm Arm, mit flackerndem Blick vor deiner Tür.

Bevor du denken kannst Wieso rücken diese Beknackten immer mir auf die Pelle? Warum nerven sie nicht mal Uwe Anton? sitzt er schon in deinem Bureau, schlappt deinen Kaffee, pafft dir die Bude voll, knallt das »Manuskript« aufn Tisch und fordert dich auf, den sechshundert Seiten umfassenden ersten Band seiner gerade im Entstehen befindlichen Roman-Tetralogie zu lesen.

Das, Alter, ist der Augenblick, in dem du den Tag verwünschst, an dem du dem ersten Clown in den Sattel geholfen hast, der heute Bestseller schreibt und so tut, als hätte er noch nie von dir gehört.

Ja, alle Autoren kennen diesen Typen: Er ist von dem Wahn besessen, Schriftsteller zu werden – obwohl er Triumph mit »pf«, Standard standardmäßig mit »t« schreibt und nicht weiß, welchen Zweck Bindestriche erfüllen und dass man Eigennamen nicht dekliniert.

Er ist doof wie ein Meter Feldweg, schreibt pausenlos Sätze wie »Ich war sichtlich irritiert« und lässt Figuren in der dritten Person über sich selbst nachsinnen (Er hätte in der Grundschule besser aufpassen sollen, dachte er). Dass seine Figuren sich in einer Sprache unterhalten, die im wirklichen Leben gar nicht vorkommt, hat folgenden Grund: Seine Inspirationen entstammen TV-Serien, die von gemeinen amerikanischen Schwachmaten geschrieben und von stiltauben deutschen Schwachmaten »übersetzt« werden. Zum Beispiel so:

EDDIE: Möchtest du noch ein Bier?

FREDDIE: Nicht wirklich.

Dieser Typ hat nix Originelles drauf. Er ist wie zehntausend andere – kein bissken kreativ. Er käut nur wieder. Er traut sich nix. Seine Charaktere sind Pappcharaktere. Er weiß nicht, was Neologismen sind, und würde sie nicht mal erkennen, wenn sie an seinem Schniedel nuckeln. Er hat keinen Klassiker gelesen. Bradbury hält er bestenfalls für Schokolade. Trotzdem ist er davon überzeugt, dass er die SF erfunden hat. Und überhaupt: Sind nicht Lektoren für Kommata zuständig?

Ja, ja, wir kennen diese Typen. Wenn sie mit ihrem »Manuskript« vor der Tür stehen, geht jeder Autor, der was auf sich hält, sofort stiften.

Aber, du ahnst es schon: Frank Hebben gehört nicht dazu! Dieser Typ hat was auf dem Kasten! Er hat Witz. Er ist geistreich. Er hat ausgeflippte Ideen. Er ist zuverlässig. Er ist ein fleißiger Arbeiter. Er sieht teuflisch gut aus. [Momentan errötet er bis unter die Haarwurzeln.] Er hat eine Braut, der ich, wäre ich nicht anderweitig gebunden, sofort den Hof machen würde. Ich wette, er kommt noch mal groß raus. Im Gegensatz zu vielen Krampen, die in unserem Lande Bestseller schreiben, hat er es verdient.

Neulich traf ich in einer der Gossen, die wir SF-Autoren so frequentieren, meinen lieben Freund Michael, der die Stirn hatte, mir Folgendes ins Gesicht zu sagen: »Wennu dir ’n bissken anstrengen tust, könnte aus disch irschendwann eventuell auch mal ’n Frank Hebben werden.« *)

Danach lasset uns alle streben. Woll, Horsti?

Ronald M. Hahn

Wuppertal, am 7. 1. 2008

*) Woran man erkennen kann, welche Lektoratsarbeit diese SF-Preise abstaubenden Kanaillen ihren Lektoren wirklich machen.

Prothesengötter

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